Erster Deportationszug nach Riga
7. Osttransport nach Riga (Welle 7) ist die Bezeichnung einer Deportation von Juden aus Deutschland aus dem Bereich der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Berlin vom 27. bis 30. November 1941 in das Baltikum, bei dem alle Deportierten unmittelbar nach der Ankunft in Lettland ohne Ausnahme im Zuge der sog. Endlösung der Judenfrage ermordet wurden.
Geschichte
Hintergrund
Bald nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 und angesichts der Euphorie bei der Nazi-Führung infolge der militärischen Siege an der Ostfront genehmigte Adolf Hitler im September auf Drängen hoher Funktionäre wie Reinhard Heydrich und Joseph Goebbels, Massendeportationen von Juden aus Deutschland in den Osten umzusetzen.[1] Ab September 1941 mussten alle Juden den Judenstern tragen, im Oktober erfolgte ein Auswanderungsverbot, im November erhielten die Finanzämter genaue Anweisungen zur Einziehung jüdischen Vermögens.[2] Mit dem 15. Oktober 1941 begannen die systematischen Massendeportationen deutscher Juden in den Osten.[3] Die Deportationen begannen im Oktober, während den erfolgreichen deutschen Kämpfen von Wjasma-Brjansk und zu Beginn der Schlacht um Moskau.
In der Vorbereitung der ersten Deportation aus Deutschland führte der Leiter des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) SS-Obergruppenführer und General der Polizei Reinhard Heydrich am 10. Oktober 1941 eine Besprechung in Prag durch, an der SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der Leiter des „Eichmannreferats“ (RSHA, IV B 4 „Auswanderung und Judenangelegenheiten“) und weitere SS-Offiziere teilnahmen. Heydrich kündigte an, dass die Deportation von insgesamt 50.000 Juden aus dem erweiterten Reichsgebiet, also aus dem Deutschen Reich, dem angeschlossenen Österreich sowie dem sogenannten „Protektorat Böhmen und Mähren“ in unlängst besetzte Orte wie Riga und Minsk, geplant sei. Im weiteren Verlauf der Vorbereitungen und aufgrund einer Vereinbarung mit der Sicherheitspolizei (Sipo) und dem Sicherheitsdienst (SD), ordnete der Chef der Ordnungspolizei Generaloberst der Polizei und SS-Oberst-Gruppenführer Kurt Daluege an, dass Einheiten der Ordnungspolizei für die Bewachung der Deportierten während der Zugfahrt zuständig seien.[1] Am 23. Oktober 1941 verbot Himmler allen Juden im deutschen Einflussbereich die Auswanderung.[4] In einem seiner Schreiben, datiert auf den 24. Oktober 1941, wurde Berlin als Teil dieser „zweiten Deportationswelle“ genannt, die für die Zeit vom 1. November bis zum 4. Dezember 1941 geplant war.
Die Deportation der Jüdinnen und Juden aus dem Gestapobereich Berlin erfolgte im Zeitraum zwischen dem 18. Oktober 1941 und dem 27. März 1945 in über 60 einzelnen Deportationen (Wellen 1 bis 68). 1941 lebten in Berlin noch etwa 66.000 Juden. Mit den „Osttransporten“ wurden mehr als 35.000 Berliner Juden deportiert und ermordet. Zusätzlich gingen sogenannte „Alterstransporte“ mit 15.122 Berliner Juden nach Theresienstadt, wo sie nicht sofort ermordet wurden. Im Mai 1945 lebten noch ca. 7.000 Juden in Berlin.[5]
Das Judenreferat der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Berlin unter der Leitung von SS-Untersturmführer Gerhard Stübs und seinem Stellvertreter Kriminaloberinspektor Franz Prüfer wurde beauftragt die Transporte in Zusammenarbeit mit dem Judenreferat des RSHA (IVD1) durchzuführen. Den Vertretern der Berliner Jüdischen Gemeinde wurde befohlen, Namenslisten für die Deportationen zu erstellen. Sie wurden gezwungen, aus ihrer Kartei einige tausend Namen auszuwählen. Die jüdische Gemeinde hatte auch für die Verpflegung der Deportierten zu sorgen.[1]
Welle | Name | Zug Nr. | Ausgangsort | Abfahrtsdatum | Zielort | Ankunftsdatum | Pers. Transportliste | Per. deportiert |
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Welle 7 | 7. Osttransport | Da 31 | Güterbahnhof Berlin-Grunewald | 27. November 1941 | Bahnhof Šķirotava Riga, Lettland | 30. November 1941 | 1047/1053[5][6] | |
Welle 8 | 8. Osttransport | Da 44 | Güterbahnhof Berlin-Grunewald | 13. Januar 1942 | Bahnhof Šķirotava Riga, Lettland | 16. Januar 1942 | 1051[7] | 1034[8]/1036[9] |
Welle 9 | 9. Osttransport | Güterbahnhof Berlin-Grunewald | 19. Januar 1942 | Bahnhof Šķirotava Riga, Lettland | 23. Januar 1942 | 1006[10] | 1002[8]/ 1009[11] | |
Welle 10 | 10. Osttransport | Güterbahnhof Berlin-Grunewald | 25. Januar 1942 | Bahnhof Šķirotava Riga, Lettland | 30. Januar 1942 | 1046[12] | 1044[8]/1000[13] |
7. Osttransport
Etwa zwei Wochen vor dem Transport erhielten die zu Deportierenden eine Benachrichtigung über ihren bevorstehenden Abtransport. In einem Formular war das Vermögen einzutragen. Ein Reisegepäck von 50 kg war erlaubt. Die NS-Behörden hatten die Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in die Organisation der Deportation der jüdischen Bevölkerung von Berlin eingebunden. Die Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde mussten die Transportlisten zusammenstellen und in der Sammelstelle bei der Aufnahme der Vermögensverhältnisse und dem Ausfüllen der Listen mithelfen. Oft wurden die zu Deportierenden von der Gestapo oder von jüdischen Ordnern abgeholt und in die Sammelstelle für Deportationen in der Synagoge Levetzowstraße im Berliner Stadtteil Tiergarten gebracht. Nach der Ankunft in der Synagoge wurde die Identität und der verbleibende Besitz der jüdischen Opfer umfassend registriert. Die Schutzpolizei Berlin überwachte die Sammelstelle, oft unter Einsatz brutaler Misshandlungen. Die Gestapo zwang die zu Deportierenden, ihr Eigentum aufzulisten und ihre Wohnungsschlüssel abzugeben. Dann mussten sie ein Dokument unterzeichnen, in dem sie auf ihren gesamten Besitz verzichteten und diesen dem Staat übertrugen. Sie wurden auch gezwungen, sämtliche Wertgegenstände und mitgeführtes Bargeld abzugeben. Nach Abgang des Transports bot die Gestapo die jüdischen Besitztümer in einer Auktion zum Verkauf an.[1]
