„Deutsche in der Schweiz“ – Versionsunterschied
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Die '''Einwanderung aus der Bundesrepublik Deutschland in die Schweiz''' beschreibt die Migration von der Bundesrepublik Deutschland in die , in die [[Deutschschweiz]]; im Gegensatz zu den meisten anderen Migrantengruppen handelt es sich bei aus vornehmlich um Fachkräfte.<ref>Marc Helbling (2011): “Why Swiss-Germans dislike Germans. Opposition to culturally similar and highly skilled immigrants”, ''European Societies'' 13 (1)</ref> |
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Bereits seit der Herausbildung der Schweiz und Deutschlands als zwei eigenständige Staaten in der [[Frühmoderne|frühmodernen Zeit]] finden und fanden beträchtliche Bevölkerungsbewegungen in beide Richtungen statt, welche eng verbunden sind mit den besonderen Beziehungen der beiden Länder: Zwar war die Schweiz lange Zeit Teil des [[Heiliges Römisches Reich deutscher Nation|Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation]], sie wurde allerdings Jurisdiktion des [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstages]] im Jahre 1499 als Ergebnis des [[Schwabenkrieg]]es herausgenommen; die formelle Anerkennung der Schweizer Unabhängigkeit vom Heiligen Römischen Reich durch den [[Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]] datiert auf das Jahr 1648. Bedeutendere Einwanderungswellen fanden nach der [[Napoleonische Besetzung|napoleonischen Ära]] statt, speziell nach der Gründung der [[Restauration (Schweiz)|restaurierten Schweizer Eidgenossenschaft]] und des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] im Jahre 1815. |
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Im Jahre 2009 hatten mit 266.000 Bürgern knapp eine Viertelmillion [[Deutsche Staatsangehörigkeit|deutsche Staatsbürger]] eine permanente Residenz in der Schweiz, die meisten von ihnen in der [[Deutschschweiz]], speziell im [[Mittelland (Schweiz)|Mittelland]], der Stadt [[Zürich]], im [[Metropolregion Zürich|Grossraum Zürich]] und im [[Kanton Zürich]] selbst. Eine ähnliche Zahl war zuletzt um das Jahr 1914 vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] erreicht. |
Version vom 28. Januar 2012, 20:42 Uhr
Die Einwanderung aus der Bundesrepublik Deutschland in die Schweiz beschreibt die Migration von Einwohnern der Bundesrepublik Deutschland in die Schweiz, üblicherweise in die Deutschschweiz; im Gegensatz zu den meisten anderen Migrantengruppen handelt es sich bei Einwanderern aus Deutschland vornehmlich um Fachkräfte.[1]
Geschichtliches
Bereits seit der Herausbildung der Schweiz und Deutschlands als zwei eigenständige Staaten in der frühmodernen Zeit finden und fanden beträchtliche Bevölkerungsbewegungen in beide Richtungen statt, welche eng verbunden sind mit den besonderen Beziehungen der beiden Länder: Zwar war die Schweiz lange Zeit Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, sie wurde allerdings aus der Jurisdiktion des Reichstages im Jahre 1499 als Ergebnis des Schwabenkrieges herausgenommen; die formelle Anerkennung der Schweizer Unabhängigkeit vom Heiligen Römischen Reich durch den Westfälischen Frieden datiert auf das Jahr 1648. Bedeutendere Einwanderungswellen fanden nach der napoleonischen Ära statt, speziell nach der Gründung der restaurierten Schweizer Eidgenossenschaft und des Deutschen Bundes im Jahre 1815.
Im Jahre 2009 hatten mit 266.000 Bürgern knapp eine Viertelmillion deutsche Staatsbürger eine permanente Residenz in der Schweiz, die meisten von ihnen in der Deutschschweiz, speziell im Mittelland, der Stadt Zürich, im Grossraum Zürich und im Kanton Zürich selbst. Eine ähnliche Zahl war zuletzt um das Jahr 1914 vor dem Ersten Weltkrieg erreicht.
