Fischerhude
Fischerhude Flecken Ottersberg
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Koordinaten: | 53° 7′ N, 9° 3′ O | |
Höhe: | 8 m | |
Fläche: | 37,94 km² | |
Einwohner: | 3422 (1. Jan. 2019) | |
Bevölkerungsdichte: | 90 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 | |
Postleitzahl: | 28870 | |
Vorwahl: | 04293 | |
Lage von Fischerhude in Niedersachsen
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Die Wümme am südlichen Ortsrand
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Fischerhude ist ein Ort an der Wümme im Landkreis Verden, Niedersachsen und Ortsteil des Fleckens Ottersberg. Fischerhude liegt am Radfernweg Hamburg–Bremen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zugehörig zum Kirchspiel Wilstedt wurde Fischerhude als Besitzung des Klosters Rastede erstmals 1124 als Widagheshude an der Wemmo urkundlich erwähnt.[1] 1190 wurde der Ort als Widigeshude genannt. Später ging das Patronat der Kirche zu Wilstedt vom Rasteder Abt auf die Grafen von Oldenburg über und blieb bis ins 19. Jahrhundert im Besitz des Großherzogs von Oldenburg. In Schriftquellen des 17. Jahrhunderts wird von einer schon damals vollständig abgegangenen und bis heute nicht lokalisierten Burg berichtet.[2]
Künstlerkolonie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem sich 1908 Heinrich Breling und Wilhelm Heinrich Rohmeyer in Fischerhude niedergelassen hatten, entwickelte es sich zur Künstlerkolonie. Später folgten Otto Modersohn, Hans Buch, Clara Rilke-Westhoff (Ehefrau von Rainer Maria Rilke) sowie ihr Bruder, der Maler Helmuth Westhoff, der Komponist Karl Gerstberger und der Schriftsteller Diedrich Speckmann. Mit seiner Schwägerin, der Bildhauerin Amelie Breling, errichtete Jan Bontjes van Beek 1922 eine Keramikwerkstatt, die seit 1925 das Markenzeichen Fischerhuder Kunst-Keramik führte.
Siehe auch Liste von Künstlern, die in Fischerhude gewirkt haben oder noch wirken und Kategorie:Künstler (Fischerhude).
Gebietsreform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der kommunalen Gebietsreform wurden 1968 die Ortschaften Fischerhude und Quelkhorn zusammengefasst. Am 1. Juli 1972 wurde Fischerhude in die Einheitsgemeinde Flecken Ottersberg eingegliedert.[3]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1972 gehört Fischerhude gemäß der kommunalen Verwaltungs- und Gebietsreform zur Einheitsgemeinde Flecken Ottersberg.
Ortsrat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ortsteil Fischerhude/Quelkhorn wird durch einen Ortsrat in der Gemeinde vertreten, der sich aus sieben Mitgliedern zusammensetzt. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Bei der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[4]
Ortsbürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsbürgermeister ist seit dem 22. November 2011 Wilfried Mittendorf (FGBO).[5]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehenswürdigkeiten von Fischerhude sind:
- der 29 Meter hohe Mühlenberg mit der 1880 errichteten Holländerwindmühle im Besitz des Parzival-Hofes[6]
- das Heimatmuseum Irmintraut, ein altes niedersächsisches Bauernhaus, als Heimatmuseum eingerichtet
- das Modersohn-Museum[7] mit Werken von Otto Modersohn
- „Kunstverein im Buthmannschen Hof“ mit einer Sammlung Fischerhuder Maler
- die Wümme, die mit ihren naturbelassenen Flussarmen den Ort durchfließt. Seit 1. Juli 2006 – Naturschutzgebiet „Fischerhuder Wümmewiesen“ Gebiet (750 Hektar) von gesamtstaatlicher Relevanz (GR-Gebiet) schließt im Westen an das Bremer Naturschutzgebiet Borgfelder Wümmewiesen an. 2011 wurde ein Biber gesichtet.
- die Kirche, die 1841 eingeweiht wurde.
