Wolhynisches Fieber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Juli 2024 um 17:06 Uhr durch MArcus Sinus (Diskussion | Beiträge) (+ Link Marianne Abele-Horn).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klassifikation nach ICD-10
A44.8 Sonstige Formen der Bartonellose
{{{02-BEZEICHNUNG}}}
{{{03-BEZEICHNUNG}}}
{{{04-BEZEICHNUNG}}}
{{{05-BEZEICHNUNG}}}
{{{06-BEZEICHNUNG}}}
{{{07-BEZEICHNUNG}}}
{{{08-BEZEICHNUNG}}}
{{{09-BEZEICHNUNG}}}
{{{10-BEZEICHNUNG}}}
{{{11-BEZEICHNUNG}}}
{{{12-BEZEICHNUNG}}}
{{{13-BEZEICHNUNG}}}
{{{14-BEZEICHNUNG}}}
{{{15-BEZEICHNUNG}}}
{{{16-BEZEICHNUNG}}}
{{{17-BEZEICHNUNG}}}
{{{18-BEZEICHNUNG}}}
{{{19-BEZEICHNUNG}}}
{{{20-BEZEICHNUNG}}}
Vorlage:Infobox ICD/Wartung {{{21BEZEICHNUNG}}}
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Wolhynische Fieber oder Fünftagefieber (lateinisch febris quintana seu wolhynica[1]), auch Schützengrabenfieber (englisch trench fever), Wolhynienfieber oder Werner-His-Krankheit genannt, ist eine durch das Bakterium Bartonella quintana ausgelöste Infektionskrankheit. Es wird von Mensch zu Mensch durch Kleiderläuse (Pediculus humanus corporis) und möglicherweise auch durch Kopfläuse übertragen.[2][3]

Bartonella quintana (früher Rickettsia quintana), der dem Fleckfiebererreger ähnliche Erreger des Fünftagefiebers (korrekter gemäß Sticker: Wolhynisches Fünfttagefieber), rief während des Ersten Weltkrieges große Epidemien unter den alliierten Soldaten der Westfront hervor, weswegen die Krankheit die Bezeichnung „Schützengrabenfieber“ erhielt. Die heutige, geläufigere Bezeichnung lautet „Wolhynisches Fieber“ (nach der ukrainischen Landschaft Wolhynien,[4] wo die Krankheit das erste Mal auf Seiten der Mittelmächte in Erscheinung trat). Der Name Werner-His-Krankheit ehrt den Tropenmediziner und Hygieniker Heinrich Werner und den damals in deutschen Diensten stehenden Schweizer Internisten Wilhelm His, die die Krankheit bei Soldaten im Stellungskrieg des Ersten Weltkrieges maßgeblich erforschten.[5][6][7][8]

Bereits bei Napoleons Russlandfeldzug 1812 erlagen dem Fieber viele Soldaten seines Heeres.[9]

Die Inkubationszeit beträgt 10–30 Tage. Die Erkrankung zeichnet sich durch plötzlich einsetzende Kopfschmerzen, eine aseptische Meningitis, persistierendes Fieber mit periodischen Fieberschüben sowie andere unspezifische Symptome wie neuralgisch-rheumatische Gelenk- und Beinschmerzen (insbesondere Schienbeinschmerz, im Volksmund ausgedrückt mit dem Krankheitsnamen Schienbeinkrankheit), Bindehautentzündung und Milzschmerz[10] aus.

Heutzutage spielt der Erreger B. quintana eine Rolle bei HIV-Infizierten. B. quintana konnte als Erreger der Bazillären Angiomatose nachgewiesen werden. Diese Erkrankung präsentiert sich klinisch als einzeln oder multipel auftretende, kutane oder subkutane Läsionen mit derbem rötlich-lividem Aussehen, die dem Kaposi-Sarkom morphologisch ähneln können.

Die Behandlung erfolgt mit Gentamicin und Doxycyclin[11] oder mit Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin und Azithromycin.[3]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Zur Benennung, insbesondere als Fünftagefieber, korrekter Fünfttagefieber, vgl. Georg Sticker: Hippokrates: Der Volkskrankheiten erstes und drittes Buch (um das Jahr 434–430 v. Chr.). Aus dem Griechischen übersetzt, eingeleitet und erläutert. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1923 (= Klassiker der Medizin. Band 29); unveränderter Nachdruck: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1968, S. 118–121.
  2. M. Maurin, D. Raoult: Bartonella (Rochalimaea) quintana infections. In: Clin Microbiol Rev. 3 (1996), S. 273–292, PMID 8809460.
  3. a b M. E. Ohl, D. H. Spach: Bartonella quintana and urban trench fever. In: Clin Infect Dis. 31 (2000), S. 131–135, PMID 10913410.
  4. Karl Wurm, A. M. Walter: Infektionskrankheiten. 1961, S. 159.
  5. Kurzbiographie Heinrich Werner (in englischer Sprache). In: A dictionary of medical eponyms. Abgerufen am 25. Januar 2016. auf der englischen Web-Page Who Named It
  6. Medicine Online: Stichwort: Werner–His disease
  7. Kurzbiographie Wilhelm His (in englischer Sprache). In: A dictionary of medical eponyms. Abgerufen am 25. Januar 2016. auf der englischen Web-Page Who Named It
  8. Kurzbeschreibung der "Werner-His-Krankheit" (in englischer Sprache). In: A dictionary of medical eponyms. Abgerufen am 25. Januar 2016. auf der englischen Web-Page Who Named It
  9. Jacques Presser: Napoleon – Das Leben und die Legende. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1977, ISBN 3-421-01804-9, S. 457.
  10. Karl Wurm, A. M. Walter: Infektionskrankheiten. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 9–223, hier: S. 131 und 159 f.
  11. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 186.