Provinzial Rheinland

ehemalige deutsche Öffentliche Versicherungsgesellschaft

Die Provinzial Rheinland war bis zu ihrem Zusammenschluss mit der Provinzial NordWest im Jahr 2020 eine deutsche Öffentliche Versicherungsgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf. Sie vereinigte diverse Versicherungen im Bereich Schaden-, Unfall- und Personenversicherungen und war Teil der Sparkassen-Finanzgruppe.[2] Sie war zuletzt im Geschäftsgebiet der Regierungsbezirke Düsseldorf, Köln, Trier und Koblenz sowie im Kreis Lippe tätig. 2019 waren 2.581 Mitarbeiter im Konzern angestellt. Der Konzern erzielte im selben Jahre gebuchte Bruttobeiträge im Gesamtvolumen von 2,733 Milliarden Euro.[1]

Provinzial Rheinland

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Rechtsform Anstalt des öffentlichen Rechts
Gründung 5. Januar 1836
Auflösung 1. Januar 2020
Auflösungsgrund Fusion
Sitz Düsseldorf
Leitung Patric Fedlmeier (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl 2.581 (2019)[1]
Umsatz 2,733 Mrd. Euro (2019)[1]
Branche Versicherungen
Website www.provinzial.com
Stand: 4. Mai 2023
Feuerversicherungsschild der Provinzial Feuer-Versicherungsanstalt der Rheinprovinz an einem alten Haus
Geschäftsgebiete der Öffentlichen Versicherer in Deutschland

Geschichte

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Ehemaliges Verwaltungsgebäude in der Düsseldorfer Friedrichstraße

Angesichts des verstärkten Aufkommens privater Versicherungsunternehmen im heutigen Nordrhein-Westfalen und mit Rücksicht auf die Notwendigkeit einer Verwaltungsreform ordnete König Friedrich Wilhelm III. von Preußen im Jahre 1836 an, dass „für die ganze Rheinprovinz in derjenigen Begrenzung, welche dieselbe als Oberpräsidial-Bezirk hat, fortan nur eine öffentliche Sozietät bestehen soll, deren Zweck auf gegenseitige Versicherung von Gebäuden gegen Feuer gerichtet ist“.[3] Mit dem Erlass vom 5. Januar 1836 wurde die Provinzial Feuersocietät in Koblenz gegründet, dem Dienstsitz des Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz. Mit der Gründung der Provinzial wurden die beiden rheinischen Feuersozietäten Bergische Feuer Assekuranz und Koblenz-Trierische Brandversicherungsanstalt zusammengelegt, welche schon im Jahre 1722 gegründet worden waren. Für die Provinzial bestand keine Zwangspflicht zur Versicherung, und es stand jedem frei, Gebäude auch bei anderen „concessionierten Privatgesellschaften“ zu versichern.[4] Erster Direktor wurde Georg Freiherr von Hauer.

Geschäftsaufnahme und -erweiterung

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Zunächst wurden ausschließlich Immobilien versichert. 1863 hatte die Sozietät als eine der ersten öffentlichen Versicherer die Genehmigung zur Aufnahme der Mobiliarversicherung erhalten. 1875 wurde die Zentrale der Versicherung nach Düsseldorf verlegt. 1903 trat an Stelle des Gegenseitigkeitsprinzips der Sozietät die Garantie des Provinzialverbands in Gestalt einer subsidiären Gewährträgerhaftung. Diesem Wechsel trug man auch äußerlich durch die Änderung des Namens in Provinzial-Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz (Provinzial Feuer) Rechnung. Um die hypothekarische Beleihung des Waldbesitzes durch die Landesbank zu ermöglichen, wurde 1907 die Waldbrandversicherung eingeführt. Nach dem § 32 des preußischen Sozietätengesetzes von 1910, das die Gestattung des Betriebes anderer Zweige der Schadenversicherung ausdrücklich vorgesehen hatte, folgten 1912 die Aufnahme der Einbruchdiebstahl-, Beraubungs-, Leitungswasser- und Glasversicherung.[4] 1908 begann die Kooperation mit den Sparkassen, um Hypotheken zu vermitteln und im Gegenzug Gebäudeversicherungen abschließen zu können.

