„Lyrik“ – Versionsunterschied
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Als '''Lyrik''' ([[griechische Sprache|griechisch]] '''λυρική''' (ποίησις) - ''die zum Spiel der [[Lyra (Saiteninstrument)|Lyra]] gehörende Dichtung'') bezeichnet man die dritte poetische Gattung neben der [[Epik]] und der [[Dramatik]] |
Als '''Lyrik''' ([[griechische Sprache|griechisch]] '''λυρική''' (ποίησις) - ''die zum Spiel der [[Lyra (Saiteninstrument)|Lyra]] gehörende Dichtung'') bezeichnet man die dritte poetische Gattung neben der [[Epik]] und der [[Dramatik]] |
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[[Aristoteles]] in seiner [[Poetik (Aristoteles)|„Poetik“]] Ordnungsbegriff ‚Lyrik‘ erst seit dem 18. Jahrhundert als Gattungsbezeichnung verwendet. |
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Der Begriff ist heute - anders als in der antiken Literatur - relativ unbestimmt und wird seit dem 19. Jahrhundert (fälschlich) oft [[synonym]] mit dem Wort ‚[[Poesie]]‘ (''Dichtung'') verwendet. |
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===Gedicht=== |
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Mit Gedicht war ursprünglich alles [[Schrift|schriftlich]] Abgefasste bezeichnet. Auch hier fand im [[18. Jahrhundert]] eine Begriffsfestigung statt: seitdem wird der [[Begriff]] nur noch für den [[Poesie|poetischen]] Bereich verwendet. Das Wort "[[Dichtung]]" hat aber im volkstümlichen Gebrauch noch etwas von seiner ursprünglichen Bedeutung erhalten. |
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Manche Gedichte werden abwertend auch als [[Poem]] bezeichnet. |
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== Kriterien der sprachlichen Form == |
== Kriterien der sprachlichen Form == |
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Lyrische Texte unterscheiden sich von der [[Prosa]] oft durch ihre äußere Form ([[Vers]], [[Versmaß]], [[Strophe]]nbau). |
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Im Laufe der Gattungsgeschichte, vor allem im 20. Jahrhundert, verlor dieses Kriterium allerdings weitgehend seine Bedeutung. |
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Lyrische Texte unterscheiden sich dennoch sprachlich-formal von epischen und dramatischen vor allem durch ihre Kürze, ihre strengere Form, ihre Dichte (Ausdruckskraft) und sprachliche Ökonomie (Prägnanz), ihre Subjektivität und ihren Bezug auf ein „lyrisches Ich“. |
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Oft werden sehr viele sprachlichen und formale Mittel dabei als Ausdrucksmittel nutzbar gemacht (siehe beispielsweise [[Reim]], [[Rhetorische Figur]], [[Alliteration]], [[Metapher]]). |
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Auch eine nichtalltägliche Anordnung von Wörtern, Wortgruppen und Sätzen spielt dabei eine Rolle. |
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Allerdings gibt es auch Gedichte, die sich diesen Merkmalen bewusst widersetzen und im Extremfall zu "Anti-Gedichten" werden. |
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Neben offenen Formmerkmalen können Merkmale eines Gedichtes auch verborgen sein. So kann eine bestimmte Silbenzahl einer Zeile festgelegt sein, oder es können an bestimmten Positionen im Gedicht bestimmte Buchstaben gefordert werden. |
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Eine besondere Rolle in der Lyrik spielen die lautlichen Qualitäten der verwendeten Wörter. |
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Vor allem in der neueren Lyrik (z.B. in der [[Konkrete Poesie|konkreten Poesie]]) wurde aber auch die graphische Gestalt immer wichtiger (s. z.B. [[Figurengedicht|Figurengedichte]]). |
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Die moderne Lyrik verzichtet häufig auf die klassischen poetischen Mittel von Reim und Versmaß und verwendet den ''freien Vers'', der im 19.Jahrhundert in Frankreich als ''vers libre'' entwickelt wurde. Durch den völligen Verzicht auf die Regeln der Metrik nähert sich der ''freie Vers'' der [[Prosa]] an. |
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Das inhaltliche Spektrum von Gedichten reicht von stark subjektiven Inhalten bis hin zu Gedichten der [[Neue Sachlichkeit|Neuen Sachlichkeit]]. |
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Während in einem Roman oder weiteren längeren Prosaschriften die Aussage des Textes auf einen größeren Raum verteilt ist, steht sie bei lyrischen Texten dicht gedrängt, hat also eine weit gewaltigere Wirkung auf den Leser. In einem Gedicht lässt sich eine inhaltliche Aussage zwar durchaus sprachlich verschlüsseln, jedoch nicht so umfassend und facettenreich wie in einem groß angelegten epischen Werk. Das Gedicht konzentriert sich also mehr auf den Augenblick und einzelne Eindrücke. Da kurze, spontane Eindrücke häufig mit starken Gefühlen verbunden sind, spielt die emotionale Komponente in der Lyrik eine wichtige Rolle. |
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So gibt es Liebesgedichte, Trauergedichte genauso wie Willkommensgedichte, Ulk- und Nonsensgedichte. Viele Gedichte, insbesondere jene von Hobbyautoren, sind der [[Trivialliteratur]] zuzuordnen. |
