Campe, Julius

Lebensdaten
1792 – 1867
Geburtsort
Deensen
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Verleger ; Buchhändler ; Unternehmer ; Kriegsteilnehmer ; Buchhändler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118518666 | OGND | VIAF: 25393575
Namensvarianten

  • Campe, Johann Julius Wilhelm
  • Campe, Julius
  • Campe, Johann Julius Wilhelm
  • Campe, Julius (Verleger, 1792-1867)
  • Campe, Julius Johann Wilhelm
  • J. C.
  • Kampe, Julius
  • Kampe, Johann Julius Wilhelm
  • Kampe, Julius (Verleger, 1792-1867)
  • Kampe, Julius Johann Wilhelm

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Zitierweise

Campe, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518666.html [16.11.2024].

CC0

  • Campe, Johann Julius Wilhelm

    Verleger, * 18.2.1792 Deensen, 14.11.1867 Hamburg. (lutherisch)

  • Genealogie

    Ov Joachim Heinr. s. (2);
    B Frdr. s. (1); Halbbrüder (aus der 1. Ehe des V mit Charl. Mönckemeyer [1746–1775]) Heinr. Wilh. (1771–1862), bedeutender Wollgroßhändler in Leipzig, Finanzrat, bayerischer Gen.konsul, Kunstsammler, August (1773–1836, Hamburg 1806 Elise [1786–1873], Schriftst. u. Autographensammlerin [s. ADB III], T des Benjamin Gottlob Hoffmann [1748–1818], Verleger in Hamburg [s. ADB XII, auch für Aug.]), vereinigte seinen anfänglich mit dem Halbbruder Friedrich s. (1) seit 1801 betriebenen Verlag u. Buchhandel 1810 mit dem seines Schwiegervaters (Hoffmann & C.) u. wurde 1818 alleiniger Inhaber der Fa., überließ sie aber 1823 seinem Halbbruder Julius, behielt sich nur einige Verlagsartikel vor, die seine Witwe Elise 1837 mit der gesamten Geschäftsführung an die Fa. Brockhaus in Leipzig abtrat;
    1) Hamburg 1832 Magdalene (1794–1843), T des Jürgen Bühring u. der Anna Doroth. Behrens, 2) Hamburg 1845 Louise Frieder. (1820-99), T des Hamburger|Stadtsoldaten u. Schuhmachers Joh. Christoph Giese aus Stettin u. der Anna Marg. Projahn;
    2 T aus 1), 1 S aus 2) Julius (1846–1909) verkaufte zum 1.1.1886 das Sortiment u. setzte den Verlag unter der Fa. H. & C. fort, Kunstsammler u. Heineverehrer; Nichten (Töchter v. Heinr. Wilh.) Louise (1804–72, Leipzig 1825 Eduard Vieweg [1796–1869], Verleger in Braunschweig [s. ADB XXXIX]), Pauline (1808–86, 1827 Heinr. Brockhaus [1804–74], Verleger in Leipzig [s. NDB II]), Sophie ( 1841 Karl Ewald Hasse [1810–1902], Prof. für spezielle Pathologie in Göttingen).

  • Biographie

    Nach der Lehre bei seinem Halb-Bruder August in Hamburg (1805–10) und Reisen zu seiner weiteren Ausbildung, nahm C. als Lützower Jäger unter einem Decknamen am Feldzug 1813 teil. Dreimal verwundet, blieb er als Premierleutnant bis 1816 in preußischen und braunschweigischen Diensten und trat nach einer 2jährigen Italienreise, die ihn mit dort arbeitenden deutschen Künstlern in Berührung brachte, in das Geschäft seines Bruders August ein, das er 1823 erwarb und bald zu einer geistigen Macht in Deutschland ausbaute. Das brachte ihm in der Zeit der Demagogenverfolgung und im Vormärz unendliche Scherereien mit der Zensur des Deutschen Bundes. Mit wahrer Meisterschaft und unverkennbarem Behagen begegnete er den kraft- und zeitraubenden Zugriffen der ihm verhaßten geistigen Bevormundung. Das ging bis zur „Geldtortur“ (mit steigenden Bußen), das brachte ihm Verluste und sogar Haft ein, um Verfassernamen mißliebiger Schriften von ihm zu erpressen. C. blieb jedoch standhaft und verriet niemanden. Sein Name stand auf der Bannliste fast aller Regierungen, und endlich verbot Preußen im Dezember 1841 die gesamte Produktion seines Verlages. Ähnlich verhielt sich das Metternichsche Österreich, von wo er „zensurflüchtige“ Schriften übernahm: Anastasius Grüns „Spaziergänge eines Wiener Poeten“ und vor allem V. von Andrian-Werburgs „Oesterreich und dessen Zukunft“ (1841, ² und ³1843). C. war zweifellos ein Anreger und Anfeurer in der Buchwelt seiner Zeit. Neben den Großen seines Verlags, Heine und Hebbel, zog er auch kleinere Sterne an: Börne, Gutzkow, Laube, Th. Mundt, Hoffmann von Fallersieben, die ganze literarisch-politische Bewegung, deren von Ludolf Wienbarg in der Widmung zu seinen „Aesthetischen Feldzügen“ (1834) geprägter Name „Das Junge Deutschland“ wohl auf ihn zurückgeht. Der „kämpferische Verleger“ verband mit Leidenschaft kühl abwägendes Berechnen. Seine Beziehungen, die er zu seiner Unterrichtung benutzte, waren weit ausgedehnt. Seine Buchhandlung war Sammelpunkt nicht nur von Hamburgs literarischem Leben.

