Johannes Molzahn

deutscher Maler und Werbegrafiker
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Johannes Ernst Ludwig Molzahn (* 21. Mai 1892 in Duisburg; † 31. Dezember 1965 in München) war ein deutsch-US-amerikanischer Maler und Grafiker.

Der in Duisburg geborene Molzahn zog bereits im Jahr seiner Geburt nach Weimar. Nach einer Berufsausbildung zum Fotografen und der Teilnahme am Unterricht an der Großherzoglichen Zeichenschule in Weimar 1904–1907 ging er in die Schweiz. Dort schloss er sich dem Künstlerkreis um Otto Meyer-Amden an. Es folgen Kontakte zu Oskar Schlemmer, Johannes Itten und Willi Baumeister, die seine künstlerische Entwicklung hin zu einem mystisch-kosmologisch geprägten Expressionismus maßgeblich beeinflussen.

Er begann bereits früh mit der Malerei, so dass ihm bereits 1914 eine Ausstellung in Weimar gewidmet war, die von Karl Peter Röhl organisiert worden war. Nach dem Ersten Weltkrieg, der seine frühe künstlerische Entwicklungsphase unterbrach, kehrte Molzahn nach Weimar zurück und sein Atelier wurde zum lokalen Zentrum progressiver Künstler, mit engen Kontakten zur Berliner „Novembergruppe“ und dem „Arbeitsrat für Kunst“. Seine Bestrebungen einer Erneuerung der Künste kulminierten in einem „Manifest des absoluten Expressionismus“, welches er in Waldens Zeitschrift „Der Sturm“ veröffentlichte. Er gehörte zu den Unterstützern des zwischen 1918 und 1921 bestehenden Arbeitsrats für Kunst, einem Zusammenschluss von Architekten, Malern, Bildhauern und Kunstschriftstellern, und stellte seine Werke auch für Ausstellungen dieses Zusammenschlusses zur Verfügung. Daneben folgten Ausstellungen in der Galerie Der Sturm, einer nach der gleichnamigen Zeitschrift benannten und von Herwarth Walden gegründeten Kunstgalerie in Berlin, in der unter anderem auch Kurt Schwitters ausstellte.

Außerdem gründete Molzahn im Jahr 1918 mit Rudolf Jahns und Thilo Maatsch die „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ in Braunschweig. Zu deren Mitgliedern gehörten auch Lyonel Feininger und Paul Klee. Zudem entwarf Wassily Kandinsky das Signet der Gruppe. Ebenfalls 1918 wurde er Mitglied der in Berlin gegründeten Novembergruppe.

1919 heiratete er in Weimar die Schriftstellerin Ilse Molzahn, geb. Schwollmann, mit der er zwei Söhne hatte. 1920 übersiedelte das Ehepaar nach Soest, in das Haus von Ilse Molzahns Großeltern. Michael Molzahn wurde am 28. Dezember 1920 in Soest, der zweite Sohn, Ernst-Uriel, wurde am 22. März 1924 geboren.[1] In Westfalen widmet er sich verstärkt werbegrafischen Arbeiten und gestaltet unter anderem Drucksachen für die Fagus-Werke in Alfeld an der Leine.

Er stand danach dem 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründeten Bauhaus nahe, ehe er mit Beginn der 1920er Jahre der Abstrakten Malerei annäherte, wobei seine Bilder oft figurale Elemente und Motive zeigen. 1921 fand in der Düsseldorfer Galerie von Alfred Flechtheim eine kleine „Collection utopisch-phantastischer Maschinen & Apparate“ mit dem Titel Zeit Taster statt.

Auf Empfehlung von Bruno Taut wurde Molzahn 1923, gegen den Willen des Schulvorstandes und auch des Ministeriums, durch den Magistrat der Stadt zum Leiter der Klasse für Gebrauchsgrafik der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg berufen. Molzahn wurde mit seiner sehr modernen Kunstauffassung zu einer prägenden Kraft. Er sah im Ingenieur den Künstler seiner Zeit. Er nahm auch programmatisch Einfluss und forderte mit geringstem Aufwand eine materiell größtmögliche Wirkung in der Produktion zu erreichen.

