Crell, Johann

Lebensdaten
1590 – 1633
Geburtsort
Hellmitzheim
Sterbeort
Raków
Beruf/Funktion
sozinianischer Theologe ; Leiter der Rakowker Schule ; Theologe ; Sozinianer ; Hochschullehrer ; Prediger
Konfession
unitarisch
Normdaten
GND: 128909293 | OGND | VIAF: 47826533
Namensvarianten

  • Crell, Johann
  • Brutus Polonus, Iunius
  • Brutus Polonus, Junius
  • Brutus, Iunius
  • Brutus, Junius
  • Cirellus, Johannes
  • Cirellus, Johannes, Germanus
  • Crell, Jan
  • Crell, Johann C.
  • Crell, Johannes
  • Crellius
  • Crellius, Joannes
  • Crellius, Johann
  • Crellius, Johannes
  • Crellius, Johannes, Francus
  • Krehl, Johann
  • Krel, Jan
  • Krell, Hans
  • Krell, Johann
  • Krell, Johannes
  • Krellius, Johannes
  • Kirellus, Johannes
  • Kirellus, Johannes, Germanus

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Zitierweise

Crell, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128909293.html [16.11.2024].

CC0

  • Crell, Johann

  • Biographie

    Crell: Johann C., socinianischer Theologe, geb. 1590 in Helmetzheim in Franken, wo sein Vater lutherischer Pfarrer war, 1633 in Rakow. In Altorf durch Soner für Socin's Lehre gewonnen, begab er sich, da er in der Heimath wenig Gutes erwarten durfte, 1612 nach Polen, wo dem Socinianismus unter dem Schutze eines aufgeklärten und seine Privilegien eifersüchtig bewachenden Adels eine schöne Zukunft zu blühen schien, und übernahm die Leitung der 1602 in Rakow gestifteten Schule, deren schnell sich verbreitender Ruhm dem bisher unbekannten Städtlein den Beinamen des polnischen Athen eintrug. Nach zehnjähriger Schularbeit erwählte ihn die dortige Gemeinde zu ihrem Prediger. In beiden Aemtern hat er bis zu seinem frühen Tod mit aufopfernder Treue und großem Segen gewirkt. Seine Schriften, meist exegetischen Inhalts, bilden den zweiten und dritten Band der Bibliotheca fratrum Polonorum. Seine unter dem Pseudonym Junius Brutus Polonus erschienenen „Vindiciae de religionis libertate“ wurden ins Französische, seine „Ethica christiana“ ins Deutsche und Holländische übersetzt. Ob Johann C. der Uebersetzer des in Rakow herausgekommenen deutschen Neuen Testamentes ist, muß dahin gestellt bleiben, doch ist die Vorrede aus seiner Feder.

    Samuel C., des vorigen berühmter Enkel, wurde 1660 am 25. März geboren und ist 1747 am 9. Juni in Amsterdam gestorben. Ein Theil der unter Johann Kasimir 1660 aus Polen vertriebenen Socinianer hatte sich nach Schlesien gewendet und von Herzog Georg von Liegnitz-Brieg die Bewilligung zur Niederlassung in Kreuzburg, einem nahe der polnischen Grenze gelegenen schlesischen Städtchen, erhalten. Dort wurde Samuel C. seinem Vater, dem Prediger dieser kleinen Exulantengemeinde, geboren. Das Aussterben der Piasten|und der Heimfall des Fürstenthums Brieg an die Krone Böhmen brachte 1675 über die armen Verbannten neues Elend. Crell's Vater zog nach Rastenburg in Preußen und ist dort 1680 als Prediger gestorben. Bisher hauptsächlich von seinem Vater unterrichtet, begab sich Samuel nach des Vaters Tode zunächst nach Berlin und nach längerm Aufenthalt daselbst nach Holland, um unter dem Arminianer Limborch weitere Studien zu machen. Eine Reise nach London, wo sein Bruder als Arzt wirkte, und von dort durch England vollendete seine Bildung. Nach seiner Rückkehr wurde er Prediger in Berlin, bediente von dort aus auch auswärtige Gemeinden und machte wiederholt Reisen nach Holland, England und Rußland. 1725 verlegte er seinen Wohnsitz ganz nach Amsterdam und widmete sich ausschließlich litterarischen Arbeiten. Von seinen zahlreichen Schriften ist zunächst die von ihm unter dem Namen Lucas Mellierus 1697 in London herausgegebene „Fides primorum Christianorum, ex Barnaba, Herma et Clemente Romano demonstrata“ zu erwähnen. Seine „Cogitationes de primo et secundo Adamo“, 1700 nennt Zeltner „ineptissime ingeniosas"; sie sollten Frieden stiften und richteten Streit an; ebenso wurde sein in England unter dem Namen Artemonius 1726 erschienenes Werk: „Initium evangelii St. Joannis ex antiquitate restitutum“ ein Zeichen, dem von allen Seiten widersprochen wurde. Die Hoffnung der Gegner Crell's, ihn durch ihre Widerlegungen von seinem bösen Wege zum wahren Glauben zu bekehren, ist nicht in Erfüllung gegangen. Rambach, Histor. u. theol. Einleit. in d. Religionsstreitigkeiten mit den Socinianern, Leipz. 1745, I. 151 ff., 206 ff. Walch, Religionsstreitigkeiten außer d. luth. Kirche, Jena 1736, IV. 257. 339. 616 ff. Ehrhardt, Presbyterologie II. 469. M. Joh. Chr. Leuschneri ad Cunradi Silesiam togatam spicilegium XXXI.

  • Autor/in

    Schimmelpfennig.
  • Zitierweise

    Schimmelpfennig, Adolf, "Crell, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 586-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128909293.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA