Barbosalith
Barbosalith | |
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Schwarzer, mikrokristalliner Barbosalith mit Einschlüssen von rötlichen Phosphosideritkristallen aus der „Bull Moose Mine“ bei Custer, South Dakota, USA | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Bsa[1] |
Chemische Formel | Fe2+Fe23+[(OH)2|(PO4)2][2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VII/B.08 VII/B.08-040 8.BB.40 41.10.01.04 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch 2/m[3] |
Raumgruppe (Nr.) | P21/c[2] (Nr. 14) |
Gitterparameter | a = 7,25 Å; b = 7,46 Å; c = 7,49 Å β = 120,2°[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,60 bis 3,62; berechnet: 3,71[4] |
Spaltbarkeit | fehlt |
Bruch; Tenazität | muschelig; spröde |
Farbe | dunkelblau, blaugrün, grünlichschwarz, schwarz |
Strichfarbe | dunkelblau |
Transparenz | durchscheinend bis fast undurchsichtig |
Glanz | Glasglanz bis erdig matt |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,760 bis 1,780 nβ = 1,770 bis 1,810 nγ = 1,835 bis 1,840[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,075[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 64 bis 70°[5] |
Pleochroismus | sichtbar: X = Y = dunkelblaugrün; Z = dunkelolivgrün[5] |
Barbosalith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+Fe23+[(OH)2|(PO4)2][2] und stellt damit das Eisen-Analogon des Scorzalith (Fe2+Al2[(OH)2|(PO4)2][2]) dar.
Barbosalith ist durchscheinend bis fast undurchsichtig und entwickelt meist nur mikrokristalline Mineral-Aggregate oder krustige Überzüge, selten aber auch stämmige, prismatische und pseudotetragonale oder -kubische Kristalle bis etwa 0,25 mm Größe von dunkelblauer, blaugrüner, grünlichschwarzer oder schwarzer Farbe bei dunkelblauer Strichfarbe.
Besondere Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem geschlossenen Rohr gibt Barbosalith Wasser ab. Gegen Säuren ist das Mineral relativ beständig, das heißt in heißer, verdünnter Salzsäure (HCl) löst es sich nur langsam und in verdünnter Salpetersäure (HNO3) gar nicht. Mit alkalischen Lösungen reagiert Barbosalith ebenfalls nur langsam, nur von der so genannten Clerici-Lösung, einem Fluid zur Dichtemessung von Mineralen, wird er angegriffen.[6]
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Barbosalith wurde erstmals in der „Sapucaia Mine“ bei Sapucaia do Norte (Galiléia) im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais und 1955 beschrieben von Marie Luise Lindberg (-Smith, * 1918)[7] und William Thomas Pecora (1913–1972)[8], die das Mineral nach dem brasilianischen Geologen Aluízio Licínio de Miranda Barbosa (* 1916) benannten.[4]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Barbosalith zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Hentschelit, Lazulith, Lipscombit, Scorzalith, Richellit, Trolleit, Wilhelmkleinit und Zinklipscombit die „Lazulith-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.08 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Barbosalith ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≤ 1 : 1“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Hentschelit, Lazulith, Scorzalith und Wilhelmkleinit die nach wie vor existierende „Lazulithgruppe“ mit der System-Nr. 8.BB.40 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Barbosalith in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Lazulith, Scorzalith und Hentschelit in der „Lazulithgruppe“ mit der System-Nr. 41.10.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A2+B2+)3(XO4)2Zq“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verbindung Fe2+Fe23+[(OH)2|(PO4)2] ist dimorph, kommt also in der Natur neben dem monoklin kristallisierenden Barbosalith noch als tetragonal kristallisierender Lipscombit vor.[4]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Barbosalith ist ein Sekundärmineral und bildet sich aus primären Phosphaten durch Oxidation und Anlagerung von Hydroxidionen in komplexen granitischen Pegmatiten, wo er sich meist in Paragenese mit Tavorit, aber auch mit Hureaulith, Heterosit, Triphylin, Vivianit, Roscherit und Rockbridgeit findet.
Als seltene Mineralbildung konnte Barbosalith nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 40 Fundorte als bekannt gelten.[9] Neben seiner Typlokalität „Sapucaia Mine“ in Galiléia trat das Mineral in Brasilien noch in den Gemeinden Água Boa, Conselheiro Pena und Mendes Pimentel in Minas Gerais sowie bei Pedra Lavrada in Paraíba auf.
In Deutschland wurde Barbosalith bisher nur im Oberpfälzer Wald, genauer am Kreuzberg bei Pleystein, in der „Grube Cornelia“ bei Hagendorf (Weidhaus) und im Pegmatit-Aufschluss nahe Althütte (Waldmünchen) in Bayern gefunden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Frankreich, Madagaskar, Marokko, Namibia, Portugal, Ruanda, Spanien, Südafrika, Tschechien, im Vereinigten Königreich (UK) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[10]
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Barbosalith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 7,25 Å; b = 7,46 Å; c = 7,49 Å und β = 120,2° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- M. L. Lindberg, W. T. Pecora: Tavorite and Barbosalite, two new phosphate minerals from Minas Gerais, Brazil, In: American Mineralogist. Band 40 (1955), S. 952–966 (englisch, PDF 989,8 kB; Detailbeschreibung Barbosalith ab S. 5 der PDF-Datei)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mineralienatlas:Barbosalith (Wiki)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 445.
- ↑ Webmineral - Barbosalite (englisch)
- ↑ a b c Barbosalite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,4 kB)
- ↑ a b c d Mindat - Barbosalite (englisch)
- ↑ M. L. Lindberg, W. T. Pecora: Tavorite and Barbosalite, two new phosphate minerals from Minas Gerais, Brazil, In: American Mineralogist. Band 40 (1955), S. 959 (englisch, PDF 989,8 kB; S. 8)
- ↑ Daniel Atencio, José M. V. Coutinho, Stefan Graeser, Paulo A. Matioli, Luiz A. D. Menezes Filho: Lindbergite, a new Mn oxalate dihydrate from Boca Rica mine, Galiléia, Minas Gerais, Brazil, and other occurrences. In: American Mineralogist. 2004, Band 89, S. 1087–1091 (PDF 1,4 MB)
- ↑ Charles A. Anderson: William Thomas Pecora 1913-1972, National Academy of Sciences, Washington D. C. 1975 (PDF)
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Barbosalith
- ↑ Fundortliste für Barbosalith beim Mineralienatlas und bei Mindat