1925 fand eine Ausstellung mit dem Titel „Das moderne Aquarell“ zusammen mit Arbeiten von Künstlern der Gruppe 1922 wie Otto Mueller, Konrad von Kardorff und Oskar Moll statt. Im selben Jahr die „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ zusammen mit Thilo Maatsch und Rudolf Jahns.

Später war er von 1928 bis 1933 Lehrer an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau, an der der Metallbildhauer Hermann Diesener zu seinen Schülern gehörte. Während dieser Zeit leitete er 1929 auch die Ausstellung der Werkbundsiedlung Breslau.

1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Kupferstichkabinett Berlin, dem Schlesischen Museum der Bildenden Künste Breslau, der Kunstsammlung der Stadt Breslau, der Städtischen Kunstsammlung Chemnitz, dem Städtischen Kunst- und Gewerbemuseum Dortmund, dem Museum für Kunst und Heimatgeschichte Erfurt, dem Museum Folkwang Essen, der Akademische Kunstsammlung der Universität Greifswald, dem Kaiser-Friedrich-Museum Magdeburg, dem Schlossmuseum Weimar und dem Nassauischen Landesmuseum Wiesbaden Werke beschlagnahmt.[2]

Da seine Kunst verfemt wird, emigriert er 1938 in die USA. Dort ist er bis 1941 Professor am Art Department der University of Washington in Seattle. Dann siedelt er nach New York über. 1943/44 nimmt er eine Professur an der School of Design in Chicago und von 1947 bis 1952 an der New School of Social Research in New York an. Eine Europareise 1958 führt schließlich zum Entschluss, 1959 mit seiner zweiten Frau Loretto Molzahn nach Deutschland zurückzukehren. 1965 wird Molzahn zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin ernannt, verstirbt jedoch im gleichen Jahr in München.

Molzahn vertritt eine außergewöhnliche Position der Klassischen Moderne bis frühen Nachkriegsmoderne. Seine mechanistischen Darstellungen, in denen er aus rhythmisch gegliederten Linien, Farbflächen und typografischen Elementen figurative Szenerien schafft, verbinden souverän die konträren Welten von Abstraktion und Figuration. Die religiös und mythologisch geprägte Kunst nimmt in der Klassischen Moderne eine einzigartige Stellung ein. Dies gilt besonders für das Technisch-Mechanistische seiner Darstellungen sowie für die Verbindung von Figur und typografischen Elementen.[3]

Einige seiner expressionistischen Werke sind heute im Lehmbruck-Museum seiner Geburtsstadt Duisburg ausgestellt. Bereits 1964 fand im neugebauten Gebäude des Lehmbruck-Museums eine erste Ausstellung seiner Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken statt. Zwischen 1976 und 1977 folgte eine Ausstellung von Bildern, die zwischen 1943 und 1957 in den USA entstanden sind, in der Kunsthalle Nürnberg mit dem Titel Johannes Molzahn : Melodie einer Landschaft, sowie 1977 eine weitere Ausstellung des druckgrafischen Werkes im Lehmbruck-Museum. Zu seinem 120. Geburtstag wurde am 12. Mai 2012 im Schlesischen Museum zu Görlitz eine Ausstellung mit dem Titel Ungeliebte Avantgarde eröffnet.[4]

Zu seinen bekannteren Bildern gehören[5] Schöpfung I (1916), Schöpfung II (1916), Pulsender Stern (1919), Masculine Curves (1927) und Gedächtnis Otto Mueller (1930). Auf dem Kunstmarkt sind Werke Johannes Molzahns eher selten zu finden. Wenn allerdings ein Werk auf den Markt kommt, werden hohe Preise dafür bezahlt. Am 6. Juni 2012 wurde Molzahns Gemälde Musik, welches 1917 in der ersten Einzelausstellung in Herwath Waldens Galerie Der Sturm ausgestellt wurde, für rund 146.000 Euro bei VAN HAM Kunstauktionen versteigert.[6]

