„Alliierte Bombenabwürfe auf die Schweiz“ – Versionsunterschied
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Eine andere Theorie sieht die Ursache in den Waffenlieferungen der [[SIG Holding|SIG]] und anderer Unternehmen an das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]].<ref>Peter Hug: ''Schweizer Rüstungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus'', 2002, S. 641</ref> Diese zeitgenössische Theorie ist aber inzwischen klar widerlegt,<ref name="nzz" /> wenn auch [[Winston Churchill]] die Bombardierung der Eisenbahnlinien erwogen hat, welche die neutrale [[Schweiz im Zweiten Weltkrieg]] von den [[Achsenmächte]]n benutzen liess.<ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/churchill_bomben_auf_die_schweiz_1.4045164.html Michael Bloch: ''Churchill: Bomben auf die Schweiz.'']</ref> |
Eine andere Theorie sieht die Ursache in den Waffenlieferungen der [[SIG Holding|SIG]] und anderer Unternehmen an das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]].<ref>Peter Hug: ''Schweizer Rüstungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus'', 2002, S. 641</ref> Diese zeitgenössische Theorie ist aber inzwischen klar widerlegt,<ref name="nzz" /> wenn auch [[Winston Churchill]] die Bombardierung der Eisenbahnlinien erwogen hat, welche die neutrale [[Schweiz im Zweiten Weltkrieg]] von den [[Achsenmächte]]n benutzen liess.<ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/churchill_bomben_auf_die_schweiz_1.4045164.html Michael Bloch: ''Churchill: Bomben auf die Schweiz.'']</ref> |
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In der Schweiz starben in den Jahren 1939 bis 1945 insgesamt 84 Menschen durch englische und US-amerikanische Bomben. |
In der Schweiz starben in den Jahren 1939 bis 1945 insgesamt 84 Menschen durch englische und US-amerikanische Bomben. |
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* In der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember 1940 wurde [[Basel]] von der [[Royal Air Force|RAF]] bombardiert. Es gab 4 Tote. |
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* Am 23. Dezember 1940 wurde das [[Aussersihler Viadukt|Wipkinger Eisenbahnviadukt]] in [[Zürich]] bombardiert. Eine Person starb, weitere Menschen wurden verletzt. Die Zahnradfabrik Maag wurde von über 50 Brandbomben getroffen. Das eigentliche Ziel waren die Motorenwerke in [[Mannheim]], wegen schlechten Wetters kamen einige Piloten vom Kurs ab und hielten Zürich irrtümlich für ein geeignetes Ausweichziel. Kurz nach dem Ereignis verbreiteten sich Gerüchte über einen planvollen Angriff, da die Maag-Fabrik Rüstungsmaterial nach Deutschland liefere und Kohlentransporte von Deutschland nach Italien über diese Bahnlinie liefen.<ref name="nzz">Thomas Bachmann: ''Vor 60 Jahren fielen Bomben auf Zürich.'' In: [[Neue Zürcher Zeitung]], 4. März 2005 ([http://www.nzz.ch/2005/03/04/zh/articleCMWKT.html online])</ref><ref>Simon Eppenberger: ''Als Bomben auf den Wipkinger Viadukt fielen.'' In: Tagesanzeiger Zürich, 13. August 2009 ([http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Als-Bomben-auf-den-Wipkinger-Viadukt-fielen/story/30803110 online])</ref> |
