Benutzer:Dr. med. Detlef Bihn/Denkmal 1630 (Königsberg)

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Das Gustav Adolf Denkmal (Königsberg) (polnisch Pomnik wdzięczności, Denkmal der Dankbarkeit) ist eine Pyramide aus Feldstein die um 1912 als Dank zur Befreiung Königsbergs in der Neumark (polnisch Chojna) von den kaiserlichen Truppen durch Gustav II. Adolf und seine protestantischen schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg auf dem Schwedenhügel errichtet (polnisch Szwedzki Kopiec) wurde.[1]

Lage

Das Denkmal befindet sich auf dem sogenannten Schwedenhügel (polnisch szwedzki kopiec) oder Galgenberg[2] etwa 1,7 km Nordwestlich vom Marktplatz von Königsberg in der Neumark (polnisch Chojna) entfernt außerhalb der Stadtbefestigung. Der Hügel liegt an der Trasse der alten Reichsstraße 166, heute Nationalstraße 26 (Droga krajowa 26) und Bundesstraße 166 über Krajnik Dolny (deutsch Niederkränig) nach Schwedt am rechten nordöstlichen Straßenrand.[1] Der Galgenberg oder Gerichtsberg (polnisch Wzgórze Szubieniczne Chojna) genannte Hügel war im Mittelalter und in der Neuzeit der Ort, an dem Strafen vollstreckt wurden.[3] Augustin Kehrberg schreibt 1724:

„Ferner liegt gegen über zur Rechten des Weges nach Hanseberg (polnisch Krzymów (Chojna)) und Schwet [sic], der Gerichtsberg, wo Diebe und andere Delinqventen durch Galgen und Rad, oder durch andere Scharff-Richterliche Straff-Mittel, den Lohn ihrer ungerechten Thaten empfangen.[4]

Die Gerichteten wurden neben Selbstmörder oder Menschen die dem christlichen Glauben abschworen auf dem Hügel begraben. Die Lage der Hinrichtungsstätte an einer der wichtigsten Zufahrtsstraßen der Stadt sollte als Warnung für potenzielle Kriminelle dienen.[5][6](Koordinaten: 52° 57′ 56″ N, 14° 24′ 9,1″ O)

Geschichte

Hintergrund

Gustav Adolf von Schweden sah 1630 die Chance gekommen, seine hegemonialen Ansprüche in Nordosteuropa durchzusetzen. Ohne formelle Kriegserklärung gegenüber den katholischen Mächten erschloss er sich zur Invasion des Heiliges Römisches Reich. Die Truppen wurden am 9. Juni 1630 eingeschifft und erreichten mit 400 Transport- und Kriegsschiffen, sechstausend Matrosen, zweiundneunzig Kompanien zu Fuß, einhundertsechzehn Kompanien zu Pferd und achthundert Geschütze aller Kaliber die Odermündung. Die Landung erfolgte am 4. Juli in der Nähe von Peenemünde auf der Insel Usedom mit einer Armee von 13.000 Mann und einer örtlichen Verstärkung durch Anwerbung auf 40.000 Mann.[7] Das Eingreifen von Schweden in den Dreißigjährigen Krieg mit der Landung des Heeres 1630 an der Odermündung rettete die protestantischen Fürsten und Städte in Deutschland vor einer drohenden Niederlage. Der kaiserliche Generalfeldmarschall und Befehlshaber Torquato Conti hatte nicht genug Truppen um die Schwedische Anlandung zu verhindern und zog sich nach Gartz (Oder) am linken und Greifenhagen (polnisch Gryfino) am rechten Oderufer zurück[7]. Der Kommandeur der kaiserlichen Truppen in Mecklenburg und Vorpommern Federigo Savelli zog sich nach Anklam zurück.[7] Die schwedischen Truppen dragen unter Gustav Adolf mit 51 Booten flussaufwärt vor und landeten in der nähe von Stettin. Am 20. July 1630 besetzten die schwedischen Truppen die Stadt Stettin. An Weihnachten 1630 eroberten die Schwedischen Truppen Gartz (Oder) und Greifenhagen. Die schwedischen Truppen verfolgten die sich zurückziehenden kaiserlichen Einheiten bis nach Landsberg an der Warthe. Der Gedenkstein gedenkt und dank der Befreiung von Königsbergs in der Neumark am 27. Dezember 1630 durch die Schweden. Augustin Kehrberg schreibt 1724, das die Schweden unter dem König Gustav Adolf und General Maximilian Maximilian Teuffel und Achatius Tott am 29. Dezember 1630 die in und um Königsberg liegenden kaiserlichen Regimenter Bernstein, Lichtenstein und Gräflich Colloredo angriff und besiegte.[6] Im Winter zog sich Gustav Adolf nach Königsbergs in der Neumark zurück um seine Truppen ausruhen zu lassen und ließ im Januar 1631 ein befestigtes Lager bei Bärwalde zur Überwinterung für seine Hauptkräfte erbauen.[7] Am 23. Januar 1631 hier der Vertrag von Bärwalde (französisch Traité de Barwalde, schwedisch Fördraget i Bärwalde). Der Vertrag wurde durch die Unterhändler Gustaf Graf Horn für Schweden und Hercule de Charnacé für Frankreich ausgehandelt. Frankreich verpflichtete sich für zehn Jahre die Schwedischen Truppen mit jährlichen Zahlungen von 400.000 Reichstalern im Krieg zu bezahlen ohne selbst eigene Soldaten zu stellen. Für das Jahr 1630 wurde eine zusätzliche rückwirkende Zahlung vom 120000 Reichstalern vereinbart. Schweden verpflichtete sich, ein Heer von 30.000 Mann und 6.000 Reitern auf dem Territorium des Heiliges Römisches Reichs gegen die Truppen des Kaisers zu führen.[8]


