Schlieben
Schlieben (niedersorbisch Sliwin[2]) ist die älteste Stadt im Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg und Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes. Sie blickt auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück. Seit Oktober 2020 führt die Stadt auf ihren Ortsschildern die offizielle Zusatzbezeichnung „Historische Wein- und Kellerstadt“.[3]
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 43′ N, 13° 23′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Elbe-Elster | |
Amt: | Schlieben | |
Höhe: | 89 m ü. NHN | |
Fläche: | 78,65 km2 | |
Einwohner: | 2394 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 30 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 04936 | |
Vorwahl: | 035361 | |
Kfz-Kennzeichen: | EE, FI, LIB | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 62 445 | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Herzberger Straße 7 04936 Schlieben | |
Website: | www.amt-schlieben.de | |
Bürgermeisterin: | Cornelia Schülzchen (CDU) | |
Lage der Stadt Schlieben im Landkreis Elbe-Elster | ||
Geographie
BearbeitenDie Stadt Schlieben liegt im Süden Brandenburgs, nahe der Grenze zu Sachsen und Sachsen-Anhalt und etwa 90 km südlich von Berlin. Schlieben ist gekennzeichnet durch seine weitreichenden Felder im ausgeprägten Tiefland mit einigen Erhebungen. Südöstlich von Schlieben befindet sich der Übergang zwischen Elbe-Elster-Land und Niederlausitz. Die Landstraße nach Dahme führt über die südlichen Auszüge des niederen Fläming im nördlichen Stadtgebiet.
Stadtgliederung
BearbeitenSchlieben besteht aus folgenden Ortsteilen[4]
- Schlieben (mit den Wohnplätzen Berga, Krassig, Steigemühle und Weißenburg)
- Frankenhain
- Jagsal
- Oelsig
- Wehrhain
- Werchau
Geschichte
BearbeitenÜberblick
BearbeitenEine Schenkung Kaiser Ottos I. von 956 an das Moritzkloster in Magdeburg, die sich auch auf Schlieben beziehen könnte, wird vielfach als älteste Nachricht zur Ortsgeschichte Schliebens angesehen. Erstmals erwähnt wird Schlieben in einer Urkunde vom 5. Juni 973, in der Kaiser Otto II. die Schenkung von 956 über Honigzehnt „in provinciis ... Zliuuini, Lusice“ bestätigte. 1181 testierte ein Gumbertus de Zliv.[5] Um 1200 erbauten Zisterziensermönche die Martinskapelle. Priester Waldvogel wirkte 1228 als erster Geistlicher in Schlieben. Wahrscheinlich im 13. oder 14. Jh. erfolgte der Bau der Kirche St. Martin. Ebenfalls im 14. Jh. datiert der Bau des Schlosses und des Vorgängerbaus der Kirche in Lebusa.
Im Jahre 1425 wurde Schlieben Schlossdorf und besaß eine Schäferei. 1510 wurden erstmals Weinkeller erwähnt. Martin Luther besuchte 1529/30 Schlieben. Im Jahre 1606 erhielt Schlieben Stadtrecht. 1631 wurde die Stadt durch Truppen des Kaisers Ferdinand II. zerstört. Die Pest rottete 1634 ganze Familien aus. Im Jahre 1637 wurde Schlieben im Dreißigjährigen Krieg durch schwedische Truppen zerstört. 1672 waren nach Schlieben eingepfarrt: Berga, Naundorf, Werchluga (heute Wehrhain), Frankenhain und die zwei Filialen Oelsig und Krassig.
Im Jahre 1778 entstand das Amtsgerichtsgebäude in Schlieben.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Berga ein Außenlager des KZ Buchenwald errichtet, in dem 2.000 Häftlinge zu Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik „Hasag Hugo Schneider AG“ (HASAG) eingesetzt wurden (siehe dazu Außenlager Schlieben). Die Toten des Lagers ruhen auf dem Friedhof Am Langen Berg in Schlieben. An sie erinnert dort ein 1952 errichtetes Denkmal.
Nach der Wiedervereinigung wurde 1991 der Weinanbau in Schlieben wiederbelebt. 1992 entstand im Zuge der Ämterbildung in Brandenburg das Amt Schlieben.
Eingemeindungen
BearbeitenDie ehemals selbstständigen Orte Frankenhain, Jagsal, Oelsig, Wehrhain und Werchau wurden am 1. November 2001 eingemeindet.[6] Krassig gehört bereits seit dem 1. Januar 1957, Berga seit 1939 zu Schlieben.[7]
Verwaltungszugehörigkeit
Bearbeiten- bis 1806 Kurkreis (Kurfürstentum Sachsen)
- 1806–1815 Kurkreis (Königreich Sachsen)
- 1816–1947 Landkreis Schweinitz (Provinz Sachsen, Preußen)
- 1947–1950 Landkreis Schweinitz (Sachsen-Anhalt)
- 1950–1952 Landkreis Herzberg (Sachsen-Anhalt)
- 1952–1990 Kreis Herzberg (Bezirk Cottbus)
- 1990–1993 Landkreis Herzberg (Brandenburg)
- ab 1993 Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg)
Bevölkerungsentwicklung
Bearbeiten
|
|
|
|
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[8][9][10], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011.
Der Anstieg 2005 ist auf die Eingemeindung von Frankenhain, Jagsal, Oelsig, Wehrhain und Werchau im Jahr 2001 zurückzuführen.
