Regularität (Freimaurerei)
Der Begriff der Regularität entstammt dem internen Sprachgebrauch der verschiedenen freimaurerischen Lehrarten und Systeme. Man unterscheidet die Regularität eines Freimaurers, einer Loge und der Großloge. Sie richtet sich nach der Abstammung, den Prinzipien und der Einhaltung der freimaurerischen Regeln bei der Arbeit. Teilweise wird daher auch die Regularität des Ursprungs, der Prinzipien und die der Arbeit unterschieden.[1]
Die Regularität ist häufig Grundlage für die gegenseitige Anerkennung der einzelnen Systeme untereinander und damit für den freimaurischen Verkehr zwischen den Logen und ihren Mitgliedern. Ferner grenzen sich die regulären Freimaurerlogen von sonstigen freimaurerischen Vereinigungen (Wilde Logen) ab.
Regularität eines Freimaurers
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Regularität eines Freimaurers wird von sämtlichen Systemen annähernd einheitlich entschieden. Ein Freimaurer ist regulär, wenn er in rechtmäßiger Weise in einer regulären Loge zum Freimaurer gemacht wurde. Ist er in einer irregulären Loge oder in irregulärer Form initiiert worden, so kann er regularisiert werden.[2]
Regularität einer Loge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der 8. Verordnung der Andersonschen Konstitution ist eine Loge regulär, wenn sie nach den Regeln des ihr erteilten Konstitutionspatents arbeitet. Danach bestätigen die Großlogen „Regularität“ der jeweilig anerkannten Mitgliedslogen mit Patenten:
“If any set or Number of Masons shall take upon themselves to form a Lodge without the Grand Master’s Warrant, the regular Lodges are not to countenance them, or own them as fair brethren and duly form'd, nor approve of their Acts and Deeds; but must treat them as Rebels, until they humble themselves, as the Grand Master, shall, in his Prudence, direct, and until he approve of them by his Warrant, which must be signified to the other Lodges, as the Custom is when a new Lodge is to be registered in the List of Lodges.[3]”
Regularität einer Großloge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Beurteilung der Regularität einer Großloge wird stark durch die von der Vereinigte Großloge von England (UGLoE) beanspruchte Führungsrolle innerhalb der Freimaurerei geprägt. Sie verlangt für die Regularität die Anerkennung durch eine andere (reguläre) Großloge.[4] Die Kriterien hierfür, die Basic Principles in der Fassung von 1989, verlangen:
- Regularität der Abstammung,
- Glauben an ein höchstes Wesen bezogen,
- Verpflichtung auf das Heilige Buch („Volume of the Sacred Law“),
- Zusammensetzung der Mitgliedschaft ausschließlich aus Männern,
- Alleinige Jurisdiktion der Großloge über die ihr unterstehenden Logen,
- Auflegen der drei Großen Lichter der Freimaurerei (Heiliges Buch, Zirkel und Winkelmaß),
- Verbot von Diskussionen über Religion und Politik in den Logen,
- Anerkennung der alten Landmarken.
Treffen diese Kriterien bei einer Großloge nicht zu, betrachtet die UGLoE diese als freimaurerisch irregulär. Mit der Folge, dass auch ihre Tochterlogen und deren Mitglieder als irregulär betrachtet werden. Die UGLoE verbietet daher den regulären Großlogen freimaurischen Verkehr mit diesen Logen. Dieser Standpunkt ist nicht unbestritten. Insbesondere unter Hinweis auf die alleinige Jurisdiktion einer Großloge wird der UGLoE das Recht abgesprochen, in die Kompetenzen der übrigen Großlogen einzugreifen. Im Wesentlichen halten sich jedoch die von der UGLoE anerkannten Großlogen an diese Verpflichtung.
Irreguläre Freimaurerei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Daneben hat sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Liberale Freimaurerei entwickelt. Zwischen dem Großorient von Frankreich (GOdF) und der Vereinigten Großloge von England bestand ursprünglich eine gegenseitige Anerkennung. Erst als 1877 der Grand Orient de France auf Antrag des calvinistischen Pastors Frédéric Desmons aus Gründen der Gewissensfreiheit auf die Formel vom Allmächtigen Baumeister aller Welten verzichtete, brach die Vereinigte Großloge von England 1913 einseitig die Kontakte ab und erkennt seither den Großorient von Frankreich und die von ihr anerkannten Großlogen und Logen nicht mehr als regulär an. Dieser hingegen betrachtet die Vereinigte Großloge von England und die von ihr anerkannten Großlogen und Logen weiterhin als regulär.
In der heutigen Zeit wird diese Nichtanerkennung durch die Vereinigte Großloge von England vor allem damit begründet, dass die vom Großorient von Frankreich ausgehenden liberalen Logen gegen die eigenen „Basic Principles“ der Vereinigten Großloge von England verstoßen, indem sie keinen Glauben an ein Höchstes Wesen voraussetzen und Frauenlogen und gemischtgeschlechtliche Logen anerkennen.
Seit dem 10. März 1999 untersagt die Vereinigte Großloge von England in einer öffentlichen Erklärung offiziell den Besuch von rituellen Versammlungen liberaler Logen.
„Irregular and Unrecognised Grand Lodges
There are some self-styled Masonic bodies that do not meet these standards, e.g. which do not require a belief in a Supreme Being, or which allow or encourage their members to participate as such in political matters. These bodies are recognised by the Grand Lodge of England as being Masonically irregular, and Masonic contact with them is forbidden.“
Obwohl die Mitglieder der von der Vereinigten Großloge von England anerkannten Freimaurerei keinen maurerischen Kontakt zu Logen haben dürfen, die Frauen aufnehmen, kommen dennoch stillschweigend vereinzelt gemeinsame Arbeiten zustande – trotz Ausschlussgefahr wegen regelwidrigen Verhaltens. Prinzipiell bestehen gute Beziehungen zwischen beiden Richtungen der Freimaurerei. Der Bund der Freimaurerei ist seinem innersten Wesen nach ein einiger und allgemeiner; alle Logen auf der ganzen Erde bilden ideell nur eine Loge.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. Überarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932. München 2003, ISBN 3-7766-2161-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- CONSTITUTIONS OF THE ANTIENT FRATERNITY OF FREE AND ACCEPTED MASONS UNDER THE UNITED GRAND LODGE OF ENGLAND: BASIC PRINCIPLES FOR GRAND LODGE RECOGNITION S. 12 (Die Grundprinzipien der Anerkennung für eine andere Großloge durch die United Grand Lodge of England, englisch) (PDF; 536 kB)
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Alec Mellor: Logen, Rituale, Hochgrade. Handbuch der Freimaurerei. Styria, Graz 1967, S. 67.
- ↑ Lennhoff/ Posner, Lemma: Regulär
- ↑ Anderson’s Constitutions of 1723
- ↑ Lennhoff/ Posner, Lemma: Regulär
- ↑ The United Grand Lodge of England: Irregular and Unrecognised Grand Lodges ( vom 10. September 2007 im Internet Archive) (englisch)