Sojaöl
Sojaöl ist ein aus der Sojabohne (Glycine max) gewonnenes pflanzliches Öl, das hauptsächlich als Nahrungsmittel Verwendung findet. In den letzten Jahren wird es vor allem in den Vereinigten Staaten auch verstärkt zur Herstellung von Biodiesel verwendet, daneben gibt es eine Reihe weiterer Nutzungen.
Sojaöl | |
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Andere Namen | |
Rohstoffpflanze(n) | Sojabohne (Glycine max) |
Farbe |
hell- bis bräunlichgelb |
CAS-Nummer | 8001-22-7 |
Fettsäuren in den Fetten | |
Ölsäure | 17–31 %[3][4] |
Linolsäure | 48–59 %[3][4] |
Linolensäure | 2–11 %[3][4] |
Palmitinsäure | 2–11 %[4] |
Stearinsäure | 2–7 %[4] |
Σ gesättigte Fettsäuren | 4–18 % |
Σ einfach ungesättigte Fettsäuren | 17–31 % |
Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren | 50–70 % |
Sonstige Inhaltsstoffe | |
Tocopherole | 920–1800 mg/kg[5] |
Eigenschaften | |
Dichte | 0,917–0,921 kg/dm3 bei 25 °C[6] |
Viskosität | = 65 mm2/s bei 20 °C[7] |
Oxidationsstabilität | 2,2–5,3 h[8][6] |
Schmelzpunkt | −10 bis −16 °C[6] |
Rauchpunkt | 213 °C[5] |
Flammpunkt | 250 °C[8]; 317–350 °C[5][7] |
Iodzahl | 114–138[7] |
Verseifungszahl | 188–195[4] |
Brennwert | 39,6 MJ/kg[9] |
Cetanzahl | 38[7]; 44,9[8] |
Herstellung und Verbrauch | |
Produktion weltweit | 37,7 Mio. t (2007/08)[10] |
Wichtigste Produktionsländer | USA, Argentinien, China, Brasilien |
Verwendung | Nahrungsmittel, Futtermittel, Bioenergie, Oleochemie |
Gewinnung
BearbeitenDas Sojaöl kann sowohl durch Pressen wie auch durch eine Extraktion aus den Sojabohnen gewonnen werden.
Zur Extraktion des Sojaöls werden die Bohnen geschrotet, im Wassergehalt eingestellt, in Flocken gepresst und mit Hexan u. a. extrahiert. Das Öl wird raffiniert und für verschiedene Anwendungen verblendet; manchmal wird das Öl hydriert. In der Regel stellt das extrahierte Öl etwa 19 % des Trockengewichts der Bohnen dar, wobei der Ölgehalt direkt mit den Temperaturen und der Sonnenscheindauer während der Bohnenentwicklung korreliert.[11]
Eigenschaften
BearbeitenSojaöl ist in seiner Farbe abhängig vom Gewinnungsprozess. Dabei ist Sojaöl, das durch Auspressen gewonnen wird, hellgelb, während extrahiertes Sojaöl bräunlichgelb ist. Der Geruch ist stechend, modrig oder nussig und wird als angenehm beschrieben.[4]
Der hohe Anteil mehrfach ungesättigter, oxidationsempfindlicher Säuren führte zu Anwendungsproblemen im Ernährungsbereich. Daher kam es in den 1990er Jahren zu Sojabohnenölzüchtungen, die unter 1 % Linolensäure enthielten. Die partielle Hydrierung der Öle an Nickel-Katalysatoren führt teilweise zu trans-Fettsäuren, während natürliche Öle in der cis-Form vorlagen. Je nach Zusammensetzung und Bearbeitung wurden Sojaöl verschiedene CAS-Nummern zugewiesen; 8001-22-7 für das reine Öl bzw. seine Extrakte und 8013-07-8 als epoxidiertes Sojaöl (mit mindestens 7 % Oxiransauerstoffgehalt).
Produktionsvolumen
BearbeitenSojaöl stellt in der Weltölproduktion mit einem Anteil von 32 % weltweit nach[12] Palmöl und vor Rapsöl das am zweitmeisten produzierte Pflanzenöl dar. Die Produktionsmenge steigt jährlich zurzeit um etwa 5,5 % und erreichte 2006/07 eine Rekordmarke von 35,8 Millionen Tonnen, was einer Verfünffachung der Produktion von 1970/71 mit 6,2 Millionen Tonnen entspricht. 26 % der Weltproduktion werden in den USA produziert, 15 % stammen aus Brasilien und 7 % aus der Europäischen Union.[11]
Anwendungen
BearbeitenWährend das Sojaöl eine Reihe von Anwendungsgebieten besitzt, werden die als Kuppelprodukte anfallenden proteinreichen Rückstände in Form von Sojaextraktionsschrot und Sojapresskuchen in der Regel als Futtermittel in der Tierhaltung verwendet.
