Seeschlacht bei Amorgos

Seeschlacht im Lamischen Krieg

Die Seeschlacht bei Amorgos war eine im Sommer 322 v. Chr. bei der Ägäisinsel Amorgos stattfindende Schlacht, die den Lamischen Krieg entschied und mit ihm die Seemachtstellung Athens beendete.

Seeschlacht bei Amorgos
Teil von: Lamischer Krieg
Datum Sommer 322 v. Chr.
Ort Amorgos/Ägäis
Ausgang Sieg der Makedonen
Folgen Sieg der Makedonen im lamischen Krieg, Aufrechterhaltung der makedonischen Hegemonie über Griechenland
Konfliktparteien

Makedonien

Athen

Befehlshaber

Kleitos der Weiße

Euetion

Truppenstärke
nach Diodor:
240 Schiffe
nach Diodor:
170 Schiffe
Verluste


unbekannt

nach Diodor:
unbekannt, aber höher als die des Gegners

Hintergrund

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Seit der Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr. übten die Makedonen, mit König Philipp II. als Hegemon des korinthischen Bundes, die Vormachtstellung über die Griechen aus, mit Ausnahme von Sparta. Diese Hegemonie wurde von Alexander dem Großen und nach ihm von dessen Stellvertreter Antipater behauptet. Als aber Alexander 323 v. Chr. in Babylon starb, unternahmen Athen und die Ätolier den Versuch, die makedonische Hegemonie abzuschütteln, was zum Ausbruch des Lamischen Krieges führte.

Nach einigen Anfangserfolgen der Alliierten, unter anderem gegen die Generäle Leosthenes und Leonnatos, gingen die Makedonen unter Antipater und Krateros im Frühjahr 322 v. Chr. in die Offensive und in die Ägäis segelte Kleitos der Weiße mit einer Flotte ein.

Die Seeschlacht

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Beim Ausbruch des Krieges lagerte der makedonische General Krateros mit den Veteranen des Alexanderzuges gerade in Kilikien. Auf die Nachricht vom Ausbruch der Kämpfe in Griechenland nahm er im Eiltempo den Marsch nach Europa auf und überschritt den Hellespont, um Antipater mit den Veteranen zu Hilfe zu kommen. Kurz darauf tat es ihm Leonnatos, direkt von Babylon aus marschierend, gleich.

Zu den Veteranen des Krateros hatte auch Kleitos der Weiße gehört, der aber nicht mit ihm weitermarschiert, sondern mit der Errichtung einer Flotte betraut in Kilikien zurückgeblieben war. Offenbar zu Sommeranfang 322 v. Chr. hatte Kleitos seine Rüstungen beendet und entlang der Südküste Kleinasiens die Fahrt in die Ägäis aufgenommen, um in den Krieg einzugreifen. In der Nähe der Insel Amorgos traf er auf die athenische Flotte, die er schließlich entscheidend besiegen konnte.

Quellen, Lokalisierung und Datierung

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Eine Hauptquelle zu den Jahren um Alexanders Tod, dem lamischen Krieg und die einsetzende Diadochenzeit ist das achtzehnte Buch der Universalbibliothek des Diodor. Der ansonsten recht detailreich und genau berichtende Diodor widmete der Seeschlacht allerdings nur zwei Sätze, demnach Kleitos bei der Inselgruppe der Echinaden in zwei Schlachten die athenische Flotte unter Euetion besiegt habe.[1] Anderslautende Überlieferungen lassen die Zuverlässigkeit dieser Angaben allerdings fragwürdig erscheinen.

Sowohl der Marmor Parium als auch Plutarch (an zwei Stellen) nennen Amorgos als Ort des Kampfes, beide sprechen darüber hinaus auch nur von einer Schlacht.[2] Wahrscheinlich kombinierte Diodor zwei Seeschlachten, die innerhalb eines Dreivierteljahres stattgefunden hatten, und schrieb die erste Schlacht auch dem Kleitos als dem Sieger der bedeutenderen zweiten Schlacht zu. Eine athenische Inschrift erwähnt nämlich eine Schlacht im Hellespont, nach der viele Athener freigekauft werden mussten, offensichtlich weil sie die Schlacht verloren und ihn Gefangenschaft geraten waren.[3] Offenbar fanden während des lamischen Krieges also zwei Seeschlachten statt, in welcher der athenische Flottenkommandant Euetion zuerst im Herbst 323 v. Chr. den Hellespont unter Kontrolle bringen sollte, um den Übergang des Krateros oder des Leonnatos zu verhindern, scheiterte damit aber gegen eine dort anwesende makedonische Flotte, worauf er sich in die südliche Ägäis wandte, um Kleitos abzufangen. Dem gelang eine rechtzeitige Vereinigung seiner Flotte mit der vom Hellespont und er siegte schließlich bei Amorgos gegen den unterlegenen Euetion.

