Wikipedia:Projekt Moderation
Wozu Moderation in der Wikipedia?
[Quelltext bearbeiten]Wikipedia ist ein nie dagewesenes Projekt zur Sammlung freien Wissens – und es liegt in unser aller Verantwortung. Kollaboratives Arbeiten erfordert einen achtsamen Umgang. Moderation soll helfen, auftretende Konflikte methodisch zu begleiten und Lösungen anzubieten.
Etliche Diskussionsseiten in der Wikipedia sind lang, zerfahren, vertrollt und kommen nur schwer zu griffigen Ergebnissen. So kennen wir das, und so nervt uns das alle! Wir wollen solch schwierigen Diskussionen mit einer geeigneten Moderation auf die Sprünge helfen. Es geht aber auch darum, in Sachkonflikten weiterzuhelfen, wo gegensätzliche Positionen die Artikelentwicklung lähmen und solche Situationen zum Autorenverlust für die Wikipedia führen.
Herkömmliche Moderation betreibt in unterschiedlicher Intensität und Qualität u. a. der Diskussionsleiter bei Meetings. Im Internet versteht man unter moderierten Seiten oft, dass gesetzeswidrige Äußerungen nach Aufforderung vom Betreiber einer Seite gelöscht und böswillige Teilnehmer gesperrt werden. Von beidem wird sich die Moderation in der Wikipedia unterscheiden. Sie ist auch keine Mediation.
Moderationsanlässe in der Wikipedia – und wo sie erfasst werden
[Quelltext bearbeiten]Für Moderationsbemühungen eignen sich vor allem Konflikte im Artikelnamensraum; denn das ist der Zielbereich, auf den unser enzyklopädisches Bemühen im Kern gerichtet ist und für den sich Moderation unmittelbar auszahlen kann. Anlauf- und Sammelstelle für Moderationswünsche und -anlässe ist:
Wie wird man Moderator in der Wikipedia?
[Quelltext bearbeiten](Vorab und fürs Ganze: Es handelt sich jeweils um das generische Maskulinum.)
Das Team der Moderationsinitiatoren geht von zwei Voraussetzungen aus:
- Wer sich für geeignet hält, Diskussionen in der Wikipedia auf der Basis der hier formulierten Leitvorstellungen zu moderieren, soll sich erproben können.
- Moderatoren verpflichten sich auf einen spezifischen Verhaltenskodex (s. u.) im Rahmen der von ihnen moderierten Diskussionen. Ein moderates Auftreten auch im Wikipedia-Alltag ist im Sinne der Glaubwürdigkeit vorteilhaft.
Wünschenswerte Fähigkeiten und Eigenschaften von Moderatoren
[Quelltext bearbeiten]- Toleranz und Akzeptanz für Individuen und für menschliche Reaktionen;
- Fähigkeit zur Empathie: zuhören und verstehen können und wollen;
- Kenntnis aller hier wichtigen Ebenen und Fähigkeit zur Differenzierung: sachlich, emotional, methodisch, kommunikativ;
- Gedächtnis und ordnenden Sinn für korrekte und möglichst neutrale Zusammenfassungen;
- Kenntnis und Nutzung gruppendynamischer Prozesse;
- Souveräner, gelassener Umgang mit Provokationen;
- Reflektion und Beherrschung der eigenen Gefühle.
Empfehlungen zur Gestaltung von Moderationseinsätzen
[Quelltext bearbeiten]- Muster zur Strukturierung von Moderatorenbeiträgen: Einleitung, Hauptteil, Schluss
(Beispiel: „Im Folgenden kurze Zusammenfassung des bisher Diskutierten - .....................- Bitte um weitere Beiträge.“) - „Danke“ für sachdienliche Beiträge
- „Bitte“ um weitere Beiträge
- „Bitte“ um sachliche Beiträge...
Empfehlungen zum Schreibstil in Moderationseinsätzen
[Quelltext bearbeiten]- kurze, klare Sätze, am besten Hauptsätze, Hauptsätze, Hauptsätze...
- kurze Textabschnitte;
- Füllwörter meiden: eigentlich, grundsätzlich a. a. m.
- sparsamer Umgang mit Verallgemeinerungen, Verabsolutierungen, Einschüben, Adjektiven.
Regeln und Methoden der Moderation
[Quelltext bearbeiten]Die nachfolgende Zusammenstellung möglicher Leitaspekte ist als vorläufige Orientierungsgrundlage zu verstehen, die im Entwicklungsprozess des Projekts zur Prüfung, Diskussion und ggf. Abänderung vorgesehen ist.
Transparenzgebot
[Quelltext bearbeiten]- Auf jeder moderierten Seite werden Beginn und Ende der Moderation deutlich angezeigt.
- Die Moderatorenimpulse werden zwecks Unterscheidung und schneller Auffindung kenntlich gemacht durch einen moderatorenspezifischen Namenszusatz. Es ist dem einzelnen Moderator überlassen, seine Beiträge mit noch anderen Akzenten zu versehen, wie z. B. einer farbigen Unterlegung.