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Lyrik wurde ursprünglich zur [[Lyra (Saiteninstrument)|Lyra]] vorgetragen (gesungen). Noch im Mittelalter wurde Lyrik grundsätzlich gesungen. Die Lyrik steht damit in einer gewissen Beziehung zur [[Musik]] und zum [[Lied]]. Die meisten lyrischen Texte sollten deshalb laut vorgetragen werden, um wirklich zur Geltung zu kommen. Vor allem in der neueren Lyrik wurde aber die graphische Gestalt immer wichtiger („Augenlyrik“). Am augenfälligsten wird das in der [[Konkrete Poesie|konkreten Poesie]]. |
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⚫ | Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen Lyrik gab es schon zu den Zeiten der alten Chinesen, Babylonier, Perser oder Juden (Psalmen, Hoheslied des [[König Salomo|Salomo]]) Lyrik dürfte in die frühesten Zeiten der Menschheitsgeschichte zurückgehen. Unser Begriff von Lyrik wurzelt allerdings im antiken griechischen Kulturkreis. Dort war die Lyrik zunächst das zur Lyra gesungene Lied, das in den Chorgesängen der antiken Dramen und im religiösen Kultus seinen "[[Sitz im Leben]]" hatte. Bedeutende Lyriker des Altertums z.B. [[Sappho]] [[Horaz]]. |
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{{Lückenhaft|Lyrik vom Altertum bis heute}} |
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[[Lyrische Elemente]] sind Bilder und Beschreibungen, die den Kern der Lyrik ausmachen. |
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⚫ | Die Lyrik wurde und wird immer wieder auch von der populären Musikkultur beeinflusst. So hat zum Beispiel die [[Rap|Rap/Hip-hop-Bewegung]] schnell eine Verbindung zum [[Poetry-Slam]] gefunden, einer Veranstaltungsform für Literatur-[[Performance]]s, bei denen die Vortragenden im direkten Vergleich mit- oder nacheinander antreten und das Publikum einen Gewinner kürt (hier finden neben Rap u.a. auch Kurzgeschichten und [[komische Lyrik]] ihren Weg auf die Bühne). |
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Anlässlich des [[Welttag der Poesie|Welttages der Poesie]] am [[21. März]] [[2005]] hat [[dpa|die Deutsche Presse-Agentur]] eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, die für Deutschland den Bezug zur Lyrik in der Bevölkerung messen sollte. Das Meinungsforschungsinstitut „polis“ ermittelte: |
Anlässlich des [[Welttag der Poesie|Welttages der Poesie]] am [[21. März]] [[2005]] hat [[dpa|die Deutsche Presse-Agentur]] eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, die für Deutschland den Bezug zur Lyrik in der Bevölkerung messen sollte. Das Meinungsforschungsinstitut „polis“ ermittelte: |
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*jeder zweite Deutsche hat mit Lyrik wenig im Sinn und schon länger kein Gedicht mehr gelesen; |
*jeder zweite Deutsche hat mit Lyrik wenig im Sinn und schon länger kein Gedicht mehr gelesen; |
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*in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen hatten 63 Prozent schon länger keine Lyrik mehr gelesen. |
*in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen hatten 63 Prozent schon länger keine Lyrik mehr gelesen. |
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Unklar ist, ob die Beschäftigung mit Songtexten (englisch: lyrics) |
Unklar ist, ob die Beschäftigung mit Songtexten (englisch: lyrics), ausdrücklich in diese Ergebnisse eingeflossen ist. Denn nicht jedem Befragten ist auf Anhieb klar, dass Liedtexte eine Sonderform der Gedichte sind, deren Vertonung sie leichter zugänglich macht. |
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Zum Vergleich der Kulturen ist auf die auch im 21. Jahrhundert ungebrochene Vorherrschaft der Lyrik im Bereich etwa der [[arabische Literatur|arabischen Literatur]] hinzuweisen. |
Zum Vergleich der Kulturen ist auf die auch im 21. Jahrhundert ungebrochene Vorherrschaft der Lyrik im Bereich etwa der [[arabische Literatur|arabischen Literatur]] hinzuweisen. |
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Im Laufe der Zeit hat sich die Lyrik im deutschen Sprachraum (ganz im Gegensatz zu anderen Ländern) aus den verschiedensten Gründen immer mehr in eine Nische zurückgezogen, zu der nur noch wenige Menschen Zugang finden. [[Hans Magnus Enzensberger]] hat vor einiger Zeit die Zahl von 1354 Lyriklesern im deutschsprachigen Raum zur Diskussion gestellt und damit auf pointierte Art und Weise deutlich gemacht, wo die deutschsprachige Lyrik im Vergleich zur Prosa heute steht. Von wenigen großen Verlagen abgesehen, die noch Lyriktitel im Programm haben, sind es in erster Linie die kleinen Verlage, die für rund 3000 Neuerscheinungen |
Im Laufe der Zeit hat sich die Lyrik im deutschen Sprachraum (ganz im Gegensatz zu anderen Ländern) aus den verschiedensten Gründen immer mehr in eine Nische zurückgezogen, zu der nur noch wenige Menschen Zugang finden. |
