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ADB:Ulner, Peter

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Artikel „Ulner, Peter“ von Karl Janicke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 211–212, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ulner,_Peter&oldid=- (Version vom 14. Dezember 2024, 10:44 Uhr UTC)
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Ulner: Peter U., Abt des Klosters Berge bei Magdeburg, war geboren am 18. October 1523 in Gladebach in den Niederlanden als Sohn des dortigen Bürgermeisters. Er besuchte die Schulanstalten zu Deventer und Herzogenbusch und trat 1542 in den Benedictinerorden. Der Abt des Klosters Werden, Hermann, dem er übergeben wurde, erkannte bald die Befähigung des jungen Mönches und sandte ihn auf Kosten des Klosters zur Fortsetzung seiner theologischen und philosophischen Studien nach Köln. Nach Werden zurückgekehrt, wurde er 1554 zum Pfarrer des Ludgeriklosters in Helmstedt ernannt, das mit dem Werdener Kloster einen gemeinsamen Abt und ein gemeinsames Capitel hatte. Im folgenden Jahre berief ihn der Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig zum Hofprediger nach Wolfenbüttel. 1559 wurde er im Provinzialcapitel des Benedictinerordens in Erfurt auf den besonderen Wunsch des Abtes Heinrich Zirow vom Kloster Berge zu dessen Coadjutor bestellt und in demselben Jahre am 3. November von Erzbischof Sigismund von Magdeburg bestätigt. Als Abt Zirow 1561 starb, wurde er dessen Nachfolger. – Das ehemals blühende und reiche Kloster Berge hatte unter den Ereignissen der Reformation große Einbußen erlitten. Schon im Mai 1525 hatte ein Pöbelhaufe aus der Altstadt und der Sudenburg das Kloster ausgeplündert, 1546 hatte der Rath das Kloster besetzt und sämmtliche Gebäude, auch die Kirche zerstören lassen. Die Glocken, die Orgel, die Chorstühle, die silbernen Kirchengeräthe, die Documente und Urkunden wurden in die Stadt geschafft. Auch die Landhöfe des Klosters zu Pechau und Prester wurden in Asche gelegt; das Kloster berechnete den ihm zugefügten Schaden auf 19 559 Gulden. – Dem neugewählten Abte fiel die schwere Aufgabe zu, diesem zerrütteten Zustande seines Klosters ein Ende zu machen. Die zerstörten Gebäude wurden wieder aufgebaut, die eingerissene große Klosterkirche durch eine neue, wenn auch kleinere ersetzt, in die Finanzen Ordnung gebracht. Von noch größerer Bedeutung war sein Uebertritt zum Bekenntniß der evangelischen Lehre, er war der erste Prälat des Erzstifts Magdeburg, der sich offen zum Glauben Luther’s bekannte. Am 25. August 1565 hielt er in seiner Klosterkirche eine lutherische Predigt, in der er öffentlich erklärte, daß er sich mit seinem Convent von der katholischen Kirche und dem Papste lossage. Dieser Uebertritt zum lutherischen Bekenntniß hatte zur Folge, daß im Kloster deutsche Gesänge und eine verbesserte Liturgie eingeführt wurden. Ferner machte er Candidaten der evangelischen Theologie zu Mitgliedern seines Convents und bildete aus diesen eine Art Predigerseminar. Die Leitung dieses Seminars übergab U. im J. 1578 dem bisherigen Superintendenten zu Helmstedt, Heinrich Homel, welcher zugleich Pastor des Klosters Berge wurde. Außerdem gründete U. im Kloster eine Schule für Knaben, in welcher die Candidaten unterrichteten und für welche er auch einen Rector bestellte. Endlich sorgte er für Anschaffung einer neuen Bibliothek, da die alte werthvolle bei der Zerstörung des Klosters vernichtet war. So hob sich das Kloster wieder zu neuer Blüthe.

Im J. 1569 wurde U. vom Herzog Julius von Braunschweig nebst zwei anderen berühmten Theologen, Martin Chemnitz und Jacob Audreä, mit der Reformirung der Kirchen des braunschweigischen Landes beauftragt, und 1583 war er Mitglied der Commission, welche zur Visitation der Kirchen in der [212] Magdeburger Diöcese eingesetzt wurde. Zehn Jahre vorher hatte er sich mit einer Tochter des Stadtkämmerers Hans Westphal verheirathet und war dadurch in nahe Verbindung mit den angesehensten Patricierfamilien der Stadt Magdeburg getreten. Nachdem U. sein Amt 34 Jahre mit großem Segen verwaltet hatte, starb er am 6. September 1595.

Holstein, Peter U., erster evangelischer Abt des Klosters Berge bei Magdeburg, in den Magdeburger Geschichtsblättern, 8. Jahrg. 1873, S. 386 ff. – Urkundenbuch des Klosters Berge bei Magdeburg. Halle 1879.