Ausstellungen

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Einzelausstellungen

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  • 1929: Johannes Molzahn, Galerie Flechtheim, Berlin
  • 1936: Gemälde von Johannes Molzahn. Neue Arbeiten 1935/36, Galerie Geldhäuser, Berlin
  • 1956: Johannes Molzahn: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
  • 1957: Johannes Molzahn. Gemälde – Aquarelle – Graphik, Galerie Inge Ahlers, Mannheim
  • 1958: Johannes Molzahn, Galerie Hella Nebelung, Düsseldorf
  • 1960: Johannes Molzahn. Gemälde – Graphik aus der Zeit vor der Emigration 1916/1935, Kunstkabinett Klihm, München
  • 1960: Johannes Molzahn. Drei Epochen seines Lebenswerks, Paula-Modersohn-Becker-Haus, Bremen
  • 1964: Johannes Molzahn. Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen – Graphik, Lehmbruck-Museum, Duisburg
  • 1970: Exhibition of Paintings and Drawings by Johannes Molzahn, Goethe House, New York (US)
  • 1972: Johannes Molzahn, Katholische Akademie in Bayern, München
  • 1973: Johannes Molzahn, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz (AT)
  • 1973: Johannes Molzahn – Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Kunstamt Berlin-Charlottenburg, Rathaus Charlottenburg, Berlin
  • 1973: Johannes Molzahn, Galerie nächst St. Stephan – Rosemarie Schwarzwälder Wien (AT)
  • 1974: Johannes Molzahn 1892–1965, Ostdeutsche Galerie, Regensburg
  • 1976: Johannes Molzahn – Melodie einer Landschaft, Kunsthalle Nürnberg
  • 1977: Johannes Molzahn 1892–1965 – Das druckgraphische Werk, Lehmbruck-Museum, Duisburg
  • 1984: Johannes Molzahn, Obere Galerie / Haus am Lützowpark, Berlin
  • 1988: Johannes Molzahn – das malerische Werk, Lehmbruck-Museum, Duisburg
  • 1992: Johannes Molzahn zum 100. Geburtstag – Arbeiten auf Papier und Dokumente, Lehmbruck-Museum, Duisburg

Gruppenausstellung (Auswahl)

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Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)

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Deutschland

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International

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Entartete Kunst

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1937 als „entartet“ nachweislich beschlagnahmte Werke u. a.:

Tafelbilder

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  • Reiter im Chaos (Öl, 1916)
  • Ferntaster III (Öl, 1920)
  • Eine bessere Höhenmaschine (Öl, 1920)
  • Jungfräuliche Konstellation (1920)
  • Horizontal Vogel-Wesen (Öl, 1921)
  • Der Gott der Flieger (1921)
  • Familienbild I (Öl, um 1925)
  • Legendäres II (Öl, 1928)
  • Zwillinge (Öl, 1930)
  • Mit dem Fliegenbuch II (Öl, 1931)

Aquarelle

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  • Vogel Phönix (1922)
  • Konstruktion in Rechtecken
  • Räderwerk (1922)
  • Der kleine Ingenieur (1922)

Druckgrafik

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  • Zeit-Taster. Eine kleine Kollektion utopisch-phantastischer Maschinen und Apparate (Mappe mit sechs Radierungen und einer Farblithografie als Umschlag; zerstört)
  • Kristallbilderbogen (Mappe mit fünf Farblithografien; 1923–1925)
  • Mysterium (1919)
  • Sternendröhnen (Holzschnitt, 1919; zerstört)
  • Sterngebunden (Holzschnitt, 1919)
  • Sternbewegung (Holzschnitt, 1919; zerstört)
  • Geometrische Spiele, Nr. 9 (Holzschnitt, 1919)
  • Gesetze (Holzschnitt, 1919)
  • Kleine Höllenmaschine (Radierung, 1920; zerstört)
  • Ferntaster II (Radierung, 1920)
  • Verwandlung (Radierung, 1920)
  • Opus XXXIII (Holzschnitt, Blatt 10 der Mappe „Neue europäische Graphik. Deutsche Künstler“; 3. Mappe der Bauhaus-Drucke; zerstört)

Zeichnungen

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  • Sitzender Akt, Opus 2 (Kreide, 1929)
  • Komposition mit zwei weiblichen Aktfiguren, Opus 5 (Bleistift)
  • Der schlesische Adler (Kreide)

Ehrungen

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  • Die Johannes-Molzahn-Straße in Duisburg wurde nach ihm benannt

Nachlass

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Der künstlerische Nachlass von Johannes Molzahn wird seit 2021 von VAN HAM Art Estate in Kooperation mit dem Johannes-Molzahn-Centrum in Kassel betreut. Der schriftliche Nachlass wird vom 1994 gegründeten Johannes-Molzahn-Centrum verwaltet.[7]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Auf dem Wege zur stahlzeitlichen Theatergestalt. In: Die Form, Jg. 1, 1925/26, Heft 5, S. 98–101 (Digitalisat).
  • Ökonomie der Reklame-Mechane. In: Die Form, Jg. 1, 1925/26, Heft 7, S. 141–145 (Digitalisat).
  • Breslau nach dem Kriege, 1928

Siehe auch

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Literatur (Auswahl)

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  • Thomas Ehrsam: Nachwort zu: Ilse Molzahn, Der Schwarze Storch, Göttingen 2022.
  • Christian Gries: Johannes Molzahn (1892–1965) und der „Kampf um die Kunst“ im Deutschland der Weimarer Republik (Hochschulschrift, Dissertation), in zwei Bde., mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Augsburg, 1997.
  • Babette Küster, Hans Peter Reisse: Johannes Molzahn (1892–1965): Sein Karrierestart als Maler, Grafiker und Lehrer 1918. In: Martina Lüdicke u. a. (Hrsg.): 1918. Zwischen Niederlage und Neubeginn. Petersberg: Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0886-9, S. 176–189.
  • Barbara Lepper: Johannes Molzahn. Das malerische Werk. Einführung in die Ausstellung und Katalog. Ausstellung: Christoph Brockhaus und Barbara Lepper, K.d.A. Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg 1988, ISBN 3-923576-44-7.
  • Marianne Reuter: Johannes Molzahn – Letzte Werke. 1985, ISBN 3-7954-0635-8.
  • Siegfried Salzmann: Molzahn, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 21 (Digitalisat).
  • Herbert Schade: Johannes Molzahn : Einführung in das Werk und die Kunsttheorie des Malers. 1972, ISBN 3-7954-0405-3.
  • Dieter Scholz: Eine Lehre des „Optischen Minimals“. Johannes Molzahn in Breslau 1928 bis 1933. In: Dagmar Schmengler u. a. (Hrsg.): Maler. Mentor. Magier. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau. Kehrer, Heidelberg u. a. 2018, ISBN 978-3-86828-873-5, S. 224–234.
  • Meyers Großes Personenlexikon. Mannheim 1968, S. 909.
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Einzelnachweise

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  1. Ehrsam, Thomas: Nachwort in: Ilse Molzahn. Der Schwarze Storch. Wallstein Verlag, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5135-6, S. 290–418.
  2. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  3. VAN HAM, Künstlerdatenbank Johannes Molzahn
  4. 12.5.2012 bis Frühjahr 2013 Ungeliebte Avantgarde. Der Maler und Graphiker Johannes Molzahn in Breslau 1928–1933 (Memento vom 28. September 2010 im Internet Archive), auf schlesisches-museum.de
  5. Johannes Molzahn Johannes Molzahn (deutsch, 1892–1965), auf artnet.de
  6. Van Ham - Entdeckungen in allen Bereichen, auf altertuemliches.at, abgerufen am 16. November 2021
  7. VAN HAM Art Estate, Johannes Molzahn, Schriftlicher Nachlass