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[[Hans Magnus Enzensberger]] hat vor einiger Zeit die Zahl von 1354 Lyriklesern im deutschsprachigen Raum zur Diskussion gestellt und damit auf pointierte Art und Weise deutlich gemacht, wo die deutschsprachige Lyrik im Vergleich zur Prosa heute steht. Von wenigen großen Verlagen abgesehen, die noch Lyriktitel im Programm haben, sind es in erster Linie die kleinen Verlage, die für rund 3000 Neuerscheinungen sorgen. Typische Auflagenzahlen für nach 2000 publizierte Gedichtbücher sind 20, 50, 100 (beim [[Künstlerbuch]]) und 250, 500 und 1000 Exemplare bei den üblichen Taschenbuch- bzw. fest gebundenen Editionen. |
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== der == |
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Die Gattung Lyrik ist hinsichtlich Inhalt und Form äußerst vielgestaltig. Nachfolgende Liste weist auf Einzelformen und Einzelaspekte der Lyrik hin. |
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[[Alkäische Strophe]], [[Asklepiadeische Strophe]], [[Chanson]], [[Chevy-Chase-Strophe]], [[Clerihew]], [[Distichon]], [[Dithyrambos]], [[Dinggedicht]], [[Elegie]], [[Elfchen]], [[Figurengedicht]], [[Gelegenheitsdichtung|Gelegenheitsgedichte]], [[Ghasel]], [[Haiku]], [[Hymne]], [[Lautgedicht]], [[Lyrische Collage]], [[Kanzone (Literatur)|Kanzone]], [[Klapphornvers|Klapphornverse]], [[Lautgedicht]], [[Leberreim|Leberreime]], [[Lied]], [[Limerick (Gedicht)|Limerick]], [[Madrigal (Literatur)|Madrigal]], [[Makkaronische Dichtung]], [[Meistersang]], [[Minnesang]], [[Nonarime]], [[nüngverdrizler]], [[Ode]], [[Prosagedicht]], [[Rap]], [[Rollengedicht]], [[Rondeau]], [[Ritornell]], [[Sapphische Strophe]], [[Senryu]], [[Sestine]], [[Siziliane]], [[Sonett]], [[Stanze]], [[Terzine]], [[Unsinnsgedicht]], [[Volkslied]]-Strophe, [[Wirtinnenvers]] |
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⚫ | Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen |
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⚫ | Die deutsche Lyrik des [[Mittelalter]] |
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== Exkurs: Lyrik in Deutschland == |
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=== Geschichtsabriss === |
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Die ältesten deutschen Gedichte verwendeten den [[Stabreim]], die Alliteration. Zu den ältesten deutschsprachigen Überlieferungen zählen die [[Merseburger Zaubersprüche]] in Gedichtform mit Stabreimen. |
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⚫ | Die deutsche Lyrik des [[Mittelalter]] war zunächst geprägt von christlichem Gedanken- und Vorstellungsgut (Marienlyrik). Die weltliche Lyrik des höfisch-ritterlichen [[Minnesang]]s und der [[Spruchdichtung]] drängte sich seit der Mitte des [[12. Jahrhundert]]s stark in den Vordergrund und bildete ein variationsreiches literarisches System von hohem Kulturprestige aus. Dabei wirkten auch Impulse aus der mittellateinischen [[Vagantendichtung]], der Rezeption klassisch-lateinischer Lyriker (v.a. [[Ovid]]) und der [[mozarabisch]]en Lyrik Spaniens mit. |
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Durch [[Martin Luther]], den zunehmenden Einfluss der italienischen und französischen Dichtkunst und den erneuten Rückgriff auf die lateinische Lyrik (Horaz) begann in der deutschen [[Barock]]zeit eine neue Tradition vielfältiger und formstrenger Dichtung ([[Andreas Gryphius]]). |
Durch [[Martin Luther]], den zunehmenden Einfluss der italienischen und französischen Dichtkunst und den erneuten Rückgriff auf die lateinische Lyrik (Horaz) begann in der deutschen [[Barock]]zeit eine neue Tradition vielfältiger und formstrenger Dichtung ([[Andreas Gryphius]]). |
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{{Lückenhaft|Lyrik in der Barockzeit bis 2000}} |
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Zwischen der Leere des [[Zen]]-Rätsels und dem rasenden Rhythmus des Videoclips ist eine Form zu entdecken, die sich hören lassen kann. Nur so kann Literatur, will sie auf die veränderten medialen Verhältnisse und die dadurch erzeugten Wirklichkeiten reagieren, einen innovativen Impuls erhalten und letztlich eine weitere Existenzberechtigung. Mit der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des [[Literaturclip]]s in der Lyrik des 21. Jahrhundert. |
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Die beiden Klassiker [[Johann Wolfgang von Goethe]] und [[Friedrich Schiller]] schrieben zahlreiche Gedichte und Balladen und gehören zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikern. |
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⚫ | Die Lyrik wurde und wird immer wieder auch von der populären Musikkultur beeinflusst. So hat zum Beispiel die [[Rap|Rap/Hip-hop-Bewegung]] schnell eine Verbindung zum [[Poetry-Slam]] gefunden, einer Veranstaltungsform für Literatur-[[Performance]]s, bei denen die Vortragenden im direkten Vergleich mit- oder nacheinander antreten und das Publikum einen Gewinner kürt (hier finden neben Rap u.a. auch Kurzgeschichten und [[komische Lyrik]] ihren Weg auf die Bühne). |
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Eine bedeutende Sammlung deutscher Gedichte ist "[[Des Knaben Wunderhorn]]" von Brentano. In ihm sind Volkslieder und liedhafte Gedichte vereinigt. |