Dienstgrad | Name | Dienstposten | Dienststelle |
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SS-Obersturmbannführer | Adolf Otto Eichmann | Leiter | Reichssicherheitshauptamt RSHA, IV B 4 „Auswanderung und Judenangelegenheiten" |
SS-Hauptsturmführer | Rolf Günther | Stellvertreter | Reichssicherheitshauptamt RSHA, IV B 4 „Auswanderung und Judenangelegenheiten" |
SS-Sturmbannführer | Otto Bovensiepen | Leiter | Geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Berlin |
SS-Sturmbannführer, Regierungsrat | Edwin Kunz | Leiter | Judenreferat Staatspolizeileitstelle Berlin[14] |
SS-Untersturmführer | Gerhard Stübs | Leiter | Judenreferat der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Berlin |
Kriminaloberinspektor | Franz Prüfer | Stellvertreter | Judenreferat der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Berlin |
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei | Walter Stahlecker | Leiter | Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei und des SD |
Major der Polizei und SS-Sturmbannführer | Viktors Arājs | Leiter | Kommando Arājs |
SS-Obergruppenführer, und General der Polizei | Friedrich Jeckeln | Leiter | Höhere SS- und Polizeiführer (HSSPF) Russland-Nord und Ostland |
SS-Standartenführer | Rudolf Lange | Kommandeur | Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Riga |
Durchführung des Osttransports
Am Donnerstag, den 27. November 1941, wurden alle Deportierten von der Sammelstelle in der Synagoge Levetzowstraße zum Bahnhof Grunewald gebracht. Die Gehfähigen mussten etwa sieben Kilometer zum Bahnhof Berlin-Grunewald laufen, die nicht Gehfähigen wurden auf Lastwagen dorthin verbracht. Der Deportationszug war von der Reichsbahn unter der Nummer Da 31 aus 3. Klasse Personenwaggons bereitgestellt worden und eine Einheit der Berliner Schutzpolizei war als Transportbegleit- und Wacheinheit bis Riga eingeteilt worden. Der Deportationszug fuhr am 27. November 1941 ab. Es war der siebte von den ca. 60 Transporten aus Berlin in den Osten (Osttransport) in die Ghettos und Vernichtungslager in Osteuropa. Das Ziel wurde den Deportierten nicht mitgeteilt und nach drei Tagen in überfüllten Waggons kamen sie am 30. November 1941 bei strengem Frost am Bahnhof Šķirotava am Stadtrand von Riga an.[1][5] Der 7. Osttransport war ursprünglich zur Einweisung in das Ghetto Riga geplant.
In Riga
In der lettischen Hauptstadt Riga war ab 21. Juli 1941 das Ghetto Riga eingerichtet worden, in dem am 25. Oktober 1941 in heruntergekommenen Häusern auf engstem Raum 29.602 in erster Linie lettische Juden, davon 15.738 Frauen, 8222 Männer und 5652 Kinder eingesperrt waren.[15][16] In Erwartung der deutschen Transporte wurde entschieden, das völlig überfüllte Ghetto Riga (um „Platz zu schaffen“) mit einer großangelegten Mordaktion auf persönlichen Befehl Heinrich Himmlers für die Aufnahme der Juden aus Deutschland vorzubereiten.[1][5][17][18] In diese Aktion eingebunden war die Einsatzgruppe A unter SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Walter Stahlecker und die vom ihm aufgestellte lettische Hilfseinheit Kommando Arājs unter dem lettischen Polizeioffizier Viktors Arājs. Am 30. November („Rigaer Blutsonntag“) und am 8. Dezember 1941 wurden mehr als 27.500 lettische Juden aus dem Ghetto Riga im Wald von Rumbula erschossen. Beim Massaker von Rumbula am 30. November und 8. Dezember 1941 war das Arājs Kommando aktiv an der Räumung des Ghettos beteiligt.[8] Bei der Durchkämmung der Häuser wurden diejenigen, die ihre Häuser wegen Krankheit, Altersschwäche oder aus Angst nicht verließen, erschossen. Der Massenmord war von dem SS-Obergruppenführer und General der Polizei Friedrich Jeckeln befohlen worden und die eigentlichen Hinrichtungen wurden von seinem persönlichen Stab ausgeführt.[5] Bei der Einrichtung und Bewachung der Marschkolonnen zu den Gruben des Hinrichtungsortes waren ungefähr 1500 Letten beteiligt, darunter auch mindestens 800 Ordnungspolizisten des Kreises Riga.[8] Bei den Massenerschießungen waren etwa 300 deutsche Polizisten und SS-Männer beteiligt.[8]
Der 7. Osttransport mit dem Reichsbahn Zug Da 31 mit ca. 1050 (1047 oder 1053) Berliner Juden traf am frühen Sonntagmorgen am 30. November 1941 („Rigaer Blutsonntag“) am Bahnhof Šķirotava in Riga ein. Der Zug mit den Berliner Juden hielt schon am Bahnhof bevor die an diesem Tag geplanten Massenerschießungen der lettischen Juden im Wald von Rumbula begonnen hatten.[8] Die Insassen dieses ersten Transportes aus dem Reich waren die ersten Opfer der Mörder. Die Insassen des Zuges wurden aus den Waggons geholt, mussten die kurze Strecke zum Tatort marschieren und wurden alle zwischen 8:15 und 9:00 Uhr erschossen.[19] Obwohl kein Befehl aus Berlin vorlag, wurden die Berliner Juden noch vor den Juden aus Riga erschossen.[1] Ob die aus dem Reich deportierten deutschen Juden arbeiten und im Laufe der Zeit verhungern oder einfach ermordet werden sollten, war noch nicht entschieden worden.[20] Anscheinend entschied der Reichsführer SS Heinrich Himmler in letzter Minute, dass er nicht wollte, dass diese deutschen Juden sofort ermordet würden.[20] Sein Plan bestand stattdessen darin, sie im Rigaer Ghetto in den Wohnungen unterzubringen, die durch die Ermordung der lettischen Juden freigeworden waren.
