Klein-Rohrheim

Stadtteil von Gernsheim im Kreis Groß-Gerau

Klein-Rohrheim ist, neben Allmendfeld, ein Stadtteil von Gernsheim im südhessischen Kreis Groß-Gerau mit etwa 550 Einwohnern.

Klein-Rohrheim
Stadt Gernsheim
Wappen von Klein-Rohrheim
Koordinaten: 49° 44′ N, 8° 29′ OKoordinaten: 49° 44′ 6″ N, 8° 29′ 23″ O
Höhe: 90 m ü. NHN
Fläche: 4,26 km²[1]
Einwohner: 438 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 103 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64579
Vorwahl: 06258

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Rorheim minor bezeugt um 1200 dortigen Grundbesitz des Klosters Lorsch. In den historischen Unterlagen findet Klein-Rohrheim weitere Erwähnungen unter den Ortsnamen Rider Rorheim im Jahr 1303, Rorheim by Girnsheym 1444, Rider-Rorheim 1455, Riddern Rorheim 1578 und Klein-Rohrheim ab 1711.[1] Dass Klein-Rohrheim weit älter sein muss, lässt sich indirekt daraus schließen, dass das benachbarte Groß-Rohrheim schon 793 zur Unterscheidung als Rorheim superior erwähnt ist.

Als Grundherrschaften sind erwähnt[1]:

Über die Zentverhältnisse ist bekannt, dass 1780 der Universalzehnt zu zwei Dritteln der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und zu einem Drittel dem Domkapitel zu Mainz zustand. Der Novalzehnten ging an das Domkapitel, während den Dreißiger gr. und kl. Zehnten die Schaffnerei Lorsch erhielt.[1]

Am 25. Mai 1801 wurde in Klein-Rohrheim bei einer Schlägerei[3] im Gasthof Maus[4][5] zur Kirchweih der Mainzer Korporal Franz Kleb (auch Franziscus Klöb genannt[4]) von einem Mitglied von Johannes Bücklers (genannt Schinderhannes) Bande durch einen Schuss in den Kopf tödlich getroffen.[6] Böckler wurde später als Anführer die volle Schuld an der Tötung Klebs zugesprochen. Dies war eines von vielen Delikten, die im späteren Prozess zur Hinrichtung Böcklers führten. In der Anklageschrift war die Tat unter Position 52 aufgeführt.[7] Kleb wurde auf dem Gernsheimer Friedhof bestattet.[4]

1803 kam Klein-Rohrheim im Zuge der Säkularisation des kurfürstlichen Territoriums der Mainzer Erzbischöfe zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (ab 1806 Großherzogtum Hessen). Verwaltungsmäßig gehört Klein-Rohrheim bis 1821 zum Amt Gernsheim. Bei der Verwaltungsreform von 1821 im Großherzogtum Hessen wurde der Ort dem Landratsbezirk Bensheim der Provinz Starkenburg zugeteilt.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtete 1829 über Klein-Rohrheim:

»Kleinrohrheim (L. Bez. Bensheim) kath. Filialdorf; liegt 3 St von Bensheim und 14 St. vom Rhein, und hat 17 Häuser und 201 Einw., die bis auf 14 Luth. kath. sind.«[8]

1832 wurde die Provinz Starkenburg in Kreise aufgeteilt und Klein-Rohrheim gehörte zum Kreis Bensheim. Diesem gehörte es dann, nur unterbrochen durch die zeitweise Aufteilung von Starkenburg in Regierungsbezirke, bis 1874 an. Von 1848 bis 1852 zählte es zum Regierungsbezirk Heppenheim. Im Zuge der 1874 im Großherzogtum Hessen nach preußischem Vorbild vorgenommenen Reform der Kreisverfassung kam es auch zu einer neuen Kreiseinteilung. Aufgrund dieser Reform gelangt Klein-Rohrheim zum Kreis Groß-Gerau, zu dem es bis heute gehört.[1]

Die zuständige Gerichtsbarkeit war während der Zugehörigkeit zu Hessen-Darmstadt von 1821 bis 1839 das Landgericht Zwingenberg, ab 1839 das Landgericht Gernsheim und ab 1879 das daraus hervorgegangene Amtsgericht Gernsheim. Nach dessen Auflösung 1934 fiel Klein-Rohrheim in den Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Groß-Gerau.[1]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Klein-Rohrheim im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Gernsheim eingegliedert.[9][10][11] Für den Stadtteil Klein-Rohrheim wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[12]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Klein-Rohrheim angehört(e):[1][13]