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Mit dem Expressionismus und dem Dadaismus begann die moderne Dichtkunst in Deutschland. |
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⚫ | [[Walther von der Vogelweide]] ([[Mittelalter]]), [[Andreas Gryphius]] ([[Barock]]), [[Johann Wolfgang von Goethe]] ([[Sturm und Drang]], Klassik), [[Friedrich Schiller]] (Klassik), [[Friedrich Hölderlin]], [[Eduard Mörike]] (Romantik), [[Joseph von Eichendorff]] (Romantik), [[Annette von Droste-Hülshoff]] ([[Biedermeier]]), [[Friedrich Rückert]] ([[Biedermeier]]), [[Heinrich Heine]] ([[Vormärz]]), [[Theodor Storm]] ([[Realismus]]), [[Stefan George]] (Klassische Moderne), [[Rainer Maria Rilke]] (Klassische Moderne), [[Georg Trakl]] ([[Expressionismus]]), [[Christian Morgenstern]] (20. Jhd.), [[Joachim Ringelnatz]] (20. Jhd.), [[Bertolt Brecht]] (20. Jhd.), [[Gottfried Benn]] (20. Jhd.), [[Peter Huchel]] (20. Jhd.), [[Erich Kästner]] (20. Jhd.), [[Ingeborg Bachmann]] (20. Jhd.), [[Thomas Bernhard]] (20.Jhd.), [[Paul Celan]] (20. Jhd.), [[Ernst Jandl]] (20. Jhd.), [[Rolf Dieter Brinkmann]] (20. Jhd.), [[Jürgen Becker (Schriftsteller)|Jürgen Becker]] (Gegenwart), [[Hans Magnus Enzensberger]] (Gegenwart), [[Friederike Mayröcker]] (Gegenwart), [[Thomas Kling]] (Gegenwart), [[Peter Rühmkorf]] (Gegenwart), [[Günter Kunert]] (Gegenwart), [[Robert Gernhardt]] (Gegenwart), [[Sarah Kirsch]] (Gegenwart), [[Durs Grünbein]] (Gegenwart), [[Marcel Beyer]] (Gegenwart), [[Oskar Pastior]] (Gegenwart). |
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In der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des Literaturclips in der Lyrik des 21. Jahrhunderts. |
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Eine besondere Aufmerksamkeit fanden immer lustige Formen, wie die von [[Christian Morgenstern]], [[Joachim Ringelnatz]], [[Ernst Jandl]], [[Hansgeorg Stengel]] und vielen anderen. |
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[[Chanson]], [[Dithyrambos]], [[Dinggedicht]], [[Elegie]], [[Haiku]], [[Hymne]], [[Lautgedicht]], [[Lyrische Collage]], [[Kanzone (Literatur)|Kanzone]], [[Lied]], [[Madrigal (Literatur)|Madrigal]], [[Meistersang]], [[Minnesang]], [[Ode]], [[Prosagedicht]], [[Rap]], [[Rondeau]], [[Sonett]] |
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Verbreitet werden Gedichte oft in [[Anthologie|Anthologien]] (wörtlich: Blütenlese) von Kleinverlagen. |
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⚫ | [[Walther von der Vogelweide]] ([[Mittelalter]]), [[Andreas Gryphius]] ([[Barock]]), [[Johann Wolfgang von Goethe]] ([[Sturm und Drang]], Klassik), [[Friedrich Schiller]] (Klassik), [[Friedrich Hölderlin]], [[Eduard Mörike]] (Romantik), [[Joseph von Eichendorff]] (Romantik), [[Annette von Droste-Hülshoff]] ([[Biedermeier]]), [[Friedrich Rückert]] ([[Biedermeier]]), [[Heinrich Heine]] ([[Vormärz]]), [[Theodor Storm]] ([[Realismus]]), [[Stefan George]] (Klassische Moderne), [[Rainer Maria Rilke]] (Klassische Moderne), [[Georg Trakl]] ([[Expressionismus]]), [[Christian Morgenstern]] (20. Jhd.), [[Joachim Ringelnatz]] (20. Jhd.), [[Bertolt Brecht]] (20. Jhd.), [[Gottfried Benn]] (20. Jhd.), [[Peter Huchel]] (20. Jhd.), [[Erich Kästner]] (20. Jhd.), [[Ingeborg Bachmann]] (20. Jhd.), [[Thomas Bernhard]] (20.Jhd.), [[Paul Celan]] (20. Jhd.), [[Ernst Jandl]] (20. Jhd.), [[Rolf Dieter Brinkmann]] (20. Jhd.), [[Jürgen Becker (Schriftsteller)|Jürgen Becker]] (Gegenwart), [[Hans Magnus Enzensberger]] (Gegenwart), [[Friederike Mayröcker]] (Gegenwart), [[Thomas Kling]] (Gegenwart), [[Peter Rühmkorf]] (Gegenwart), [[Günter Kunert]] (Gegenwart), [[Robert Gernhardt]] (Gegenwart), [[Sarah Kirsch]] (Gegenwart), [[Durs Grünbein]] (Gegenwart), [[Marcel Beyer]] (Gegenwart), [[Oskar Pastior]] (Gegenwart). |
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== Beispiele lyrischer Werke == |
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*[[Ilmenau (Gedicht)]], Goethe |
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*[[Erlkönig (Ballade)]], Goethe |
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*[[Prometheus (Ballade)]], Goethe |
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*[[Grodek]], Georg Trakl |
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*[[Todesfuge]], Paul Celan |
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*[[Der Rabe (Poe)]], Edgar Allan Poe |
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*[[Das Lied von Hiawatha]] (''The Song of Hiawatha''), Henry Wadsworth Longfellow |
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*''Wer noch weiß, was ein Gedicht ist, wird schwerlich eine gutbezahlte Stellung als Texter finden.''<br/>([[Theodor W. Adorno]], Theorie der Halbbildung) |
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*''die rache / der sprache / ist das gedicht''<br/>([[Ernst Jandl]]) |
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* [[Dichter]], [[Gedichtinterpretation]] |
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* [[Konkrete Poesie]] |
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* [[Visuelle Poesie]] |
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== Anthologien == |
