Freiburger Zeitung
Die Freiburger Zeitung war eine in Freiburg im Breisgau erscheinende Tageszeitung. Sie wurde 1784 unter dem Namen „Freyburgerzeitung“ gegründet und erschien bis zum Jahr 1943. Die Zeitung stellt heute eine wesentliche Quelle der Freiburger Alltags-, Lokal- und Regionalgeschichte dar.[1]
Freiburger Zeitung
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Beschreibung | Freiburger Tageszeitung |
Verlag | Poppen & Ortmann (seit 1863/1866 bis 31.12.1935) |
Erstausgabe | 3. Januar 1784 |
Einstellung | 27. Februar 1943 |
Erscheinungsweise | seit 1821 täglich |
Artikelarchiv | Freiburger Zeitung digital |
ZDB | 2186077-4 |
Geschichte
BearbeitenDie Freyburgerzeitung erschien erstmals am 3. Januar 1784 und seit 1793 regelmäßig.[2] Unter dem Namen „Freiburger Zeitung“ wurde die Zeitung seit dem 1. Januar 1821 publiziert. Drucker, Verleger und Titel der Zeitung änderten sich mehrmals: Von den Vorderösterreichischen Provinzialnachrichten (1788–1792) ging es über das Allgemeine Intelligenz- oder Wochenblatt für das Land Breisgau und die Ortenau (1804–1807) und die Großherzoglich-badische privilegierte Freyburger Zeitung (1808–1810) zum Freyburger Wochenblatt (1810–1820). Vom 1. Juli 1848[3] bis 31. Dezember 1851 führte das Blatt den Titel Neue Freiburger Zeitung.
Die ehemals im Besitz der Stadt befindliche Zeitung wurde ab 1863 durch das Unternehmen H. M. Poppen & Sohn[2] (seit 1918: Poppen & Ortmann[4]) zuerst gepachtet und ab 1866 vollständig durch Kauf übernommen. Diese stellte das Zentrum der Verlagstätigkeit des Unternehmens dar.[5] Zum 1. Oktober 1881 wurde die Freiburger Zeitung erneut Amtsverkündigungsblatt, nachdem diese Eigenschaft für einige Zeit die Breisgauer Zeitung innegehabt hatte, die diese wiederum von der Freiburger Zeitung übernommen hatte.[6]
Im Jahr 1904 fand ein Architektenwettbewerb um die Erstellung eines Geschäftshauses in der Kaiser-Joseph-Straße für die Freiburger Zeitung statt. Der Gewinner des Wettbewerbs war der Freiburger Architekt Carl Anton Meckel, umgesetzt wurde jedoch der Entwurf von Billing & Mallebrein. Billings Entwurf besaß große Ähnlichkeit mit dem Meckels, was nach einer Publikation im Zentralblatt der Bauverwaltung im Jahr 1906 zu einer öffentlichen Kontroverse der beiden führte.[7] Das Geschäftshaus selber wurde am 7. August 1905 eröffnet.[8] An der Fassade des Hauses finden sich zwei Figuren von Friedrich Meinecke, von denen eine Johannes Gutenberg darstellt.[9] Am 12. Oktober 1916 wurde das Gebäude von einer Fliegerbombe getroffen. „Alle Scheiben, sogar die große Scheibe im Geschäftshaus, Kaiserstraße 119 waren geborsten. Die ganze Brüstung lag in der Sackgasse.“ lautet die Inschrift auf einer Gedenktafel an der Dachterrasse.[10]