* Am 23. Dezember 1940 wurde das [[Aussersihler Viadukt|Wipkinger Eisenbahnviadukt]] in [[Zürich]] bombardiert. Eine Person starb, weitere Menschen wurden verletzt. Die Zahnradfabrik Maag wurde von über 50 Brandbomben getroffen. Das eigentliche Ziel waren die Motorenwerke in [[Mannheim]], wegen schlechten Wetters kamen einige Piloten vom Kurs ab und hielten Zürich irrtümlich für ein geeignetes Ausweichziel. Kurz nach dem Ereignis verbreiteten sich Gerüchte über einen planvollen Angriff, da die Maag-Fabrik Rüstungsmaterial nach Deutschland liefere und Kohlentransporte von Deutschland nach Italien über diese Bahnlinie liefen.<ref name="nzz">Thomas Bachmann: ''Vor 60 Jahren fielen Bomben auf Zürich.'' In: [[Neue Zürcher Zeitung]], 4. März 2005 ([http://www.nzz.ch/2005/03/04/zh/articleCMWKT.html online])</ref><ref>Simon Eppenberger: ''Als Bomben auf den Wipkinger Viadukt fielen.'' In: Tagesanzeiger Zürich, 13. August 2009 ([http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Als-Bomben-auf-den-Wipkinger-Viadukt-fielen/story/30803110 online])</ref> |
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''1941 bis 1942 waren fast keine alliierten Ueberflüge über Schweizer Gebiet zu verzeichnen, unter anderem wohl auch wegen den von der Schweiz nach entsprechendem diplomatischem Druck Deutschlands verfügten Verdunkelungs-Massnahmen im Siedlungsgebiet, die den Piloten die Orientierung erschwerten. Im Verlauf des Jahres 1942 mehrten sich dann die Ueberflüge trotzdem wieder.''<ref>H.R. Kurz (Hrsg.): ''Die Schweiz im zweiten Weltkrieg'', 1959</ref> |
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* Bombenabwurf über [[Oerlikon]], Zürich, am 17. Mai 1943<ref name="anderegg" /> |
* Bombenabwurf über [[Oerlikon]], Zürich, am 17. Mai 1943<ref name="anderegg" /> |
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''Ab Oktober 1943 nahm die Flugwaffe ihre seit Juni 1940, ebenfalls auf Druck Hitlers, eingestellten Abfang-Massnahmen wieder auf, wobei das Schwergewicht darauf lag, die abgefangenen alliierten Bomber zur Landung in der Schweiz zu bewegen.''<ref>H.R. Kurz: a.a.O.</ref> |
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* Bei der [[Schaffhausen#Bombardierung Schaffhausens im Zweiten Weltkrieg|Bombardierung von Schaffhausen]] am 1. April 1944 kamen 40 Menschen um, 270 wurden zum Teil schwer verletzt.<ref name="anderegg">Jonas Anderegg: ''Die Bombardierung von Schaffhausen – Irrtum oder Absicht?'' Ebnat-Kappel, 2007 ([http://www.bannjongg.com/media/SchaffhausenBomben.pdf online]; PDF; 752 kB)</ref> |
* Bei der [[Schaffhausen#Bombardierung Schaffhausens im Zweiten Weltkrieg|Bombardierung von Schaffhausen]] am 1. April 1944 kamen 40 Menschen um, 270 wurden zum Teil schwer verletzt.<ref name="anderegg">Jonas Anderegg: ''Die Bombardierung von Schaffhausen – Irrtum oder Absicht?'' Ebnat-Kappel, 2007 ([http://www.bannjongg.com/media/SchaffhausenBomben.pdf online]; PDF; 752 kB)</ref> |
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* Beim [[Fliegerangriff auf Le Noirmont]] im Oktober 1944 wurden zwei Menschen verletzt. |
* Beim [[Fliegerangriff auf Le Noirmont]] im Oktober 1944 wurden zwei Menschen verletzt. |
Version vom 10. März 2014, 15:48 Uhr
Die Alliierten Bombenabwürfe auf die Schweiz während des Zweiten Weltkriegs werden offiziell auf Navigationsfehler zurückgeführt.
Eine andere Theorie sieht die Ursache in den Waffenlieferungen der SIG und anderer Unternehmen an das Deutsche Reich.[1] Diese zeitgenössische Theorie ist aber inzwischen klar widerlegt,[2] wenn auch Winston Churchill die Bombardierung der Eisenbahnlinien erwogen hat, welche die neutrale Schweiz im Zweiten Weltkrieg von den Achsenmächten benutzen liess.[3]
In der Schweiz starben in den Jahren 1939 bis 1945 insgesamt 84 Menschen durch englische und US-amerikanische Bomben.
- In der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember 1940 wurde Basel von der RAF bombardiert. Es gab 4 Tote.