mit insgesamt 400.000 Reichstalern an den schwedischen Kriegskosten zu beteiligen. Frankreich selbst wollte vorerst noch nicht mit eigenen Truppen militärisch in Deutschland eingreifen.

Denkmal der Dankbarkeit

Das Denkmal wurde vermutlich 1912 errichtet. Es wurde am 23. Juni 1912 enthüllt. Der Initiator des Denkmalbaus war der in Königsberg tätige Gustav-Adolf-Verein.[9] Von den deutschen Protestanten wurde Gustav II. Adolf als Vorkämpfer, Held und Retter des deutschen Protestantismus und „Leu aus Mitternacht“ (Löwe aus dem Norden) und ex septentrione lux (lateinisch: aus dem Norden [kommt] das Licht) idealisiert. Die Gustav Adolf angedichtete Rolle als Retter des deutschen Protestantismus war im Grunde allerding nur die Fortsetzung der schon von seinen Vorgängern begonnenen Eroberungs- und Raubpolitik Schwedens.[10] In der Entsehungszeit des Denkmals wurde mit besonderer Inbrunst das Gustav-Adolf-Thema verherrlicht, da sich hiermit "in besonders eindringlicher Weise protestantisches Sendungsbewußtsein als erfolgreiches Prinzip gewaltsamen politischen Handelns vorführen" ließ.[11][12][13]

Durch die vielen Wendungen der Geschichte liegt das Denkmal des Dankes heute im polnischen und katholischen Chojna und ist damit vielschichtig mit der deutschen-polnischen und protestantisch-katholischen Geschichte der Menschen beidseits der Oder verwoben.


Beschreibung

Mit dem Gedenkstein dankt die protestantische Deutsche Stadt Königsberg dem schwedischen König Gustav Adolf, dessen Truppen die Stadt am 27. Dezember 1630 von der katholischen Besatzung befreiten. Der zentrale Widmungsstein an der Ostseite aus Feldstein trägt eine in deutscher Sprache geschriebene Inschrift zur Widmung des Denkmals:

„Zur Erinnerung
an die Befreiung Königsbergs Nm.
Am 27. Decbr. 1630
durch den Schwedenkönig
Gustav Adolf
aus der schwersten Not
des dreissigjährigen
Krieges“

