Crandallit
Crandallit | |
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Büschel aus nadeligem Crandallit aus dem Moculta Phosphat-Steinbruch, Angaston, South Australia (Größe: 3,2 × 2,4 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1999 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Cdl[2] |
Andere Namen | |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate – Wasserfreie Phosphate mit fremden Anionen |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VII/B.15 VII/B.36-010 8.BL.10 42.07.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal (pseudokubisch) |
Kristallklasse; Symbol | ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m[5] |
Raumgruppe | R3m (Nr. 166)[4] |
Gitterparameter | a = 7,01 Å; c = 16,19 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 3[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5[6] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,78 bis 3,04; berechnet: 3,00[7] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {0001}[6] |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde[7] |
Farbe | weiß, grau, gelb, blassrot[8] |
Strichfarbe | weiß[6] |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz bis matt[6] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,613 bis 1,618[7] nε = 1,622 bis 1,632[7] |
Doppelbrechung | δ = 0,009[7] |
Optischer Charakter | einachsig positiv[7] |
Crandallit ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CaAl3[(OH)6|PO3(OH)|PO4] [8] und entwickelt meist körnige bis massige Aggregate, selten aber auch dünne, faserige Kristalle von oftmals mehr als drei Millimetern Größe[8] in weißer, grauer, blassroter oder gelber Farbe.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1869 wurde das Mineral von B. Kosmann in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft (Berlin: 21: 799) beschrieben, allerdings unter dem Namen "Kalkwavellit"[7] im Kapitel „Der Apatit von Offheim und der Kalkwavellit von Ahlbach und Dehrn“[9]. Wissenschaftlich beschrieben unter seinem anerkannten Namen wurde das Mineral aber erst 1917 durch Gerald Francis Loughlin (1880–1946)[10] und Waldemar Theodore Schaller, die es nach dem amerikanischen Ingenieur Milan L. Crandall Jr. benannten.
Als Typlokalität gilt die Brooklyn Mine bei Silver City im Juab County des US-Bundesstaates Utah.[11]
Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung des National Museum of Natural History (NMNH) unter der Katalog-Nr. R05641 aufbewahrt.[12][13]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Crandallit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er als Namensgeber die „Crandallit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/B.15 und den weiteren Mitgliedern Dussertit, den hier noch als ein Mineral geltenden Florencit, Gorceixit, Goyazit (Lusungit), Plumbogummit und Waylandit bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.36-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Crandallit zusammen mit Arsenocrandallit, Arsenoflorencit-(Ce), Arsenoflorencit-(La), Arsenoflorencit-(Nd), Arsenogorceixit, Arsenogoyazit, Arsenowaylandit, Benauit, Dussertit, Eylettersit, Florencit-(Ce), Florencit-(La), Florencit-(Nd), Florencit-(Sm), Galloplumbogummit, Gorceixit, Goyazit, Graulichit-(Ce), Kintoreit, Kolitschit, Pattersonit, Philipsbornit, Plumbogummit, Segnitit, Springcreekit, Waylandit, Weilerit und Zaïrit die „Crandallit-Gruppe“ (VII/B.36) bildet.[8]
Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[14] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Crandallit in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen(OH usw.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 3 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Arsenocrandallit, Arsenogorceixit, Arsenogoyazit, Benauit, Dussertit, Gorceixit, Goyazit, Kintoreit, Philipsbornit, Plumbogummit, Segnitit und Springcreekit ebenfalls die „Crandallitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BL.10 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Crandallit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Auch hier ist er namensgebend in der „Crandalitgruppe“ mit der System-Nr. 42.07.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Crandallit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166) mit den Gitterparametern a = 7,01 Å und c = 16,19 Å sowie drei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Varietäten und Modifikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eylettersit (auch Th-crandallit[3]) ist eine Crandallit-Varietät mit Fremdbeimengungen an Thorium, die unter UV-Licht fluoresziert.[15]
- Viseit (auch Viséit) ist eine siliciumhaltige Varietät von Crandallit.[3]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Crandallit bildet sich in verwitterten phosphat- und aluminiumhaltigen Sedimenten und Sedimentgesteinen sowie in Karbonatiten. Begleitminerale sind unter anderem Fluorapatit, Hydroxylherderit und Quarz.