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* Hans Bender, ''In diesem Lande leben wir'', München 1978. |
* Hans Bender, ''In diesem Lande leben wir'', München 1978. |
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* Hans Bender, ''Was sind das für Zeiten'', München 1988. |
* Hans Bender, ''Was sind das für Zeiten'', München 1988. |
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==Literatur== |
==Literatur== |
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* Heinz Ludwig Arnold (Hg.), ''Lyrik des 20. Jahrhunderts'' (Sonderband text+kritik), München 1999. |
* Heinz Ludwig Arnold (Hg.), ''Lyrik des 20. Jahrhunderts'' (Sonderband text+kritik), München 1999. |
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* Hans Bender (Hg.), ''Mein Gedicht ist mein Messer. Lyriker zu ihren Gedichten'', München 1964. |
* Hans Bender (Hg.), ''Mein Gedicht ist mein Messer. Lyriker zu ihren Gedichten'', München 1964. |
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* Manfred Enzensperger (Hg.), ''Die Hölderlin Ameisen. Vom Finden und Erfinden der Poesie'', Köln 2005. |
* Manfred Enzensperger (Hg.), ''Die Hölderlin Ameisen. Vom Finden und Erfinden der Poesie'', Köln 2005. |
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* Hugo Friedrich, ''Die Struktur der modernen Lyrik. Von der Mitte des neunzehnten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts'', Reinbek bei Hamburg 1956 und 1985. |
* Hugo Friedrich, ''Die Struktur der modernen Lyrik. Von der Mitte des neunzehnten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts'', Reinbek bei Hamburg 1956 und 1985. |
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* Hans-Dieter Gelfert: ''Wie interpretiert man ein Gedicht? Für die Sekundarstufe'', Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-150-15018-3 |
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* Michael Hamburger, ''Wahrheit und Poesie. Spannungen in der modernen Lyrik von Baudelaire bis zur Gegenwart'', Wien und Bozen 1995. |
* Michael Hamburger, ''Wahrheit und Poesie. Spannungen in der modernen Lyrik von Baudelaire bis zur Gegenwart'', Wien und Bozen 1995. |
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* Holznagel, Kemper, Korte, Mayer, Schnell, Sorg, ''Geschichte der deutschen Lyrik'', Stuttgart 2005. |
* Holznagel, Kemper, Korte, Mayer, Schnell, Sorg, ''Geschichte der deutschen Lyrik'', Stuttgart 2005. |
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{{Wikiquote}} |
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* [http://gutenberg.spiegel.de/info/genres/25a.htm Projekt Gutenberg] Großes Archiv mit Altmeistern wie auch lebenden Schreibern |
* [http://gutenberg.spiegel.de/info/genres/25a.htm Projekt Gutenberg] Großes Archiv mit Altmeistern wie auch lebenden Schreibern |
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* [http://www.gottwein.de/lit/lyr01.htm, Interpretationszugänge zur (antiken) Lyrik. Hilfen aus dem Gymnasialunterricht] |
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* [http://www.dw-world.de/dw/briefs/0,1574,1523886,00.html Umfrageergebnisse zum Welttag der Poesie am 21.3.05 (Deutsche Welle)] |
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* [http://gedichte.zottel.org/ Gedichtesammlung mit über 1000 Gedichten aus über 2000 Jahren Dichtkunst] |
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* [http://dmoz.org/World/Deutsch/Kultur/Literatur/Lyrik/ Deutschsprachige Lyrik] Linkverzeichnis bei [[DMOZ]] |
* [http://dmoz.org/World/Deutsch/Kultur/Literatur/Lyrik/ Deutschsprachige Lyrik] Linkverzeichnis bei [[DMOZ]] |
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* [http://www.lyrikline.org Lyrikline.org] intern. zeitgen. Lyrik: Texte, Übersetzungen, Audiofiles (frei) |
* [http://www.lyrikline.org Lyrikline.org] intern. zeitgen. Lyrik: Texte, Übersetzungen, Audiofiles (frei) |
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[[tr:Şiir]] |
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[[sw:Ushairi]] |
[[sw:Ushairi]] |
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[[wa:Arimea]] |
Version vom 26. Januar 2007, 20:00 Uhr
Als Lyrik (griechisch λυρική (ποίησις) - die zum Spiel der Lyra gehörende Dichtung) bezeichnet man die dritte poetische Gattung neben der Epik und der Dramatik.
Lyrische Werke nennt man auch Gedichte.
Begriffsgeschichte
Lyrik
Die Trias Lyrik - Epik - Dramatik unterschied bereits Aristoteles in seiner „Poetik“, allerdings wird der Ordnungsbegriff ‚Lyrik‘ erst seit dem 18. Jahrhundert als Gattungsbezeichnung verwendet. Der Begriff ist heute - anders als in der antiken Literatur - relativ unbestimmt und wird seit dem 19. Jahrhundert (fälschlich) oft synonym mit dem Wort ‚Poesie‘ (Dichtung) verwendet.
Gedicht
Mit Gedicht war ursprünglich alles schriftlich Abgefasste bezeichnet. Auch hier fand im 18. Jahrhundert eine Begriffsfestigung statt: seitdem wird der Begriff nur noch für den poetischen Bereich verwendet. Das Wort "Dichtung" hat aber im volkstümlichen Gebrauch noch etwas von seiner ursprünglichen Bedeutung erhalten. Manche Gedichte werden abwertend auch als Poem bezeichnet.
