Hessische Biografie
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GND-Nummer
119237644
Hassenpflug, Hans Daniel Ludwig Friedrich [ID = 3331]
- * 26.2.1794 Hanau, † 10.10.1862 Marburg, evangelisch
Jurist, Minister, Gerichtspräsident - Wirken ↑
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Werdegang:
- Besuch des Lyceums in Kassel und 1811/12 die Klosterschule Ilfeld
- 20.4.1812-Sommersemester 1813 und 31.10.1814-Wintersemester 1815/16 Jura-Studium an der Universität Göttingen, Mai 1816 Abschlussprüfung vor der Examinationskommission (Hassia)
- am Feldzug von 1814 nahm er als Freiwilliger im berittenen Jägerkorps teil
- 23.4.1816 Assessor ohne Stimme bei der Regierung in Kassel, ab 20.5.1817 Assessor mit Stimme
- 1821 Justizrat
- 16.8.1821 Assessor mit Stimme am Oberappellationsgericht in Kassel (Obergerichtsrat, ab 26.1.1831 Oberappellationsgerichtsrat)
- Anfang 1832 Mitglied einer Kommission „behufs Ausarbeitung der von den Ständen gewünschten Entwürfe eines bürgerlichen und eines Strafgesetzbuches, sowie einer Prozeßordnung“
- 20.3.1832 Wirkliches Mitglied des Gesamtstaatsministeriums (Ministerialrat), Referent für gemeinschaftliche Angelegenheiten, Rekurs- und Konfliktsachen
- 16.5.1832-9.2.1834 provisorischer Vorstand des Justizministeriums (Geheimer Rat)
- 23.5.1832 gleichzeitig Übertragung des Innenministeriums bis auf weiteres
- 1833 erhoben die Ständeversammlung bzw. der Permanente Ausschuss gleich drei Ministeranklagen gegen ihn mit etlichen Anklagepunkten wegen Verfassungsverletzung; in allen Fällen erfolgte bis Anfang 1836 Einstellung oder Freispruch durch das Oberappellationsgericht
- 19.7.1834 Hassenpflug und seine Kollegen geben dem Mitregenten die schriftliche Zusicherung, dass sie bei einer Rückkehr des Kurfürsten dessen Weisungen weder durch Kontrasignatur noch anderweitig Folge leisten würden, bevor der Mitregent zugestimmt habe, dass sie von allem, was dem Kurfürsten vorzutragen wäre, den Mitregenten in Kenntnis setzen würden und dass sie während dieser Zeit nicht um Entbindung von ihren Departements nachsuchen würden
- 31.10.1834 kurhessischer Innenminister und Mitübertragung des Ministerialdepartements der Justiz (Justizminister)
- 11.7.1837 nachgesuchter Abschied aus kurhessischen Diensten – bereits am 2.7. und 7.7.1837 wurden die Ministerien in andere Hände gelegt, Hassenpflug verließ Kassel am 5.7.1837
- anschließend in Hessen und Westfalen bei befreundeten Familien auf dem Lande wohnhaft
- Oktober 1838-Juni 1839 Leiter der Regierung in Hohenzollern-Sigmaringen (Geheimer Konferenzrat)
- 11.6.1839-21.10.1840 Chef des Zivildienstes und Präsident der Landesregierung des Großherzogtums Luxemburg (Geheimrat)
- 28.11.1840 Ernennung zum Vortragenden Rat am Geheimen Obertribunal in Berlin
- 22.1.1844 Mitglied des preußischen Staatsrates
- Februar 1846-20.2.1850 Präsident des Oberappellationsgerichts (1848: Appellationsgericht) für Neuvorpommern in Greifswald, nachgesuchter Abschied
- Juli 1849 nach ersten Gerüchten um Hassenpflugs Rückkehr nach Kurhessen entzieht sich Abee Sondierungsversuchen seines Schwagers von Dehn-Rotfelser
- Hassenpflugs Wechsel nach Kurhessen war überschattet von einem in Preußen anhängigen Prozess: anlässlich von Renovierungsarbeiten am Gebäude des Oberlandesgerichts in Greifswald, in dem sich auch Hassenpflugs Dienstwohnung befand, hatte er eigenmächtig eine geringfügige Summe zur zusätzlichen Ausschmückung seiner Wohnung zweckentfremdet; Freispruch in zweiter Instanz
- 22.2.1850 Wiederaufnahme in kurhessische Dienste (Wirklicher Geheimer Rat)
- 22.2.1850 kurhessischer Staatsminister des Innern und der Justiz, Vorsitzender des Gesamtstaatsministeriums
