Das tonale Zentrum ist der harmonische Fluchtpunkt oder Gravitationspunkt eines Musikstückes. Um dieses Zentrum kreisen die übrigen Harmonien, indem sie durch Entfernung und Annäherung Spannung aufbauen oder lösen.

In einfachen Liedern ist das tonale Zentrum identisch mit der Grundtonart, meist wechselt aber das Zentrum durch Modulation für kurze oder längere Abschnitte bzw. für ganze Formteile der Komposition, ohne dass sich die Grundtonart ändert. Ein klassisches Beispiel für solch eine nachhaltige Änderung des Zentrums ist die Sonatenhauptsatzform. Begibt sich ein Stück in ein anderes Zentrum, so gelten sämtliche Regeln über Spannungen der Harmonien in Bezug auf dieses Zentrum.

Die üblichste Modulation ist die in die sehr verwandte Dominante. Im Vergleich zu anderen, komplexeren Beziehungen ist sie eher trivial. Spätestens in der Romantik entwickelten sich viel weiterreichende Schritte, die von mediantischen bis zu chromatischen Verhältnissen reichen. Da sich auch diese Mittel abzunutzen begannen, ersann man immer neue Möglichkeiten bis hin zur Auflösung der Tonalität, um den ästhetischen Reiz von Fremdheit und Entfernung (Spannung) dennoch nutzen zu können. (Vielzitierter „Meilenstein“ ist bereits Wagners Tristan und Isolde.)

Literatur

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  • Diether de la Motte: Harmonielehre (= dtv 30166). Gemeinschaftliche Original-Ausgabe, 13. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag u. a., München u. a. 2004, ISBN 3-423-30166-X.
  • Erich Wolf: Die Musikausbildung. Band 2: Harmonielehre. Akkordlehre, harmonische Funktionen, Modulationen, Harmonisierungstechnik, musikalischer Satz, Harmonieanalysen, Übungen. 6. Auflage. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1992, ISBN 3-7651-0061-7.
  • Hermann Grabner: Handbuch der funktionellen Harmonielehre. 2 Bände. Hesse, Berlin-Halensee u. a. 1944;
    • Band 1: Lehrbuch (= Hesses Handbücher der Musik. 15, ZDB-ID 777229-4);
    • Band 2: Aufgabenbuch (= Hesses Handbücher der Musik. 25).
  • Hanno Hussong: Untersuchungen zu praktischen Harmonielehren seit 1945. dissertation.de, Berlin 2005, ISBN 3-89825-931-5 (Zugleich: Saarbrücken, Universität, Dissertation, 2004. Als Manuskript gedruckt).
  • Wilhelm Maler: Beitrag zur durmolltonalen Harmonielehre. Band 1: Lehrbuch. 13. Auflage. Leuckart, München u. a. 1984, ISBN 3-920587-00-6.
  • Wolf Burbat: Die Harmonik des Jazz (= dtv 30140). 5. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag u. a., München u. a. 1998, ISBN 3-423-30140-6.
  • Richard Graf, Barrie Nettles: Die Akkord-Skalen-Theorie & Jazz-Harmonik. Advance Music, Rottenburg/N. 1997, ISBN 3-89221-055-1.
  • Benedikt Stegemann: Theorie der Tonalität (= Taschenbücher zur Musikwissenschaft. 162). Noetzel, Wilhelmshaven 2013, ISBN 978-3-7959-0962-8.

Siehe auch

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