Kriterien der sprachlichen Form
Lyrische Texte unterscheiden sich von der Prosa oft durch ihre äußere Form (Vers, Versmaß, Strophenbau). Im Laufe der Gattungsgeschichte, vor allem im 20. Jahrhundert, verlor dieses Kriterium allerdings weitgehend seine Bedeutung. Lyrische Texte unterscheiden sich dennoch sprachlich-formal von epischen und dramatischen vor allem durch ihre Kürze, ihre strengere Form, ihre Dichte (Ausdruckskraft) und sprachliche Ökonomie (Prägnanz), ihre Subjektivität und ihren Bezug auf ein „lyrisches Ich“. Oft werden sehr viele sprachlichen und formale Mittel dabei als Ausdrucksmittel nutzbar gemacht (siehe beispielsweise Reim, Rhetorische Figur, Alliteration, Metapher). Auch eine nichtalltägliche Anordnung von Wörtern, Wortgruppen und Sätzen spielt dabei eine Rolle. Allerdings gibt es auch Gedichte, die sich diesen Merkmalen bewusst widersetzen und im Extremfall zu "Anti-Gedichten" werden. Neben offenen Formmerkmalen können Merkmale eines Gedichtes auch verborgen sein. So kann eine bestimmte Silbenzahl einer Zeile festgelegt sein, oder es können an bestimmten Positionen im Gedicht bestimmte Buchstaben gefordert werden. Eine besondere Rolle in der Lyrik spielen die lautlichen Qualitäten der verwendeten Wörter. Vor allem in der neueren Lyrik (z.B. in der konkreten Poesie) wurde aber auch die graphische Gestalt immer wichtiger (s. z.B. Figurengedichte).
Die moderne Lyrik verzichtet häufig auf die klassischen poetischen Mittel von Reim und Versmaß und verwendet den freien Vers, der im 19.Jahrhundert in Frankreich als vers libre entwickelt wurde. Durch den völligen Verzicht auf die Regeln der Metrik nähert sich der freie Vers der Prosa an.
Das inhaltliche Spektrum von Gedichten reicht von stark subjektiven Inhalten bis hin zu Gedichten der Neuen Sachlichkeit. So gibt es Liebesgedichte, Trauergedichte genauso wie Willkommensgedichte, Ulk- und Nonsensgedichte. Viele Gedichte, insbesondere jene von Hobbyautoren, sind der Trivialliteratur zuzuordnen.
Geschichte der Lyrik
Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Geschriebene Lyrik gab es schon zu den Zeiten der alten Chinesen, Babylonier, Perser oder Juden (z.B. Psalmen, das Hoheslied des Salomo). Mündliche Lyrik dürfte in die frühesten Zeiten der Menschheitsgeschichte zurückgehen. Unser Begriff von Lyrik wurzelt allerdings im antiken griechischen Kulturkreis. Dort war die Lyrik zunächst das zur Lyra gesungene Lied, das in den Chorgesängen der antiken Dramen und im religiösen Kultus seinen "Sitz im Leben" hatte. Bis heute steht Lyrik in einer gewissen Beziehung zur Musik und zum Lied. Bedeutende Lyriker des Altertums waren z.B. Sappho und Horaz.
Die Lyrik wurde und wird immer wieder auch von der populären Musikkultur beeinflusst. So hat zum Beispiel die Rap/Hip-hop-Bewegung schnell eine Verbindung zum Poetry-Slam gefunden, einer Veranstaltungsform für Literatur-Performances, bei denen die Vortragenden im direkten Vergleich mit- oder nacheinander antreten und das Publikum einen Gewinner kürt (hier finden neben Rap u.a. auch Kurzgeschichten und komische Lyrik ihren Weg auf die Bühne). Auch sprachlich und formal stehen Lyrik und populäre Musik in einem Austauschverhältnis.
Empirische Verankerung in der Gegenwart
Anlässlich des Welttages der Poesie am 21. März 2005 hat die Deutsche Presse-Agentur eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, die für Deutschland den Bezug zur Lyrik in der Bevölkerung messen sollte. Das Meinungsforschungsinstitut „polis“ ermittelte:
- jeder zweite Deutsche hat mit Lyrik wenig im Sinn und schon länger kein Gedicht mehr gelesen;
- 58 Prozent der Männer waren lange nicht mehr mit Gedichten in Kontakt gekommen;
- 43 Prozent der Frauen sind Verächterinnen, 40 Prozent geben sich als aktuelle Leserinnen von Versen;
- in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen hatten 63 Prozent schon länger keine Lyrik mehr gelesen.
Unklar ist, ob die Beschäftigung mit Songtexten (englisch: lyrics), ausdrücklich in diese Ergebnisse eingeflossen ist. Denn nicht jedem Befragten ist auf Anhieb klar, dass Liedtexte eine Sonderform der Gedichte sind, deren Vertonung sie leichter zugänglich macht.
Zum Vergleich der Kulturen ist auf die auch im 21. Jahrhundert ungebrochene Vorherrschaft der Lyrik im Bereich etwa der arabischen Literatur hinzuweisen.
Im Laufe der Zeit hat sich die Lyrik im deutschen Sprachraum (ganz im Gegensatz zu anderen Ländern) aus den verschiedensten Gründen immer mehr in eine Nische zurückgezogen, zu der nur noch wenige Menschen Zugang finden. Hans Magnus Enzensberger hat vor einiger Zeit die Zahl von 1354 Lyriklesern im deutschsprachigen Raum zur Diskussion gestellt und damit auf pointierte Art und Weise deutlich gemacht, wo die deutschsprachige Lyrik im Vergleich zur Prosa heute steht. Von wenigen großen Verlagen abgesehen, die noch Lyriktitel im Programm haben, sind es in erster Linie die kleinen Verlage, die für rund 3000 Neuerscheinungen pro Jahr sorgen. Typische Auflagenzahlen für nach 2000 publizierte Gedichtbücher sind 20, 50, 100 (beim Künstlerbuch) und 250, 500 und 1000 Exemplare bei den üblichen Taschenbuch- bzw. fest gebundenen Editionen.
