Biber-Kaltzeit

älteste Kaltzeit des Pleistozäns

Die Biber-Kaltzeit (auch Biber-Glazial, Biber-Komplex oder umgangssprachlich Biber-Eiszeit) ist die älteste Kaltzeit des Pleistozäns. Sie ist im traditionellen viergliedrigen Kaltzeitschema der Alpen nach Albrecht Penck und Eduard Brückner nicht enthalten, der Name wurde 1953 von Ingo Schaefer in Anlehnung an die Benennung des traditionellen Penck-Schemas nach dem Biberbach nordwestlich von Augsburg gewählt.[1][2] Typregion ist die Stauden-Platte in der Iller-Lech-Platte und die Staufenberg-Schottertreppe im Gebiet von Aindling. Der Biber-Kaltzeit folgt das Biber-Donau-Interglazial.

Gliederung

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Schaefer definierte 1953 die Biber-Kaltzeit nach Schotterkörpern der Stauden-Platte im Bereich der Iller-Lech-Platte sowie in der Aindlinger Terrassenabfolge, indem er die so genannten Mittleren und Oberen Deckschotter zusammenfasste. Diese entsprechen der 1974 von Scheunenpflug ausgeschiedenen Staufenberg-Schottertreppe der Iller-Lech-Platte und den so genannten Hochschottern des Aindlinger Gebietes.[3] Ebenso damit zu parallelisieren ist die Kristallinreiche Liegendfazies, die Löscher 1976 im Rheingletschergebiet der westlichen Riß-Iller-Platte ausschied.[4] Die der Biber-Kaltzeit zugeschriebenen Schotter im Iller-Lech-Gebiet sind meist stark verwittert und lassen sich auf die Kalkalpen zurückführen. Die Kristallinreiche Liegendfazies Löschers geht dagegen auf Ausgangsgesteine der Molassezone zurück.

Der Zusammenhang mit der in Norddeutschland und den Niederlanden verwendeten Gliederung ist nicht klar. Die Biber-Kaltzeit wird entweder mit dem Eburonium-Komplex oder dem Praetiglium-Komplex in den Niederlanden korreliert. Im ersten Fall entspräche sie den MIS 56 bis 62, wäre also etwa in die Zeit zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Jahre vor heute einzuordnen,[5][6] im zweiten Fall entspräche sie ungefähr den MIS 96 bis 100, und hätte sich damit etwa vor 2,4 bis 2,588 Millionen ereignet.[7][8][9] Die Korrelation ist allerdings mit Problemen behaftet aufgrund der Erkenntnis, dass die entsprechenden Ablagerungen in den Niederlanden wahrscheinlich nicht durch klimatische Änderungen gesteuert wurden. Ähnliche Zweifel an klimatischen Gründen für die als Biber-zeitlich angesehenen Ablagerungen gibt es auch für den Alpenraum, möglich ist eine tektonische Steuerung etwa infolge von Hebungsphasen der Alpen. Die Abfolge und Gestalt der Schotterkörper macht es wahrscheinlich, dass während ihrer Bildung mehrfach Wechsel zwischen Fluss-Erosion und -Akkumulation stattfanden.

Die Biber-Kaltzeit entspricht zumindest teilweise den Schweizerischen Deckenschotter-Vergletscherungen.[10]

Vorkommen

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In die Biber-Kaltzeit eingeordnete Schotter (auch Ältester Deckenschotter) kommen nordwestlich von Augsburg vor (Stauffenberg-Schotter), ebenso nordöstlich (Hohenrieder Schotter) und südwestlich von Augsburg (Schotter der Stauden-Platte). Ebenfalls dazu gezählt werden isoliert liegende Schottervorkommen des Hochfirsts bei Mindelheim und des Stoffersbergs bei Landsberg am Lech.[11] Möglicherweise gehören auch im Sundgau verbreitete Schotter in die Biber-Kaltzeit.

Literatur

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  • K.A. Habbe, unter Mitarbeit von D. Ellwanger und R. Becker-Haumann: Stratigraphische Begriffe für das Quartär des süddeutschen Alpenvorlandes. In: T. Litt im Auftrag der Deutschen Stratigraphischen Kommission 2007 (Hrsg.): Eiszeitalter und Gegenwart/Quaternary Science Journal. Band 56, Nr. 1/2. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele und Obermiller), ISSN 0424-7116, S. 66–83, doi:10.3285/eg.56.1-2.03 (Artikel).
  • T. Litt et al.: Das Quartär in der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland 2002. In: Newsletters in Stratigraphie. Band 41, Nr. 1-3. Berlin, Stuttgart, S. 385–399 (Erläuterungen; PDF-Datei, 124 kB und Tabelle; PDF-Datei, 182 kB).
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Einzelnachweise

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  1. I. Schaefer: Sur la division du Quaternaire dans l'avant-pays des Alpes en Allemagne. In: Actes IV Congres INQUA, Rome/Pise 1953. Band 2, 1956, S. 910–914.
  2. I. Schaefer: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Augsburg und Umgebung, 1:50.000. Hrsg.: Bayerisches Geologisches Landesamt München. 1957 (92 S.).
  3. L. Scheunenpflug: Zur Stratigraphie altpleistozäner Schotter südwestlich bis nordöstlich Augsburg (östliche Iller-Lech-Platte). In: Heidelberger geographische Arbeiten. Band 40. Heidelberg 1974, S. 87–94.
  4. M. Löscher: Die präwürmzeitliche Schotterablagerungen in der nördlichen Iller-Lech-Platte. In: Heidelberger Geographische Arbeiten. Band 45. Heidelberg 1976, S. 1–157.
  5. Lorraine E. Lisiecki, Maureen E. Raymo: A Plio-Pleistocene Stack of 57 Globally Distributed Benthic δ18O Records. In: Paleoceanography. Band 20, 2005 (web.pdx.edu (Memento vom 16. Juni 2011 im Internet Archive) [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 17. Februar 2010]).
  6. Gibbard, P.L., Cohen, K.M.: Global stratigraphical correlation table for the last 2.7 Million years. In: Episodes. Band 31, 2008, S. 243–247.
  7. Kuhlmann, G.: High resolution stratigraphy and paleoenvironmental changes in the southern North Sea during the Neogene - An integrated study of Late Cenozoic marine deposits from the northern part of the Dutch offshore area. (Thesis Utrecht University). In: Geologica Ultraiectina, Mededelingen van de Faculteit Aardwetenschappen. Band 245. Utrecht 2004, S. 1–205.
  8. Meijer, T., Cleveringa, P., Munsterman, D.K., Verreussel, R.M.C.H.: The Early Pleistocene Praetiglian and Ludhamian pollen stages in the North Sea Basin and their relationship to the marine isotope record. In: Journal of Quaternary Science. Band 21, 2006, S. 307–310.
  9. Gibbard, P.L., Cohen, K.M.: Global stratigraphical correlation table for the last 2.7 Million years. In: Episodes. Band 31, 2008, S. 243–247.
  10. Ueli Reinmann: Auf den Spuren der Eiszeit im Raum Wangen a. A. Neue Erkenntnisse auf Grund von bodenkundlichen Untersuchungen im Endmoränengebiet des Rhonegletschers. In: Jahrbuch des Oberaargaus. Band 47, 2004, S. 135–152 (unibe.ch [PDF; 12,5 MB]).
  11. Walter Freudenberger und Klaus Schwerd: Geologische Karte von Bayern 1:500000 mit Erläuterungen. 1 Karte + Erläuterungen + 8 Beilagen. 4. Auflage. Bayrisches Geologisches Landesamt, München 1996, S. 238 ff.