Wenke, Hans
- Lebensdaten
- 1903 – 1971
- Geburtsort
- Sangerhausen (Provinz Sachsen)
- Sterbeort
- Hamburg
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Erziehungswissenschaftler ; Psychologe ; Bildungspolitiker
- Konfession
- evangelisch
- Namensvarianten
-
- Wenke, Hans August
- Wenke, Hans
- Wenke, Hans August
Vernetzte Angebote
Verknüpfungen
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Wenke, Hans August
Philosoph, Erziehungswissenschaftler, Psychologe, Bildungspolitiker, * 22.4.1903 Sangerhausen (Provinz Sachsen), † 27.02.1971 Hamburg. (evangelisch)
-
Genealogie
V August, Gastwirt in S.;
M Jenny Rausche;
⚭ 1939 Maria-Charlotte Ladendorff (* 1912);
1 T Ursula (* 1943). -
Biographie
W. besuchte seit 1909 die Mittelschule und später das Humanistische Gymnasium in Sangerhausen. Nach dem Abitur 1921 studierte er Philosophie, Geschichte, Pädagogik und Staatsgeschichte in Berlin u. a. bei →Eduard Spranger (1882–1963), zu dem sich eine freundschaftliche Beziehung entwickelte. 1926 wurde W. bei →Spranger und →Heinrich Maier (1867–1933) mit der Arbeit „Die methodischen Grundlagen der Theorie des objektiven Geistes in Hegels Philosophie“ zum Dr. phil. promoviert. Seit 1928 lehrte er am Dt. Institut für Ausländer der Univ. Berlin, seit 1933 an der Volkshochschule Groß-Berlin. 1934 wurde W., der Mitglied des NS-Dozentenbunds, aber nicht der NSDAP war, Sprangers Assistent am Pädagogischen Seminar, 1937 Schriftleiter und 1939 Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Erziehung“, in der er seit 1934 regelmäßig Berichte „Zur pädagogischen Lage in Deutschland“ veröffentlichte. 1938 habilitierte sich W. mit der Schrift „Entwicklung und Wandlung der deutschen Schule in Idee und Gestalt seit der Jahrhundertwende“ (gedr. 1940) bei Heinrich Nelis (1894–1945) in Frankfurt/M. für Pädagogik, erhielt 1939 in Erlangen eine Dozentur (ao. Prof. 1941), war aber bis 1942 in Nürnberg als Wehrmachtspsychologe tätig.
Seit 1943 lehrte W. als Ordinarius für Psychologie und Pädagogik in Erlangen. Einer Entlassung durch die US-amerik. Besatzungsverwaltung zuvorkommend, schied er hier 1946 aus dem Dienst aus, um 1947, nach eidesstattlicher Erklärung und Prüfung durch die brit. Militärregierung, eine Professur für Erziehungswissenschaft in Hamburg zu übernehmen. 1949 folgte W. dem von →Spranger lancierten Ruf nach Tübingen als Ordinarius für Pädagogik und Philosophie (Rektor 1953 / 54). 1954 wurde er (parteiloser) Senator für das Schul- und Hochschulwesen in Hamburg, wo er erneut seit 1958 ein Ordinariat innehatte (em. 1968).
W. war ein einflußreicher Wissenschaftsorganisator und Kulturpolitiker. In den 1950er Jahren beteiligte er sich am Aufbau des NWDR-Schulfunks sowie des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung, dessen Direktor er 1968–70 war, und sprach wöchentlich Kommentare zur Kulturpolitik im NDR. W. | war Vorsitzender des Dt. Ausschusses für Erziehungs- und Bildungswesen (1953 / 54), Mitglied des (Gründungs-)Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung (1958–61), Direktor des UNESCO Instituts für Pädagogik (1958 / 59) und Vorsitzender der Kommission zur Beratung der Bundesregierung in Fragen der politischen Bildung (1960). 1961–66 fungierte er als Vorsitzender des Gründungsausschusses, 1963–65 als Gründungsrektor der Ruhr-Univ. Bochum. Diese Ämter waren besonders umstritten, nachdem W.s Nähe zum Nationalsozialismus (u. a. Zur Philos. d. totalen Krieges, in FS Spranger 1942, s. W, S. 262–89) 1964 in der Dokumentation „Braune Universität“ von der Berliner Tageszeitung „Spandauer Volksblatt“ behauptet worden war und es in Hamburg zu Konflikten mit Studierenden kam. Trotzdem berief ihn die Univ. Bochum 1967 zum Honorarprofessor und ernannte ihn zum Ehrensenator.
W. gilt als Vertreter einer geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Während er sich zu Beginn seiner Laufbahn psychologischen Themen widmete, stand später das Verhältnis von Erziehung, Bildung und Staat im Zentrum seines Werks. W. behandelte v. a. kultur- und bildungspolitische Themen sowie Verwaltungsfragen. Eine eigene Schule oder Denktradition begründete er nicht.