- 4.9.-8.10.1850 gleichzeitig Beauftragung mit der einstweiligen Versehung des kurhessischen Finanzministeriums
- 15.11.1851-1855 Vorsitzender des Disziplinargerichtshofs zweiter Instanz
- 16.10.1855 nachgesuchte Entbindung von den Stellen des Innen- und Justizministers
- obwohl er als einziger kurhessischer Minister für die Doppelfunktion auch zweifach vergütet wurde, befand er sich in Geldnöten und hatte Schulden
- er bezog danach Wartegeld, ab Dezember 1856 lebte er in Marburg
- Minister mit äußerst negativer zeitgenössischer Presse
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Funktion:
- Kurhessen, Justizministerium, Minister, 1834-1837
- Kurhessen, Innenministerium, Minister, 1834-1837
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Lebensorte:
- Kassel; Ilfeld; Göttingen
- Familie ↑
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Vater:
Hassenpflug, Johannes, 1755–1834, Regierungspräsident, Sohn des Philipp Ludwig Hassenpflug, 1716–1790, Amtmann in Dorheim, 1759 Amtmann des Buchentales, Stadtschultheiß von Hanau-Altstadt
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Mutter:
Dresen, Maria Magdalene, 1767-1840
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Partner:
- Grimm, Charlotte* (Lotte) Amalie, * Steinau a.d.Str. 10.3.1793, † Kassel 15.6.1833, Heirat Kassel 2.7.1822, Tochter des Philipp Wilhelm Grimm, Amtmann zu Steinau an der Straße, und der Dorothea Zimmer
- Münchhausen, Agnes* Dorothee Henriette Freiin von, * Rinteln 30.11.1819, † Hohenwalde 23.3.1899, Heirat Kassel 11.5.1837, Tochter des Wilhelm Freiherr von Münchhausen und der Christine Bernhardine Viktoria von Loßberg
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Verwandte:
- Hassenpflug, Karl* Ludwig Jakob <Sohn>, 1824-1890, GND, Bildhauer, Professor der Akademie in Kassel, verheiratet mit Christine Freiin Wolff von Todenwarth
- Hassenpflug, Friedrich* Wilhelm Karl Ludwig <Sohn>, 1827-1892, Königlich Preußischer Appellationsrat in Ratibor, verheiratet Kassel 11.5.1858 mit Anna* Cäcilie Henriette Luise Volmar, 1834-1915, Tochter des Otto Volmar, Kurhessischer Konsistorial-Präsident und Finanzminister, und der Henriette Duncker
- Hassenpflug, Ludwig <Sohn>, 1831-1878, Korvettenkapitän in Wilhelmshaven, verheiratet mit Francis Ellen Whitehead
- Brenning, Elisabeth, geb. Hassenpflug <Tochter>, 1839-1878, verheiratet mit Emil Brenning, Professor in Bremen
- Hassenpflug, Anna <Tochter>, 1843-1921
- Hassenpflug, Berthold <Sohn>, 1844-1905, K.K. Österreichischer Marine-Leutnant a.D., Kanzlei-Direktor in Wien, verheiratet mit Luise Kindorf, aus Wien
- Hassenpflug, Otto <Sohn>, 1848-1916, Forstmeister in Hohenwalde, verheiratet mit Else Hobrecht, aus Berlin
- Hassenpflug, Hans <Sohn>, 1851-1900, Dr.phil., Chemiker, Fabrikdirektor, verheiratet Marburg 19.10.1879 mit Hermine Becker, aus Rothenburg
- Böckenförde, Maria, geb. Hassenpflug, verheiratet mit Albert Böckenförde, 1856-1906, Forstmeister in Purden in Ostpreußen
- Hassenpflug, Walter* Ludwig Victor Friedrich Herbert <Sohn>, 1855–1921, Universitätskurator in Marburg, Geheimer Oberregierungsrat, Abgeordneter
- Nachweise ↑
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Quellen:
- HStAM Bestand 340 Hassenpflug > Nachlaß des kurhessischen Staatsministers Hans Daniel Ludwig Friedrich Hassenpflug
- K. Hassenpflug (Hrsg.), Ludwig Hassenpflug. Lebenserinnerungen 1794-1821, (Quellen zur Brüder Grimm-Forschung, 4), Kassel 2010.
- Ewald Grothe (Hrsg.), Ludwig Hassenpflug. Denkwürdigkeiten aus der Zeit des zweiten Ministeriums 1850-1855, (VHKH, 48,11), Marburg 2008.