Über die Pyramide sind weitere Feldsteine verteilt mit verschiedenen Inschriften. Auf der Ostseite unter dem Stein mit der Weiheinschrift befinden sich Steine mit vier Namen:

„Lichtenstein
Bernstein
Colloredo
Montecuculi“

Lichtenstein, Bernstein und Colloredo sind die Namen der Kommandeure der drei Kaiserlichen Regimenter, die nach Augustin Kehrberg 29. Dezember 1630 durch die schwedische Armee besiegt wurden.[9][6] Montecuculi wird bei Augustin Kehrberg nicht erwähnt, ist aber ebenfalls der Kommandeur eines Kaiserlichen Regiments. Ihre Platzierung unterhalb des Widmungssteins sollte vermutlich die Überlegenheit des siegreichen schwedischen Königs über die besiegten kaiserlichen Feldherren symbolisieren.[9] Nach der Übersicht des U.S. Army Combined Arms Center (USACAC) über die Armee des Heiligen Römischen Reichs handelt es sich um folgende Regimenter:

Infanterie Regiment Lichtenstein unter dem Kommandeur M. zu Lichtenstein

Infanterie Regiment Bernstein

Infanterie Regiment Colloredo unter dem Kommandeur Rudolf von Colloredo

Cuirassier Regiment Montecuccoli unter dem Kommandeur M. von Montecuccoli

Auf den anderen Seiten der Pyramide befinden sich Steine mit eingravierten Namen von Gefechts- und Schlachtorten der schwedischen Armee. Jeder Name weist auf die Herkunft eines bestimmten Steins hin. Die Felsbrocken wurden aus Städten geliefert, deren Einwohner das Andenken des schwedischen Königs ehren wollten. Die Orte, an denen die Steine ​​mit Inschriften platziert wurden, scheinen zufällig zu sein.[9][14]

  • Zachow (polnisch Czachów) ist ein Dorf sechs km nordöstlich von Zehden (polnisch Cedynia) im Kreis Königsberg Nm.[14]
  • Lübbichow besteht aus den Dörfern Hohen Lübbichow (polnisch Lubiechów Górny) auf dem Rücken einer Grundmoräne zwischen Zehden und dem Peetziger Waldgebiet (polnisch Puszcza Piaskowa) und dem tiefer gelegenen Nachbarort Nieder Lübbichow (polnisch Lubiechów Dolny) im Kreis Königsberg Nm.[14]
  • Blankenfelde (polnisch Brwice) ist ein Dorf etwa acht Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Königsberg in der Neumark im Kreis Königsberg Nm.[14]
  • Falkenwalde (polnisch Wierzchlas), ist ein Dorf etwa fünf Kilometer südöstlich von Königsberg in der Neumark im Kreis Königsberg Nm.[14]
  • Selchow (polnisch Żelichów) ist ein Dorf 6 km südöstlich von Zehen und 7 Kilometer westlich von Mohrin (polnisch Moryń) im Kreis Königsberg Nm.[14]
  • Grüneberg (polnisch Golice) ist ein Dorf 4 km südöstlich von Zehen an der Provinzstraße Nr. 125 (Droga wojewódzka 125) im Kreis Königsberg Nm.[14]
  • Alt Lietzegöricke (polnisch Stare Łysogórki) ist ein Dorf 11 km südwestlich von Zehen direkt an der Oder an der Provinzstraße Nr. 126 (Droga wojewódzka 126) im Kreis Königsberg Nm.[14]
  • Dolzig - Dolsko,
  • Klemzow – Klępicz,
  • Guhden – Gądno
  • Rehdorf – Stoki
  • Vietnitz – Witnica
  • Butterfelde – Przyjezierze
  • Neutornow ( za Osinowem Dolnym, teraz za Odrą, a przed prostowaniem przez Fryderyka II po wschodniej stronie Odry)


An der Nordseite:

Neutornow,

, Blankenfelde (Brwice) und Falkenwalde (Wierzchlas).

An der Westseite eingraviert: Selchow (Żelichów), Grüneberg (Golice), Alt Lietzegöricke (Stare Łysogórki) und Dolzig (Dolsko).