- Am 23. Dezember 1940 wurde das Wipkinger Eisenbahnviadukt in Zürich bombardiert. Eine Person starb, weitere Menschen wurden verletzt. Die Zahnradfabrik Maag wurde von über 50 Brandbomben getroffen. Das eigentliche Ziel waren die Motorenwerke in Mannheim, wegen schlechten Wetters kamen einige Piloten vom Kurs ab und hielten Zürich irrtümlich für ein geeignetes Ausweichziel. Kurz nach dem Ereignis verbreiteten sich Gerüchte über einen planvollen Angriff, da die Maag-Fabrik Rüstungsmaterial nach Deutschland liefere und Kohlentransporte von Deutschland nach Italien über diese Bahnlinie liefen.[2][4]
1941 bis 1942 waren fast keine alliierten Ueberflüge über Schweizer Gebiet zu verzeichnen, unter anderem wohl auch wegen den von der Schweiz nach entsprechendem diplomatischem Druck Deutschlands verfügten Verdunkelungs-Massnahmen im Siedlungsgebiet, die den Piloten die Orientierung erschwerten. Im Verlauf des Jahres 1942 mehrten sich dann die Ueberflüge trotzdem wieder.[5]
Ab Oktober 1943 nahm die Flugwaffe ihre seit Juni 1940, ebenfalls auf Druck Hitlers, eingestellten Abfang-Massnahmen wieder auf, wobei das Schwergewicht darauf lag, die abgefangenen alliierten Bomber zur Landung in der Schweiz zu bewegen.[7]
- Bei der Bombardierung von Schaffhausen am 1. April 1944 kamen 40 Menschen um, 270 wurden zum Teil schwer verletzt.[6]
- Beim Fliegerangriff auf Le Noirmont im Oktober 1944 wurden zwei Menschen verletzt.
- Beim Bombenabwurf auf Thayngen am 25. Dezember 1944 starb ein Stellwerkwärter. 9 Piloten der Bomberstaffel hatten Thayngen mit Singen (Hohentwiel) verwechselt.
- Bei der Bombardierung von Stein am Rhein am 22. Februar 1945 gab es 9 Tote und 15 Schwerverletzte.[8]
- Am 4. März 1945 um 10.19 Uhr bombardierten sechs amerikanische Liberator-Bomber des 392. Bombergeschwaders das Gebiet der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof in Zürich. 5 Menschen starben, 15 wurden verletzt. Die Piloten hatten die Stadt für Pforzheim gehalten.[2]
- Ebenfalls am 4. März 1945, wurde der Güterbahnhof Wolf in Basel irrtümlich von den Alliierten bombardiert.[9] Die Schäden blieben gering.
Siehe auch
Literatur
- Stefan Ineichen: Zürich 1933–1945. 152 Schauplätze. Limmat Verlag, 2009, ISBN 978-3-85791-583-3.
- Jonathan E. Helmreich: The Diplomacy of Apology: U.S. Bombings of Switzerland during World War II. In: Aerospace Power Journal, Summer 2000 (online).
- Thomas Bachmann: The Swiss can't have it both ways. Britische Neutralitätsverletzungen des Schweizer Luftraumes 1940–1945. Zürich 2004.
Einzelnachweise
- ↑ Peter Hug: Schweizer Rüstungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus, 2002, S. 641
- ↑ a b c Thomas Bachmann: Vor 60 Jahren fielen Bomben auf Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. März 2005 (online)
- ↑ Michael Bloch: Churchill: Bomben auf die Schweiz.
- ↑ Simon Eppenberger: Als Bomben auf den Wipkinger Viadukt fielen. In: Tagesanzeiger Zürich, 13. August 2009 (online)
- ↑ H.R. Kurz (Hrsg.): Die Schweiz im zweiten Weltkrieg, 1959
- ↑ a b Jonas Anderegg: Die Bombardierung von Schaffhausen – Irrtum oder Absicht? Ebnat-Kappel, 2007 (online; PDF; 752 kB)
- ↑ H.R. Kurz: a.a.O.
- ↑ Karl Hirrlinger: Die Bombardierung von Stein am Rhein am 22. Februar 1945 und ihre Zusammenhänge. In: Heimatblätter des Historischen Vereins von Stein am Rhein, 6. Jahrgang, 1982, zitiert nach Walter Hess
- ↑ René Teuteberg: Basler Geschichte. 2. Aufl. Christoph Merian Verlag, Basel 1988. ISBN 3-85616-034-5. S. 376.