Aus diesem Grund telefonierte Heinrich Himmler am Sonntag, dem 30. November 1941, mit dem Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) Reinhard Heydrich,[52] der als Chef des Sicherheitsdienst des Reichsführers SS auch Friedrich Jeckelns Vorgesetzter war. Laut Himmlers Telefonprotokoll lautete sein Befehl an Heydrich, die Juden auf dem Transport aus Berlin nicht zu ermorden (Judentransport aus Berlin. Keine Liquidierung).[18] Himmler tätigte diesen Anruf jedoch erst am Sonntagnachmittag um 13:30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt waren die Menschen im Zug bereits tot.[20] In einem Schreiben von Heinrich Himmler an den örtlichen Befehlshaber wird die Ermordung der Deportierten des 7. Osttransport aus Berlin als „Eigenmächtigkeit“ bezeichnet und unter Strafandrohung verboten. Diesbezüglich wurde vom Britischen Geheimdienst am 1. Dezember 1941 ein Funkspruch Heinrich Himmlers an Friedrich Jeckeln abgehört und dokumentiert:
„Die in das Gebiet Ostland ausgesiedelten Juden sind nur nach den von mir bezw. [sic] vom Reichssicherheitshauptamt in meinem Auftrage gegebenen Richtlinien zu behandeln. [und] Zuwiderhandlungen würde [werde?) ich bestrafen.“[21]
Friedrich Jeckeln behauptete im Kriegsverbrecherprozess von Riga 1946, dass er am 10. oder 11. November 1941 von Heinrich Himmler den Befehl erhalten habe, dass „alle Juden im Ostland bis zum letzten Mann ausgerottet werden müssten“.[20] Jeckeln hatte wahrscheinlich geglaubt, dass die Ermordung der Juden aus dem 7. Osttransport nach Riga Himmlers Wunsch entsprach, denn vor dem Rumbula-Massaker waren im November in Kaunas in Litauen Massenmorde an deutschen Juden kurz nach ihrer Ankunft im Osten verübt worden. Am 25. und 29. November 1941 ermordete die Sicherheitspolizei 5.000 deutsche und österreichische Juden in Fort IX in Kaunas, darunter etwa 1.000 Juden aus Berlin, die mit dem 6. Osttransport nach Kaunas in Littauen (Welle 7) (Reichsbahn Zug Da 26, 17. 1941 bis 21. November 1941) deportiert worden waren.[19] Die Gründe für Himmlers „Keine Liquidations“-Anordnung sind nicht bekannt. Mehrere Hypothesen wurden vorgeschlagen. Zum einen waren die Vereinigten Staaten noch nicht in den Krieg eingetreten und Himmler könnte befürchtet haben, dass das Bekanntwerden der Erschießung Einfluss auf die Haltung der USA haben würde. Weiterhin befanden sich im 7. Osttransport Juden mit Kriegsauszeichnungen aus dem ersten Weltkrieg. Außerdem bestanden unter den Nazionalsozialisten noch Kontroversen über den Umgang mit den aus Deutschland deportierten Juden und Himmler könnte eine Aufschiebung der Ermordung mit dem Ziel diese später und heimlicher durchzuführen, angeordnet haben.[19][22] Die Wannseekonferenz zur Festlegung der Regeln und zur Koordination der Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung fand erst etwa zwei Monate nach dem 7. Osttransport nach Riga am 20. Januar 1942 statt. Im Protokoll der Wannsee Konferenz wird die Frage der Kontroverse über den Umgang mit den deutschen Juden durch Reinhard Heidrich auch deutlich angesprochen (die vielen Interventionen).
„Wichtige Voraussetzung, so führte SS-Obergruppenführer H e y d r i c h weiter aus, für die Durchführung der Evakuierung überhaupt, ist die genaue Festlegung des in Betracht kommenden Personenkreises. Es ist beabsichtigt, Juden im Alter von über 65 Jahren nicht zu evakuieren, sondern sie einem Altersghetto - vorgesehen ist Theresienatadt - zu überstellen. Neben diesen Altersklassen ... finden in den jüdischen Altersghettos weiterhin die schwerkriegsbeschädigten Juden und Juden mit Kriegsauszeichnungen (EK I) Aufnahme. Mit dieser zweckmäßigen Lösung werden mit einem Schlag die vielen Interventionen ausgeschaltet.“[23]
Hierbei ging es den Organisatoren in erster Linie um die Vermeidung von Gerüchten über die Liquidierung der deutschen Juden im Osten. Es sollten weder durch ausbleibende Nachrichten der Deportierten, noch durch direkte Berichte Unruhen in der Bevölkerung erzeugt werden. Bei einem eventuellen Widerstand der deutschen Bevölkerung war ähnlich wie bei der Aktion T4 ein Abbruch zu befürchten.[24] An Bord des 7. Osttransport nach Riga befanden sich 40 bis 45 Personen, die als „Fälle ungerechtfertigter Evakuierung“ galten, also die entweder ältere Menschen waren oder mit dem Eisernen Kreuz für heldenhafte Verdienste um Deutschland im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet waren. Möglicherweise erfolgte der zu späte Anruf von Heinrich Himmler nur, um zu erwartende Proteste besser beschwichtigen zu können.[18]
Auch der Bevölkerung des Deutschen Reiches blieben die Vorgänge im „Reichskommissariat Ostland“ nicht verborgen. Victor Klemperer erwähnte am 13. Januar 1942 in seinem Tagebuch aus verschiedenen Quellen Gerüchte, wonach evakuierte Juden bei Riga reihenweise erschossen worden seien, als sie den Deportationszug verlassen hätten.[8]
Die folgenden vier Züge brachte man, da sie Riga während der noch laufenden Mordaktion erreichten, nicht ins Ghetto, sondern zum heruntergekommenen Landwirtschaftsgut Jungfernhof, anderthalb Kilometer vom Ankunftsbahnhof Šķirotava und sechs Kilometer vom Zentrum Rigas entfernt.[8] Die Insassen der folgenden fünf Transporte wurden, ebenso wie die der zehn weiteren Deportationen zu Beginn des Jahres 1942, dann in das Ghetto Riga eingewiesen. Die ersten Ankömmlinge erwartete dort ein schreckliches Bild. Der Schnee war blutgetränkt und auf den Tischen stand teilweise noch das inzwischen gefrorene Essen der vormaligen Bewohner.