Moderatoren-Kodex im Sinne von Rechten und Pflichten
[Quelltext bearbeiten]- Moderatoren machen ihr Angebot aus eigener Initiative oder auf Ersuchen. Sie entscheiden individuell (etwa unter Berücksichtigung von Konfliktthema und Eskalationsstufe), ob sie sich eines Konflikts annehmen wollen und können oder nicht.
- Moderatoren sollen sachlich und persönlich neutral auftreten.
- Moderiere stets mit ausgesprochenem und klar erkennbarem Ziel!
- Sei authentisch!
- Lass dich nicht provozieren!
- Bleibe beim Thema!
- Verhalte Dich den Beteiligten gegenüber wertschätzend.
- Diskutiere auf moderierten Seiten nicht über die Moderation!
- Moderatoren sanktionieren nicht.
- Moderatoren treten nicht mit erweiterten Rechten auf. Wenn ein Benutzer mit erweiterten Rechten (Admin, Bürokrat etc.) moderiert, darf er seine erweiterten Rechte nicht einsetzen (siehe auch Admin-Kodex).
- Moderatoren können ihren Einsatz von sich aus jederzeit beenden.
Techniken der Moderation
[Quelltext bearbeiten]Moderatoren können sich verschiedener Techniken bedienen:
- Bereite Dich gut vor. Lies Dich ein.
- Erkläre zu Beginn deine Funktion als Moderator und deine Vorgehensweise.
- Beginne positiv.
- Arbeite Ziel und Thema heraus.
- Gib Deine Zusammenfassung des bisherigen Diskussionsstandes, wo du das für zielführend hältst.
- Wo Diskussionen ausfransen, führe auf das Thema zurück!
- Unterscheide und benenne Nebenthemen, um sie auszugliedern.
- Thematisiere nötigenfalls Umgangsformen und ihre Auswirkungen.
- Wirke hin auf einen freundlichen Ton.
- Halte persönliche Befindlichkeiten der Beteiligten aus den Diskussionen heraus.
- Wirb und entwickle Vorschläge für konstruktive Diskussionsgestaltung.
- Beuge Verzettelungen vor und lasse sie sich nicht entfalten.
- Begünstige Kürze und Prägnanz der Statements.
- Suche persönliche Angriffe zu eliminieren und lasse die Diskussion nicht dahin abgleiten.
- Fokussiere die Diskussion ggf. auf nach wie vor strittige Sachaspekte.
- Verstärke gutwillige Ansätze von Beteiligten.
- Sorge für gesichtswahrende Optionen, besonders bei tendenziell Unterlegenen.
- Führe durch Fragen.
- Achte auf konkrete Vereinbarungen.
- Sei Dir des möglichen Scheiterns von Moderation bewusst und ziehe wo nötig entsprechende Konsequenzen.
- Schließe positiv ab.
Stör-Techniken beachten und bearbeiten
[Quelltext bearbeiten]Es gibt die verschiedensten Techniken, mit denen ein gedeihliches Gespräch gestört werden kann:
- vom Thema ablenken (Grundsatzdiskussionen);
- zeigen, was ich alles sonst noch so weiß und kenne;
- den Moderator angreifen;
- den Konfliktpartner angreifen;
- weitschweifig werden („zerlabern“): am Artikelthema / Konfliktkern vorbeigehende Ausführungen (Gegenmittel: evtl. kurzes Danke und nicht darauf eingehen);
- Konflikteskalation betreiben (Löschantrag, Admins anrufen, Vandalismusmeldung) oder der Moderation ausweichen (dritte Meinung anfordern, Schiedsgericht befassen u. ä.)
- Bausteingeschubse in puncto Neutralität, Belege, Lücken u.a.m.)
- Editwar
Weitere Aspekte störenden Diskussionsverhaltens in der Wikipedia
[Quelltext bearbeiten]- nicht allgemeinverständliche Äußerungsweisen / Bestehen auf nicht wikipedia-tauglichen Artikelformulierungen
- einseitig-unvollständige inhaltliche Betrachtung von Sachverhalten;
- wissenschaftlich unhaltbare Behauptungen / belegpflichtige Behauptungen ohne Quellenangabe / Einbringung irrelevanter Quellen;
- „Theoriefindung“ mangels angemessener Belege;
- deutliche Neutralitätsverletzung durch gezieltes Ignorieren relevanter Gegenpositionen;
- Abqualifizierung des Gegenübers (Du hast doch keine Ahnung!);
- floskelhafte Blockadehaltung (Das haben wir schon immer so gemacht. / Das haben wir so noch nie gemacht. / Da könnte ja jeder kommen.)
Kommunikation zwecks Feedback und Evaluation
[Quelltext bearbeiten]Das Team der Moderatoren bedient sich für wechselseitige Beratungen geeigneter Kommunikationsmedien. Das können sein:
- Verständigung per E-Mail
- Chat
- Skype-Konferenz u. a. m.
