Ehrsten
Ehrsten ist ein Ortsteil der Gemeinde Calden im nordhessischen Landkreis Kassel.
Ehrsten Gemeinde Calden
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Koordinaten: | 51° 24′ N, 9° 21′ O |
Höhe: | 257 m ü. NHN |
Fläche: | 5,41 km²[1] |
Einwohner: | 673 (31. Dez. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 124 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 34379 |
Vorwahl: | 05677 |
Ehrsten, Fürstenwalder Straße
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Geographische Lage
BearbeitenEhrsten liegt inmitten typisch nordhessischer hügeliger und bewaldeter Landschaft im Tal der Nebelbeeke zwischen Fürstenwald und Meimbressen auf etwa 252 m ü. NHN westlich des Schartenbergs (403,9 m) mit der Ruine Schartenburg (389,5 m) und nördlich des Hohen Dörnbergs (578,7 m). Das ehemals rein landwirtschaftlich geprägte Dorf ist der zweitkleinste Ortsteil der Großgemeinde.
Geschichte
BearbeitenÜbersicht
BearbeitenDie Ortslage befindet sich unweit bedeutender archäologischer Funde aus der Jungsteinzeit. Das Caldener Erdwerk und zahlreiche Grabanlagen zwischen Ehrsten und Calden lassen sich bis auf eine Zeit vor 5.700 Jahren datieren.
Der Ortsname selbst deutet auf eine Gründung um 500 n. Chr. hin. Ehrsten gehört damit zu den ältesten Siedlungen der Region. Als „Herste“ findet sich die erste bekannte Erwähnung in Klosterakten der Klöster Fulda und Corvey aus dem Jahr 952.[3]
Aktuelle Grabungen im Dorfkern belegen ein Grubenhaus mit Webhütte aus dem 10. Jahrhundert. Die ältesten noch erhaltenen Fachwerkhäuser entstanden am Ende des 17. Jahrhunderts. Vermutlich aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammt ein Teil der Ehrster Kirche. 1778 grundlegend umgebaut, ist sie als kleine spätgotische Saalkirche erhalten. Im Kirchenschiff wurden vor einigen Jahren zahlreiche ornamentale Wandmalereien freigelegt.
Die Situation als Grenzdorf zwischen sächsischem und fränkischem Einflussbereich prägte die Dorfgeschichte. Ehrsten wechselte als Besitz unterschiedlichster Herrscher sowie der Paderborner und Mainzer Kirche hin und her. Im Gegensatz zur fränkischen Fachwerk-Architektur gehört Ehrsten sprachlich zum niederdeutschen Raum. Mit Fürstenwald und Zierenberg liegt es direkt an der Benrather Linie, der deutschen Sprachgrenze zwischen mitteldeutschem und niederdeutschem Sprachraum. Diese Sprachgrenze zwischen den Dörfern ist teilweise heute noch erlebbar.
Eine eigene Schule erhielt Ehrsten bereits 1702. Seit 1967 müssen die Ehrster Kinder nach Calden (Grundschule) und Grebenstein zum Unterricht. Hatte Ehrsten im 18. Jahrhundert nur knapp über 200 Einwohner, wuchs diese Zahl bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges langsam auf rund 450. Durch den Zuzug von Vertriebenen erhöhte sie sich in wenigen Jahren auf 670. Mit der folgenden Ausweisung neuer Baugebiete in den 1950er bis 1970er Jahren begann Ehrsten sein Gesicht zu verändern, und durch den Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe seit den 1970er Jahren erfuhr das Dorf den wohl gravierendsten Strukturwandel seiner Geschichte. Vier verbliebene Vollerwerbsbetriebe, einige kleine Handwerksbetriebe und Freiberufler bieten die wenigen Arbeitsplätze am Ort. Das Verhältnis von 450 Einwohnern zu 112 Haushalten (1948) und 750 Einwohnern zu 260 Haushalten (2004) macht die veränderten Lebens- und Wohnbedingungen deutlich. Selbst die örtliche Nahversorgung war mittlerweile nur noch durch einen in Eigenregie der Bürger betriebenen Laden möglich, der jedoch im Jahr 2010 aufgegeben wurde.
Hessische Gebietsreform
BearbeitenAm 1. August 1972 wurde die bis dahin Selbständige Gemeinde Ehrsten, im Zuge der Gebietsreform in Hessen, kraft Landesgesetz in die Gemeinde Calden eingemeindet. Damit verbunden war der Wechsel in den neu geschaffenen Landkreis Kassel.[4][5] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Calden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerentwicklung
- 1585: 35 Haushaltungen
- 1747: 47 Haushaltungen
Ehrsten: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 333 | |||
1840 | 321 | |||
1846 | 357 | |||
1852 | 373 | |||
1858 | 388 | |||
1864 | 425 | |||
1871 | 379 | |||
1875 | 375 | |||
1885 | 373 | |||
1895 | 386 | |||
1905 | 370 | |||
1910 | 414 | |||
1925 | 452 | |||
1939 | 424 | |||
1946 | 762 | |||
1950 | 738 | |||
1956 | 615 | |||
1961 | 574 | |||
1967 | 550 | |||
1970 | 624 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 696 | |||
2015 | 675 | |||
2018 | 673 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [3]; Gemeinde Calden[2][1]; Zensus 2011[7] |
Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1885: | 366 evangelische (= 98,12 %), 7 anderes christliche-konfessionelle (= 1,88 %) Einwohner |
• 1961: | 480 evangelische (= 83,62 %), 82 katholische (= 14,29 %) Einwohner |
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Gold eine blau gekrönte rote Löwenmaske mit aus dem Mundwinkeln hervorbrechenden angewinkelten blau gekleideten Armen mit dem Betrachter zugewendeten roten Handflächen.“ | |
Im April 1952 wurde der Gemeinde Ehrsten durch das Hessische Staatsministerium das Recht zur Führung eines Wappens verliehen.[8] |
Ehrenbürger
Bearbeiten- 1895 Otto von Bismarck (1815–1898), Reichskanzler
Weblinks
Bearbeiten- Ortsteile In: Webauftritt der Gemeinde Calden.
- Ehrsten, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Ehrsten nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Die Geschichte von Ehrsten ( vom 17. November 2013 im Webarchiv archive.today) Private Website.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Zahlen und Fakten. ( vom 30. Juni 2016 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Calden, abgerufen im November 2020.
- ↑ a b 9. Ortsbeiratssitzung vom 08. Januar 2018. TOP 8. Abgerufen im April 2019.
- ↑ a b c Ehrsten, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen (GVBl. II 330-17) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 225, § 10 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 399 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 267 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Calden, abgerufen im November 2020.
- ↑ Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Dezember 2020 . Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Verleihung des Rechts zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Ehrsten, Landkreis Hofgeismar, Regierungsbezirk Kassel vom 29. April 1952. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1952 Nr. 19, S. 336, Punkt 450 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,7 MB]).