Demografie
Aufgrund der ungleichen Grösse der beiden Länder - die Bundesrepublik Deutschland ist knapp zehnmal grösser als die Schweiz - haben die deutschen Residenten in der Schweiz eine weitaus sichtbarere Präsenz als Schweizer Residenten in der Bundesrepublik Deutschland: Im Jahre 2007 lebten über 37.000 Schweizer Staatsbürger, oder einer von 180 Schweizer Bürgern, in der Bundesrepublik, was lediglich 0,05 % der deutschen Bevölkerung ausmachte. Zusammen mit den Personen doppelter schweizerisch-bundesdeutscher Staatsbürgerschaft wurden im Jahre 2007 etwa 75.000 Schweizer Bürger in der Bundesrepublik gezählt. Zur gleichen lebten knapp 224.000 bundesdeutsche Staatsbürger, oder einer von 350 deutschen Bürgern, in der Schweiz, was 3 % der Schweizer Bevölkerung ausmachte.[2]
Die Anzahl von Menschen mit Staatsbürgerschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz hatte sich in der Periode von 2002 bis 2009 verdoppelt. Der Grund dafür liegt im 2002 aktivierten Schweizerisch-Europäischen Vertrag, welche die Arbeitnehmerfreizügigkeit in Betracht zieht. Während der Arbeitnehmerfreizügigkeitsvertrag sich auf alle EU-Bürger anwendet, waren deutsche und österreichische Staatsbürger die Hauptprofiteure, da ihre Kenntnisse in der deutschen Sprache es ihnen erlauben, ohne die zusätzlichen Schwierigkeiten einer Sprachbarriere qualifizierte Arbeitsplätze in der Deutschsprachigen Schweiz zu erhalten.
Im Jahre 2009 waren die Migranten aus der Bundesrepublik mit einer Gesamtzahl von 266.000 (oder knapp 3,4 % der Schweizer Gesamtbevölkerung) die zweitgrösste Einwanderergruppe in der Schweiz, direkt hinter den Italoschweizern mit 294.000 (3,7 % der Schweizer Gesamtbevölkerung). 22.000 von ihnen waren ind er Schweiz geboren (von diesen waren 18.000 Minderjährige - Kinder, die von in der Schweiz ansässigen Eltern geboren wurden). 19.000 Bundesdeutsche mit permanenter Residenz waren mit Schweizer Staatsbürgern verheiratet.
Im Jahre 2007 überstieg die Zahl von Bundesdeutschen in der Schweiz das historische Maximum von 220.000 Deutschen vor dem Ersten Weltkrieg. Allerdings betrug durch die niedrigere Einwohnerzahl zu der Zeit der Anteil von Deutschen aus dem damaligen Deutschen Kaiserreich vor 1914 über 6 % der Schweizer Gesamtbevölkerung. Die Rate der Einbürgerungen hat sich seit 2007 ebenfalls stufennweise erhöht.[3] Der Grund dafür war eine veränderung im Staatsbürgerschaftsrecht der Bundesrepublik, welche es deutschen Staatsbürgern erlaubte, eine doppelte schweizerisch-deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten - dies vor allem vor dem Hintergrund der steigenden Zahl von qualifizierten Deutschen, die in der Schweiz seit über 12 Jahren für leben, was wiederum vom Schweizer Staatsbürgerschaftsrecht gefordert wird. Vor 2007 mussten Deutsche, die in der Schweiz eingebürgert werden wollten, ihre bundesdeutsche Staatsbürgerschaft aufgeben.[4]
- Historische Bevölkerungsstruktur
Jahr | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 |
Deutsche Bevölkerung (Tausend) |
97 | 99 | 101 | 104 | 110 | 118 | 127 | 139 | 151 | 164 | 181 | 201 | 224 | 252 | 266 |
Anteil | 1,3 % | 1,6 % | 2,4 % | 2,9 % | 3,4 % | ||||||||||
Einbürgerungen | 1.290 | 3.969 |
Staatsbürger der Bundesrepublik mit permanentem Aufenthalt in der Schweiz nach Kanton (2009): Zürich 72.000 (5,5 %); Aargau 25.000 (4,1 %); Bern 24.000 (2,5 %); Thurgau 15.000 (6,3 %); Basel-Stadt 13.000 (6,8 %); Luzern 11.000 (3,0 %); Basel-Landschaft 10.000 (3,7 %).