Alle Deportierten des 7. Osttransport wurden am 30. November im Rumbula-Wald ermordet. Hierzu wurde Friedrich Jeckeln am 14. Dezember 1945 durch den sowjetischen Offizier Major Zwetajew verhört.
„Die Erschießungen wurden unter der Leitung von Oberst Dr. Lange, dem Kommandeur des SD und der Gestapo in Lettland, durchgeführt. Knecht war für die Sicherheit an den Liquidationsstandorten zuständig. Ich, Jeckeln, habe dreimal an den Erschießungen teilgenommen; das gleiche gilt für Lange, Knecht, Lohse und Oberstleutnant Osis, Kommandeur der Verkehrspolizei in Riga.[25]“
Weiterhin sagte Jeckeln aus, dass die eigentlichen Erschießungen von etwa 12 deutschen SD-Soldaten durchgeführt wurden. Alle Juden mussten zu Fuß zum Liquidationsort laufen. In der Nähe der Gruben mussten sie ihre Kleidung und Wertsachen ablegen, die gewaschen, sortiert und nach Deutschland zurückgeschickt wurde. Die Juden mussten auf ihrem Weg zu den Gruben durch eine von Polizisten gebildete doppelte Sperrkette laufen. Die Mörder zwangen die Opfer sich mit dem Gesicht nach unten auf den Grubenboden oder noch häufiger, auf die Körper der gerade Erschossenen zu legen. Um die Kosten für Kugeln zu sparen, wurde jeder Person einmal in den Hinterkopf geschossen. Die Schützen gingen entweder zwischen den Toten im Graben umher und töteten sie aus einer Entfernung von zwei Metern, oder sie standen am Rand der Grube und schossen auf die liegenden Opfer unter ihnen. Wer nicht direkt getötet wurde, wurde beim Zudecken der Grube einfach lebendig begraben. Dieses System wurde als „Sardinenpackung“ bezeichnet.[19][26]
In den letzten Kriegswochen verbrannten Mitglieder des Judenreferats der Berliner Gestapo alle Unterlagen der Abteilung. Für die ersten acht Transporte aus Berlin in den Osten sind keine Deportationslisten erhalten. Nach dem Krieg wurden im Archiv des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg Kopien von Gestapoakten und Karteikarten entdeckt. So ließ sich ein Großteil der Namen der Menschen auf diesem Transport feststellen, aber es war schwierig, die genaue Anzahl der Deportierten zu rekonstruieren. 1.047 Namen wurden im Gedenkbuch an die ermordeten Berliner Juden festgehalten. Das Durchschnittsalter im 7. Osttransport betrug 46 Jahre. Es befanden sich 38 Kinder unter dem zehnten Lebensjahr im Transport, und vier Personen waren über 70 Jahre alt.[8]
Einige Täter
Friedrich Jeckeln
Friedrich Jeckeln geriet als Kommandierender General das V. SS-Gebirgskorps am 30. April 1945 bei der Kesselschlacht von Halbe in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Vom 26. Januar 1946 bis zum 3. Februar 1946 stand er im Kriegsverbrecherprozess von Riga in Lettland wegen der „Liquidierung des Ghettos Riga“, dem Massaker von Rumbula, dem Massaker von Kamenez-Podolsk und dem Massaker von Babyn Jar vor einem sowjetischen Militärgericht.[27] Während der Ermittlungen verhielt er sich ruhig und beantwortete klar und deutlich Fragen der Ermittler. Jeckeln bekannte sich voll und ganz zu seiner Schuld und erklärte sich bereit, die volle Verantwortung für die Aktivitäten der ihm unterstellten Polizei, SS und SD im Ostland zu übernehmen. Aufgrund von Jeckelns Aussagen, Zeugenberichten von Opfern und Tätern sowie ihn belastenden deutschen Dokumenten wurde ihm nicht nur die Befehlsgebung und Leitung von Massenmorden vorgeworfen, sondern auch die Anwesenheit und Teilnahme an den Erschießungen. Jeckeln wurden am 3. Februar 1946 für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Vor mehreren Tausend Zuschauern wurde Jeckeln noch am selben Tag auf dem Siegesplatz (Uzvaras laukums) in Riga, in der Nähe des Flusses Düna öffentlich gehängt.[28][29]
Herberts Cukurs
Herberts Cukurs war Mitglied des Kommando Arājs und ab 1943 wurde er Adjutant von Viktors Arājs und stellvertretender Kommandeur des Verbandes. Nach allerdings kontrovers diskutierten Zeugenaussagen war Cukurs am 30. November mit lettischen Polizisten unter seinem Kommando am Massaker im Wald von Rumbula beteiligt.[30] Er zog sich mit den deutschen Truppen nach Westen zurück und emigrierte mit seiner Ehefrau Milda geb. Berzupe, den beiden Söhnen Sohn Gunnars und Herberts Jr. über Frankreich und merkwürdigerweise der jungen lettischen Jüdin Miriam Keitzner nach Brasilien, wo er sich mit einer Flugschule und einem Reisebüro eine neue Existenz aufbaute.[31] Der israelische Mossad-Agent Jaakov Meidad alias „Anton Künzle“ lockte Cukurs nach Montevideo in Uruguay. Hier sollte entweder eine Festnahme und Entführung analog der Eichmann-Operation durchgeführt werden oder eine Hinrichtung war schon initial geplant. Als Herberts Cukurs mit Anton Künzle am 23. Februar 1965 das zum Überfall angemietete Haus mit dem angeblichen Büro der Scheinfirma in der Ul. Cartagena in Montevideo betrat und fünf Mossad-Agenten versuchten Cukurs festzunehmen, wehrte sich dieser heftig und im Kampf schlug ein Agent Cukurs mit einem Hammer auf den Kopf. Im Anschluss wurde Cukurs mit einem Kopfschuss hingerichtet und in einen großen Transportkoffer mit einer Anklageschrift von „Von denen, die nie vergessen!“ gelegt.[32][33][34]
Otto Bovensiepen
Otto Bovensiepen wurde im Mai 1945 in Dänemark gefangen genommen. Das Kopenhagener Amtsgericht verurteilte Bovensiepen im September 1948 beim Großen Kriegsverbrecherprozess zum Tode. Das Urteil wurde im März 1950 in lebenslange Haft umgewandelt. Bovensiepen kam am 1. Dezember 1953 frei und wurde nach Deutschland ausgewiesen. Er arbeitete anschließend als Geschäftsführer eines Versicherungsunternehmens in Mülheim an der Ruhr. Ab 1963 ermittelte die Staatsanwaltschaft Berlin gegen Bovensiepen wegen der Deportation von über 50.000 Juden der damaligen Reichshauptstadt in die Ghettos im besetzten Osteuropa, nach Theresienstadt und in die Vernichtungslager während Bovensiepens Amtszeit als Gestapochef in Berlin. Erst im Dezember 1969 begann die Hauptverhandlung gegen Bovensiepen vor dem Landgericht Berlin. Nach einem Herzinfarkt stellte die Justiz auf Grund eines Gutachtens das Verfahren gegen Bovensiepen am 15. September 1970 vorläufig, am 19. November 1971 schließlich wegen dauernder Verhandlungsunfähigkeit ganz ein.[35]