- die Kirchhofmauer: In die Mauer des Kirchhofs sind die alten Grabsteine gemauert, die vom Friedhof in Wilstedt stammen. Fischerhude gehörte zur Kirchgemeinde Wilstedt, deshalb heißt der Weg westlich vom Quelkhorner Berg auch Wilstedter Kirchweg.
- Der nördliche Raum im Gasthof Berkelmann ist von dem Bremer Architekten Eduard Scotland gestaltet.
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beim Maifest am 1. Mai wird von den Vereinen des Ortes ein aus zahlreichen geschmückten Motivwagen, Musikkapellen und Vereinsgruppen bestehender Umzug organisiert und danach auf der Maiwiese gefeiert. Die einzelnen Wagen bewertet und vorgeführt.
- Der von wechselnden Vereinen organisierte Heimatabend findet am Abend des 1. Mai statt mit Aufführungen verschiedener ortsansässiger Künstler und einer Theateraufführung.
- Am 3. Advent findet der Weihnachtsmarkt statt.
- Beim Sommer- und beim Silvesterlauf laufen die Kinder einen Kilometer, die anderen Teilnehmer fünf oder zehn km. Spendenaktionen für Projekte begleiten diese Veranstaltung.
Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- TSV Fischerhude-Quelkhorn
- Gesellschaft-Otto-Modersohn-Museum
- Heimatbund
- Fischereiverein
- Schützenverein
- Kunstverein Fischerhude im Buthmanns Hof
- Freunde der Kammermusik Fischerhude/Quelkhorn – Fischerhuder Hofkonzerte in Buthmanns Hof
- Gemischter Chor
- Reit- und Fahrgemeinschaft Fischerhude
- Reiterverein Fischerhude
- Ortsfeuerwehr und Jugendfeuerwehr Fischerhude-Quelkhorn
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter des Ortes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Selly Hein (1835–1900), Kaufmann, Wollwaren-Fabrikant, Zeitschriften-, Spielkarten-Verleger und jüdischer Wirtschafts-Funktionär
- Georg Hinrich Bruns (1889–1914), Autor
- Johannes Dieckmann (1893–1969), Politiker von DVP und LDPD, Präsident der Volkskammer der DDR
- Olga Bontjes van Beek (1896–1995), Tänzerin, Bildhauerin und Malerin
- Klaus Rohmeyer (1929–2013), Fotograf
- Hille Darjes (1943–2018), Theaterschauspielerin und Hörspielsprecherin
- Frank Faltin (* 1963), Fußballspieler
Sonstige Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Künstler, die in Fischerhude gewirkt haben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Angermeyer (1876–1955), Genre-, Porträt- und Landschaftsmaler
- Jan Bontjes van Beek (1899–1969), Keramiker und Bildhauer
- Mietje Bontjes van Beek (1922–2012), Malerin und Autorin
- Hermann Heinrich Betke (1881–1966)
- Heinrich Breling (1849–1914), Historienmaler
- Amelie Breling (1876–1966), Bildhauerin und Keramikerin
- Hans Buch (1889–1955), Maler
- Fritz Cobet (1885–1963), Maler
- Emma Eibler (1868–1958)
- Johanna Eißler (1901–1981)
- Adriaan van der Ende (1920–2013)
- Marie Fritsch (1877–1943)
- Sophie Gallwitz (1873–1948), Schriftstellerin
- Karl Gerstberger (1892–1955)
- August Haake (1889–1915), Maler
- Rudolf Franz Hartogh (1889–1960)
- Bernhard Hoetger (1874–1949), Bildhauer, Maler, Architekt und Kunsthandwerker des Expressionismus
- Tomma Leckner (* 1942)
- Gustav Marx von Söhnen (1882–1960), Maler
- Hans Meyboden (1901–1965), Maler
- Erhart Mitzlaff (1916–1991), Maler, Grafiker und Architekt
- Christian Modersohn (1916–2009), Maler
- Otto Modersohn (1865–1943), Maler
