Gudrun Ritter

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Porträtaufnahme von Gudrun Ritter im Alter von 67.
Gudrun Ritter (2000)

Gudrun Ritter (* 16. November 1936 in Marienberg) ist eine deutsche Schauspielerin und Hörspielsprecherin.

Ausbildung und Theater

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Gudrun Ritter arbeitete zunächst als Puppenspielerin, bevor sie von 1956 bis 1959 Schauspiel an der Theaterhochschule Leipzig studierte.[1]

Ihr erstes Engagement führte sie an das Deutsche Theater Berlin. Hier und am Berliner Ensemble war sie in einer Vielzahl von Theaterstücken zu sehen. Sie spielte unter anderem die Titelrolle in Hugo von Hofmannsthals Elektra, die Elisabeth in Friedrich Schillers Maria Stuart und die Leonore von Este in Johann Wolfgang von Goethes Torquato Tasso. 1979 brachte ihr die Darstellung der Sara Sampson in Gotthold Ephraim Lessings Miss Sara Sampson am Deutschen Theater Berlin den Kritikerpreis der Berliner Zeitung ein.[2]

Unter Thomas Langhoff war sie 2003 am Berliner Ensemble als Mutter Kramer in der Inszenierung von Gerhart Hauptmanns Drama Michael Kramer an der Seite von Peter Fitz zu sehen.[3] Jürgen Gosch besetzte sie in dem im Januar 2008 uraufgeführten Bühnenfassung von Anton Tschechows Onkel Wanja als Maria Wassilijewna Wojnizkaja, der Mutter vom Titelhelden Onkel Wanja. Ihre letzte Rolle am Theater hatte sie in der Spielzeit 2015/16 als Kinderfrau Anfissa in Leander Haußmanns Inszenierung von Anton Tschechows Drei Schwestern.[4]

Film und Fernsehen

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1959 gab Ritter ihr Kameradebüt für die Fernsehinszenierung von Friedrich Schillers Kabale und Liebe. Danach wurde sie im Verlaufe der nachfolgenden Jahrzehnte in zahlreichen Produktionen der DEFA und des Deutschen Fernsehfunk (DFF) besetzt. Richard Groschopp besetzte sie in dem schwarz-weißen Gefängnisfilm Entlassen auf Bewährung, der Juni 1965 seine Uraufführung hatte, als Lilo in ihrer ersten Rolle auf der Kinoleinlwand. Im September desselben Jahres war sie in ihrem zweiten Kinofilm, diesmal in einer Hauptrolle als junge Bäuerin Agnes an der Seite von Erwin Geschonneck, in der Otto-Gotsche-Romanverfilmung Tiefe Furchen zu sehen. In dem Filmdrama Zeit zu leben von Horst Seemann spielte sie 1969 neben Fred Delmare die prägnante Nebenrolle der Erna Kalabis.

Wiederholt arbeitete Ritter für mehrere DEFA-Kinoproduktionen mit dem Regisseur Rainer Simon zusammen, so 1969 in dessen inszenierten DEFA-Märchenfilm Wie heiratet man einen König? an der Seite von Cox Habbema und Eberhard Esche als Rosine. Neben Kurt Böwe als dessen Filmehefrau spielte sie unter Simon in gleich in zwei Produktionen, so 1979 in der Filmkomödie Zünd an, es kommt die Feuerwehr und 1980 in einer der Hauptrollen als Barbara in Simons Gesellschaftsstudie Jadup und Boel, frei nach dem Roman Jadup von Paul Kanut Schäfer, der mit einem Aufführungsverbot belegt wurde und erstmals im Mai 1988 aufgeführt wurde. In Simons zeitkritischer Filmbiografie Das Luftschiff über den Luftschiff-Konstrukteur Franz Xaver Stannebein übernahm sie 1983 die Rolle der Polonia, die im Film in jungen Jahren von ihrer eigenen Tochter Franziska gespielt wurde.

