Menhir von Krosigk
Der Menhir von Krosigk (auch Schön-Ännchenstein, Frößnitzstein oder Heidenstein) ist ein Menhir, der ursprünglich nahe Krosigk, einem Ortsteil von Petersberg im Saalekreis, Sachsen-Anhalt stand und heute an der Ostseite des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Saale) aufgestellt ist.
Menhir von Krosigk Schön-Ännchenstein, Frößnitzstein, Heidenstein
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Der Menhir von Krosigk am Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) | |||
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Koordinaten | Krosigk , Halle | ||
Ort | ursprünglich Petersberg OT Krosigk, jetzt Halle (Saale), Sachsen-Anhalt, Deutschland |
Beschreibung
BearbeitenDer Menhir besteht aus Rhyolith und hat die Form einer flachen Platte. Er hat eine Höhe von 2,68 m und eine Dicke von 0,36 m, die Breite variiert zwischen 1,56 m und 1,96 m. Der ursprüngliche Standort des Steins liegt bei den Neuen Häusern, westlich von Krosigk im ehemaligen Löbejüner Holz. Die Bezeichnung „Frößnitzstein“ leitet sich vom Petersberger Ortsteil Frößnitz ab, der allerdings südlich von Krosigk liegt. Aus der Umgebung des Menhirs stammen Funde der Bandkeramischen Kultur, der Schnurkeramik, der Bronzezeit, der Römischen Kaiserzeit, dem slawischen Frühmittelalter und dem Mittelalter.[1]
Der Menhir von Krosigk in regionalen Sagen
BearbeitenÜber den Menhir von Krosigk sind zwei Sagen überliefert. Der Ersten zufolge soll unter dem Stein ein Schatz vergraben liegen. Die Zweite erklärt den Namen „Schön-Annchenstein“ und ist während der Hussitenkriege angesiedelt: Eine vornehme Dame soll demnach in der Mühle von Gottkau verstorben sein. Ihre Tochter Anna wurde daraufhin von den Müllersleuten aufgezogen. Später wurde sie zu einer Spielgefährtin des Sohnes des Burgherrn von Löbejün. 1429 kam es zu einem Hussitenüberfall, bei dem der Burgherr getötet und Anna gefangen genommen wurde. Als diese Procop, den Führer der Hussiten, um Hilfe anrief, wurde auch sie getötet. Procop veranlasste daraufhin ein fürstliches Begräbnis. Der Menhir soll die Stelle ihres Grabes kennzeichnen.[2]
Nachbau
BearbeitenSeit 2003 befindet sich nahe dem ursprünglichen Standort bei Krosigk ein verkleinerter Nachbau des Menhirs. Dieser hat inklusive Sockel eine Höhe von 1,85 m.[3]
Literatur
Bearbeiten- Paul Grimm: Von aufrechten Steinen (Menhiren) in Mitteldeutschland. In: Mitteldeutsche Volkheit. Band 3, 1936, S. 69–70.
- Johannes Groht: Menhire in Deutschland. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-943904-18-5, S. 455–456.
- Christian Keferstein: Ansichten über die keltischen Alterthümer, die Kelten überhaupt und besonders in Teutschland, so wie den keltischen Ursprung der Stadt Halle. 1. Band: Archäologischen Inhaltes. Halle 1846, S. 13–14 (Online).
- Horst Kirchner: Die Menhire in Mitteleuropa und der Menhirgedanke (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 1955, Nr. 9). Wiesbaden 1955, S. 181–182.
- Waldemar Matthias: Die Freilichtanlagen am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). In: Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 67, 1984, S. 197–203 (Online).
- Waldtraut Schrickel: Westeuropäische Elemente im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit Mitteldeutschlands. Teil I. Katalog. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden, Band 5, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1957, S. 46–47.
- Siegmar von Schultze-Galléra: Schön Ännchen von Gottgau. Halle 1914 (Kunstmärchen).
- Siegmar von Schultze-Galléra: Wanderungen durch den Saalkreis. Band 3, Halle 1920.
- Britta Schulze-Thulin: Großsteingräber und Menhire. Sachsen-Anhalt • Thüringen • Sachsen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2007, ISBN 978-3-89812-428-7, S. 87.
Weblinks
Bearbeiten- The Megalithic Portal: Menhir von Krosigk, Menhirdenkmal Krosigk
- strahlen.org: Umgesetzter Menhir von Krosigk ("Schön-Ännchenstein"), in Halle
- grosssteingraeber.de: Der Menhir von Krosigk
- halle-im-bild.de: Schön-Ännchen-Stein
- cruptorix.nl: Krosigk, Schön-Ännchenstein
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Schrickel, S. 46.
- ↑ vgl. Schrickel, S. 46; Schrickel erläutert den Namen Procop nicht weiter, statt des Heerführers Andreas Prokop könnte auch der böhmische Nationalheilige Prokop gemeint sein.
- ↑ Schulze-Thulin, S. 87.