Der Provinziallandtag der Rheinprovinz in Düsseldorf beschloss 1914 die Gründung der Provinzial Lebensversicherungsanstalt der Rheinprovinz (Provinzial Leben).[5] 1922 nahm die Provinzial Feuer eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Provinzial Leben auf. Die Provinzial Leben nahm 1924 das Geschäft mit Kompositversicherungen wie Unfall- und Autohaftpflichtversicherung auf. Bei der Provinzial Feuer kamen in den Zwanzigerjahren die Hagel- und Transportversicherung sowie in den Dreißigerjahren die Verbundene Hausrat- und Sturmversicherung hinzu.[4]

Zeit des Nationalsozialismus

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Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Aufsichtsrat und der Vorstand neu besetzt. Hans Goebbels, Bruder von Joseph Goebbels und NSDAP- sowie SA-Mitglied, wurde 1933 zum Generaldirektor und Betriebsführer.[6] Er kam von der Feuer-Versicherungsgesellschaft Rheinland in Neuss.[7] Im Zweiten Weltkrieg wurde das Direktionsgebäude vernichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

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Nach dem Krieg konnte der Geschäftsbetrieb 1946 wieder aufgenommen werden. Rechtsnachfolger der Rheinprovinz als Gewährträger war zunächst das neu gegründete Land Nordrhein-Westfalen. Das Geschäftsgebiet erstreckte sich über zwei Besatzungszonen. 1953 wurde der neu entstandene Landschaftsverband Rheinland, der die Aufgaben des früheren Provinzialverbands übernommen hatte, zu zwei Dritteln sowie das Land Rheinland-Pfalz zu einem Drittel Gewährträger. Die Provinzial Leben gab 1955 die Verwaltung des Haftpflicht- und Kraftfahrtgeschäfts an die Provinzial Feuer ab, und 1958 übernahm die Provinzial Feuer zudem den Unfallversicherungsbestand von der Provinzial Leben. Nach der Satzungsänderung von 1958 bestand Organ- und Verwaltungsgemeinschaft zwischen der Provinzial Leben und der Provinzial Feuer. Mit der Aufnahme weiterer Sachsparten entwickelte sich der Verbund zu einem umfassenden Kompositversicherer.[4]

Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Sparkassen- und Giroverbänden

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1997 trat eine neue Satzung in Kraft. Damit wurden der Rheinische Sparkassen- und Giroverband mit 34 %, der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz mit 33 1/3 % und der Landschaftsverband Rheinland mit 32 2/3 % neue Gewährträger der Versicherungsgesellschaft. Durch die stärkere Einbindung der Sparkassen sollte der Vertrieb ausgebaut und die Marktposition verbessert werden.[8] Um die enge Partnerschaft mit den Sparkassen zu verdeutlichen, trug die Provinzial danach den Zusatz „Versicherung der Sparkassen“.

Umstrukturierung der Versicherungsgruppe

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Der Vertrag vom 14./21. September 2001 zur Änderung des Staatsvertrags zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und dem Land Nordrhein-Westfalen über die Provinzial-Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz und die Provinzial-Lebensversicherungsanstalt der Rheinprovinz vom 14./21. Dezember 1995 schuf die rechtlichen Voraussetzungen zur Umstrukturierung der Versicherungsgruppe.[9]

Die Provinzial Leben wurde zum Jahreswechsel in die Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG – Die Versicherung der Sparkassen umgewandelt.[10][4]

