Thegan
Thegan (* vor 800; † 20. März zwischen 849 und 852; auch Theganbert oder Degan, latinisiert Theganbertus) war ein fränkischer Geistlicher und Biograf Ludwigs des Frommen.
Leben
BearbeitenThegan (althochdeutsch „Streiter“) oder auch Theganbert (althochdeutsch „der berühmte Streiter“) stammte aus einem vornehmen fränkischen Geschlecht und erhielt seine Ausbildung zum Kleriker vermutlich in Lorsch. Anschließend, nicht vor 814, war er Chorbischof in Trier und spätestens 842 Propst des Cassius-Stifts in Bonn. 848 letztmals erwähnt, erscheint in einer Urkunde für das Bonner Stift vom 1. Juli 853 Rutgar anstelle von Thegan als Propst; daraus schließt man, dass Thegan zwischen 849 und 852 verstorben ist. Sein Todestag, der 20. März, wird im ältesten Nekrolog des Klosters St. Maximin bei Trier überliefert.
Werk
Bearbeiten835/37 verfasste Thegan eine Biografie Kaiser Ludwigs des Frommen, die Gesta Hludowici („Die Taten Ludwigs“). Die Darstellung reicht bis zum Sommer 835. Ein anonymer Fortsetzer, wohl aus dem Stift St. Kastor in Koblenz, ergänzte die Jahre 836 und 837.
Auf schriftliche Quellen hat sich Thegan kaum gestützt, sondern vor allem auf Augenzeugenberichte befreundeter Äbte (Adalung von Lorsch, Grimald von Weißenburg, Markward von Prüm). Außerdem kannte Thegan Einhards Vita Karoli und orientierte sich bei der Gestaltung seines Werkes an ihr, konnte aber deren literarische Qualität nicht erreichen.
Thegans Gesta Hludowici sind passagenweise bewusst parteiisch. Thegan war tief empört über die Absetzung des nach seinem Verständnis von Gott eingesetzten Kaisers Ludwigs des Frommen. Daher ist es das Hauptmotiv seines Werkes, Ludwig – der bei Abfassung der Biografie noch regierte – gegen seine Kritiker zu verteidigen. Außerdem übt Thegan scharfe Kritik an den Geistlichen, die an der Absetzung Ludwigs beteiligt waren, vor allem Erzbischof Ebo von Reims. Der war zwar im Frühjahr 835 bereits seines Amtes enthoben worden, es bestand aber noch die Möglichkeit seiner Rückkehr auf den Erzbischofsstuhl von Reims, und dies versuchte Thegan mit dem Nachweis von Ebos Unwürdigkeit zu verhindern.
In den nicht tendenziösen Passagen wird der Quellenwert von Thegans Ludwigsbiografie sehr hoch eingeschätzt. So haben Thegans Gesta Hludowici auch das Bild Ludwigs des Frommen bis heute stark geprägt. Bereits der berühmte Reichenauer Abt Walahfrid Strabo teilte 840/49 Thegans Gesta Hludowici in Kapitel ein und verfasste ein kurzes Vorwort, in dem er sich von Thegans hitziger Polemik und seinem uneleganten Latein distanzierte, das Werk aber sonst als wertvoll einstufte.
Ausgabe
Bearbeiten- Ernst Tremp (Hrsg.): Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 64: Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs (Gesta Hludowici imperatoris). Astronomus, Das Leben Kaiser Ludwigs (Vita Hludowici imperatoris). Hannover 1995 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
- Reinhold Rau (Übers.): Thegan Leben Kaiser Ludwigs. In: Reinhold Rau (Hrsg.): Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Erster Teil (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 5). Darmstadt 1974, S. 216–253.
Literatur
Bearbeiten- Johannes Bernwieser: Thegan. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 86 (Digitalisat).
- Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Band 1: Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung. Fink, München 1975, ISBN 3-7705-1113-1, S. 394–396.
- Heinz Löwe: Die Karolinger vom Tode Karls des Großen bis zum Vertrag von Verdun (= Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vorzeit und Karolinger. Bd. 3). Böhlaus Nachfolger, Weimar 1957, S. 332–335.
- Thomas Meyer: Thegan. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 1470–1473 .
- Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. Bouvier Verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03159-2.
- Matthias M. Tischler: Einharts Vita Karoli. Studien zur Entstehung, Überlieferung und Rezeption (= Schriften der Monumenta Germaniae Historica. Bd. 48). 2 Bände. Hahn, Hannover 2001, ISBN 3-7752-5448-X (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 1998: Einhardus redivivus.), (Zur handschriftlichen Überlieferung im Verbund mit der Vita Karoli Magni).
- Ernst Tremp: Studien zu den Gesta Hludowici imperatoris des Trierer Chorbischofs Thegan (= Schriften der Monumenta Germaniae Historica. Bd. 32). Hahn, Hannover 1988, ISBN 3-7752-5154-5 (Zugleich: Fribourg, Univ., Habil.-Schr., 1986/87).
- Alexander Weihs: Pietas und Herrschaft. Das Bild Ludwigs des Frommen in den Vitae Hludowici, Münster 2004, ISBN 3-8258-7450-8.
- Wilhelm Wattenbach: Thegan. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 669.
Weblinks
Bearbeiten- Thegan im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
- Literatur von und über Thegan im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Thegan |
ALTERNATIVNAMEN | Theganbert, Degan |
KURZBESCHREIBUNG | fränkischer Geistlicher; Biograf Ludwigs des Frommen |
GEBURTSDATUM | vor 800 |
STERBEDATUM | 20. März zwischen 849 und 852 |