Deutsche Staatsbürger haben sich vor allem in Zürich und der weiteren Metropolregion angesiedelt. Bereits beim historischen Maximum deutscher Präsenz in der Schweiz im Jahre 1910 betrug die deutsche Bevölkerung in Zürich über 41.000 oder 22 % der Gesamtbevölkerung in der Stadt. Im Jahre 2009 belief sich die bundesdeutsche Bevölkerung in Zürich auf etwa 30.000 oder nahezu 8 %.[5]
Aufnahme und Rezeption in der Schweiz
Seit 2007 nimmt die Schweizer Xenophobie gegenüber der deutschen Immigration (Deutschfeindlichkeit) zu, darüber wurde sowohl in der Schweizer als auch in der deutschen Medienlandschaft berichtet.[6]
Während sich der Schweizer Widerstand gegen Einwanderung aus Südeuropa und Afrika vor allem durch Bedenken über Kriminalität und den durch eine grosse Zahl von mittellosen Einwanderern aus der Unterschicht auf die soziale Wohlfahrt gelegten Bürden äussert, hat die Ablehnung der Einwanderung aus der Bundesrepublik Deutschland gegenteilige Motive - speziell die Angst vor dem Wettbewerb mit qualifizierten Einwanderern auf dem Arbeitsmarkt und steigenden Preise auf dem Immobilienmarkt aufgrund der höheren Nachfrage durch besser verdienende deutsche Einwanderer. Dagegen ist die deutsche Gemeinschaft im Hinblick auf Kriminalität diejenige Gruppe mit der geringsten Verbrechensrate; sie beträgt sogar lediglich 60 % der Kriminalitätsrate unter Schweizer Staatsbürgern.[7]
Das Ausmass von Gründen für die Schweizer Ablehnung der deutschen Einwanderung ist dennoch gross. Deutsche Staatsangehörige sind die am viertmeisten abgelehnte Immigrantengruppe in Zürich und folgen nur knapp den Einwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien (welche als eine einzelne Gruppe betrachtet werden), der Türkei und der Arabischen Welt.[8]
Siehe auch
- Einwanderung aus Afrika in die Schweiz
- Türken in der Schweiz
- Sri-Lanker in der Schweiz
- Pakistaner in der Schweiz
Weblinks
- Offizielle demografische Daten im Schweizer Bundesstatistikamt
- Marc Helbling (2011): “Why Swiss-Germans dislike Germans. Opposition to culturally similar and highly skilled immigrants”, European Societies 13 (1): 5-27. [1]
Einzelnachweise
- ↑ Marc Helbling (2011): “Why Swiss-Germans dislike Germans. Opposition to culturally similar and highly skilled immigrants”, European Societies 13 (1)
- ↑ Anmerkung: Dieser Vergleich ignoriert die doppelte Staatsbürgerschaft
- ↑ Pro Tag werden 10 Deutsche eingebürgert, >Tages-Anzeiger 30. Mai 2010.
- ↑ Swissinfo 31 August 2007
- ↑ Die Zeit, Wie die Schweiz tickt (2009)
- ↑ Der Spiegel, Januar 2007; Bild, Februar 2010; Schweizer Fernsehen, Oktober 2009.
- ↑ Neue Statistik: Tamilen sind krimineller als Ex-Jugoslawen, Tages-Anzeiger 12 September 2010.
- ↑ The extent of and reasons for Swiss opposition to German immigration were studied in Helbling (2011), based on a survey of 1,300 Swiss from Zürich (the main target of recent German immigration).