Deutschösterreichische Tages-Zeitung

Die Deutschösterreichische Tages-Zeitung, kurz DÖTZ, war eine von 1921 bis 1933 in Wien erscheinende Tageszeitung. Sie stand am Ende einer Reihe stark nationaler, antisemitischer Blätter und gilt als Nachfolgeblatt der von Karl Hermann Wolf 1890 gegründeten „Ostdeutschen Rundschau“, die ab 1908 „Deutsches Tageblatt“ hieß und dann wieder ihren ursprünglichen Namen trug. Ab 1920 erschien das Blatt als „Wiener deutsche Tageszeitung“ und vom 8. August 1920 bis 31. März 1921 unter dem Titel „Deutsche Tageszeitung“. Am 1. April 1921 wurde sie schließlich in „Deutschösterreichische Tages-Zeitung“ umbenannt. Herausgeber war ein Konsortium der Alldeutschen Vereinigung unter Führung von Georg von Schönerer und Heinrich Claß.[1][2] 1927 wurde sowohl die Tageszeitung selbst, als auch der angegliederte Betrieb inklusive Druckerei an die NSDAP verkauft, die jedoch zu Beginn nicht als Besitzerin auftrat, sondern im Hintergrund blieb.[3]

In den ersten Jahren ihres Bestehens trug sie den auf Schönerer verweisenden Slogan „Alldeutschland die Hoffnung, Großdeutschland das Ziel!“ im Titel und verwies damit auf die Anschlussbestrebungen der Deutschösterreicher an das republikanische Deutsche Reich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Gegen Ende ihres Bestehens war die DÖTZ Zeitungsorgan der deutschösterreichischen Nationalsozialisten.

Der Kulturteil, in dem Mirko Jelusich von 1923 bis 1933 als Feuilletonredakteur wirkte, wurde zum Teil von späteren prominenten Autoren geprägt, etwa dem jungen Heimito von Doderer, dem späteren Jugendbuchautor Gerhard Aichinger alias Gerhard Aick oder dem Publizisten Kurt Ziesel. Die Blattlinie war durch den damals extrem stark ausgeprägten Nationalismus („Deutschtum“), verbunden mit einem weit verbreiteten prononcierten Rassismus und der jahrhundertealten Judenfeindlichkeit der Wiener gekennzeichnet. So forderte das Blatt schon im Oktober 1925 die Anlegung eines „Judenkatasters“ für das österreichische Bundesheer und der Wiener Auftritt von Josephine Baker wurde 1928 als „Negerskandal“ qualifiziert.

Literatur

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  • Kurt Paupié: Handbuch der Österreichischen Pressegeschichte 1848–1959. Band 1. Wilhelm Braumüller Verlag, Wien 1960.
  • Isabella Ackerl: Die Großdeutsche Volkspartei. Diss. Univ. Wien. Wien 1967.
  • Gabriele Melischek, Josef Seethaler [Hrsg.]: Die Wiener Tageszeitungen. Eine Dokumentation. Band 3: 1918–1938. Frankfurt am Main 1992.
  • Karoline Kühnelt: Goebbels’ Propagandisten für die Ostmark. Journalisten, die mit dem „Anschluss“ nach Österreich kamen, um in Presse und Propaganda tätig zu werden. Eine kollektivbiographische Studie über den Berufsverlauf 1938–1945 und nach dem Ende des NS-Regimes. Universität Wien, Diplomarbeit, 2004.
  • Wolfgang Benz: Handbuch des Antisemitismus. Walter de Gruyter, 2013.
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Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Benz: Handbuch des Antisemitismus. Walter de Gruyter, 2013. S. 147.
  2. Gabriele Melischek, Josef Seethaler [Hrsg.]: Die Wiener Tageszeitungen. Eine Dokumentation. Band 3: 1918–1938. Frankfurt/Main, 1992, S. 105 ff.
  3. Bernd Beutl, Claudia Hener, Wolfgang Monschein, Fritz Randl: Die österreichische NS-Presse 1918 - 1933: Bestandsaufnahme und Dokumentation. Hrsg.: Wolfgang Duchkowitsch (= Schriftenreihe des Ludwig-Boltzmann-Instituts für neuere österreichische Kommunikationsgeschichte. Band 2). Literas-Univ.-Verl, Wien 2001, ISBN 978-3-85429-172-5, S. 70–71.