Die Provinzial Feuer übertrug 2002 ihren gesamten Versicherungsbestand und auch ihren sonstigen Geschäftsbetrieb auf die Provinzial Rheinland Versicherung AG – Versicherung der Sparkassen. Damit trat die Provinzial Rheinland Versicherung AG in sämtliche Rechte und Pflichten der Feueranstalt ein. Mit der Übertragung des Geschäftsbetriebes wandelte die „alte“ Provinzial Feuer ihren Geschäftszweck von einer Versicherungsgesellschaft in eine Beteiligungsholding.[10][4]

Die neu entstandene Struktur schuf zwei Versicherungs-Aktiengesellschaften, welche unter dem Dach der öffentlich-rechtlichen Provinzial Rheinland Holding – ein Unternehmen der Sparkassen das operative Geschäft betrieben.[2] Die Gewährträgerstruktur der Provinzial Rheinland Holding, bestehend aus den Sparkassenverbänden und dem Landschaftsverband, blieb unverändert. Ebenso unverändert blieben weitgehend die bisherigen Entscheidungsstrukturen und Verantwortlichkeiten.[10][4]

Geschäftstätigkeiten nach der Umstrukturierung

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Nachdem 2007 Vertreter der Provinzial Rheinland und der Lippischen Landesbrandversicherung Verhandlungen aufgenommen hatten,[11] wurde 2009 die Provinzial Rheinland für einen Kaufpreis von 76 Millionen Euro Träger der Lippischen Landesbrandversicherungsanstalt.[12]

Ein Jahr später wurde die Proefa GmbH gegründet, über welche Provinzial-Kunden Strom und Gas beziehen konnten.[13] Um das Angebot in der Restkreditversicherung für die Sparkassen-Finanzgruppe weiter auszubauen, wurde im selben Jahr die ProTect Versicherung AG gegründet, die sich auf die Absicherung von Arbeitseinkommensverlustrisiken spezialisiert.[14] 2019 gründete die Provinzial Rheinland zusammen mit der Versicherungskammer Bayern, der Provinzial NordWest und der SV SparkassenVersicherung die innovations- und digitalisierungsfabrik GmbH (kurz id-fabrik).[15] Darüber hinaus wurde im selben Jahr ein digitales Kundenportal eingeführt, das Produktangebot um Cyber-Versicherungen ausgebaut sowie die Provinzial Dienstleistungs GmbH gegründet. Mit der Neugründung konnten Kunden das bestehende Handwerkernetz der Provinzial Rheinland unabhängig von einem Schadenfall nutzen.[16]

Fusion mit der Provinzial NordWest

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Am 4. September 2018 gaben die Anteilseigner der Provinzial Rheinland und der Provinzial NordWest eine gemeinsame Erklärung über ein mögliches Zusammengehen ab.[17] Die Fusion wurde am 31. August 2020 mit der Eintragung ins Handelsregister rückwirkend zum 1. Januar 2020 rechtswirksam.[18] Sitz der neuen Holding ist Münster.[19] An der Spitze der fusionierten Unternehmensgruppe steht die zum 1. September 2020 zur Provinzial Holding umfirmierte ehemalige Provinzial NordWest Holding.[20][18] Nach der Fusion schlossen sich mit der Provinzial Rheinland Versicherung und der Westfälischen Provinzial Versicherung 2021 die beiden größten Schaden- und Unfallversicherer des Konzerns zur Provinzial Versicherung zusammen.[21]

Ehemalige Unternehmensstruktur

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Muttergesellschaft des Provinzial Rheinland Konzerns war die Provinzial Rheinland Holding AöR – Ein Unternehmen der Sparkassen, zu ihr gehörten zuletzt die Unternehmen:[1]

