Briesen (Spreewald)
Briesen, niedersorbisch Brjazyna, ist eine Gemeinde im Landkreis Spree-Neiße im Südosten von Brandenburg. Sie wird vom Amt Burg (Spreewald) in der Niederlausitz verwaltet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 49′ N, 14° 15′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Spree-Neiße | |
Amt: | Burg (Spreewald) | |
Höhe: | 58 m ü. NHN | |
Fläche: | 9,13 km2 | |
Einwohner: | 795 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 87 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 03096 | |
Vorwahl: | 035606 | |
Kfz-Kennzeichen: | SPN, FOR, GUB, SPB | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 71 028 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Hauptstraße 46 03096 Burg (Spreewald) | |
Website: | amt-burg-spreewald.de | |
Bürgermeisterin: | Eva-Brigitta Schötzig | |
Lage der Gemeinde Briesen im Landkreis Spree-Neiße | ||
Geografie
BearbeitenDie Gemeinde liegt im angestammten Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden. Öffentliche Gebäude und Einrichtungen, Straßen, Wege, Plätze und Brücken werden daher in der Regel zweisprachig beschriftet. Briesen liegt etwa 10 km nordwestlich von Cottbus. Die Nordgrenze der Gemarkung bildet das Große Fließ.
Gemeindegliederung
BearbeitenBriesen verfügt über keine Ortsteile, bewohnten Gemeindeteile oder Wohnplätze.[2]
Geschichte
BearbeitenBriesen wurde im Jahr 1346 als Breßzine erstmals urkundlich erwähnt. Der slawische Ortsname bedeutet so viel wie „Birkenort“. Die wendische Siedlung ist aber schon einige Jahrhunderte älter. Im 15. Jahrhundert wird der Ort im Kanzleiregister des Markgrafen Friedrich II. von Brandenburg als Bryßen bezeichnet.
Da es in der Niederlausitz fünf Orte dieses Namens gibt und für die Frühzeit nur wenig Quellen vorliegen, lässt sich die Besitzfolge des häufig die Eigentümer wechselnden Gutes im 15. Jahrhundert nur lückenhaft rekonstruieren. 1486 belehnte Markgraf Johann Cicero Johann von Mühlen (Jan von Mylen/Mielen) mit dem Dorf nebst allen Gütern, Zinsen und Renten, wie er sie von Hans und Caspar von Sachs gekauft hatte. Houwald vermutet hinter „Sachse“ einen Beinamen für das Geschlecht von Luckowin, das in der Herrschaft Beeskow-Storkow ansässig war. Nach dem Lehnbrief von 1519 erhielt v. Mühlen auch das Dorf Brahmow und Besitzanteile in Werben, Guhrow, Kunersdorf und Ruben, die alle in der Umgebung von Briesen liegen. Die Familie verkaufte das Gut zwischen 1550 und 1576 an Hieronymus von Minckwitz, der 1576 damit belehnt wurde. Von 1586 bis 1591 erscheinen die von Birckholtz als Gutsherren. 1591 erwarb Otto von Hake auf Berge, Rat und Hauptmann zu Cottbus, Briesen. Auf dem Treppenturm des Briesener Schlosses ließ er eine Wetterfahne mit Hake’schem Wappen und der Jahreszahl 1599 anbringen.[3] 1617 kaufte sein Bruder Weigand wieder Brahmow hinzu, das in der Familie von Mühlen vererbt worden war. Es blieb bis 1781 mit Briesen vereinigt. 1644 erwarb der mit der Anna Margaretha von Hake, Tochter des Weigand von Hake verheiratete General und Gouverneur der Festung Peitz Hans Caspar von Klitzing die beiden Güter. Nachdem sein Enkel Carl Philipp kinderlos verstorben war (Epitaphien der Familie Klitzing befinden sich bis heute in der Briesener Kirche), kaufte 1719 Wilhelmine Christiane Gräfin von Schönburg-Glauchau Briesen und Brahmow, veräußerte es jedoch bereits 1735.
