Albani-Psalter
Der Albani-Psalter (englisch Albani Psalter), auch St.-Albans-Psalter, Psalter von St. Albans (nach dem englischen St Albans Psalter) oder Psalter der Christina von Markyate, ist ein Hauptwerk englischer romanischer Buchmalerei. Er entstand im 12. Jahrhundert in der Abtei St. Alban in Hertfordshire. Heute befindet er sich in der Dombibliothek Hildesheim und stellt einen ihrer kostbarsten Schätze dar.
Beschreibung
BearbeitenDas über vierhundertseitige Werk gehört zur Gattung der mittelalterlichen Psalter, die zur häuslichen Andacht oder für das liturgische Gebet bestimmt waren. Literarischer Hauptinhalt sind die Psalmen der biblischen Vulgata, dazu das altfranzösische Alexiuslied und zu Beginn ein liturgischer Kalender. Das Bildprogramm umfasst mehr als vierzig ganzseitige Miniaturen aus dem Evangelium, verschiedene Heiligendarstellungen sowie kunstvolle Schmuckmalerei, darunter über 200 goldverzierte Initialen.
Der Albani-Psalter steht an äußerem Aufwand und Ikonographie nahezu ohne Vorbild da und hat seinerseits die spätere Bildtradition nachhaltig beeinflusst.
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Anfang des 21. Psalms
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Gastmahl des Simon
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Christus im Garten Getsemane
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Christus öffnet das Totenreich
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Vaterunser mit Initiale
Geschichte
BearbeitenDer Erstherausgeber Adolph Goldschmidt identifizierte den Schreiber der Psalmen mit dem Eremiten und Mönch von St. Albans Roger († vor 1118), der mit seinem Todestag (12. September) im Kalender genannt wird. Bei dem Eremiten handelt es sich wahrscheinlich um den geistlich gewordenen anglonormannischen Adeligen Roger d’Aubigny, einen Bruder des Abtes Richard d’Aubigny (1087–1119).[1] Nach der Ansicht nachfolgender Forscher entstand der Albani-Psalter allerdings erst zwischen etwa 1120 und 1145 während des Abbatiats des Geoffrey von Gorham. Ihnen zufolge war das Werk ein Geschenk für die Eremitin Christina von Markyate (gestorben um 1155[2]), mit der Abt Geoffrey in enger geistlicher Freundschaft verbunden gewesen sein soll. Mit größerer Wahrscheinlichkeit wurde das Buch jedoch im Chordienst der Abtei verwendet.
Während des Bürgerkriegs von 1642 bis 1649 brachten englische Benediktiner den Psalter mit anderen Kostbarkeiten in ihre neue Zuflucht, das Kloster Lamspringe bei Hildesheim. Vermutlich bei dessen Auflösung 1803 kam er in den Besitz der Basilika St. Godehard in Hildesheim, deren Bücherbestand seit 1908 in der Dombibliothek verwahrt wird.
Vom 12. September 2009 bis 24. Januar 2010 wurden im Dommuseum Hildesheim alle Blätter des Psalters nebeneinander gezeigt, nachdem die Handschrift zur Restaurierung zerlegt werden musste. Im Herbst 2013 ist eine ähnliche Ausstellung im Getty Museum geplant.
Literarische Bearbeitung
BearbeitenDer historische Roman von Peter Dyckhoff Albani. Das unerhörte Abenteuer, dessen Hintergrund die Geschichte des Psalters ist, erschien 1998 (Steinkopf Verlag, Stuttgart).
Literatur
Bearbeiten- Jochen Bepler, Christian Heitzmann (Hrsg.): Der Albani-Psalter. Stand und Perspektiven der Forschung. Hildesheim 2013.
- Katie Bugyis: The Author of the Life of Christina of Markyate: The Case for Robert de Gorron (d. 1166), in: The Journal of Ecclesiastical History 68 (2017), S. 719–746
- Peter Dyckhoff: Himmlische Gedanken. Die Kraft mystischer Weisheit. Vorwort vom Bischof Josef Homeyer. Mit Bildern aus dem Albani-Kodex. Kösel, München 1996, ISBN 3-466-20413-5.
- Bernhard Gallistl: Der St. Albans Psalter und seine liturgische Verwendung, in: Concilium Medii Aevi 15, 2012, S. 213–548 (abgerufen am 28. November 2012)
- Bernhard Gallistl: ‘The Christina of Markyate Psalter’. A Modern Legend: On the Purpose of the St. Albans Psalter, in: Concilium medii aevi 15, 2014, S. 21–55, online als PDF-Datei abrufbar: cma.gbv.de, abgerufen am 6. Dezember 2012
- Bernhard Gallistl: Codex and Room. The St Albans Psalter, in: European Research Centre for Book and Paper Conservation Restoration. Newsletter 2/2015, Nov. 2015, S. 4–17 (abgerufen am 21. Dezember 2015)
- Jane Geddes: Der Albani-Psalter. Eine englische Prachthandschrift des 12. Jahrhunderts für Christina von Markyate, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 978-3-7954-1751-2.
- Adolph Goldschmidt: Der Albanipsalter in Hildesheim und seine Beziehung zur symbolischen Kirchensculptur des XII. Jahrhunderts, Siemens, Berlin 1895.
- Nicolaus Strube: Ein Weg zu mystischen Quellen. Meditationen zum Albani-Psalter, Verlag Monika Fuchs, Hildesheim 2006, ISBN 978-3-940078-01-8.
Weblinks
Bearbeiten- Sämtliche Bilder und Kommentar (Universität Aberdeen)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bernhard Gallistl: „A book for Avicia?“ Der Eremit Roger im Psalter von St. Albans, in: Concilium medii aevi 21, 2018, S. 1–52 [1]
- ↑ Jan Ulrich Büttner: Religion: Christus Medicus. In: Medizin im Mittelalter. Zwischen Erfahrungswissen, Magie und Religion (= Spektrum der Wissenschaften. Spezial: Archäologie Geschichte Kultur. Band 2.19), 2019, S. 30–32, hier: S. 32.