- Ewald Grothe (Hrsg.), Brüder Grimm. Briefwechsel mit Ludwig Hassenpflug (einschließlich der Briefwechsel zwischen Ludwig Hassenpflug und Dorothea Grimm, geb. Wild, Charlotte Hassenpflug, geb. Grimm, ihren Kindern und Amalie Hassenpflug) (Werke und Briefwechsel, Kasseler Ausgabe, Briefe 2), Kassel, Berlin 2000
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Literatur:
- Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 11, Leipzig 1880, S. 1-9 (Karl Wippermann)
- Neue deutsche Biographie, Bd. 8, Berlin 1969, S. 46 f. (Eckhart G. Franz)
- Höffner, Kurhessens Ministerialvorstände der Verfassungszeit 1831–1866, Gießen 1981, S. 156-163
- Ingeborg Schnack, Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930 Bd. 5, Marburg 1955, S. 101-121 (Robert Friderici)
- Hering/Knöppel (Hrsg.), Kurhessen und Waldeck im 19. Jahrhundert, Kassel 2006, S. 372
- Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 54, 1927, S. 317
- Wannagat (Hrsg.), Kassel als Stadt der Juristen (Juristinnen), Köln u. a. 1990, S. 425
- Heinrich von Sybel, Hans Daniel Hassenpflug, in: Historische Zeitschrift 71 (1893), S. 48-67
- Philipp Losch, Ludwig Hassenpflug, ein Staatsmann des 19. Jahrhunderts. Vom Romantiker zum Mystiker, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 62, 1940, S. 59-159
- Robert Friderici, Harmonie und Dissonanz. Ludwig Hassenpflug und seine Schwäger Jacob, Wilhelm und Ludwig Emil Grimm, in: L. Deneke (Hrsg.), Brüder Grimm Gedenken, Bd. 3, Marburg 1981, S. 38-120
- Ewald Grothe, Sehnsucht nach Preußen. Der Berufsweg des kurhessischen Ministers Ludwig Hassenpflug nach seiner Entlassung 1837-1840. In: Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft 4, 1994, S. 81-102;
- Ewald Grothe, Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt. Das Kurfürstentum Hessen in der ersten Ära Hassenpflug 1830-1837, Berlin 1996
- Ewald Grothe, Für und wider „die modernen Constitutionmacher“. Die Verfassungsdiskussion zwischen den Brüdern Grimm und Ludwig Hassenpflug, in: P. Brandt u. a. (Hrsg.), Symbole der Macht und inszenierte Staatlichkeit. „Verfassungskultur“ als Element der Verfassungsgeschichte (Politik und Gesellschaftsgeschichte, 65), Bonn 2005, S. 283-297;
- S. Buchholz, Rüdiger Ham, Ludwig Hassenpflug. Religiöser Konservatismus und die Frage der Judenemanzipation im Kurfürstentum Hessen, in: G. H. Gornig (Hrsg.), Staat, Wirtschaft, Gemeinde. Festschrift für Werner Frotscher zum 70. Geburtstag, Berlin 2007, S. 93-109
- Rüdiger Ham, Ludwig Hassenpflug. Staatsmann und Jurist zwischen Revolution und Reaktion ; eine politische Biographie, (Schriftenreihe Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit l50), (zugl. Diss. Univ. Marburg 2006), Hamburg: Kovač, 2007
- Rüdiger Ham, Der Kampf um die Verfassung von 1831. Liberale und konservative Kräfte im kurhessischen Vormärz, in: Worte des Rechts – Wörter zur Rechtsgeschichte, 2007, S. 145-159
- Ewald Grothe, Hassenpflug und die Revolution. Zu Weltanschauung und Politik eines kurhessischen Hochkonservativen, in: W. Speitkamp (Hrsg.), Staat, Gesellschaft und Wissenschaft. Beiträge zur modernen hessischen Geschichte; [Hellmut Seier zum 65. Geburtstag ]. (VHKH, 55), Marburg, 1994, S. 53-72;
- Ewald Grothe, Ludwig Hassenpflug. Der „Teufel der Reaction“, in: Ewald Grothe (Hrsg.), Konservative deutsche Politiker im 19. Jahrhundert. Wirken – Wirkung – Wahrnehmung, Marburg 2010, S. 68-80
- Ewald Grothe/Karl Murk, Ludwig Hassenpflug – ein konservativer Politiker im 19. Jahrhundert. Einführung in den Katalog zur Ausstellung im Hessischen Staatsarchiv Marburg [und Katalog]. In: Konservative deutsche Politiker im 19. Jahrhundert. Wirken – Wirkung – Wahrnehmung, hrsg. von Ewald Grothe, Marburg 2010, S. 141-188;
- Nora Hassenpflug, Nachfahrenliste der Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel des hessischen Staatsministers Ludwig Hassenpflug, o.O., o.J.
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Bildquelle:
Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830-1930, hrsg. von Ingeborg Schnack. Fünfter Band (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck 20,5), 1955.
- Zitierweise ↑
- „Hassenpflug, Hans Daniel Ludwig Friedrich“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119237644> (Stand: 10.10.2024)