Als relativ selten vorkommende Mineralbildung kann Crandallit an verschiedenen Orten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 330 Fundstätten für Crandallit dokumentiert (Stand: 2022).[16] Außer an seiner Typlokalität in der Brooklyn Mine bei Silver City trat das Mineral in Utah noch am Utahlite Hill, in den östlichen Tintic Mountains, den Stansbury Mountains und bei Fairfield auf.
In Deutschland konnte Crandallit bisher unter anderem in der Grube Clara bei Oberwolfach und im Bergrevier Neubulach in Baden-Württemberg, an mehreren Stellen im Landkreis Amberg-Sulzbach und in einem Quarzitbruch bei Hemsbach (Mömbris) in Bayern, in den Gruben „Gutglück“ bei Braunfels, „Rotläufchen“ bei Waldgirmes und „Mark“ bei Essershausen im hessischen Bezirk Gießen, im Steinbruch Föckinghausen bei Bestwig, am Hardtkopf bei Linnepe und in der Grube David bei Warstein in Nordrhein-Westfalen, bei Emmerichswalde und in der Gemeinde Muldenhammer in Sachsen sowie in der ehemaligen Absetzerhalde des Uranerzreviers Ronneburg in Thüringen gefunden werden.
In Österreich fand sich Crandallit an mehreren Fundstätten in Kärnten (Millstätter See, Ratteingraben, Wolfsberg), Niederösterreich (Eibenstein an der Thaya, Gasteil, Mühldorf), bei Mittersill in Salzburg und im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag der Steiermark.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Angola, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Burundi, Chile, China, Finnland, Frankreich, Gabun, Griechenland, Guatemala, Irland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Demokratische Republik Kongo, Kosovo, Mexiko, Namibia, den Niederlanden, in Nigeria, Peru, Polen, Portugal, Ruanda, Rumänien, Russland, Schweden, Senegal, Serbien, Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Sudan, Südafrika, Tadschikistan, Togo, Tschechien, Uganda, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (England, Wales) und weiteren Staaten in den USA.[17]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- G. F. Loughlin, W. T. Schaller: Crandallite, a new mineral. In: American Journal of Science. Band 43, 1917, S. 69–74 (englisch, rruff.info [PDF; 307 kB]).
- S. G. Gordon: New minerals. In: American Mineralogist. Band 2, 1917, S. 41–42 (englisch, rruff.info [PDF; 140 kB]).
- Alice M. Blount: The crystal structure of crandallite. In: American Mineralogist. Band 59, 1974, S. 41–47 (englisch, rruff.info [PDF; 708 kB]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Crandallit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Crandallite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Crandallite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e P. Bayliss, Uwe Kolitsch, Ernest H. Nickel, A. Pring: Alunite supergroup: recommended nomenclature. In: Mineralogical Magazine. Band 74, 2010, S. 919–927 (englisch, rruff.info [PDF; 216 kB; abgerufen am 1. Mai 2022]).
- ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 462 (englisch).
- ↑ David Barthelmy: Crandallite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 29. April 2022 (englisch).
- ↑ a b c d Crandallite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 1. Mai 2022]).
- ↑ a b c d e f g Crandallite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 29. April 2022 (englisch).
- ↑ a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6.
- ↑ Fr. Wenckenbach: Uebersicht über die in Nassau aufgefundenen einfachen Mineralien. In: C. L. Kirschbaum (Hrsg.): Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrgang 31 und 32. Julius Niedner, Verlagshandlung, Wiesbaden 1878, S. 150 u. 151 (online verfügbar bei archive.org – Internet Archive [abgerufen am 29. April 2022] zitiertes Werk von B. Kosmann: Der Apatit von Offheim und der Kalkwavellit von Ahlbach und Dehrn (1867/68, S. 417–428)).
- ↑ Wilbur S. Burbank: Memorial of Gerald Francis Loughlin. In: American Mineralogist. Band 32, Nr. 3–4, 1947, S. 173–180 (englisch, minsocam.org [PDF; 557 kB; abgerufen am 1. Mai 2022]).
- ↑ Typlokalität Brooklyn Mine beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 1. Mai 2022.
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – C. (PDF 312 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 1. Mai 2022.
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 1. Mai 2022.
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 634 (Erstausgabe: 1891).
- ↑ Crandallite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 29. April 2022 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Crandallit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 29. April 2022.