Heine, Salomon
- Lebensdaten
- 1767 – 1844
- Geburtsort
- Hannover
- Sterbeort
- Hamburg
- Beruf/Funktion
- Bankier ; Förderer Heinrich Heines ; Wohltäter ; Geschäftsführer ; Kaufmann
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 118548026 | OGND | VIAF: 62340443
- Namensvarianten
-
- Heine, Salomon
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Heine, Salomon
Bankier, * 19.10.1767 Hannover, † 23.12.1844 Hamburg. (israelitisch)
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Genealogie
V →Heymann Heine (auch Chaijm Bückeburg) († 1780), Kaufm. in Hannover, S d. David Simon Heine (auch Bückeburg) († 1744) u. d. Recha Gans (1700–73);
M Mathe Eva († 1799), T d. Kaufm. →Samson Popert († 1768) in Altona u. Hamburg;
Ur-Gvv Isaac († 1734), aus Rinteln, kam üb. Bückeburg n. Berlin;
Stief-V Bendix Schiff, Kaufm. in Hamburg;
B →Isaac († 1828), Kaufm. u. Bankier in Bordeaux, Samson (s. Gen. 1), Heymann Henri, Kaufm. in Bordeaux u. Hamburg;
- ⚭ Hamburg 1794 Betty (1777–1837), T d. Moses Lion Goldschmidt in Hamburg u. d. Gihl Goldschmidt;
2 S, 4 T, u. a. →Beer Carl (1799–1865), Bankier;
N →Heinrich (s. 1), Charlotte (⚭ →Rud. Christiani, † 1858, hannov. Politiker, s. NDB III). -
Biographie
H. wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. 1784 verließ er Hannover und ging nach Hamburg. Hier war er zunächst in dem angesehenen Bankhaus Popert angestellt und wurde dann Wechselmakler. 1797 gründete er zusammen mit Marcus Abraham Heckscher die Bank Heckscher & Co. Seit 1818 führte er diese mit einem Vermögen von einer Million Talern unter seinem Namen allein weiter. Das Bankhaus Salomon Heine erlangte europäischen Ruf, H. wurde vielfacher Millionär.
Auch als Wohltäter machte er sich einen Namen. U. a. stiftete er zur Erinnerung an seinen früh verstorbenen Sohn Hermann 1837 eine Vorschußkasse für israelitische Gewerbetreibende und zum Andenken an seine verstorbene Frau das Israelitische Krankenhaus in Hamburg, das 1843 eingeweiht wurde. – Bei der Bekämpfung des Notstands, den der Hamburger Brand von 1842 verursachte, wirkte H. durch Spenden für die Obdachlosen sowie durch Kredite an den Staat und an Firmen, die durch den Brand in Schwierigkeiten geraten waren, tatkräftig mit. Letzteren stellte er in großem Umfang Wechselkredite zum üblichen Diskontsatz von 4% zur Verfügung; andere folgten seinem Beispiel. An der Staatsanleihe von 32 Millionen Mark Banco, die für die Entschädigungszahlungen der Hamburger Feuerkasse aufgenommen wurde, beteiligte sich H. mit 8 Millionen, auf die Versicherungssumme für sein eigenes zerstörtes Haus verzichtete er. – Seinen Neffen →Heinrich Heine unterstützte er zeitlebens.
Nach H.s Tod setzte sein Sohn Carl das Bankgeschäft unter der bisherigen Firma fort. Nach dessen Tode trat die Bank gemäß testamentarischer Verfügung des Verstorbenen 1865 in Liquidation.