Politik
BearbeitenStadtverordnetenversammlung
BearbeitenDie Stadtverordnetenversammlung von Schlieben besteht aus zwölf Stadtverordneten und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis (mit Vergleichszahlen der vorigen Wahl):[11]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze | 2019 | |
---|---|---|---|---|
CDU | 30,4 % | 4 | 39,5 %, 5 Sitze | |
SPD | 3,7 % | 0 | – | |
Die Linke | – | – | 8,6 %, 1 Sitz | |
Freie Wählergemeinschaft für das Schliebener Land (FWSL) | 42,0 % | 5 | – | |
Wählergruppe des TSV 1878 Schlieben | 23,9 % | 3 | 14,1 %, 2 Sitze | |
Wählergemeinschaft Schlieben | – | – | 17,9 %, 2 Sitze | |
Einzelbewerberin Iris Schülzke | – | – | 17,4 %, 1 Sitz | |
Einzelbewerber Martin Borowczak | – | – | 2,4 %, 0 Sitze |
2019: Der Stimmenanteil von Iris Schülzke entsprach zwei Sitzen. Daher blieb nach § 48 (6) des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes[12] ein Sitz in der Gemeindevertretung unbesetzt.
Bürgermeister
BearbeitenSchülzchen wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 62,6 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[15] gewählt.[16]
Städtepartnerschaften
BearbeitenPartnerstädte von Schlieben sind die schwedische Stadt Ljusdal und die westfälische Stadt Borgentreich.
Sehenswürdigkeiten und Kultur
BearbeitenIn der Liste der Baudenkmale in Schlieben stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.
- Stadtkirche St. Martin, im Kern spätgotische, in der Folge mehrfach wiederhergestellte Saalkirche mit beachtenswerter Ausstattung
Regelmäßige Veranstaltungen
- Moienmarkt, seit 1593 gefeiertes Volksfest
-
Stadtkirche St. Martin
-
Rathaus
-
Pfarrhaus
-
Amtsgericht
-
Historische Kelleranlagen
-
Martinsturm
Verkehr
BearbeitenDurch die Stadt verläuft die B 87 zwischen Herzberg (Elster) und Luckau. Die Landesstraße L 68 verbindet Schlieben mit der B 101 in Langennaundorf.
Der Haltepunkt Schlieben lag an der Bahnstrecke Falkenberg/Elster–Beeskow, die 1995 stillgelegt wurde.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Stadt
Bearbeiten- Johannes von Drändorf (um 1390–1425), Märtyrer der evangelischen Lehre
- Gustav Sintenis (1879–1931), Bankier
- Ernst Legal (1881–1955), Schauspieler, Regisseur und Intendant
- Matthias Sens (* 1944), Theologe
- Lothar Mahling (* 1952), Journalist und Medienberater
Mit Schlieben verbundene Persönlichkeiten
Bearbeiten- Johann Andreas Boden (1703–1764), lutherischer Theologe, Propst und Superintendent in Schlieben
- Friedrich August Wagner (1775–1856), Arzt und Archäologe, „Wohltäter der Stadt Schlieben“
- Herrmann Otto Berger, New York, Pelzexporteur, am 10. Mai 1922 zum Ehrenbürger ernannt, „in dankbarer Anerkennung seiner unseren Kriegshinterbliebenen bewiesenen Wohltätigkeit“.[17]
- Edwin Zimmermann (1948–2024), Politiker (SPD), 1990–1997 Minister des Landes Brandenburg, absolvierte seine Berufsausbildung in Schlieben
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Schlieben. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Superioris Saxoniae, Thuringiae, Misniae et Lusatiae (= Topographia Germaniae. Band 12). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 167 (Volltext [Wikisource]).
- Hans-Dieter Lehmann: Die Geschichte des Schliebener Landes. Ein heimatkundliches Lesebuch. Herzberg 2006.
- Reinhold Krieg: Chronik der Stadt Schlieben. Ein Beitrag zur Heimatkunde. Schlieben 1897 ([1] Digitalisat).
- Sybille Gramlich, Irmelin Küttner: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg 7.1 = Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1998, ISBN 978-3-88462-152-3.
- Jürgen Bergmeier: Die Trauungen im Kirchspiel Schlieben 1578–1799. BücherKammer, Herzberg (Elster) 2023, ISBN 978-3-940635-76-1.
Weblinks
Bearbeiten- Stadt Schlieben beim Amt Schlieben
- Linkkatalog zum Thema Schlieben bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Oelsig in der RBB-Sendung Landschleicher vom 8. April 2007
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
- ↑ Sorbischer Name: Sliwin (früher Amt Schlieben, Provinz Sachsen)
→ Arnošt Muka: Niedersorbische Namen der Städte und Dörfer; 1911–1928, Sorbisches Institut. - ↑ Sylvia Kunze: Schlieben will nicht mehr einfach nur „Schlieben“ sein. Lausitzer Rundschau, 3. Oktober 2020, abgerufen am 18. Oktober 2020.
- ↑ Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Stadt Schlieben
- ↑ Vgl. Lehmann 2006, S. 17 und 42 mit den dortigen Regesten zu Schliebener Urkunden bis 1300.
- ↑ Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 7. September 2001 Bildung einer neuen Stadt Schlieben. Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, 2001, Nummer 44, Potsdam, den 30. Oktober 2001, S. 694/5 PDF
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Elbe-Elster. S. 26–30
- ↑ Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- ↑ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl 2024, Stadt Schlieben
- ↑ Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz § 48
- ↑ Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Elbe-Elster ( vom 21. April 2018 im Internet Archive)
- ↑ Kommunalwahlen im Land Brandenburg am 28.09.2008. Bürgermeisterwahlen, S. 9
- ↑ § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- ↑ Herrmann Otto Wagner zum Ehrenbürger ernannt. In: Der Rauchwarenmarkt Nr. 136, 21. Juni 1922, S. 4 (Ehrenbürgerbrief vom 10. Mai 1922).