Formen der Lyrik
Die Gattung Lyrik ist hinsichtlich Inhalt und Form äußerst vielgestaltig. Nachfolgende Liste weist auf Einzelformen und Einzelaspekte der Lyrik hin.
Alkäische Strophe, Asklepiadeische Strophe, Chanson, Chevy-Chase-Strophe, Clerihew, Distichon, Dithyrambos, Dinggedicht, Elegie, Elfchen, Figurengedicht, Gelegenheitsgedichte, Ghasel, Haiku, Hymne, Lautgedicht, Lyrische Collage, Kanzone, Klapphornverse, Lautgedicht, Leberreime, Lied, Limerick, Madrigal, Makkaronische Dichtung, Meistersang, Minnesang, Nonarime, nüngverdrizler, Ode, Prosagedicht, Rap, Rollengedicht, Rondeau, Ritornell, Sapphische Strophe, Senryu, Sestine, Siziliane, Sonett, Stanze, Terzine, Unsinnsgedicht, Volkslied-Strophe, Wirtinnenvers
Mischformen sind Ballade, Romanze und Haibun.
Gedichte, die sich keiner der oben genannten Formen anpassen, haben eine offene Form (s. auch Sturm und Drang, Moderne, Postmoderne).
Exkurs: Lyrik in Deutschland
Geschichtsabriss
Die ältesten deutschen Gedichte verwendeten den Stabreim, die Alliteration. Zu den ältesten deutschsprachigen Überlieferungen zählen die Merseburger Zaubersprüche in Gedichtform mit Stabreimen.
Die deutsche Lyrik des Mittelalters war zunächst geprägt von christlichem Gedanken- und Vorstellungsgut (Marienlyrik). Die weltliche Lyrik des höfisch-ritterlichen Minnesangs und der Spruchdichtung drängte sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts stark in den Vordergrund und bildete ein variationsreiches literarisches System von hohem Kulturprestige aus. Dabei wirkten auch Impulse aus der mittellateinischen Vagantendichtung, der Rezeption klassisch-lateinischer Lyriker (v.a. Ovid) und der mozarabischen Lyrik Spaniens mit.
Durch Martin Luther, den zunehmenden Einfluss der italienischen und französischen Dichtkunst und den erneuten Rückgriff auf die lateinische Lyrik (Horaz) begann in der deutschen Barockzeit eine neue Tradition vielfältiger und formstrenger Dichtung (Andreas Gryphius).
Die beiden Klassiker Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller schrieben zahlreiche Gedichte und Balladen und gehören zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikern.
Eine bedeutende Sammlung deutscher Gedichte ist "Des Knaben Wunderhorn" von Brentano. In ihm sind Volkslieder und liedhafte Gedichte vereinigt.
Mit dem Expressionismus und dem Dadaismus begann die moderne Dichtkunst in Deutschland.
In der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des Literaturclips in der Lyrik des 21. Jahrhunderts.
Eine besondere Aufmerksamkeit fanden immer lustige Formen, wie die von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Ernst Jandl, Hansgeorg Stengel und vielen anderen.
Verbreitet werden Gedichte oft in Anthologien (wörtlich: Blütenlese) von Kleinverlagen.
Bedeutende deutschsprachige Lyriker
Walther von der Vogelweide (Mittelalter), Andreas Gryphius (Barock), Johann Wolfgang von Goethe (Sturm und Drang, Klassik), Friedrich Schiller (Klassik), Friedrich Hölderlin, Eduard Mörike (Romantik), Joseph von Eichendorff (Romantik), Annette von Droste-Hülshoff (Biedermeier), Friedrich Rückert (Biedermeier), Heinrich Heine (Vormärz), Theodor Storm (Realismus), Stefan George (Klassische Moderne), Rainer Maria Rilke (Klassische Moderne), Georg Trakl (Expressionismus), Christian Morgenstern (20. Jhd.), Joachim Ringelnatz (20. Jhd.), Bertolt Brecht (20. Jhd.), Gottfried Benn (20. Jhd.), Peter Huchel (20. Jhd.), Erich Kästner (20. Jhd.), Ingeborg Bachmann (20. Jhd.), Thomas Bernhard (20.Jhd.), Paul Celan (20. Jhd.), Ernst Jandl (20. Jhd.), Rolf Dieter Brinkmann (20. Jhd.), Jürgen Becker (Gegenwart), Hans Magnus Enzensberger (Gegenwart), Friederike Mayröcker (Gegenwart), Thomas Kling (Gegenwart), Peter Rühmkorf (Gegenwart), Günter Kunert (Gegenwart), Robert Gernhardt (Gegenwart), Sarah Kirsch (Gegenwart), Durs Grünbein (Gegenwart), Marcel Beyer (Gegenwart), Oskar Pastior (Gegenwart).