Die Schlacht von Amorgos fand zu Sommeranfang des Jahres 322 v. Chr. statt, da sie sowohl vom Marmor Parium als auch von einer weiteren athenischen Inschrift in der Amtszeit des Archon Kephisodoros (323/322 v. Chr.) verortet wird.[4]

Die Niederlage von Amorgos besiegelte die Niederlage der alliierten Griechen im lamischen Krieg, obwohl sie zu Land in der im Herbst 322 v. Chr. folgenden Schlacht von Krannon ein Unentschieden erreichten. Aber der Verlust ihrer Flotte und die damit drohende Abriegelung des Piräus zwang die Athener zur Aufnahme von Friedensgesprächen mit Antipater. Als De-facto-Herrscher der Makedonen konnte dieser seine Hegemonie über die griechische Poleiswelt behaupten und festigen, indem er den anti-makedonisch gesinnten Demos durch oligarchische Regime ersetzte, die von ihm abhängige Machthaber vertraten und durch makedonische Garnisonen in den Poleis gestützt wurden. In Athen war dies namentlich Phokion; der alte Makedonenfeind Demosthenes beging daraufhin Selbstmord.

Athen trat im lamischen Krieg letztmals als Seemacht auf und versuchte seine Vormachtstellung in der Ägäis zurückzugewinnen, die es in den Tagen des attischen Seebundes innegehabt hatte. Die Niederlage von Amorgos machte nicht nur dieses Ziel zunichte, sie beendete schlagartig auch seine Bedeutung als maritime Macht. Seine übriggebliebenen Schiffe wurden in die alexandrinisch-makedonische Flotte integriert und wurden unter anderem für die Flucht des Antigonos Monophthalmos 321 v. Chr. aus Asien verwendet.[5] Zwar blieb Athen auch in Zukunft noch, besonders unter der Protektion des Demetrios Poliorketes, ein wichtiger Handelspartner zu See, aber in Ermangelung einer größeren Kriegsflotte kein ernstzunehmender Machtfaktor mehr. Die Ägäis wurde von nun an von den Flotten der Diadochen und nach ihnen vom ptolemäischen Ägypten und dem antigonidischen Makedonien beherrscht, denen wiederum die Römer folgten.

Die „Freiheit der Griechen“ von der makedonischen Hegemonie und oligarchischem Zwang wurde in den ab 321 v. Chr. ausbrechenden Diadochenkriegen zu einer wichtigen Parole für die Feinde des Antipatersohnes Kassander, maßgeblich für Polyperchon, Antigonos Monophthalmos und Demetrios Poliorketes. Die Nachkommen der letzteren sollten aber, nun auf dem makedonischen Thron sitzend, dieses Ideal wieder fallen lassen und eine Politik ganz nach philippinischer Tradition verfolgen.

Weiteres

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Der Seeschlacht von Amorgos wird neben der Schlacht von Salamis (306 v. Chr.) und der Seeschlacht von Kos (um 263 v. Chr.) die Aufstellung der Nike von Samothrake als Siegessymbol und Dankgeschenk an die Kabirengottheiten von Samothrake zugeschrieben.[6]

Literatur

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  • Hermann Bengtson: Die Diadochen. München 1987
  • Johann Gustav Droysen: Geschichte des Hellenismus. Neue, durchges. Ausgabe 1952
  • N. G. Ashton: The 'naumachia' near Amorgos in 322 B. C. In: The Annual of the British School at Athens (ABSA) Vol. 72 (1977), S. 1–11
  • J. S. Morrison: Athenian Sea-Power in 323/2 BC: Dream and Reality, in: The Journal of Hellenic Studies (JHS) Vol. 107 (1987), S. 88–97

Einzelnachweise

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  1. Diodor 18, 15, 7–9.
  2. Marmor Parium, FrGrHist, 239 B9 und Plutarch, Demetrius 11, 3; Moralia 338a.
  3. Inscriptiones Graecae (IG) II² 398. Diese Schlacht fand womöglich in der Nähe von Abydos statt, da ein Bürger dieser Stadt Lösegeld für den Freikauf der gefangenen Athener gestellt hatte und dafür von der Stadt später geehrt wurde (IG II² 493.19–21).
  4. Marmor Parium, FrGrHist, 239 B9 und IG II² 505.
  5. Diodor 18, 23, 4.
  6. A. W. Lawrence: The Date of the Nike of Samothrace, in: JHS Vol. 46 (1926), S. 213–218