Gerichtszugehörigkeit in Hessen

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In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das Hofgericht Darmstadt als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde weiter durch die Ämter ausgeübt, in Klein-Rohrheim durch das Amt Gersheim. Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Zwingenberg das Gericht erster Instanz. Es folgten ab 1839 das Landgericht Gernsheim, 1879 umbenannt in Amtsgericht Gernsheim, und ab 1934 das Amtsgericht Groß-Gerau.[1]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Klein-Rohrheim 438 Einwohner. Darunter waren 24 (5,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 51 Einwohner unter 18 Jahren, 165 zwischen 18 und 49, 123 zwischen 50 und 64 und 96 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 189 Haushalten. Davon waren 42 Singlehaushalte, 75 Paare ohne Kinder und 60 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 36 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 123 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung

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• 1829: 201 Einwohner, 17 Häuser[8]
• 1867: 206 Einwohner, 28 Häuser[15]
Klein-Rohrheim: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2011
Jahr  Einwohner
1829
  
201
1834
  
176
1840
  
198
1846
  
209
1852
  
215
1858
  
203
1864
  
215
1871
  
199
1875
  
191
1885
  
194
1895
  
215
1905
  
212
1910
  
218
1925
  
214
1939
  
267
1946
  
289
1950
  
282
1956
  
263
1961
  
238
1967
  
182
1970
  
217
1980
  
?
1987
  
484
2000
  
?
2011
  
438
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][16]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit

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 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1829: 14 lutheranische (= 6,97 %), 187 katholische (= 93,03 %) Einwohner[8]
• 1961: 60 evangelische (= 25,21 %), 174 katholische (= 73,11 %) Einwohner

Für Klein-Rohrheim besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Klein-Rohrheim) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.[12] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 56,67 %. Dabei wurden gewählt: fünf Mitglieder der CDU, und zwei Mitglieder der SPD.[17] Der Ortsbeirat wählte Matthias Fertig (CDU) zum Ortsvorsteher.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Klein-Rohrheim besitzt ein Feuerwehrhaus und ein altes Rathaus, welches noch für Wahlen, Feiern und Veranstaltungen benutzt wird. Der einzige ansässige Verein ist der KSV Klein-Rohrheim (Kultur und Sportverein) der eine Fußballmannschaft sowie einen Lauftreff hat, ab und zu wird in der alten Schule Tischtennis gespielt.

Literatur

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  • Hans-Josef Becker (Red.): Heimat am Strom – Lesebuch Gernsheim (mit CD-ROM). Schöfferstadt Gernsheim am Rhein 2006. ISBN 3-00-019884-9
  • Magistrat der Stadt Gernsheim (Hg.): Stadt Gernsheim 1356–1981. Gernsheim 1981.
  • Literatur über Klein-Rohrheim nach GND In: Hessische Bibliographie
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Commons: Klein-Rohrheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Infolge der Rheinbundakte.
  4. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  5. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Zwingenberg) und Verwaltung.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk in die zur Stadt Gernsheim eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Klein-Rohrheim, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 18 und 72, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  3. Peter Bayerlein: Schinderhannes-Chronik. E. Probst, 2003, ISBN 978-3-936-32631-4, S. 158. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b c Hans-Josef Becker: Heimat am Strom. Magistrat der Schöfferstadt Gernsheim, 2006, ISBN 978-3-000-19884-7, S. 219. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Karl Rauchhaupt: Aktenmässige geschichte über das leben und treiben des berüchtigten räuberhauptmanns Johannes Bückler genannt Schinderhannes und seiner bande. F. Harrach, 1899, S. 54. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Edmund Nacken: Schinderhannes. Mainzer Verlagsanstalt, 1968, S. 132. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Johann Nikolaus Becker: Actenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins. Keil, 1804, S. 60 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b c Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, S. 125 (Online bei Google Books).
  9. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 59 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  10. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 251.
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 366 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  12. a b Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  13. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 48 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Haushaltsplan 2017. (PDF; 4,34 MB) Stadt Gernsheim, S. A 12, archiviert vom Original; abgerufen am 19. Juni 2018.
  17. Ortsbeiratswahl Klein-Rohrheim. In: Votemanager. Stadt Gernsheim, abgerufen im Dezember 2024.
  18. Ortsbeirat Klein-Rohrheim. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im Dezember 2024.