Viktors Arājs
Viktors Arājs wurde 1942 zum Major der Polizei und 1943 zum SS-Sturmbannführer befördert. Er zog sich mit den deutschen Truppen nach Westen zurück und absolvierte 1945 einen militärischen Kurs in Güstrow und war kurzzeitig Bataillonskommandeur in der 15. Waffen-Grenadier-Division der SS (lettische Nr. 1).[36] Arājs war bis 1949 in britischen Internierungslagern und arbeitete danach als Militärkraftfahrer für die britische Militärregierung in Delmenhorst. In Deutschland nahm er den Namen Viktor Zeibots an, wobei ihm die lettische Exilregierung in London behilflich war. Er arbeitete in Frankfurt am Main als Hilfsarbeiter in einer Druckerei. Arājs wurde am 21. Dezember 1979 vom Landgericht Hamburg für schuldig befunden, die im Rigaer Ghetto lebenden Juden im Wald von Rumbula durch Massenerschießung getötet zu haben. Für gemeinschaftlich begangenen Mord an 13.000 Menschen wurde er mit lebenslänglicher Haft bestraft. Arājs verstarb 1988 in Haft in einer Justizvollzugsanstalt in Kassel.
Rudolf Lange
Rudolf Lange führte das Einsatzkommando 2 im Baltikum und war im November 1941 an der Planung und Durchführung der Ermordung der lettischen Juden aus dem Ghetto Riga und der Berliner Juden des 7. Osttransports am 30. November direkt beteiligt. Er kommandierte persönlich Massenerschießungen im Wald von Rumbula. Lange wurde am 20. Januar 1942 von Reinhard Heydrich als Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz als Experte und Praktiker für Massenexekutionen von Juden und in Vertretung von Walter Stahlecker eingeladen.[37] Lange steuerte ab Winter 1944 in Lettland die drei mobilen Kommandos, die in der Sonderaktion 1005 die Spuren der Mordaktionen verwischen sollten.[11] Ab Januar 1945 war er Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Warthegau. Beim Kampf um Posen wurde er verwundet und beging Suizid, um einer Gefangennahme zu entgehen. Für vorgebrachte Zweifel an seinem Tod gibt es keine stichhaltigen Argumente.[12] Eine Erinnerungstafel mit seinem Namen wurde 2020 von der Kriegsgräberstätte Posen-Milostowo entfernt.[38]
Rolf Günther
Rolf Günther hatte sich mit Walter Huppenkothen in den letzten Kriegstagen der 38. SS-Grenadier-Division „Nibelungen“ angeschlossen und geriet mit diesem Verband in Oberbayern wahrscheinlich am 8. Mai 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Zwischen dem 5. Juli 1945 und 15. August 1945 soll Günther in dem US-amerikanischen Kriegsgefangenenlager Ebensee mittels Gift Suizid begangen haben. Dies basiert auf der vagen Erklärung von Walter Huppenkothen:
„Ich traf ihn wieder in den letzten Tagen des Krieges in Österreich, wo wir uns beide zur Waffen-SS meldeten. Wir wurden mit derselben Einheit gefangengenommen und kamen dann in verschiedene amerikanische Kriegsgefangenenlager. Als ich am 5.7.1945 in das feste Lager Ebensee bei Gmunden am Traunsee verlegt wurde, traf ich Sturmbannführer Günther wieder. Am 15.8.1945 wurde ich von der CIC vernommen, wobei mir die Fotografie eines Mannes, der im Lager Ebensee Selbstmord begangen hatte, zur Identifizierung vorgelegt wurde. Ich identifizierte die Leiche als die des SS-Sturmbannführers Rolf Günther. Über die Identität bestand für mich kein Zweifel.[39]“
Günther soll in den sechziger Jahren in Argentinien in München und in Dänemark gesehen worden sein. Sein Deckname soll Nils Ohlsen sein. Der jüngste Hinweis auf Günther, gegen den seit 1973 ein Haftbefehl wegen seiner verbrecherischen Tätigkeit für das RSHA besteht, datiert vom 15. Januar 1990.[40]
Franz Wilhelm Prüfer
Franz Wilhelm Prüfer war der stellvertretende Leiter des Judenreferats bei der Berliner Geheimen Staatspolizei und maßgeblich an der Deportation der Berliner Juden beteiligt. Eine Untersuchung im Oktober und November 1942 enthüllte Korruption sowie ständige Bereichung von Mitarbeitern des Judenreferates am Eigentum der deportierten Juden. Er wurde im November 1942 verhaftet, nachdem Unregelmäßigkeiten in der Abrechnung von beschlagnahmten jüdischem Eigentum entdeckt worden waren. Bei Prüfer fand man ein Kästchen mit Gold. Er kam am 24. März 1944 in Untersuchungshaft im Schöneberger Polizeigefängnis zu Tode, als eine Fliegerbombe das Gebäude zerstörte.[41][42]
Gerhard Stübs
Gerhard Stübs, der Leiter des Judenreferats bei der Berliner Geheimen Staatspolizei, betrieb einen ausgedehnten Handel mit von deportierten Juden gestohlenen Gegenständen. Nachdem aufgefallen war, dass sich einige Beamte des Judenreferats am Eigentum verhafteter und anschließend zu deportierender Juden bereichert hatten, wurden zehn leitende Berliner Gestapo-Beamte verhaftet. Insgesamt wurden 20 Polizisten im Verlauf der Untersuchungen aktenkundig. Darunter befanden sich auch Angehörige benachbarter Referate der Dienststelle für Judenangelegenheiten der Stapoleitstelle Berlin und Beamte der Kriminalpolizei. Stübs war einer der Hauptverdächtigen in der Korruptions- und Unterschlagungsaffäre, die im Herbst 1942 aufgedeckt wurde, in deren Rahmen auch sein Stellvertreter Franz Prüfer verhaftet und der Leiter der Berliner Staatspolizeileitstelle, Otto Bovensiepen, vom Dienst suspendiert wurden. Nach seiner Verhaftung unternahm er einen Selbstmordversuch und starb auf dem Weg ins Krankenhaus.[42]
Walter Stahlecker
Franz Walter Stahlecker war als Befehlshaber der Einsatzgruppe A und als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Bereich des Reichskommissariats Ostland. Am 22. März 1942 erlitt Stahlecker bei einem Partisanenangriff in der Nähe seines Hauptquartiers eine Schussverletzung an einer Hauptarterie im Oberschenkel. Er wurde in einem Lazarett in Riga behandelt, verstarb aber infolge seines Blutverlustes auf dem Flug nach Prag, wo seine Familie lebte. In Prag wurde Stahlecker ein offizielles Staatsbegräbnis ausgerichtet, bei dem Reinhard Heydrich die Totenrede hielt und zu dem Himmler und Ribbentrop Totenkränze schickten.