- Louise Modersohn-Breling (1883–1950), Sängerin und Malerin
- Hellmut Müller-Celle (1903–1982)
- Else Pauls (1886–1980)
- Clara Rilke-Westhoff (1878–1954), Bildhauerin und Malerin
- Elke Rehfinger
- Wilhelm Heinrich Rohmeyer (1882–1936), Maler, Grafiker und Möbeltischler
- Bertha Schilling (1870–1953)
- Diedrich Speckmann (1872–1938), Schriftsteller als „Heidedichter“
- Wolf-Dietmar Stock (* 1942)
- Helmuth Westhoff (1891–1977), Maler
- Werner Zöhl (1926–2012), Maler des Expressionismus
Weitere Persönlichkeiten mit Bezug zum Ort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Matthias Bartke (* 1959), Politiker (SPD)
- Cato Bontjes van Beek (1920–1943), Widerstandskämpferin
- Lennard Bertzbach (* 1988), Schauspieler
- Franz Deuter (1899–1973), Politiker (SPD)
- Erich von Hofe (* 1956), Politiker (B’90/Grüne)
- Felix Isenbügel (* 1986), Theater- und Fernseh-Schauspieler
- Lennard Kämna (1996), Radrennfahrer
- Heinrich Modersohn (* 1948), Holzschneider und Maler
- Paul Madsack (1881–1949), Journalist, Maler, Schriftsteller und Jurist
- Heinrich Peper (1902–1984), Politiker (NSDAP)
- Georg Friedrich Prinz von Preußen (* 1976), Chef des Hauses Hohenzollern
- Louis Ferdinand Prinz von Preußen (1944–1977), Urenkel des letzten Deutschen Kaisers
- Erik Schott (1906–1975), Architekt
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann-Günther König: Fischerhude. Die Geschichte eines Dorfes, Brockkamp Verlag, Bremen 1982, Hrsg.: Freundeskreis Fischerhude e. V., ISBN 3-922496-40-7
- Jürgen Schultze [Hrsg.], Johann-Günther König, Günter Busch, Gerhard Gerkens: Künstler in Fischerhude, Brockkamp Verlag, Bremen 1984, ISBN 3-922496-60-1
- Jürgen Bischoff: Braune Zeiten mit weißen Flecken. Wie im Künstlerdorf Fischerhude die Vergangenheit bewältigt wurde. In: Stern Nr. 47, 1985, S. 24 ff.
- Manfred Ringmann: Alt-Fischerhude. Streiflichter zur Siedlungs-, Wirtschafts- und Kirchengeschichte. In: Heimat-Rundblick. Geschichte, Kultur, Natur. Nr. 102, 3/2012 (Herbst 2012). Druckerpresse-Verlag, ISSN 2191-4257, S. 28–31.
- Uwe Dammann: Das Dorf der Künstler und Bauern. Sonderseite des Weser-Kurier, 14. September 2012.
- Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt. „Über Erfahrungen unter Künstlern.“ Im: ZEITmagazin Nr. 52, 17. Dezember 2008.
- Hannes Heer: Fischerhude – Ein deutsches Dorf in der Nazizeit (NDR, 1980, 45 Minuten)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Flecken Fischerhude“ auf der Webseite des Flecken Ottersberg
- www.fischerhude.com, nicht offizielle, kommerzielle Tourismuswebseite
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Urkunde vom 27. September 1124: Papst „Calixtus II.“ bestätigt die Rechte und Besitzungen des Klosters Rastede; Abschrift in Johann Martin Lappenberg (Hrsg.): Hamburger Urkundenbuch, Erster Band, Perthes, Besser & Mauke, Hamburg 1842, S. 127 f.
- ↑ Eintrag von Michaela Jansen zu Fischerhude in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 5. Juli 2021.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 247 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 13. Juli 2022.
- ↑ Harsche Töne nach der Wahl Kreiszeitung.de vom 24. November 2011.
- ↑ Internetseite des Parzival-Hofes
- ↑ Internetseite des Otto-Modersohn-Museums