Jonathan Haidt
Jonathan Haidt (* 19. Oktober 1963 in New York City) ist ein US-amerikanischer Psychologe. Er ist Professor für Psychologie der Stern School of Business und Spezialist für Moral und Moralpsychologie. Er ist Autor unter anderem eines Bestsellers.[1] Haidt gilt als einer der 50 einflussreichsten lebenden Psychologen und gehört zu den am meisten zitierten Forschern der Politik- und Moralpsychologie.[2][3]
Leben und Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Haidt wurde in New York City geboren, wuchs allerdings in Scarsdale auf. Er erlangte 1985 einen Bachelor in Philosophie an der Yale University und erwarb 1992 an der University of Pennsylvania einen Doctor of Philosophy in Psychologie. Danach studierte er als Post-Doktorand und Fellow Kulturpsychologie an der University of Chicago, für drei Monate war er durch ein Fulbright-Stipendium in Orissa (Indien).[4] Später arbeitete er als Associate Professor an der Universität von Virginia.
Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 2009 sah Haidt sich selbst als „liberalen Partisanen“. Gleichwohl setzte er sich in seinem Buch The Righteous Mind auch mit liberalen Denk- und Argumentationsmustern kritisch auseinander.[5] Seit 2012 sieht er sich in der politischen Mitte.[6][7]
2015 kritisierte Haidt eine Entwicklung an amerikanischen Universitäten, bei der eine zunehmend institutionalisierte Form von Zensur im Namen von Identitätspolitik und politischer Korrektheit versuche, „den Campus in eine Sicherheitszone zu verwandeln, wo junge Erwachsene vor Ideen und Wörtern geschützt werden, die ihnen Unwohlsein bereiten“.[8] 2019 argumentierte Haidt, es gebe „eine sehr gute Chance, dass die amerikanische Demokratie versagen wird; dass wir in den nächsten 30 Jahren ein katastrophales Versagen unserer Demokratie haben“.[9]
Im Jahr 2024 veröffentlichte Haidt das Buch The Anxious Generation: How the Great Rewiring of Childhood is Causing an Epidemic of Mental Illness. Darin untersucht er die Auswirkungen moderner Technologie wie Smartphones und sozialer Medien auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen. Haidt diskutiert, wie der Übergang von einer auf Spiel basierenden Kindheit zu einer stärker technologieorientierten Umgebung zu einem Anstieg von Angst, Depression und anderen psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen geführt hat, dies vor allem aufgrund des Mangels an unstrukturierter Spielzeit und einer übermäßigen Bildschirmzeit. Außerdem analysiert er, wie soziale Medien das Gefühl von sozialem Druck, Konkurrenz und Isolation bei Jugendlichen verstärken. Eingehend setzt sich Haidt mit dem Thema Geschlechtsinkongruenz und dem möglichen Einfluss von Social-Media-Trends auseinander. Er stellt fest, dass historisch gesehen der Prozentsatz von Männern höher war, die wegen Geschlechtsdysphorie eine geschlechtsangleichende Operation suchten, dass es aber in den letzten Jahren eine schnelle Zunahme bei Frauen gab, besonders unter den Gen-Z-Teenagern, die eine Behandlung für Geschlechtsdysphorie wünschten. Haidt diskutiert die komplexe Dynamik der Geschlechtsidentität und den Einfluss sozialer und kultureller Faktoren, einschließlich Online-Interaktionen, auf das Verständnis und die Erfahrung des Geschlechts.[10]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2001: Templeton Prize für Positive Psychology
- 2004: Virginia Outstanding Faculty Award
- 2006: Laurance S. Rockefeller Distinguished Visiting Professor
- 2011: Henry Kaufman Visiting Professor of Business Ethics
- 2019: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fachartikel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Moral psychology and the misunderstanding of religion., edge.org, 21. September 2007.
- What Makes People Vote Republican?. edge.org, 8. September 2008.
- Understanding Libertarian morality: The psychological dispositions of self-identified libertarians., plosone.org, 21. August 2012. Veröffentlicht mit Ravi Iyer, Spassena Koleva, Jesse Graham und Peter Ditto.
Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Flourishing: Positive Psychology and the Life Well Lived. Washington DC: American Psychological Association, 2003.
- The Happiness Hypothesis: Finding Modern Truth in Ancient Wisdom. New York: Basic Books, 2006. Deutsch: Haidt, Jonathan. Die Glückshypothese – was uns wirklich glücklich macht; die Quintessenz aus altem Wissen und moderner Glücksforschung, Kirchzarten: VAK-Verl., 2014.
- The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion. New York: Pantheon, 2012.
- The Coddling of the American Mind: How Good Intentions and Bad Ideas Are Setting Up a Generation for Failure (mit Greg Lukianoff). Penguin Press, New York City, 2018, ISBN 978-0-7352-2489-6
- The Anxious Generation: How the Great Rewiring of Childhood is Causing an Epidemic of Mental Illness. Penguin Press, New York City, 2024.
- Übersetzung: Generation Angst. Wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen, Dt. von Jorunn Wissmann; Monika Niehaus. Rowohlt, Hamburg 2024, ISBN 978-3-498-02836-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- persönliche Website
- people.stern.nyu.edu – Haidts Website der New York University
- happinesshypothesis.com – offizielle Website zum Buch The happyness hypothesis
- righteousmind.com – offizielle Website zum Buch The righteous mind
- Andrew Goldman: A Liberal Learns To Compete, The New York Times – Website, 27. Juli 2012
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ righteousmind.com/about ( vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive) – Biosketch auf der Website zu The Righteous Mind. Abgerufen am 24. Oktober 2014.
- ↑ The 50 Most Influential Living Psychologists in the World. In: thebestschools.org. Abgerufen am 11. Januar 2021 (englisch).
- ↑ Citations – Jonathan Haidt. Google Scholar, abgerufen am 11. Januar 2020.
- ↑ Jonathan Haidt – Thomas Cooley Professor of Ethical Leadership, offizielle Website der New York University. Abgerufen am 22. Oktober 2014.
- ↑ Wiliam Saletan: Why won't they listen? ‚The Righteous Mind,‘ by Jonathan Haidt., New york Times, 23. März 2012.
- ↑ Jonathan Haidt [@JonHaidt] (23. Januar 2018). "huh? I have never been right of center. I have never voted for a republican, nor given a dollar to a conservative candidate or cause. I am a centrist, a JS Mill liberal, who is now politically homeless" (Tweet). Abgerufen am 11. Januar 2020.
- ↑ Goldman, Andrew, Interviewer (27. Juli 2012). "A Liberal Learns to Compete." The New York Times. Abgerufen am 11. Januar 2021.
- ↑ Martin Kilian: Jetzt kommt die Sprachpolizei, Tages-Anzeiger, 19. August 2015.
- ↑ Kelly Paul: America's Uncivil War on Democracy. In: TheAustralian.com. The Australian, abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑ McBain, Sophie, The Anxious Generation by Jonathan Haidt – a pocket full of poison. Review, The Guardian, 21. März 2024, (englische Sprache). Abgerufen am 3. Juli 2024
Personendaten | |
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NAME | Haidt, Jonathan |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Psychologe und Bestsellerautor |
GEBURTSDATUM | 19. Oktober 1963 |
GEBURTSORT | New York City, Vereinigte Staaten |