Der Erwerber, Freiherr Franziskus Matthäus von Vernezobre de Laurieux, stammte aus einer Hugenottenfamilie und war 1721 in den preußischen Adels- und Freiherrnstand erhoben worden. Er hatte sich als Kaufmann im Seidenhandel ein beträchtliches Vermögen erwirtschaftet, das er in Gütern auf dem Barnim (1721 Hohenfinow und Tornow, 1731 Sommerfelde), in der Uckermark (1731 Polßen) und in der Niederlausitz (1733 Krieschow und Milkersdorf) anlegte. Daneben errichtete er auf Geheiß Friedrich Wilhelms I. ein Stadtpalais in der Berliner Friedrichstadt, das spätere Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße, weil er nur auf diese Weise eine vom König befohlene Heirat seiner Tochter mit dem Kapitän von Forcade abwenden konnte.[4] Vernezobre ließ den Treppenturm aus der Renaissance entfernen, verdoppelte das alte Schloss durch einen Anbau und versah es mit einer einheitlichen Fassade und einem Mansardwalmdach im Stil des sächsischen Barock. Nach seinem Tod 1748 erbte sein Sohn Friedrich Wilhelm von Vernezobre, Landrat des Kreises Cottbus, die Niederlausitzer Güter Krieschow, Milkersdorf, Briesen und Brahmow. Infolge des Siebenjährigen Krieges, von Fehlinvestitionen und einer Viehseuche auf seinen Gütern war Vernezobre so verschuldet, dass seine Gläubiger das Landratsgehalt mit Arrest belegen und seine Güter unter Zwangsverwaltung stellen ließen. Kurz vor seinem Tod 1781 wurde der Konkurs eröffnet. Vernezobre musste 1766 Briesen an Carl Gustav von Roebel und 1779 Krieschow an Johann Alexander von Normann veräußern; 1781 wurden Brahmow und Milkersdorf im Konkurs seinen beiden Töchtern Johanna Christiana Louisa und Friderica Wilhelmina Augusta, verheiratete von Normann, zugeschlagen.
Im Jahr 1783 erwarb Ludwig (seit 1810 Freiherr) von Wackerbarth das Gut Briesen und 1797 von dem Dichter Heinrich von Kleist das benachbarte Gut Guhrow. Da er keine Söhne hatte, nahm er 1810 den Neffen seiner Frau Helene, geb. von Bomsdorff, Adolf Leberecht von Bomsdorff auf Linderode, Kreis Sorau, an Kindes statt an, dem 1811 der sächsische Freiherrenstand als von Wackerbarth genannt von Bomsdorff verliehen wurde. Guhrow wurde den Bauern in Erbpacht gegeben und nach der Separation 1848 aus der Liste der Rittergüter gestrichen. 1885 vernichtete eine Feuersbrunst 35 Häuser in Briesen, die Grundstücke wurden gleichmäßig neu aufgeteilt. Anfang der 1920er Jahre hatte das Rittergut Briesen einen Gesamtumfang von etwa 510 ha.[5] Letzte Gutsherren auf Briesen waren Oskar von Wackerbarth und dann seine jüngerer Sohn Detlev, liiert[6] mit Vera von Zülow-Knorrendorf. Detlev Freiherr von Wackenbarth gen. von Bomsdorff (1901–1986) lebte bis zum Schluss mit seiner Familie in München.[7]
Das Gut mit einem Umfang von 510 ha blieb bis 1945 im Besitz der Freiherren von Wackerbarth. Das von Vernezobre errichtete Barockschloss, das im Inneren zur Hälfte aus dem spätmittelalterlichen Vorgängerbau bestand, wurde auf Geheiß des damaligen Bürgermeisters 1946 bis auf das Gesindehaus abgerissen und zum Teil gesprengt, wozu alle dort untergekommenen Flüchtlinge den im Krieg unzerstörten Bau verlassen mussten. Sie wurden in Holzbaracken, die unter den Nationalsozialisten als Arbeitslager dienten, umquartiert. Die Familie von Wackerbarth wurde enteignet und ausgewiesen. Der einst unter Beratung Pücklers angelegte kleine, mit Orangerie, Teichen und Grotte jedoch wohlgestaltete Schlosspark wurde mit einer Schule überbaut.
Briesen gehörte seit 1816 zum Kreis Cottbus in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Cottbus-Land im DDR-Bezirk Cottbus. Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße.