In den von Klaus Gendries inszenierten Fernsehkomödien Florentiner 73 (1972) und deren Fortsetzung Neues aus der Florentiner 73 (1974) spielte sie an der Seite von Arnim Mühlstädt dessen Ehefrau Regler. 1973 übernahm sie die Rolle der Schwiegertochter des Schrankenwärters Platow in Siegfried Kühns Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow. 1979 spielte sie unter der Regie von Georgi Kissimov in der Literaturverfilmung Hochzeit in Weltzow die Rolle der Frau Leidenfrost. 1980 arbeitete sie mit dem Regisseur Herrmann Zschoche zusammen und spielte neben Peter Bause als dessen Filmehefrau Irene Moldenschütt in der Literaturverfilmung Und nächstes Jahr am Balaton. Unter Ulrich Thein übernahm sie 1982 die Rolle der Mutter des von Thomas Stecher dargestellten Hauptprotagonisten in der Literaturadaption Romanze mit Amélie. In dem gesellschaftskritischen Jugendfilm Erscheinen Pflicht von Helmut Dziuba war sie 1984 in der Rolle der Frau Hanisch zu sehen. 1988 spielte sie in Bodo Fürneisens Verfilmung Die Weihnachtsgans Auguste (1988), wo sie erneut in der Rolle der Rosl Becker die Filmehefrau von ihrem Schauspielkollegen Peter Bause darstellte. 1989 übernahm Ritter an der Seite von Matthias Freihof eine Doppelrolle als fürsorgliche Lehrerin Frau Möllemann und gestresste Restaurant-Bedienung in Heiner Carows Coming Out, dem letzten DEFA-Kinofilm vor dem Mauerfall. 1990 erhielt sie für ihre Rolle der Lehrerin Laube in dem Filmdrama Verbotene Liebe den Nebendarstellerpreis auf dem 6. und letzten Nationalen Spielfilmfestival der DDR.

Im wiedervereinigten Deutschland konnte Ritter nahtlos an ihre Laufbahn in der DDR anknüpfen. 1991 spielte sie neben Katrin Sass und Ulrike Krumbiegel eine von drei Theaterschauspielerinnen in Siegfried Kühns Filmdrama Heute sterben immer nur die andern, das auf einer Erzählung von Charlotte Worgitzky basiert.

Ritter arbeitete nach der Wende mehrfach mit dem Regisseur Matti Geschonneck zusammen, der sie meist als Charakterdarstellerin besetzte. So spielte sie neben Maja Maranow und Anja Kling in dem Melodram Liebe Schwester eine Mutter zweier verstrittener Schwestern, von denen eine unheilbar an Brustkrebs erkrankt ist. 2010 besetzte er sie in der Hauptrolle der Großmutter Otti Henschel, die den SED-Kommunismus verachtet, in der Tragikomödie Boxhagener Platz, der auf dem gleichnamigen Roman von Torsten Schulz basiert.

2006 war Ritter für ihre Rolle der sich selbst des Mordes bezichtigenden, verhärmt-resignierten Anna Luckner in der Folge Das Glück der Anderen der ZDF-Krimireihe Bella Block für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Nebendarstellerin nominiert. Ebenso übernahm sie in mehreren Filmkomödien prägnante Nebenrollen, so etwa 2015 in Er ist wieder da, einer Satire über Adolf Hitler, die Rolle der Oma Krömeier oder 2017 neben Elmar Wepper in Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon die lesbische Großmutter Ellen von Zeydlitz. 2019 war sie in Jan-Ole Gersters vielfach ausgezeichnetem Filmdrama Lara als Mutter der von Corinna Harfouch gespielten Protagonistin Lara Jenkins auf der Kinoleinwand zu sehen. 2020 spielte Ritter in der sechsteiligen Netflix-Serie Das letzte Wort die durchgehende Rolle der Mina Dahlbeck, die nach dem Rauswurf aus ihrem Pflegeheim bei ihrer Tochter, dargestellt von Anke Engelke, einzieht. Im November 2021 wurde sie mit dem Götz-George-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Hörspielarbeiten und Privates

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Ritter betätigt sich auch als Hörspielsprecherin. Ab Anfang der 1960er Jahre arbeitete sie für den staatlichen Rundfunk der DDR, später im wiedervereinigten Deutschland war sie in mehreren Produktionen für den MDR, Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg, Deutschlandradio Kultur und den RBB zu hören.

Gudrun Ritter, die ihr Privatleben weitgehend vor der Öffentlichkeit abschirmt, ist Mutter der Schauspielerin und Theaterregisseurin Franziska Ritter (* 1964) und lebt in Berlin.

Fernsehserien und -reihen

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Hörspiele (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Gudrun Ritter. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 2. November 2018.
  2. Berliner Zeitung vom 29. September 1979, S. 10.
  3. Matthias Heine: Trauriges Quartett der Talentlosen. In: welt.de. 27. Februar 2003, abgerufen am 27. Februar 2003.
  4. Wolfgang Behrens: Drei Schwestern – Leander Haußmann inszeniert Tschechow am Berliner Ensemble als großes Ausstattungstheater mit kindlichem Blick. In: nachtkritik.de. 18. Dezember 2015, abgerufen am 18. Dezember 2015.
  5. Erstsendung in Ö1, 24. März 2018. ORF-Inhaltsangabe, ORF-Hörspiel-Datenbank
  6. Kunstpreise der DDR 1978 verliehen, In: Neues Deutschland, 24. Mai 1978, S. 4.
  7. Berliner Zeitung vom 29. September 1979, S. 10.
  8. Berliner Zeitung vom 8. Oktober 1981, S. 4.
  9. F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Die vollständige Dokumentation aller DEFA-Spielfilme von 1946 bis 1993. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 653.