Pfeiffer, Ida
- Lebensdaten
- 1797 – 1858
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Reiseschriftstellerin ; Weibliche Forschungsreisende
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118740792 | OGND | VIAF: 12313619
- Namensvarianten
-
- Pfeiffer, Ida Laura
- Pfeifer, Ida Laura
- Rayer, Ida Laura (geborene)
- Reyer, Ida Laura (geborene)
- Pfeiffer, Ida
- Pfeiffer, Ida Laura
- Pfeifer, Ida Laura
- Rayer, Ida Laura (geborene)
- rayer, ida laura
- Reyer, Ida Laura (geborene)
- reyer, ida laura
- Reyer, Ida
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Pfeiffer (Pfeifer), Ida Laura, geborene Reyer
Reiseschriftstellerin, * 14.10.1797 Wien, † 27.10.1858 Wien, ⚰ Wien, Zentralfriedhof, Ehrengrab. (katholisch)
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Genealogie
V →Aloys Reyer (Rayer, † 1806), aus St. Peter b. St. Veit/Glan (Kärnten), Kaufm. u. Musselinfabr. in Kärnten bzw. W., S d. Karl Ferdinand, Buchhalter d. Gewerken Strohlendorf aus Malborghet (Kärnten), u. d. Sabina Villavero;
M Anna Rosina, T d. Kaspar v. Schwerenfeld, Salz- u. Tabakverleger, u. d. Elisabeth Zunzer;
Ov u. seit 1806 Vormund Franz Thaddäus v. Reyer (Franceso Taddeo v. R. 1761-1846, Adel 1826, österr. Rr. 1834), aus Malborghet, Großkaufm., Bankier, Industr., beteiligt an Gründung d. Österr. Lloyd (s. ÖBL);
– ⚭ Wien 1820 (⚮ 1835) Mark Anton Pfeiffer (1773-nach 1845), aus Lemberg, Dr. iur., RA;
2 S →Alfred (1821–90), Kaufm., betrieb e. Eisenfabrik in Kärnten, später e. Sensenschmiede in Krumpmühl b. Waidhofen/Ybbs (Niederösterr.), Oscar (1824-n. 1891), Pianist, Komp., seit 1864 in Rio de Janeiro, später in Buenos Aires (Argentinien), Hg. d. letzten Reisetagebuchs s. Mutter, 1 T (früh †);
N →Constantin Frhr. v. Reyer (1801–75), Großkaufm., Bankier, Industr. (s. ÖBL). -
Biographie
P. erhielt nach eigenen Angaben vom Vater eine spartanische und eigenwillige Erziehung „zum Knaben“. 1810 wurde →Josef Franz Emil Trimmel (1786–1867) ihr Hauslehrer, von dem sie die Freude am Beobachten der Natur und wohl auch den gewandten Schreibstil erlernte. Zwischen beiden entwickelte sich eine enge Freundschaft, P. mußte jedoch auf Wunsch der Mutter eine Ehe mit dem Rechtsanwalt Mark Anton Pfeiffer eingehen, die nach 15 Jahren geschieden wurde. Danach lebte sie mit ihren Söhnen in Wien und gelangte seit 1842 in fünf großen Reisen um die ganze Welt: 1842 kam sie nach Palästina, Syrien und Ägypten, 1845 besuchte sie Skandinavien und Island. Ihre erste Weltreise ging 1846-48 nach Südamerika, Haiti, China, Ostindien, Persien und Kleinasien. Die zweite Weltreise führte P. 1851-55 nach Südafrika, Singapur, Borneo, Sumatra, Celebes, Kalifornien, Peru und in die USA. Besonderes Aufsehen erregte ihr eineinhalbjähriger Aufenthalt auf den indones. Inseln, wo sie viele Gebiete als erste Europäerin betrat. Ihre letzte Reise 1856-58 hatte Mauritius und Madagaskar als Ziel. Ihre Reiseberichte, bei deren Abfassung sie von Trimmel unterstützt wurde, verhalfen P. zu internationaler Bekanntheit.
P. ging ohne wissenschaftliche Vorbildung auf Reisen, ihre Reisetagebücher und Sammlungen (Pflanzen, Tiere, Ethnographica) besaßen jedoch insofern wissenschaftlichen Wert, als sie auch geographische, botanische, zoologische und ethnologische Beobachtungen enthielten. P. reiste sehr spontan, änderte ihre Route, wann immer die politischen oder ihre häufig beengten finanziellen Verhältnisse es verlangten, und bewies dabei außergewöhnliche Zähigkeit und Willensstärke, auch in schwierigen oder gefahrvollen Situationen.