  • Literatur

    ADB XLVII;
    H. v. Treitschke, Dt. Gesch. im 19. Jh., 1927;
    A. Strodtmann, H. Heines Leben u. Werke I, ³1873/4, S. 429 u. ö.;
    J. Proelß, Das Junge Dtld., 1892;
    Rud. Schmidt, Dt. Buchhändler, Dt. Buchdrucker I, 1902, S. 129 ff.;
    H. H. Houben, Zss. d. „Jungen Dtld.s“, 2 T., 1906-09, = Bibliogr. Rep. III-IV;
    ders., Jungdt. Sturm u. Drang, 1911;
    ders., Verbotene Lit. I, ²1925, II, 1928;
    ders., Polizei u. Zensur, 1926;
    L. Geiger, Das Junge Dtld., 1907, S. 69 ff. u. ö.;
    F. Schulze, Der dt. Buchhandel u. d. geist. Strömungen d. letzten 100 J., 1925 (P);
    K. Schottenloher, Bücher bewegen d. Welt, Eine Kulturgesch. d. Buches II, 1952, S. 410;
    A. Jegel, Frdr. C., Das Leben eines dt. Buchhändlers, 1948;
    F. Kainz, Junges Dtld., in: P. Merker-W. Stammler, Reallex. d. dt. Lit.gesch. II, 1926-28, S. 40;
    K. Löffler-J. Kirchner, Lex. d. gesamt. Buchwesens I, 1935 (auch f. Halb-B Aug.);
    J. Kirchner, Lex. d. Buchwesens I, 1952 (auch f. Aug.). - Zu S Julius:
    BJ XIV (Tl. 1909, L); zu K. E. Hasse:
    BJ VII (Tl. 1902, L); zu Aug.:
    Neuer Nekrol. d. Deutschen, 1836.

  • Porträts

    Hschn., in: LIZ 26, 1856, S. 188.

  • Autor/in

    Karl Balser
  • Zitierweise

    Balser, Karl, "Campe, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 111-112 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518666.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Campe, Johann Julius Wilhelm