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Die Synagoge in der Levetzowstraße war von 1941 bis 1942 Sammelstelle für Deportationen. Das Mahnmal Flammenwand an der Sammelstelle Synagoge Levetzowstraße im Stadtteil Berlin-Tiergarten zeigt eine Rampe und einen Waggon mit Figuren, die in Eisen geschnürte „Menschenpakete“ darstellen.
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Mahnmal Flammenwand an der Sammelstelle Synagoge Levetzowstraße im Stadtteil Berlin-Tiergarten. Auf der großen Schrifttafel sind alle Osttransporte verzeichnet, die ab Oktober 1941 bis März/April 1945 von Berlin abgingen.
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Tunnel im Bahnhof Berlin-Grunewald in Berlin mit der Treppe zum Gleis 17.
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Am Bahnhof Berlin-Grunewald erinnert das Mahnmal Gleis 17 an die tausenden Juden, die von diesem Gleis mit Zügen der Deutsche Reichsbahn aus Berlin deportiert wurden. Von Bahnhof-Grunewald aus wurden von Herbst 1941 bis Frühjahr 1942 ungefähr 10.000 deutsche Juden in Arbeits- und Konzentrationslager deportiert und größtenteils ermordet.
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Am Bahnhof Šķirotava in Riga erfolgte die Entladung der Deportierten.
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Holocaustgedenkstätte im Wald von Rumbula.
Stolpersteine 7. Osttransport (Welle 7) Berlin-Grunewald nach Riga
Stolperstein | Inschrift | Verlegeort | Name | Stolpersteinliste | Alter |
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ZIMMERSTR.48 B WOHNTE WILLY LÖWENTHAL JG. 1892 DEPORTIERT 27.11.1941 RIGA MASSENERSCHIESSUNG 30.11.1941 RIGA - RUMBULA |
Berlin-Mitte Zimmerstraße 48B |
Willy Löwenthal, geboren am 01. Juli 1896 in Soldin (polnisch Myślibórz in der Neumark, Brandenburg. | Liste der Stolpersteine in Berlin-Neukölln | 45 Jahre | |
HIER WOHNTE FRIEDA LÖWENTHAL GEB: HENOCH JG. 1882 DEPORTIERT 27.11.1941 RIGA ERMORDET 30.11.1941 |
Karl-Marx-Straße 76 | Frieda Löwenthal, wurde am 7. Juni 1882 in Pleschen (polnisch Pleszew) als Frieda Henoch geboren. Sie wurde am 27. November 1941 zusammen mit ihrem Ehemann Jacob Löwenthal mit dem VII. Transport nach Riga deportiert und dort am 30. November 1941 ermordet. | Liste der Stolpersteine in Berlin-Neukölln | 59 Jahre | |
HIER WOHNTE JACOB LÖWENTHAL JG. 1884 DEPORTIERT 27.11.1941 RIGA ERMORDET 30.11.1941 |
Karl-Marx-Straße 76 | Jacob Löwenthal, wurde am 10. Mai 1884 in Alexandria in Ägypten geboren. Er wurde am 27. November 1941 zusammen mit seiner Ehefrau Frieda Löwenthal mit dem VII. Transport nach Riga deportiert und dort am 30. November 1941 ermordet. | Liste der Stolpersteine in Berlin-Neukölln | 57 Jahre | |
HIER WOHNTE ELSA LEWIN GEB. HANN JG. 1893 DEPORTIERT 1941 RIGA ERMORDET 30.11.1941 |
Königstraße 46 | Elsa Lewin geb. Hann, wurde am 06. Juli 1893 in Breslau (polnisch Wrocław) geboren. Sie wurde gezwungen nach Berlin Bln-NO 55 in die Metzerstrasse 20 in Berlin-Prenzlauer Berg umziehen. Elsa wurde am 27. November 1941 vom Bahnhof Berlin-Grunewald Gleis 17 zum Bahnhof Šķirotava Riga, Lettland deportiert. Unmittelbar nach Ankunft am 30. November 1941 wurde Elsa in Riga mit allen Deportierten des Zuges („Rigaer Blutsonntag“) im Wald von Rumbula ermordet.[43] | Liste der Stolpersteine in Bad Freienwalde (Oder) | 48 Jahre | |
HIER WOHNTE GERDA LEWIN JG. 1923 DEPORTIERT 1941 RIGA ERMORDET |
Königstraße 46 | Gerda Lewin wurde am 20. Dezember 1923 in Bad Freienwalde a. d. O. in Brandenburg geboren. Sie wurde gezwungen nach Berlin Bln-NO 55 in die Metzerstrasse 20 in Berlin-Mitte umziehen. Gerda wurde am 27. November 1941 vom Bahnhof Berlin-Grunewald Gleis 17 zum Bahnhof Šķirotava Riga, Lettland deportiert. Unmittelbar nach Ankunft am 30. November 1941 wurde Gerda ermordet.[44][45][46][47][48][49] | Liste der Stolpersteine in Bad Freienwalde (Oder) | 18 Jahre | |
HIER WOHNTE SIEGMUND BADER JG. 1892 DEPORTIERT 1941 RIGA ERMORDET |
Kaiserdamm 18 | Siegmund Bader wurde am 8. Dezember 1892 in Frydrychowice in Woiwodschaft Kleinpolen in Polen geboren. | Liste der Stolpersteine in Berlin-Charlottenburg | 49 Jahre | |
HIER WOHNTE MARTHA BADER GEB. GRÜNSPAHN JG. 1899 DEPORTIERT 1941 RIGA ERMORDET |
Kaiserdamm 18 | Martha Bader wurde am 8. März 1899 in Ludgierzowitz (tschechisch Ludgeřovice) in Mähren geboren. | Liste der Stolpersteine in Berlin-Charlottenburg | 42 Jahre | |
HIER WOHNTE GÜNTHER BADER JG. 1927 DEPORTIERT 1941 RIGA ERMORDET |
Kaiserdamm 18 | Günther Bader wurde am 15. Mai 1927 in Berlin geboren. | Liste der Stolpersteine in Berlin-Charlottenburg | 14 Jahre | |