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991),[8][9][10] ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
BearbeitenGemeindevertretung
BearbeitenDie Gemeindevertretung von Briesen besteht aus neun Mitgliedern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin als Vorsitzender. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 78,1 % zu folgendem Ergebnis:[11]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
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Sportgemeinschaft Frischauf Briesen | 49,5 % | 4 |
Freiwillige Feuerwehr Briesen | 26,3 % | 3 |
Domowina Ortsgruppe Briesen | 14,9 % | 1 |
Wählergemeinschaft für Kinder und Familie | 9,3 % | 1 |
Bürgermeister
Bearbeiten- 1998–2014: Klaus Heinrich (Wählergruppe Domowina)[12]
- seit 2014: Eva-Brigitta Schötzig (Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr Briesen)[13]
Schötzig wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 ohne Gegenkandidaten mit 73,0 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[14] gewählt.[15]
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDie Briesener Kirche, gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichtet, enthält bedeutende spätmittelalterliche Wandmalereien, die erst vor einigen Jahrzehnten wiederentdeckt und freigelegt wurden. Ferner befinden sich in der Kirche mehrere barocke Prunkepitaphien der Familie von Klitzing, unter anderem des Generalmajors Hans Caspar von Klitzing.[16]
In der Liste der Baudenkmale in Briesen (Spreewald) und in der Liste der Bodendenkmale in Briesen (Spreewald) stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Denkmäler.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenBriesen liegt an der Landesstraße L 50 zwischen Kolkwitz und Peitz. 1 km südlich des Ortes verläuft die L 51 zwischen Burg (Spreewald) und Cottbus.
Der Bahnhof Briesen (b Cottbus) lag an der Schmalspurbahn Lübben–Straupitz–Cottbus, die 1970 stillgelegt wurde.
Bildung
BearbeitenIm Ort gibt es eine einzügige Grundschule, die nach dem niedersorbischen/wendischen Dichter Mato Kosyk benannt ist und im Ganztagsschulbetrieb läuft.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Johann Ludwig Will (vor 1736–1771), Pfarrer in Briesen
- Otto von Wackerbarth (1823–1904), Rittergutsbesitzer in Briesen, Reichstagsabgeordneter (Deutschkonservative Partei)
- Oskar von Wackerbarth (1862–1937), Rittergutsbesitzer in Briesen
Sonstiges
BearbeitenBei Briesen endete am 31. Juli 1901 die Rekordfahrt von Arthur Berson und Reinhard Süring im mit Wasserstoff gefüllten Freiballon Preussen. Der Ballon hatte zuvor eine Höhe von etwa 10.800 m erreicht.[17][18]
Literatur
Bearbeiten- Gerhard Krüger: Gut Briesen und seine Besitzer. In: Heimatkalender für die Niederlausitz 1939. S. 75 f.
- Peter-Michael Hahn, Hellmut Lorenz (Hrsg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883). Nicolai, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, Band 1 (Einführung), Band 2 (Katalog). Band 2, S. 65–68 (Briesen).
- Briesen. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 12. Duncker, Berlin 1871, Blatt 679 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
- Götz Freiherr von Houwald: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Band VII Kreis Kottbus. Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 2001, ISBN 3-7686-4206-2, S. 47–54 (Briesen), S. 30–37 (Brahmow), S. 159–162 (Krieschow) und S. 178–180 (Milkersdorf). 278 S.
Weblinks
Bearbeiten- Gemeinde Briesen beim Amt Burg (Spreewald)
- Hauptsatzung der Gemeinde Briesen (PDF)
- Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg
- Beitrag. In: RBB-Sendung „Landschleicher“, 29. Dezember 2013
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
- ↑ Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Briesen.
- ↑ Die Hake’sche Wetterfahne befindet sich heute im Schloss Rethmar.
- ↑ Armin Dahl: Geschichte des Prinz-Albrecht-Palais auf kreuzberger-chronik.de
- ↑ Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. VII. Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1923. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz von 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Provinzialbehörden und des Brandenburgischen Landbundes nach amtlichen Quellen und auf Grund unmittelbarer Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk für Land-und Forstwirtschaft. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 134 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser Teil A. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. 1942. Freiherrliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartigen Geschlechter (Deutscher Uradel). In: Genealogie-Standardwerk. 92. Auflage. Justus Perthes, Gotha November 1941, S. 565–566 (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
- ↑ Walter v. Hueck, Klaus Freiherr v. Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/bis 1400 nobilitiert) 1996. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA; Nachfolger „des Gotha“. Band XXIV, Nr. 111. C. A. Starke, 1996, ISBN 3-7980-0700-4, ISSN 0435-2408, S. 619 (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Spree-Neiße (PDF) S. 14–17
- ↑ Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- ↑ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 9. Juni 2024
- ↑ Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Spree-Neiße ( vom 17. April 2018 im Internet Archive)
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014 ( vom 16. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024
- ↑ Hans Caspar von Klitzing
- ↑ Kurt Schlodder: Notlandung in Briesen vor 100 Jahren. Lausitzer Rundschau, 21. August 1999.
- ↑ Stephan Wiehler: Erinnerung an Höhenrekord: Zonenrand-Erfahrung: Nur das Barometer war Zeuge. Tagesspiegel, 28. Juli 2001.