Zur Option einer formalisierten Moderation – Trennung von Inhalten und Form, auch technisch
[Quelltext bearbeiten]Moderation wird hierzulande oft mit einem Amt oder einer dritten, neutralen Person verbunden. Tatsächlich wird und kann Moderation von jedem Beteiligten bei einer Diskussion durchgeführt werden. Die Grundlage ist dafür eine strikte Trennung von Form und Inhalt.
Dies findet ja auch im Alltag und Berufsleben statt. Man mag emotional stark beteiligt sein, aber die Erinnerung an die Geschäftsordnung, auf Antrag auf Schluss der Rednerliste, der Vorschlag, ein Ergebnis oder eine Kontroverse visuell zu erläutern, der Verweis auf die anstehende Kaffeepause oder auch das Verweisen einer aufkommenden Debatte, das nicht zur Tagesordnung gehörte, auf Vermischtes, sind von den Positionen und Kompetenzen zu Inhalten völlig unabhängig. Das englische und insbesondere amerikanische Sprachraum hat unter anderem mit der en:Parliamentary procedure auf Basis etwa der von en:Henry Martyn Robert Vorlagen für Geschäftsordnungen, die weltweit und in verschiedensten Umständen Geltung haben. Beim deutschen Vereinsleben und bei Firmen sind hingegen völlig unterschiedliche Geschäftsordnungen in Gebrauch.
Moderation auf freiwilliger Basis und in Einzelabschnitten und die Trennung von Inhalt und Form finden bereits jetzt schon statt. Bereits jetzt haben sämtliche Hauptseitenrubriken Wikipedia:Hauptseite/Bearbeitungshinweis haben formal strenge und eigenständig erstellte formale Vorgaben. Die freie Diskussion nach WP:Diskussionseite findet nur in engbegrenzten Unterabschnitten statt. Beispiele sind Vorlage Diskussion:Hauptseite Verstorbene und insbesondere Wikipedia Diskussion:Hauptseite/Schon gewusst und Wikipedia Diskussion:Hauptseite/Artikel des Tages/Vorschläge als Paradebeispiele. Ebenso sind WP:Meinungsbild, darunter auch die Adminwahlen wie mögliche Wiederwahlseiten sind mit durchaus strengen formalen Vorgaben versehen. Verfahren am WP:Schiedsgericht und WP:Checkuser unterliegen ebenso Formatvorgaben. Sie werden gelegentlich auch eigens moderiert. Die Wikipedia:KALP Bewertungsseiten unterliegen terminlichen wie inhaltlichen Vorgaben, unter anderem den zu verwendenden Symbolen und der Dauer wie einem möglichen Abbruch der Abstimmung. KALP hat zudem eine Reihe von Seiten und Hinweisen zu Bewertungskriterien und zum generellen Vorgehen.
Moderation mit strukturierten Textabschnitten
[Quelltext bearbeiten]Moderation kann jederzeit beginnen, auch ohne das Einbeziehen eines eigens bestimmten Moderators. Für typische Fälle, bei der eine strukturierte Diskussion hilfreich sind, sind hier bereits Textbausteine vorhanden.
- Wikipedia:Projekt Moderation/TB Gliederung bei der Diskussion von Gliederungen oder Umstrukturierung von Artikeln.
- Wikipedia:Projekt Moderation/TB Abschnitt bei der Diskussion von Artikelabschnitten.
- Wikipedia:Projekt Moderation/Texbaustein Meinungsbildung zur Zusammenfassung von Folgerungen aus einem komplexen Thema, etwa bei einem laufenden Meinungsbild oder einer Diskussion mit vielen Beteiligten.
- Wikipedia:Projekt Moderation/Texbaustein 3M für eine förmliche Abgrenzungen von 3. Meinungen.
- Wikipedia:Projekt Moderation/Textbaustein Gesamterzählung um sich abzustimmen, worum es bei einem Artikel gehen soll
Die Bausteine enthalten jeweils eine Überschrift, worum es geht, einen Kasten zur formellen Regelwerk und einzelne Abschnittsüberschriften für die Diskussion selbst. Die Überschrift selbst kann und sollte dem Einzelfall so nötig angepasst werden. Wer moderierend eingreift soll die Trennung zwischen Inhalt und Form mit einem Kommentar in der Zusammenfassungszeile deutlich machen. Es ist sinnvoll, das immer separat von inhaltlichen Eingriffen zu tun. Die Bausteine sind insoweit ohne Zwang, als die Teilnahme an sich freiwillig ist. Es steht jedem frei, im Abschnitt teilzunehmen. Wer dies tut, ist aber informiert, daß in dem Abschnitt besondere formale Vorgaben einzuhalten sind. Diese gehören auch durchgesetzt – mit moderierenden Eingriffen und ohne Rücksicht auf die inhaltliche Position.