Berühmte Geographen und Naturforscher, darunter →Carl Ritter (1779–1859), August Petermann (1822–78) und →Eduard Richter (1847–1905), erkannten die Bedeutung ihrer Reisen und Arbeiten an, die sie besonders geeignet für die Bildung der Jugend und der Frauen erachteten. Interessant sind P.s Reiseberichte bis heute durch die Schilderungen fremder Kulturen und des Reisens aus dem Blickwinkel einer Frau. Ihre Bücher, die in jüngster Zeit sowohl durch die Literaturwissenschaft als auch als „Frauenliteratur“ wieder entdeckt wurden, erleben bis heute zahlreiche Auflagen und Übersetzungen.|
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Auszeichnungen
Ehrenmitgl. d. Geograph. Ges. v. Berlin u. Paris;
P. erhielt 1892 als erste Frau e. Ehrengrab auf d. Zentralfriedhof in Wien. -
Werke
Reise e. Wienerin in d. Hl. Land, 2 Bde., 1844, ⁴1856 (weitere Bearbb. 1969, 1980, 1995;
tschech. 1846, engl. 1852, ²1853);
Reise nach d. skandinav. Norden u. d. Insel Island 1845, 2 Bde., 1846, ²1855;
Nordlandfahrt, Eine Reise nach Skandinavien u. Island im J. 1845 (wieder 1991;
A journey to Iceland and travels in Sweden and Norway, 1852;
Visit to Iceland and the Scandinavian North, 1852, ²1853 (abweichende Übers.;
isländ. 1945);
Eine Frauenfahrt um d. Welt, Reise v. Wien nach Brasilien, Chili, Otahaiti, China, Ost-Indien, Persien u. Kleinasien, 3 Bde., 1850 (unter abweichendem Titel 1992;
3 versch. engl. Ausgg. 1851 [⁴1856], 1852, 1851 [²1852];
niederl. 1852;
franz. 1858, ⁵1880;
russ. 1862, 1867);
Meine zweite Weltreise, 2 Bde., 1856 (Teilausg. u. d. T.: Abenteuer Inselwelt, 1993;
2 versch. engl. Ausgg. 1855 [²1856], 1868 [³1881];
franz. 1857, ⁵1885;
niederl. 1856;
malayisch 1877, 131912);
Reise nach Madagaskar nach d. hinterlassenen Aufzeichnungen I. P.s, hg. v. Oscar Pfeiffer, nebst e. Autobiogr., 2 Bde., 1861, 1980 (engl. 1861, ²1863;
franz. 1862, ²1881;
niederl. 1862);
G. Waekkerlin Induni (Bearb. u. Hg.), Verschwörung im Regenwald, I P.s Reise nach Madagaskar im J. 1857, mit e. biogr. Skizze v. H. Jehle, 1991;
Voyages autour du monde, 1868, ⁵1885 (zus.fassende Ausg. v. J. Belin-de Launay, übers. v. W. de Suckau). -
Literatur
ADB 25;
H. Hassinger, in: Österr. Naturforscher u. Techniker, 1951, S. 17-19 (P);
M. Kratochwill, in: Jb. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Wien 13, 1957/58, S. 191-201;
D. Hollingworth, They came to Mauritius, 1965, S. 122-30;
K. R. Wernhart, Eine Wienerin in d. Gesellschaftsinseln, I. P.s Aufenthalt in Tahiti 1847, in: Wiener Ethnohist. Bll. 6, 1973, S. 61-90;
H. Jehle, I. P., Weltreisende im 19. Jh., Zur Kulturgesch. reisender Frauen, 1989 (W-Verz., P);
G. Habinger. Eine Biedermeierdame erobert d. Welt, Die Lebensgesch. d. I. P., 1997 (W-Verz., P);
Wurzbach 22 (W-Verz.);
Pogg. III;
Kosch;
ÖBL;
Killy;
Hist. Lex. Wien. -
Autor/in
Viola Imhof -
Zitierweise
Imhof, Viola, "Pfeiffer, Ida" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 320-321 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740792.html#ndbcontent
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Pfeiffer, Ida
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Biographie
Pfeiffer*)Zu S. 639.: Ida P., berühmte Reisende, geboren am 14. October 1797, † am 27. October 1858 zu Wien. Sie war die Tochter eines angesehenen Kaufmanns Namens Reyer, aus einer noch jetzt blühenden Familie, verheirathete sich in ihrem zweiundzwanzigsten Lebensjahre mit einem Lemberger Advocaten Namens Pfeiffer, erlebte aber in dieser Ehe mannigfachen Glückswechsel und Ungemach. Im Alter von 45 Jahren, als sie bereits Mutter erwachsener Söhne war, erwachte bei ihr, zunächst angeregt durch eine Reise nach Triest und den Anblick des Meeres, eine unbezähmbare Lust zu großen Reisen. Allerdings war schon in ihrer Kindheit ein Zug zu abenteuerlichen Unternehmungen, eine männliche Energie und Thatenlust bemerkbar gewesen, welche der Erziehung Schwierigkeiten bereitet hatten. Durch den Ernst und zum Theil die Noth des Lebens zurückgedrängt, gewannen diese Neigungen jetzt nach der Vollendung der Erziehung ihrer Söhne und dem Wiedereintreten geordneter Vermögensverhältnisse abermals die Oberhand. Im J. 1842 reiste sie angeblich zum Besuche einer Freundin nach Constantinopel, dann aber weiter