An der Südwand waren folgende Namen eingraviert:t: Klemzow (Klępicz), Guhden (Gądno), Rehdorf (Stoki), Vietnitz (Witnica) und Butterfelde (Przyjezierze).

Alt Lietzegericke

Bendorf

Butterfelde (polnisch Przyjezierze befindet sich am Butterfelder See und nördlich des Moryner Sees, 3.1 km nördlich von Moryń.

Klamzow (polnisch Klępicz) befindet sich 7 km nordwestlich von Moryń (Mohrin) , an einem kleinen See namens Nowe Objezierze Zachodnie.

Lichtenstein

Selchow (polnisch Żelechowo)

Vietznitz (polnisch Witnica Chojeńska)

Auf der Süd- und Nordseite führen Steintreppen zum Denkmal. Ursprünglich wurden vier Steinpyramiden in den Ecken des Plateaus des Hügels aufgestellt, auf dem sich das Denkmal befindet.

Einzelnachweise

  1. a b Chojna Pomnik wdzięczności. In: polskaniezwykla.pl. polska niezwykla, abgerufen am 2. April 2024 (polnisch).
  2. Robert Reiche: Bausteine zur Geschichte der Stadt Königsberg in der Neumark während des Mittelalters. In: Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums zu Königsberg Nm. J. G. Striese, Königsberg Nm. 1898.
  3. Michał Gierke: Stan badań archeologicznych miasta Chojna. Część 1: do 1992 roku. In: Rocznik Chojeński. Band IV, 1992, S. 8–9 (polnisch).
  4. Augustini Kehrberges: Erleuterter Historisch-Chronologischer Abriß, der Stadt Königsberg in der Neu-Mark. Gottfried Gedicken, Berlin 1724, S. 14 (google.de).
  5. Michał Gierke: Wzgórze Szubieniczne (Chojna). In: pomeranica. pl. Enzyklopädie von Vorpommern, abgerufen am 3. April 2024 (polnisch).
  6. a b c Augustini Kehrberges: Erleuterter Historisch-Chronologischer Abriß, der Stadt Königsberg in der Neu-Mark. Abteilung I. Gottfried Gedicken, Berlin 1724, S. 14, 18 (google.de).
  7. a b c d Theodore Ayrault Dodge: Gustavus Adolphus; a history of the art of war from its revival after the middle ages to the end of the Spanish succession war, with a detailed account of the campaigns of the great Swede, and of the most famous campaign of Turenne, Condé, Eugene and Marlborough. With 237 charts, maps, plans of battles and tactical manoeuvres, cuts of uniforms, arms, and weapons. Houghton, Mifflin and Company, Boston / New York 1895 (archive.org).
  8. Johann Gustav Droysen: Gustaf Adolf. 2. Band. Verlag von Veit & Comp., Leipzig 1870, S. 254–256.
  9. a b c d Michał Gierke: Szwedzki Kopiec (Chojna). In: pomeranica.pl/. Enzyklopädie von Vorpommern, abgerufen am 3. April 2024 (polnisch).
  10. Dr. Klaus Koniarek: WER war WER - im Dreißigjährigen Krieg. In: http://www.koni.onlinehome.de. Dr. Klaus Koniarek, abgerufen am 3. April 2024.
  11. Johannes Paul: Gustav Adolf in der deutschen Geschichtsschreibung,. Hrsg.: Historische Vierteljahrsschrift. Band 25, 1931, S. 415–429;.
  12. Werner Buchholz,: Der Eintritt Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg in der schwedischen und deutschen Historiographie des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Historische Zeitschrift,. Band 245, 1987, S. 291–314.
  13. Bernhard R. Kroener: Ein protestantisch-arischer »Held aus Mitternacht«. Stationen des Gustav-Adolf-Mythos 1632 bis 1945. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt, (Hrsg.): Militärgeschichtliche Zeitschrift. Band 59. Potsdam 2000, S. 5–22.
  14. a b c d e f g h Szwedzi odwiedzili nasz Szwedzki Kopiec. In: www.igryfino.pl. 13. April 2014, abgerufen am 3. April 2024 (polnisch).