Beispiele lyrischer Werke
- Ilmenau (Gedicht), Goethe
- Erlkönig (Ballade), Goethe
- Prometheus (Ballade), Goethe
- Grodek, Georg Trakl
- Todesfuge, Paul Celan
- Der Rabe (Poe), Edgar Allan Poe
- Das Lied von Hiawatha (The Song of Hiawatha), Henry Wadsworth Longfellow
Zitate
- Wer noch weiß, was ein Gedicht ist, wird schwerlich eine gutbezahlte Stellung als Texter finden.
(Theodor W. Adorno, Theorie der Halbbildung) - die rache / der sprache / ist das gedicht
(Ernst Jandl)
Siehe auch
- Wiktionary: Lyrik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Dichter, Gedichtinterpretation
- Konkrete Poesie
- Visuelle Poesie
- Lyriker, Lautpoesie, komische Lyrik, Epik, Literaturgattung, Frankfurter Anthologie, Arabische Literatur, Koreanische Literatur
Anthologien
- Hans Bender, In diesem Lande leben wir, München 1978.
- Hans Bender, Was sind das für Zeiten, München 1988.
- Michael Braun / Hans Thill, Das verlorene Alphabet, Heidelberg 1998.
- Christoph Buchwald, Jahrbuch der Lyrik, Frankfurt am Main 2005. (Erscheint ca. einmal jährlich seit 1979)
- Karl Otto Conrady, Der Neue Conrady. Das große deutsche Gedichtbuch. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Düsseldorf 2000.
- Karl Otto Conrady, In höchsten Höhen. Eine Gedicht-Revue, Berlin 2005.
- Klaus Peter Dencker, Poetische Sprachspiele. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart 2002.
- Klaus Peter Dencker, Deutsche Unsinnspoesie, Stuttgart 1978.
- Hans Magnus Enzensberger, Museum der modernen Poesie, Frankfurt am Main 1960, 1980, 2002.
- Harald Hartung, Jahrhundertgedächtnis, Stuttgart 1998.
- Harald Hartung, Luftfracht. Internationale Poesie 1940 bis 1990, Frankfurt am Main 1991.
- Walter Höllerer, Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte, Frankfurt am Main 1956.
- Thomas Kling, Sprachspeicher. 200 Gedichte auf deutsch vom achten bis zum zwanzigsten Jahrhundert, Köln 2001.
- Björn Kuhligk und Jan Wagner, Lyrik von Jetzt, Köln 2003.
- Axel Kutsch, Zeit. Wort. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart, Weilerswist 2003.
- Gregor Laschen, Schönes Babylon. Gedichte aus Europa in 12 Sprachen, Köln 1999.
- Axel Marquardt, 100 Jahre Lyrik. Deutsche Gedichte aus zehn Jahrzehnten, Zürich 1992.
- Kurt Pinthus, Menschheitsdämmerung. Ein Dokument des Expressionismus, Reinbek bei Hamburg 1920 und 1955.
- Joachim Sartorius, Atlas der neuen Poesie, Reinbek bei Hamburg 1996.
- Wulf Segebrecht (unter Mitarbeit von Christian Rößner), Das Deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Frankfurt am Main 2005.
Literatur
- Heinz Ludwig Arnold (Hg.), Lyrik des 20. Jahrhunderts (Sonderband text+kritik), München 1999.
- Hans Bender (Hg.), Mein Gedicht ist mein Messer. Lyriker zu ihren Gedichten, München 1964.
- Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse 2., überarb. u. aktualisierte Aufl.Stuttgart [u.a.]: Metzler 1997.(Sammlung Metzler 284 ).
- Manfred Enzensperger (Hg.), Die Hölderlin Ameisen. Vom Finden und Erfinden der Poesie, Köln 2005.
- Hugo Friedrich, Die Struktur der modernen Lyrik. Von der Mitte des neunzehnten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg 1956 und 1985.
- Hans-Dieter Gelfert: Wie interpretiert man ein Gedicht? Für die Sekundarstufe, Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-150-15018-3
- Michael Hamburger, Wahrheit und Poesie. Spannungen in der modernen Lyrik von Baudelaire bis zur Gegenwart, Wien und Bozen 1995.
- Holznagel, Kemper, Korte, Mayer, Schnell, Sorg, Geschichte der deutschen Lyrik, Stuttgart 2005.
- Gerhard Kaiser: Geschichte der deutschen Lyrik von Goethe bis zur Gegenwart. Band I: Von Goethe bis Heine, Band II: Von Heine bis zur Gegenwart, Band III Gedichte. Frankfurt/Main, Leipzig: Insel, 1996 ISBN 3-458-16823-0
- Joachim Sartorius (Hg.), Minima Poetica. Für eine Poetik des zeitgenössischen Gedichts, Köln 1999.
- Raoul Schrott, Die Erfindung der Poesie, Frankfurt am Main 1997.
Weblinks
- Projekt Gutenberg Großes Archiv mit Altmeistern wie auch lebenden Schreibern
- Interpretationszugänge zur (antiken) Lyrik. Hilfen aus dem Gymnasialunterricht
- Umfrageergebnisse zum Welttag der Poesie am 21.3.05 (Deutsche Welle)
- Gedichtesammlung mit über 1000 Gedichten aus über 2000 Jahren Dichtkunst
- Deutschsprachige Lyrik Linkverzeichnis bei DMOZ
- Lyrikline.org intern. zeitgen. Lyrik: Texte, Übersetzungen, Audiofiles (frei)
- Interpretationszugänge zur (antiken) Lyrik. Hilfen aus dem Gymnasialunterricht
- Lyrikkritik.de Essays, Rezensionen, Gedichte
- Lyrikzeitung.de Rezensionen, Gedichte, Lyrik-News
- Lyrikwelt.de Autorenporträts, Gedichte