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Literatur
ADB XI;
J. Mendelssohn, S. H., Bll. d. Würdigung u. Erinnerung, ³1845 (P);
W. Pascheles, Leben u. Wirken d. berühmten israelit. Banquiers S. H. aus Hamburg, sein großartiges Testament u. Leichenbegängniss …, Prag 1845;
V. Dirksen, Ein Jh. Hamburg 1800-1900, 1926, u. a. S. 185 ff. (P);
E. Lüth, Der Bankier u. d. Dichter, Zur Ehrenrettung d. großen S. H., 1964 (P); s. a. L
zu Heinrich H. s. 1). -
Porträts
Gem. v. F. C. Gröger, um 1820, Abb. b. Lüth, s. L;
Steinzeichnung v. O. Speckter, 1842, Abb. b. Dirksen, s. L. -
Autor/in
Gottfried Klein -
Zitierweise
Klein, Gottfried, "Heine, Salomon" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 291 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548026.html#ndbcontent
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Heine, Salomon
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Biographie
Heine: Salomon H., Banquier, geboren zu Hannover im Jahre 1767, verließ in seinem 17. Jahre seine Vaterstadt mit 16 Groschen in der Tasche und pilgerte auf gut Glück nach Hamburg, wo er, nebst seinem leichten Gepäck von einem Leiterwagen aufgenommen, nicht eben glänzend seinen Einzug hielt. Obgleich seine Kenntnisse sich auf nothdürftiges Schreiben, Lesen und Rechnen beschränkten, und obgleich er weder reiche Verwandte noch Gönner oder Freunde in Hamburg besaß, gelang es ihm hier doch bald vermöge seines Scharfsinns und seiner hervorragenden kaufmännischen Begabung sein Glück zu machen. Nachdem er zuerst Wechsel umhergetragen, fand er bald eine bessere Stellung in einem bedeutenden Banquiergeschäfte, das er später verließ, um sich mit dem Wechselmakler Halle zu associiren. Den Grundstein zu seiner späteren financiellen Größe legte jedoch H. erst im J. 1797 durch das in Verbindung mit seinem Geschäftsfreunde Heckscher begründete Banquierhaus, welches später noch die Herren Levin Hertz und Jacob Oppenheimer als Theilhaber aufnahm. Das Haus bestand mit immer wachsendem Ansehen bis zum J. 1818, wo die Verbindung aufgelöst ward und H. mit einem Vermögen von mehr als einer Million Thaler als alleiniger Chef an die Spitze eines neuen Geschäftes trat.|Von nun an entwickelte sich ganz die merkwürdige Spannkraft, der rastlose Fleiß und der selten irregehende Scharfsinn des gewandten und weitblickenden Geschäftsmannes, und der Mannigfaltigkeit seiner großartigen Unternehmungen kamen nur die glücklichen Erfolge gleich, von denen sie gekrönt wurden. So erlangte die Firma Salomon Heine in der Handelswelt endlich einen europäischen Ruf und stand an Geltung und Credit an keinem Platze der Welt den Rothschild's und anderen Banquierhäusern ersten Ranges nach. Selbst unglückliche Ereignisse wie die bedeutende Krisis des Jahres 1825 konnten Heine's imposante Stellung nicht erschüttern, und als in den Schreckenstagen des großen Hamburger Brandes von 1842, wo Jedermann besorgt sein Geld an sich hielt, eine bedenkliche Geschäftsstockung einzutreten drohte, da belebte H. von neuem das allgemeine Vertrauen an der Börse, indem er sofort eine Million baares Geld auf den Markt warf, die er sich gegen Wechsel hinzugeben (zu discontiren) bereit erklärte. Außerdem betheiligte er sich bei dem Anlehn von 32 Millionen, welches Hamburg nach den Zerstörungen der Brandtage aufzunehmen gezwungen war, mit acht Millionen und schlug die ihm für sein zerstörtes Haus am Jungfernstieg gebührende bedeutende Versicherungssumme zum Besten der städtischen Feuerkasse aus. Von dem ungeheuren Vermögen aber, das sich H. im Laufe der Jahre erworben, wußte er einen durchaus edlen Gebrauch zu machen. An übermäßigem Prunk fand er nie Gefallen, doch liebte er es in seinem Hause am Jungfernstieg und in seiner Villa an der Elbe seine zahlreichen Freunde sowie Jeden, der ihn interessirte, zur reich besetzten Tafel zu laden. Ausgezeichnete Künstler und hervorragende Fremde, die in Hamburg verweilten, wurden dort selten vermißt, und es herrschte stets der Ton ungezwungener Jovialität, in den der reiche Hausherr oft am lebhaftesten einstimmte. Ceremoniell und Feinheit affectiren war seine Sache am wenigsten; auch in der Gesellschaft von Senatoren wie vor Fürsten und Ministern blieb er der ungenirte aber wegen seines Geistes und seines edlen Herzens von Allen hochgeachtete Jude Salomon H. Schwer ist es von seiner fast unbegrenzten Mildthätigkeit in wenigen Worten einen nur annähernden Begriff zu geben. Wo immer es Noth zu lindern galt, gab er mit vollen Händen und machte sich daneben durch von ihm allein in's Werk gesetzte Unternehmungen von großartigstem Umfange wie die Erbauung eines Krankenhauses, und die Begründung bedeutender Stiftungen sowie durch Beförderung der Künste um das Wohl des Ganzen hochverdient. Seinem originellen Charakter gemäß liebte er es oft ganz unerwartet mit reichen Gaben hervorzutreten und den Armen als ein rettender Engel in der Noth zu erscheinen. Obgleich Jude und als solcher damals selbst zum Erwerbe des Bürgerrechts unfähig, dachte er doch viel zu tolerant und human, um seine Wohlthaten etwa nur auf seine Glaubensgenossen zu beschränken. Die Gleichstellung der Letzteren, die freilich erst nach seinem Tode in Hamburg erfolgen sollte, blieb aber der Wunsch seines Lebens und bestimmte er, daß, falls diese eintreten sollte, verschiedene seiner speciell für Israeliten begründeten Stiftungen dann auch auf andere Confessionen auszudehnen seien. Ein Neffe Salomon Heine's war der berühmte Dichter Heinrich H., der bekanntlich mit dem reichen Onkel wegen der ihm seiner Meinung nach nicht in genügendem Maße von diesem zufließenden Geldmittel, vielfach heftige Differenzen hatte. Wurde es einerseits dem praktischen Onkel entschieden schwer die von der seinen so grundverschiedene Sinnesweise des jungen Dichters zu verstehen und zu würdigen, so war andererseits doch auch die geniale Rücksichtslosigkeit des Letzteren wol dazu geeignet, den sonst so gutmüthigen Onkel zu erbittern. Wie sehr aber auch Heinrich H. die Bedeutung des großen Banquiers zu schätzen wußte, erhellt aus vielen Stellen seiner Briefe. So schrieb er z. B. 1824 an Friederike Robert: „Mein Oheim ist ein bedeutender Mensch,|der bei großen Gebrechen auch die größten Vorzüge hat. Wir leben zwar in beständigen Differenzen, aber ich liebe ihn außerordentlich, fast mehr als mich selbst. Dieselbe störrige Keckheit, bodenlose Gemüthsweichheit und unberechenbare Verrücktheit — nur daß Fortuna ihn zum Millionär und mich zum Gegentheil, d. h. zum Dichter gemacht, und uns dadurch äußerlich in Gesinnung und Lebensweise höchst verschieden ausgebildet hat“. So mußte selbst der so anders geartete Neffe fast widerstrebend die Congenialität des Oheims auf einem anderen von dem seinigen sehr verschiedenen Gebiete anerkennen. Salomon H. starb am 23. December 1844. Noch am Tage vor seinem Ableben soll er selbst das Circular entworfen haben, worin das Haus H. den Tod seines bisherigen Chefs und sein weiteres Fortbestehen den zahlreichen Geschäftsfreunden anzeigte. Die Spitzen der Behörden, die angesehensten Bürger und eine unabsehbare Volksmenge folgten dem einfachen Sarge des Mannes, der sich nicht nur ein ungeheures Vermögen, sondern auch die herzliche Liebe Aller zu erwerben gewußt hatte.
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Literatur
Salomon Heine, Blätter der Würdigung und Erinnerung für seine Freunde und Verehrer, von Joseph Mendelssohn, 2. Aufl. Hamburg 1845. A. Strodtmann, H. Heine's Leben und Werke, Berlin 1867—69.
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Autor/in
W. v. Melle. -
Zitierweise
Melle, W. von, "Heine, Salomon" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 359-361 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548026.html#adbcontent