HIER WOHNTE FRIEDA BERKOWITZ JG. 1909 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 FRANKFURT DEPORTIERT 1941 RIGA MASSENERSCHIESSUNG 30.11.1941 RIGA-RUMBULA |
Worms Zornstraße 1 |
Frieda Berkowitz wurde am 30. Dezember 1909 in Worms geboren. | Liste der Stolpersteine in Worms | 32 Jahre | |
HIER WOHNTE AUGUSTE BERKOWITZ GEB. DZIUBKIEWICS JG. 1884 DEPORTIERT 27.11.1941 RIGA MASSENERSCHIESSUNG 30.11.1941 RIGA-RUMBULA |
Worms Zornstraße 1 |
Auguste Berkowitz wurde am 5. Mai 1884 in Starnitz (polnisch Starnice) im Landkreis Stolp, Regierungsbezirk Köslin, der Provinz Pommern geboren. | Liste der Stolpersteine in Worms | 57 Jahre | |
HIER WOHNTE GERTRUD ROTHEROSEN JG. 1892 DEPORTIERT 27.11.1941 RIGA MASSENERSCHIESSUNG 30.11.1941 RIGA-RUMBULA |
Berlin Schwedter Straße 47 |
Gertrud Rotherosen wurde am 11. Juli 1892 in Berlin-Mitte, Griebenowstraße 22, als zweite von vier Töchtern der jüdischen Familie Rotherosen geboren. Sie wurde am 25. November 1941 mit ihrer Schwester Elisabeth in der Sammelstelle Levetzowstraße gebracht, von Berlin-Grunewald nach Riga deportiert und wie alle Personen dieses Transportes direkt nach der Ankunft am 30. November in den Wäldern von Riga-Rumbula ermordet.[50][51] | Liste der Stolpersteine in Berlin-Prenzlauer Berg | 49 Jahre | |
HIER WOHNTE ELISABETH ROTHEROSEN JG. 1894 DEPORTIERT 27.11.1941 RIGA MASSENERSCHIESSUNG 30.11.1941 RIGA-RUMBULA |
Berlin Schwedter Straße 47 |
Gertrud Rotherosen wurde am 30. November 1894 in Berlin-Mitte, Griebenowstraße 22, als dritte von vier Töchtern der jüdischen Familie Rotherosen geboren. Sie wurde am 25. November 1941 mit ihrer Schwester Gertrud in der Sammelstelle Levetzowstraße gebracht, von Berlin-Grunewald nach Riga deportiert und wie alle Personen dieses Transportes direkt nach der Ankunft am 30. November in den Wäldern von Riga-Rumbula ermordet.[52][53] | Liste der Stolpersteine in Berlin-Prenzlauer Berg | 47 Jahre |
Literatur
- Alfred B. Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen aus dem deutschen Reich von 1941-1945. Marixverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5.
- Klaus Dettmer: Die Deportationen aus Berlin. In: Wolfgang Scheffler, Diana Schulle (ed.), Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden. Vol. 1. Saur Verlag, München, 2003
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Transport, Zug Da 31 von Berlin, Berlin (Berlin), Stadt Berlin, Deutsches Reich nach Riga, Rigas, Vidzeme, Lettland am 27/11/194. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Otto Langels: Vor 75 Jahren: Die Wannseekonferenz. Vom Massenmord zum Holocaust. Deutschlandfunk, 20. Januar 2017, abgerufen am 25. März 2024.
- ↑ Sven Felix Kellerhoff: Beginn der Deportationen in den Osten. Der einzige mögliche Ausweg war der Freitod. In: Axel Springer SE (Hrsg.): Die Welt. Oktober 2021.
- ↑ Vor 75 Jahren: Ausreiseverbot für Juden. Bundeszentrale für Politische Bildung, 19. Oktober 2016, abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ a b c d e Alfred B Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen aus dem deutschen Reich von 1941-1945. Marixverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-86539-059-2, S. 248–260.
- ↑ Transport, Train Da 31 from Berlin, Berlin (Berlin), City of Berlin, Germany to Riga, Rigas, Vidzeme, Latvia on 27/11/1941. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Welle 8 - 8. Osttransport nach Riga, 13.01.1942. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ a b c d e f g h i j Alfred B. Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen aus dem deutschen Reich von 1941-1945. Marixverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 110–137.
- ↑ VIII. Transport Abfahrtsdatum: 13.01.42, Deportierte: 1036, Deportationsziel: Riga. statistik-des-holocaust.de, abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Welle 9 - 9. Osttransport nach Riga, 19.01.1942. In: Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution. Abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ IX. Transport Abfahrtsdatum: 19.01.42, Deportierte: 1009, Deportationsziel: Riga. In: Transportlisten Holocaust. statistik-des-holocaust.de, abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Welle 10 - 10. Osttransport nach Riga, 25.01.1942. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ X. Transport Abfahrtsdatum: 25.01.42, Deportierte: 1000, Deportationsziel: Riga. statistik-des-holocaust.de, abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Wolf Gruner: The persecution of the Jews in Berlin 1933-1945, A chronology of measures by the authorities in the German capital. Hrsg.: Stiftung Topographie des Terrors. Stiftung Topographie d. Terrors, Berlin 2014, ISBN 978-3-941772-14-4, S. 44.
- ↑ Gutman, Jäckel, Longerich, Schoeps (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust, Band 2, S. 1229.
- ↑ Angrick, Klein: Endlösung, S. 127.
- ↑ Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Droste Verlag, Düsseldorf 1986, ISBN 3-534-15158-5, S. 86.
- ↑ a b c Raul Hilberg: Destruction of the European Jews. 3d Ed. Auflage. Yale University Press, New Haven 1985, ISBN 0-300-09557-0, S. 365, 370.
- ↑ a b c d Gerald Fleming: Hitler and the Final Solution. University of California Press, Berkeley 1994, ISBN 0-520-06022-9, S. 78–79, 89.
- ↑ a b c d Christopher Browning, Jürgen Matthäus: The Origins of the Final Solution: The Evolution of Nazi Jewish Policy, September 1939 – March 1942. University of Nebraska Press., Lincoln 2004, ISBN 978-0-8032-5979-9, S. 305-7, 396, 406.
- ↑ Mark Roseman: The Wannsee Conference and the Final Solution—A Reassessment. Holt, New York, ISBN 0-8050-6810-4, S. 75–77.
- ↑ Christopher Browning: Nazi Policy, Jewish Workers, German Killers. Cambridge University Press, Cambridge 1999, S. 52–54.
- ↑ Adolf Eichmann: Besprechungsprotokoll über die Endlösung der Judenfrage am 20.1.1942 in Berlin, Am großen Wannsee Nr. 56/58. Hrsg.: Referats IV B 4 im Reichssicherheitshauptamt. Berlin 20. Januar 1942.
- ↑ Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg), Darmstadt 2003, ISBN 978-3-534-15158-5, S. 86.
- ↑ Gerald Fleming: Hitler and the Final Solution. Oxford University Press, Oxford 1986, ISBN 978-0-19-285154-3, S. 95–99.
- ↑ Massenerschiessungen von Juden während des Holocaust. United States Holocaust Memorial Museum, 2022, abgerufen am 31. März 2024.
- ↑ Klaus-Dieter Müller, Thomas Schaarschmidt, Mike Schmeitzner, Andreas Weigelt: Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944–1947): Eine historisch-biographische Studie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-36968-5, S. 296.
- ↑ Makss Kaufmans: Churbn Lettland. Ebreju iznīcināšana Latvijā. Schamir, Riga 2014, ISBN 978-9934-84940-4, S. 372 (lettisch).
- ↑ Abraham J. Edelheit, Hershel Edelheit: History of the Holocaust : A Handbook and Dictionary. Westview Press, Boulder, Colorado 1994, ISBN 0-8133-1411-9, S. 340.
- ↑ Yad Vashem Condemns Distribution of Envelope Commemorating Latvian Nazi War Criminal. Yad Vashem, abgerufen am 27. März 2024 (englisch).
- ↑ Uruguay: Man in the Icebox. In: Time Inc. (Hrsg.): Time. New York City März 1965 (time.com).
- ↑ Anton Kuenzle, Gad Schimron: Der Tod des Henkers von Riga. Bleicher, Gerlingen 1999, ISBN 978-3-89806-987-8.
- ↑ Jürgen Hogrefe: Dies ist mein Mörder. In: Der Spiegel. Band 31. Hamburg 1997.
- ↑ Gaby Weber: Geschichtsfälschung des Mossad. Ein mysteriöser Mordfall in Montevideo. In: gabyweber.com. Gaby Weber, abgerufen am 30. März 2024.
- ↑ Reichssicherheitshauptamt und Nachkriegsjustiz. Das Bovensiepen-Verfahren und die Deportationen der Juden aus Berlin. In: Andreas Nachama (Hrsg.): Topographie des Terrors. Band 10. Hentrich & Hentrich, Berlin 2015.
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 18.
- ↑ Peter Klein: Echo auf die gefallene Entscheidung. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942: Dokumente, Forschungsstand, Kontroversen. Böhlau-Verlag, Köln / Weimar / Wien 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 197.
- ↑ Anfrage der Partei Die Linke zur Nennung Langes in der Kriegsgräberstätte Poznan-Milostowo
- ↑ Walter Huppenkothen: Eidesstattliche Aussage von Walter Huppenkothen in Nürnberg vom 11. Juli 1947. In: Jan Björn Potthast (Hrsg.): Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag – Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. München 2002, S. 393.
- ↑ Georg Bönisch: Jagd im Untergrund. Immer noch auf der Fahndungsliste der Justiz: SS-Schergen, Ärzte, Nazi-Mörder. In: Der Spiegel 22/1997. 25. Mai 1997, abgerufen am 31. März 2024.
- ↑ Franz Prüfer [* 30. November 1893 in Reppen, heute Rzepin, Polen - † 23. März 1944 in Berlin]. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 31. März 2024.
- ↑ a b Robert Kain: Otto Weidt: Anarchist und »Gerechter unter den Völkern«. In: Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand / Reihe A: Analysen und Darstellungen. Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 2017, ISBN 978-3-86732-271-3, S. 267.
- ↑ Elsa Lewin. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Karteikarte Gerda Lewin, American Jewish Joint Distribution Committee (AJDC). Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Gerda Lewin, Freienwalde (Oder). In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Gerda Lewin, Freienwalde (Oder), Transport, Zug Da 31 von Berlin nach Riga Lettland am 27.11.1941. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Karteikarte Gerda Lewin. Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Gerda Lewin, Freienwalde (Oder). In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Gerda Lewin, Freienwalde (Oder), Transport, Zug Da 31 von Berlin nach Riga Lettland am 27.11.1941. יָד וָשֵׁם (Yad Vashem), abgerufen am 17. März 2024.
- ↑ Petra Gutsche: Elisabeth Rotherosen. In: Stolpersteine in Berlin. Abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Petra Gutsche: Gertrud Rotherosen. In: Stolpersteine in Berlin. Stolpersteine in Berlin, abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Petra Gutsche: Elisabeth Rotherosen. In: Stolpersteine in Berlin. Abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Petra Gutsche: Gertrud Rotherosen. In: Stolpersteine in Berlin. Stolpersteine in Berlin, abgerufen am 1. April 2024.