Persönlichkeiten

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Commons: Provinzial Rheinland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Bundesanzeiger (Hrsg.): Provinzial Rheinland Holding Ein Unternehmen der Sparkassen - Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2019. 26. August 2020.
  2. a b Angelika Drab: Versicherungsplatz mit Zukunft. Hrsg.: Handelsblatt. Nr. 186, 26. September 2005, S. b03.
  3. Ino Benkel: 250 Jahre Öffentliche Feuerversicherung im Rheinland. Ein Rückblick 1722 - 1972. 1. Auflage. Provinzial-Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz, Düsseldorf 1972, S. 45.
  4. a b c d e f g Peter Koch: Am Anfang stand die Städte-Feuersozietät. Die Versicherung in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Nr. 6, 15. März 2003, S. 384–390.
  5. Hans Pohl: WestLB - Von der Hülfskasse von 1832 zur Landesbank. Düsseldorf, Münster 1982, S. 105.
  6. Peter Koch: Geschichte der Versicherungswirtschaft in Deutschland. Verlag der Versicherungswirtschaft, 2012, ISBN 978-3-89952-371-3, S. 282.
  7. Buchloh: Kleine rheinische Geschichte. Hrsg.: Kastner/Torunsky. Rheinland-Verlag GmbH, Köln 1987, ISBN 3-7927-0965-1, Die öffentliche Feuerversicherung im Rheinland, S. 112.
  8. Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Der Provinzial-Verkauf ist perfekt. Nr. 19, 23. Januar 1997, S. 25.
  9. GV NRW. Ausgabe 2001 Nr. 38 vom 23.11.2001 Seite 779 bis 792. Land Nordrhein-Westfalen, 23. November 2001, abgerufen am 11. April 2023.
  10. a b c Die SparkassenZeitung (Hrsg.): Veränderungen sichern erfolgreiche Arbeit der Provinzial Anstalten werden zur Aktiengesellschaft. Nr. 03, 18. Januar 2022, S. 8.
  11. Rita Lansch: Öffentliche Versicherer Lippische Brandkasse schlüpft unters Dach der Provinzial. In: Handelsblatt. 9. August 2007, abgerufen am 13. Juni 2023.
  12. ��� Michael Dahl: Millionen schaffen neuen Spielraum Der Landesverband Lippe feiert 60-jähriges Bestehen mit Festakt im Landestheater. Hrsg.: Neue Westfälische. 12. Oktober 2009.
  13. Georg Eble: Wachstum auch wieder im Stammgebiet. Hrsg.: Zeitung für kommunale Wirtschaft. Nr. 11, 10. November 2014, S. 16.
  14. Christian Koch, Hennig Meyer: Neuer Verbundversicherer ProTect Innovative Produkte der Restkreditversicherung. Hrsg.: Betriebswirtschaftliche Blätter. Nr. 04, 1. April 2011, S. 232.
  15. Öffentliche Versicherer gründen Start-up für digitale Lösungen von der Stange. Versicherungswirtschaft, 19. September 2019, abgerufen am 4. Mai 2023.
  16. Provinzial Rheinland: Erfolgreiches Jahr trotz Sturmschäden. Cash, 13. Mai 2019, abgerufen am 3. Mai 2023.
  17. Gemeinsame Erklärung der Anteilseigner der Provinzial Rheinland Versicherungen und des Provinzial NordWest Konzerns. In: www.presseportal.de. Presseportal, 4. September 2018, abgerufen am 3. Mai 2023.
  18. a b Annette Kiehl: Provinzial Fusion ist perfekt. Westfalenspiegel, 5. Oktober 2020, abgerufen am 3. Mai 2023.
  19. Herbert Fromme: Die politische Fusion. Süddeutsche Zeitung, 31. März 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  20. Lübecker Nachrichten (Hrsg.): Provinzial: Fusion ist perfekt. 17. Juli 2020, S. 10.
  21. Provinzial Rheinland und Westfälische Provinzial werden zusammengeführt. Versicherungswirtschaft, 12. Dezember 2021, abgerufen am 4. Mai 2023.

Koordinaten: 51° 11′ 46,2″ N, 6° 48′ 42,4″ O