nach Syrien, Palästina und Aegypten. Auf Betreiben ihrer Freunde veröffentlichte sie ihr Reisetagebuch unter dem Titel „Reise einer Wienerin in das heilige Land“ (2 Bände, Wien 1843; 4. Aufl. 1856). Die Schilderung ist schlicht, öfter fast naiv, ohne jeden Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, oder auf den Ruhm geistreicher Damenschriftstellerei. Der gute Erfolg dieser ersten Reise und ihrer Beschreibung, welcher ihr die Möglichkeit erwiesen hatte, selbst mit ihren bescheidenen Mitteln große Unternehmungen zu vollführen, und außerdem Geld zu neuen Reisen verschafft hatte, ermuthigte zum Fortschreiten in der eingeschlagenen Richtung. Im April 1845 brach J. P. nach Island auf, erstieg den Hella und kehrte über Christiania und Stockholm zurück. Die Beschreibung erfolgte unter dem Titel „Reise nach dem skandinavischen Norden und der Insel Island“, Pest 1846, 2 Bde. Schon 1846 reiste sie abermals und zwar über Hamburg nach Brasilien, von da nach Chile, Tahiti, China, Singapore, Ceylon, Madras, durch das Gangesland nach Bombay, weiter nach Mesopotamien, und über Urumia nach Täbris. Durch Transkaukasien und Südrußland kehrte sie nach zweieinhalbjahriger Abwesenheit nach Wien zurück. („Eine Frauenfahrt um die Welt“, Wien 1850, 3 Bde.) Obwol nach den außerordentlichen Strapazen dieser letzten Reise eine Zeit lang der Wunsch nach Ruhe sich geltend machte, überwog doch nach kurzer Erholung abermals die alte Leidenschaft, und 1851 machte sich J. P. abermals zu einer Weltreise auf den Weg. Ueber London und die Capstadt ging sie nach den Sundainseln, welche der Schauplatz ihrer kühnsten Unternehmungen wurden. Sie bereiste den nördlichen Theil von Borneo, dann Sumatra und Java, wobei sie sich mit wahrer Tollkühnheit in die Hände von Kopfabschneidern und Kannibalen begab, ohne jedoch irgendwie zu Schaden zu kommen. Im Sommer 1853 überquerte sie den großen Ocean, besuchte San Francisco, dann Panama und Peru. Ihr Vorsatz, nach Ueberschreitung der Cordillere den Amazonas von der Quelle bis zur Mündung zu verfolgen, blieb undurchführbar, sie kehrte daher nach Nordamerika zurück und durchreiste die Union. Erst Ende Mai 1855 erreichte J. P. nach einem Abstecher nach den Azoren Europa wieder. („Meine zweite Weltreise“, Wien 1856, 4 Bde.) Aber schon im Mai 1856 brach sie abermals auf, um Madagaskar zu besuchen. In Gesellschaft eines Franzosen (Lambert) aus Mauritius, der auf Madagaskar eigenthümliche Pläne verfolgte, gelangte sie nach Tananarivo, wo sie von der Königin gut aufgenommen wurde. Doch die auf einen Thronwechsel abzielende Unternehmung ihres Gefährten scheiterte und J. P. und Lambert mußten sich glücklich preisen, mit dem Leben|davon zu kommen. Die Strapazen der Rückreise von der Hauptstadt zur Küste untergruben aber J. Pfeiffer's Gesundheit, so daß sie nach längerem Aufenthalt in Mauritius nach Europa zurückkehren mußte, wo sie einer Leberkrankheit, die sich aus dem Fieber entwickelt hatte, erlag.
Ida Pfeiffer's „Talent zu reisen“ war fast eben so groß als ihre Reiselust und Kühnheit. Da sie selbst der wissenschaftlichen Bildung entbehrte, so ermangeln auch ihre Beschreibungen eigentlich wissenschaftlicher Resultate. Die von echter Wahrheitsliebe erfüllten schlichten Erzählungen ihrer Erlebnisse in selten betretenen Ländern wird aber Niemand ohne Interesse lesen, wie auch die bedeutende Verbreitung und die wiederholten Auflagen ihrer Werke beweisen. Besonders als Jugendlectüre waren sie einst nicht unbeliebt. J. P. war von unansehnlicher Gestalt, bescheiden und anspruchslos in ihrem Auftreten, wenn auch später nicht ohne Selbstgefühl, das durch die ehrende Anerkennung Humboldt's und Ritter's, sowie der geographischen Gesellschaften in Berlin und Paris, welche sie zum Ehrenmitgliede ernannten, wesentlich gehoben wurde.
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Literatur
Biographie z. Th. nach eigenen Angaben bearbeitet von ihrem Sohne Oscar P. in „Reise nach Madagascar“, Wien 1861.
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Autor/in
E. Richter. -
Zitierweise
Richter, E., "Pfeiffer, Ida" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 791-792 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740792.html#adbcontent