  • Biographie

    Campe: Johann Julius Wilhelm C., bekannter Buchhändler und Verleger in Hamburg, der in der A. D. B. XII, 574 im Anschluß an den Artikel Benjamin Gottlob Hoffmann schon erwähnt ist, war am 18. Februar 1792 in Deensen am Sollingerwald bei Holzminden geboren, wo sein Vater, ein Bruder des Pädagogen (s. A. D. B. III, 733), Justitiar war. Er erlernte den Buchhandel bei seinem Bruder Friedrich C. in Nürnberg. Bei Ausbruch des Freiheitskrieges schloß er sich dem Lützow’schen Corps an, aber unter dem Namen August Kämpfer. Ein Pseudonym hatte C. gewählt, weil er, im Königreich Westfalen beheimathet, gewärtig sein mußte, im Falle seiner Gefangennahme erschossen zu werden. In dem Gefechte an der Göhrde wurde er verwundet. Wiederhergestellt trat er in Braunschweig, wohin er durch Geburt gehörte, bei den schwarzen Husaren ein. Später wurde er in preußische Dienste, in das 10. Husarenregiment, übernommen, wo er es bis zum Premierlieutenant brachte. Nach dem Frieden gefiel ihm das Soldatenleben nicht mehr. Ehe er einen anderen Beruf ergriff, machte er eine zweijährige Fußreise nach Italien. Durch einen anderen Bruder, den Finanzrath Heinrich C. in Leipzig, der ein großer Kunstfreund und selbst Sammler alter Kunstwerke war, ist nämlich C. wol in künstlerische Bestrebungen eingeweiht worden, die ihn in der Sehnsucht nach Italien bestärkten. Hier befreundete er sich mit deutschen Künstlern, unter denen besonders der Kupferstecher Ferdinand Anton Krüger (s. A. D. B. XVII, 223), nachmals Professor an der Kunstakademie zu Dresden als Campe's Freund genannt wird. In den Künstlerkreisen lernte er auch Thorwaldsen kennen, dem C. eine Eule lieferte, als sie dem berühmten Bildhauer für sein bekanntes Relief, die Nacht, fehlte. Italien hatte C. so angezogen, daß er, schon auf der Rückreise begriffen, in den Alpen wieder umkehrte und noch längere Zeit dort verweilte. Nach Hamburg zurückgekehrt trat er bei seinem Bruder August C. (s. A. D. B. III, 732) in die Buchhandlung Hoffmann & Campe ein. 1823 kaufte Julius C. das Sortimentsgeschäft mit der Firma seines Bruders, der sich nur einige Verlagsartikel (s. A. D. B. XII, 573) vorbehielt. Julius C. wandte sich nun dem Verlage der jugendlichen Elemente zu, der Schriftsteller, die unter der Bezeichnung des jungen Deutschlands zusammengefaßt werden und in Heine (s. A. D. B. XI, 338 ff.) ihren Führer hatten. Heine und sein nachmaliger Gegner Börne, Gutzkow, Wienbarg, Leop. Schefer, Hebbel und Vehse nebst Anderen waren es, deren Schriften C. verlegte. Die Nähe der damaligen „dänischen“ Grenze, wo ohne Censur gedruckt werden durfte, erleichterte den politischen Verlag. So konnte C. diese Unternehmungen fortsetzen, trotz des Verbotes, das der Bundestag im J. 1835 für ganz Deutschland gegen Campe's Verlag erlassen hatte und das, wenigstens für Preußen, erst im J. 1842 aufgehoben|wurde. Wenn in Heine's Biographie (s. A. D. B. XI, 344) sich die Bemerkung befindet, daß C. „nicht glänzend honorirte“, so mag hier auch constatirt werden, daß C., was den geschäftlichen Theil seiner Thätigkeit betrifft, nur auf eigen erworbene Mittel angewiesen war, indem sein väterliches Erbtheil in einem alten Mansfelder Thaler bestanden hatte und daß er Erbanfälle von einigen unverheiratheten der sechzehn Geschwister stets ausgeschlagen hat zu Gunsten minder bemittelter Geschwister. Trotz des Bannes, der über Campe's Verlag ruhte, wenn nicht auch infolge desselben, bildete die Buchhandlung in der Bohnenstraße in Hamburg einen Mittelpunkt für die dortigen litterarischen Kreise. Eine Schilderung des mannichfaltigen Verkehrs daselbst gibt E. Beurmann, Verfasser der „Skizzen aus den Hansestädten“ (Hanau 1836, S. 204 ff.): Riesser (s. A. D. B. XXVIII, 586), Wienbarg (XLII, 419), Wurm (XLIV, 326) neben Anderen lernte er bei C. kennen. Dieser vermittelte auch den Buchhandel mit England und Amerika. Für die verwittwete Gemahlin Dom Pedro's in Brasilien, so schreibt Beurmann (a. a. O. S. 211) müsse C. deutsche Litteratur verschaffen, weniger die großen Dichter als die bei G. Basse in Quedlinburg verlegten Artikel. Der politische Theil seines Verlags erweiterte sich namentlich nach dem Jahre 1848, als die Unterdrückung der Revolution in Deutschland und besonders in Oesterreich und Ungarn unter den Flüchtlingen Männer, die eine Rolle gespielt hatten, nach Hamburg verschlagen hatte. So hatte C. verstanden, seinen Verlag zu hoher Blüthe zu bringen. Nach seinem am 14. November 1867 in Hamburg erfolgten Tode übernahm denselben sein gleichnamiger Sohn Julius C., welcher 1885 Verlag und Sortiment von einander trennte, dies verkaufte und jenen unter der Firma „Hoffmann & Campe Verlag“ fortsetzte.

  • Literatur

    Außer den bereits angeführten Quellen standen dem Verfasser dieser Zeilen Familienmittheilungen zur Verfügung.

  • Autor/in

    W. Sillem.
  • Zitierweise

    Sillem, W., "Campe, Julius" in: Allgemeine Deutsche Biographie 47 (1903), S. 424-425 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518666.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA