Experiment: Schießen wie die alten Römer
Fünf Jahre lang haben Historiker von den Universitäten in Trier, Hamburg und Graz an den Nachbauten der Römergeschütze gearbeitet, die mitten in den Kalkalpen im Bezirk Kirchdorf an der Krems abgefeuert wurden. Die Rekonstruktion der Waffen ist schwierig.

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Baupläne wurden nicht überliefert, daher müssen die Geschütze nach Beschreibungen und archäologischen Funden aus der Römerzeit nachgebaut werden, so Wolfgang Spickermann, vom Institut für Alte Geschichte an der Universität Graz: „Zum Glück haben wir an verschiedenen Orten immer verschiedene Teile dieser Geschütze gefunden, sodass wir aus den Quellen und den archäologischen Funden diese Dinger zusammensetzen können. Den Rest konstruierten Handwerker und Simulationen am Computer.“

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Über 600 Meter Reichweite
Die Geschütze ähneln riesigen Armbrüsten. Verschossen werden damit Bolzen aus Holz mit Metallspitzen, die bei ihren Zielen verheerende Wirkung haben - mit Reichweiten von mehr als 600 Metern. "Wir müssen uns vorstellen, jede Legion hatte 60 solche Geschütze etatmäßig dabei. Und wir haben eine Geschossgeschwindigkeit von etwa fünf Schuss pro Minute – im ersten Jahrhundert nach Christus“, so Spickermann.
Das ergab insgesamt 300 Schuss pro Minute, die die Römer auf ein gewisses Areal konzentrieren konnten, das war der Schlüssel zum Erfolg für die Römer in den Schlachten, die sie austrugen.
Nachbau der Römergeschütze im Test
ORF-Redakteur Thomas Riha war für Oberösterreich heute bei den Schießübungen mit den nachgebauten Geschützen in Molln dabei.
Wenig Wissen über Artillerie
Im Geschichtsunterricht hat aber wohl kaum jemand davon gehört, dass für die militärischen Erfolge der Römer die Geschütze wichtig gewesen wären. Die Erklärung ist einfach, denn die höher gestellten Geschichtsschreiber waren nicht bei der Artillerie im Einsatz.
"Das waren Leute aus der Oberschicht. Wir wissen, dass die Geschützbesatzungen immer nur von Unteroffizieren kommandiert wurden; Leute, mit denen die Oberschicht wenig zu tun hatte. Die waren Kommandeure von Infanterie und Kavallerie, da wissen wir viel, aber wir wissen sehr wenig über die Artillerie“, so Christoph Schäfer vom Institut für Alte Geschichte an der Universität in Trier (Deutschland).

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Und das mache es jetzt so spannend, „das Ganze mit solchen Versuchen zu erforschen und die Möglichkeiten und Zwänge zu sehen und über römischer Taktik in der Schlacht etwas zu lernen“.