Nahrungsmittel
BearbeitenDie Hauptverwendung von Sojaöl findet in der Ernährung statt, wo es für ein großes Spektrum von Salatölen, Backfetten bis zu Margarine genutzt wird. Es ist zudem in einer Reihe von Fertigprodukten als Pflanzenölbestandteil enthalten. Vor allem in den USA ist Sojaöl das am meisten verwendete Pflanzenöl in der Küche – 80 % der Margarineproduktion und mehr als 75 % der Gesamtnutzung pflanzlicher Fette und Öle in den USA stellt Sojaöl dar.[11]
Als ungesättigte Fettsäuren weist Sojaöl (bis zu 11 %) die Omega-3-Fettsäure Linolensäure auf, hauptsächlich jedoch (bis zu 59 %) die Omega-6-Fettsäure Linolsäure (siehe Tabelle zu den Inhaltsstoffen). Als günstiges Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 wird 1:5 angesehen. Der Kombination von Linolensäure mit Linolsäure wird eine Senkung des Koronarrisikos zugeschrieben.[13]
Pharmazeutik und Kosmetik
BearbeitenDie enthaltenen Fettsäuren finden vor allem Verwendung in Kosmetik- und Körperpflegemitteln sowie in einem großen Spektrum weiterer Anwendungen,[14] vor allem als Wirkstoffträger für lipidlösliche Pflanzeninhaltsstoffe und Vitamine sowie als Grundlage für Badeöle und Cremes.[4] In Kosmetikprodukten wird es in der Liste der Inhaltsstoffe als GLYCINE SOJA OIL (INCI)[1] aufgeführt. Obwohl Sojaöl keine abstoßende Wirkung auf Insekten hat, wird es auch verwendet, um die nur kurze Wirkdauer ätherischer Öle wie Geranienöl zu verlängern.[15][16]
Weiterhin wird aus Sojaöl β-Sitosterin gewonnen, das in der pharmazeutischen Industrie als Ausgangsprodukt zur Synthese von Estrogenen, Testosteron und Gestagenen dient.[17]
Äußerlich wird Sojaöl in der Dermatologie bei Hautkrankheiten angewendet.
Technische Anwendungen
BearbeitenWie andere Pflanzenöle wird auch Sojaöl für eine Reihe von technischen Anwendungen genutzt. Vor allem in den letzten Jahren nahm seine Verwendung zur Herstellung von Biodiesel und Sojamethylester (SME) in den Vereinigten Staaten stark zu.
Außerdem dient es als schnelltrocknendes Öl zur Herstellung von Alkydharzen, Anstrichfarben und Spachtelmassen[14] sowie seit 1987 insbesondere für Druckfarben.[4] So werden in den USA etwa 50 % aller Zeitungen und sogar 75 % aller Tageszeitungen heute mit Druckfarben auf Sojaölbasis gedruckt, in Europa liegt der Anteil bei etwa 15 %.[4]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Eintrag zu GLYCINE SOJA OIL in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 24. Oktober 2021.
- ↑ Eintrag zu GLYCINE MAX OIL
- ↑ a b c Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft: Fettsäurezusammensetzung wichtiger pflanzlicher und tierischer Speisefette und -öle. (PDF).
- ↑ a b c d e f g h i j Sabine Krist, Gerhard Buchbauer, Carina Klausberger: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-211-75606-5, S. 428–434.
- ↑ a b c Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen: Pflanzenölbetriebene Blockheizkraftwerke. Teil 1, 2002, S. 11, 18 online (PDF; 2,12 MB), lfu.bayern.de, abgerufen am 30. April 2017.
- ↑ a b c Richard D. O’Brien: Fats and Oils. Third Edition, CRC Press, 2009, ISBN 978-1-4200-6166-6, S. 17.
- ↑ a b c d FNR: Biokraftstoffe Basisdaten Deutschland. Oktober 2009 (PDF; 526 kB).
- ↑ a b c Jens Schaak: Emissionen aus der dieselmotorischen Verbrennung von Pflanzenölen und... Dissertation, Techn. Univ. Braunschweig, Cuvillier, 2012, ISBN 978-3-95404-173-2, S. 364.
- ↑ Ayhan Demirbas: Biodiesel. Springer, 2008, ISBN 978-1-84628-995-8, S. 76.
- ↑ S. Graser, N. Jack, S. Pantoulier (Hrsg.): Agrarmärkte 2007. In: Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. 4/2008, S. 83–85.
- ↑ a b c Soybean Oil. In: Commodity Research Bureau: The CRB Commodity Yearbook 2008. John Wiley & Sons, New Jersey 2008, ISBN 978-0-470-23021-3, S. 243.
- ↑ Puder aus Palmen In: Focus Money. Nr. 20, 2010, 12. Mai 2010.
- ↑ Mehr bewegen und die Fettaufnahme reduzieren. Abgerufen am 2. Januar 2020.
- ↑ a b Soybean Oil. In: Hans Zoebelein (Hrsg.): Dictionary of Renewable Ressources. 2. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim / New York 1996, ISBN 3-527-30114-3, S. 264.
- ↑ D. R. Barnard, R. Xue: Laboratory evaluation of mosquito repellents against Aedes albopictus, Culex nigripalpus, and Ochlerotatus triseriatus (Diptera: Culicidae). In: J. Med. Entomol. 41(4), 2004, S. 726–730, doi:10.1603/0022-2585-41.4.726.
- ↑ M. S. Fradin, J. F. Day: Comparative efficacy of insect repellents against mosquito bites. In: N. Engl. J. Med. 347, 2002, S. 13–18, doi:10.1056/NEJMoa011699.
- ↑ Hildebert Wagner, Angelika Vollmar, Andreas Bechthold: Pharmazeutische Biologie. Band II: Biogene Arzneistoffe und Grundlagen von Gentechnik und Immunologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8047-1997-2, S. 22.