-
Werke
Weitere W Die Wesensbestimmung d. pol. Menschen, in: Zs. f. Dt.kde. 48, 1934, S. 47–57 u. S. 120–30;
Wesen u. Bedeutung d. Schmerzes, 1937, ²1961 (mit F. Sauerbruch);
Staat u. Volk, Lit. z. Staatsphilos., in: Bll. f. Dt. Philos. 10, 1937, S. 171–78;
Zur dt.-ital. Kampfgemeinschaft, Eine kultur- u. schulpol. Betrachtung, in: Die Erziehung 15, 1940, S. 201–03;
Geistige Gestalten u. Probleme, Eduard Spranger z. 60. Geb.tag, 1942 (Hg.);
Wiss. u. Erziehung, Btrr. z. Päd. u. Kulturpol., 1952;
Kulturu. Schulpol. in d. heutigen Zeit, 1953;
Staat u. Erziehung, in: Univ. Tübingen (Hg.), Reden b. d. feierl. Übergabe d. Rektorats zu Beginn d. Sommersemesters am 8. Mai 1953, S. 17–38;
Senat d. Freien u. Hansestadt Hamburg (Hg.), Empfehlungen u. Gutachten d. Unabhängigen Komm. f. d. Hamburger Schulwesen, 1957;
Eduard Spranger, Bildnis e. geistigen Menschen unserer Zeit, Zum 75. Geb.tag dargebracht v. Freunden u. Weggenossen, 1957 (Hg.);
Die dt. Hochschule vor d. Ansprüchen unserer Zeit, 1955, ²1965;
Geist u. Organisation, Zur Charakteristik unseres Za., 1961;
Dt. Universitäten, 1962;
Eduard Spranger, Sein Werk u. sein Leben, 1964 (Hg. mit H. W. Bähr);
FS z. Eröffnung d. Univ. Bochum, 1965 (Hg. mit J. H. Knoll);
H. W.s Berr. über „Die päd. Lage in Dtld.“ (Febr. 1934 bis Mai 1942), Dok. sämtl. Berr. aus d. Zs. „Die Erziehung, Mschr. f. d. Zus.hang v. Kultur u. Erziehung in Wiss. u. Leben, hg. v. B. Ortmeyer, 2014;
– Mithg.: Bildung u. Erziehung, 1964–69 (Abdrr. d. Rundfunkreden);
– W-Verz.: C. Schorcht, 1990 (s. L), S. 438 f.;
– Nachlaß u. Qu: StA Sigmaringen;
Univ.archive Bochum, Hamburg, Tübingen;
BA Berlin. -
Literatur
|F. Hilker, Zur Frage d. Verhältnisses v. Staat, Erziehung u. Bildung, H. W. z. 65. Geb.tag, in: Erziehung u. Bildung 21, 1968, S. 81–93;
O. Anweiler, ebd. 24, 1971, S. 69 f.;
U. Geuter, Die Professionalisierung d. dt. Psychol. im NS, 1988;
C. Schorcht, Philos. an d. bayer. Universitäten 1933–1945, 1990 (W);
K.-P. Horn, Erziehungswiss. in Dtld. im 20. Jh., 2003;
I. Schneider, Spuren e. Wiss. d. Medien, Zur Gründungsgesch. d. Hans-Bredow-Inst., in: dies. u. I. Otto (Hg.), Formationen d. Mediennutzung II, Strategien d. Verdatung, 2007, S. 93–113;
J. Weis, Belastete Neuanfänge, in: T. Fischer u. M. N. Lorenz (Hg.), Lex. d. „Vergangenheitsbewältigung“ in Dtld., 2007, S. 149 f.;
C. Kersting, Päd. im Nachkriegsdtld., Wiss.pol. u. Disziplinentwicklung 1945 bis 1955, 2008;
AG Inst.gesch., Erziehungswiss. an d. Eberhard Karls Univ. Tübingen, 2010;
H.-P. de Lorent, Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz u. in d. Zeit n. 1945, Bd. 2, 2017, S. 208–48;
Ges. d. Freunde d. Ruhr-Univ. Bochum e. V. (Hg.), Die Ruhr-Univ. 7, Mai 1964, S. 13 (P);
C. Stock, in: U. Wolfradt u. a. (Hg.), Dt.sprachige Psychologinnen u. Psychologen 1933–1945, ²2017, S. 472 f.;
Mitteldt. Jb. 10, 2003, S. 272 f.;
Hamburg. Biogr. VI;
Personenlex. Drittes Reich;
Munzinger;
Hamburger Prof.kat. -
Autor/in
Anne Hild -
Zitierweise
Hild, Anne, "Wenke, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 785-786 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140481.html#ndbcontent