Ab 1935 versuchten die Nationalsozialisten die Selbstständigkeit der Freiburger Zeitung einzuschränken. So wurden die Verleger Adolf Poppen (am 15. Oktober 1935) und Max Ortmann (am 30. Oktober 1935) „auf Grund des § 10 der ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1.11.1933 […] aus der Reichspressekammer [ausgeschlossen] und die weitere Tätigkeit als Zeitungsverleger [untersagt]“.[11] Als Begründung wurden Artikel eines ehemaligen, jüdischen Mitarbeiters sowie eines ehemaligen Schriftleiters aus der Zeit bis März bzw. Mai 1933 sowie „bis in die Gegenwart“ erfolgende Veröffentlichungen jüdischer Anzeigen sowie des jüdischen Gottesdienstanzeigers herangeführt.[12] Während der folgenden Wochen erfolgte aufgrund des deutlich gestiegenen Drucks auf die Verleger ein Verkauf der Freiburger Zeitung zum 1. Januar 1936 an die Vera Verlagsanstalt GmbH aus Berlin, einer Tochter des Zentralverlags der NSDAP, dem Franz-Eher-Verlag.[13] Auch wenn die Verquickungen nicht von Anfang an für alle Bürger ersichtlich waren, wurde der Vera Verlagsanstalt GmbH in der Bevölkerung eine große Nähe zu amtlichen Stellen nachgesagt.[14] Neben einer Vergütung der Zeitungsrechte wurde Poppen & Ortmann ein Druckvertrag für 10 Jahre zugesagt.[14][15]
Die Zeitung wurde mit der Wochenendausgabe Nr. 58/59 vom 27./28. Februar 1943 im 160. Jahrgang eingestellt. Zur Begründung wird auf der Titelseite der letzten Ausgabe auf die „Erfordernisse des totalen Krieges“ verwiesen. Durch die Einstellung würden „weitere Arbeitskräfte für die Wehrmacht und Rüstungsindustrie frei.“[16]
1950 brachten Poppen & Ortmann den Titel Freiburger Zeitung als Teilhaber des Badischen Verlages in die Badische Zeitung ein. Der Name Freiburger Zeitung wird bis heute für den Freiburger Lokalteil der Badischen Zeitung verwendet. Ende 2014 wurde im Auftrag von Poppen & Ortmann und dem Badischen Verlag damit begonnen, das Geschäftshaus zu renovieren.[17] Seit 18. Mai 2016 befinden sich dort die Geschäftsstelle, die Lokal- und Breisgauredaktion der Badischen Zeitung und die Redaktion von fudder.de.[18]
Erhaltung und Digitalisierung
BearbeitenPraktisch alle Jahrgänge der Zeitung sind komplett erhalten. Die ältesten Jahrgänge wurden zunächst im Stadtarchiv Freiburg gesammelt und bewahrt, die neueren Jahrgänge in der Universitätsbibliothek Freiburg. Da die erhaltenen Originale durch den starken Gebrauch für Recherchezwecke und die Alterung des Papiers in ihrer Substanz bedroht waren, hat die Universitätsbibliothek in den 1980er Jahren die gesamte Zeitung auf Mikrofilm übertragen. Die Originale konnten danach der Benutzung entzogen werden.
Beginnend im September 2000[19] wurde dann die gesamte Zeitung für die Veröffentlichung im Internet digitalisiert. Dazu wurden die Mikrofilmvorlagen in Schwarzweiß eingescannt und zur Internetpräsentation nachbearbeitet. Das Digitalisat wurde dabei allerdings nicht mit einem Texterkennungsprogramm bearbeitet, so dass es ausschließlich als Faksimile in Form von Bilddateien vorliegt und zum Beispiel eine Volltextsuche nicht möglich ist.
Literatur
Bearbeiten- Thomas Schnabel, Wulf Rüskamp: 175 Jahre Poppen & Ortmann - 75 Jahre Badische Zeitung. 1. Auflage. Poppen & Ortmann, Freiburg 2022, DNB 127777062X.
Weblinks
Bearbeiten- Freiburger Zeitung digital – Digitalisierung aller Jahrgänge der Zeitung bei der Universitätsbibliothek Freiburg
- Die Freiburger Zeitung in den 1930er Jahren – Imagefilm über die Produktion der Freiburger Zeitung (Stummfilm, mit deutschen Texteinblendungen)
- Webtalk der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Außenstelle Freiburg) vom 4. Mai 2022 – Vortrag von Prof. Dr. Thomas Schnabel zum Thema „Die Tageszeitung als Mittel der Staatsführung. Presse und Medienlandschaft in Freiburg zwischen 1933 und 1945 am Beispiel der Freiburger Zeitung“
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Freiburger Zeitung digital auf den Seiten der Universitätsbibliothek Freiburg
- ↑ a b pek: Freiburg: Die Geschichte eines Verlags in Familienhand. Badische Zeitung, 14. Mai 2016, abgerufen am 14. Mai 2016.
- ↑ Neue Freiburger Zeitung vom 1. Juli 1848
- ↑ Geschichte | Poppen & Ortmann. 28. Mai 2019, abgerufen am 1. Mai 2020.
- ↑ Informationen zur Verlagstätigkeit von Poppen & Ortmann, abgerufen am 26. Februar 2015
- ↑ Staufener Wochenblatt vom 4. Oktober 1881, Digitalisat
- ↑ Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 379.
- ↑ Freiburger Zeitung digital – Ausgabe vom 6. August 1905 (1. Blatt) . In: Freiburger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Auf fz.ub.Uni-Freiburg.de, abgerufen am 18. September 2021.
- ↑ Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Band 2: Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Modo, Freiburg 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 164–172, insbesondere S. 172
- ↑ bz: Freiburg: Erster Weltkrieg: Als vor 100 Jahren Bomben auf Freiburg fielen. Badische Zeitung, 12. Oktober 2016, abgerufen am 28. Dezember 2016.
- ↑ Thomas Schnabel: Freiburger Pressekampf zu Beginn des Dritten Reichs. In: Verlag Poppen & Ortmann (Hrsg.): Freiburger Almanach (= Freiburger Almanach). Band 1987. Poppen & Ortmann, ISSN 0429-6486, S. 66.
- ↑ Thomas Schnabel: Freiburger Pressekampf zu Beginn des Dritten Reichs. In: Verlag Poppen & Ortmann (Hrsg.): Freiburger Almanach (= Freiburger Almanach). Band 1987. Poppen & Ortmann, ISSN 0429-6486, S. 64–65.
- ↑ Franz Eher Nachf. Verlag (Zentralverlag der NSDAP) – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 1. Mai 2020.
- ↑ a b Thomas Schnabel: Freiburger Pressekampf zu Beginn des Dritten Reichs. In: Verlag Poppen & Ortmann (Hrsg.): Freiburger Almanach (= Freiburger Almanach). Band 1987. Poppen & Ortmann, ISSN 0429-6486, S. 66.
- ↑ Thomas Schnabel: Freiburger Pressekampf zu Beginn des Dritten Reichs (Teil 1: 1986, Teil 2: 1987). In: Verlag Poppen & Ortmann (Hrsg.): Freiburger Almanach (= Freiburger Almanach). Band 1986, 1987, Nr. 1986, 1987. Poppen & Ortmann, ISSN 0429-6486, S. 91-67 (1986), 63–67 (1987).
- ↑ Titelseite der Freiburger Zeitung vom 27./28. Februar 1943
- ↑ Joachim Röderer: Freiburg: In eigener Sache: Neues BZ-Domizil entsteht am Freiburger Martinstor. Badische Zeitung, 12. April 2016, abgerufen am 13. April 2016.
- ↑ bz: Freiburg: Medienhaus am Martinstor: Die Freiburger BZ-Redaktionen sind umgezogen. Badische Zeitung, 18. Mai 2016, abgerufen am 19. Mai 2016.
- ↑ Ralf Ohlhoff: Digitalisierungsprojekte an der Universitätsbibliothek Freiburg. In: EUCOR-Bibliotheksinformationen 18/19, 2001/02, S. 36.
Koordinaten: 47° 59′ 37,9″ N, 7° 50′ 57,3″ O