„Martin Heidegger und der Nationalsozialismus“ – Versionsunterschied

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Fehleinschätzung des politischen Geschehens: Neue Sektion : "Nach dem Rektorat : Zeugnisse"
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<blockquote>Ich bin ziemlich sicher, daß das ein Mißverständnis ist – so etwas gibt es in der Geschichte der Philosophie noch öfter. Aber eines hat Heidegger von allen voraus: er merkt, daß hier etwas vor sich geht, von dem die anderen keine Ahnung haben.<ref>Georg Picht "Die Macht des Denkens" in ''Erinnerung an Martin Heidegger'' Neske, Pfullingen, 1977, 198ff, zitiert nach Eduard Langwald: ''Das Andere sagen: Studien zu Martin Heidegger und seinem Werk'', Lit, Münster 2004, 212</ref></blockquote>
<blockquote>Ich bin ziemlich sicher, daß das ein Mißverständnis ist – so etwas gibt es in der Geschichte der Philosophie noch öfter. Aber eines hat Heidegger von allen voraus: er merkt, daß hier etwas vor sich geht, von dem die anderen keine Ahnung haben.<ref>Georg Picht "Die Macht des Denkens" in ''Erinnerung an Martin Heidegger'' Neske, Pfullingen, 1977, 198ff, zitiert nach Eduard Langwald: ''Das Andere sagen: Studien zu Martin Heidegger und seinem Werk'', Lit, Münster 2004, 212</ref></blockquote>


===Nach dem Rektorat : Zeugnisse===
Picht fährt fort :
Zahlreiche ehemalige Studenten (auβer Karl Löwith, der aber nicht in Deutschland war) bezeugen, so Otto Pöggeler und François Fédier, daß Heidegger zwischen 1934 und 1944 "öffentlich - und immer deutlicher — eine entschiedene Opposition gegen das Naziregime bekundet hat. Seine Vorlesungen wurden durch den SD und die SS überwacht. Wir wollen hier nicht dem Irrtum verfallen, diese Opposition nach dem Modell des Widerstands zu verstehen, der sich in Deutschland und vor allem außerhalb Deutschlands nach 1940 entwickelt hat; es handelt sich um etwas ganz anderes — das aber dennoch nicht weggewischt, noch weniger falsch interpretiert werden darf".<ref>Otto Pöggeler, ''Heidegger: Perspektiven zur Deutung seines Werks'', Beltz Athenäum, 1994, S. 254</ref>
<blockquote>Ich war nicht erstaunt, als ich von einem jüngeren Mann aufgesucht wurde, der mir sagte: "Fragen Sie mich nicht nach meinen Informationsquellen. Sie begeben sich in große persönliche Gefahr, wenn man Sie so oft mit Herrn Professor Heidegger zusammensieht." Ich bedankte mich und fügte hinzu, er solle sich nicht wundern, wenn das so bliebe. Heidegger war einer der wenigen Menschen, mit denen ich damals über Politik offen sprechen konnte. Als ich 1942 meine Stelle als Lehrer an der Schule Birklehof kündigte, weil diese von der SS übernommen werden sollte, sorgte er mit Hilfe des Archäologen Schuchhardt dafür, daß ich als Assistent am Seminar für Klassische Philologie angestellt wurde, obwohl ich nicht in die Partei eintreten wollte. Dem verdanke ich vermutlich mein Leben.</blockquote>

sich ein ehemaliger Student Heideggers zu Wort, Siegfried Bröse, Abteilungsleiter des Badischen Wirtschaftsministeriums, der 1933 aus dem Staatsdienst entlassen worden war. Er hatte mit einer Ausnahme alle Vorlesungen vom Frühjahr 1934 bis zum Ende des Nationalsozialismus gehört. In einem Brief vom 14. Januar 1946 an Rektor Artur Allgaier beteuert er, daß niemand »über die Haltung Herrn Professor Heideggers in Vorlesungen und Übungen ein so vollkommenes Zeugnis ablegen kann wie ich«. Dieser habe immer häufiger »gegen den Nationalsozialismus« und »in seinen Vorlesungen öffentlich zu Reden des Reichspropagandaministers Goebbels und anderer Exponenten des Nationalsozialismus Stellung« genommen »und zwar manchmal mit eine Schärfe und Deutkichkeit ablehnend kritisierend, daß seine Schüler als Folge zum mindestens politische Schwierigkeiten fürchten mußten«.<ref>Anton M. Fischer, ''Martin Heidegger - der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers'', Rüffer & Rub, 2008 S. 492</ref>

Georg Picht in seiner Zeugnis fährt fort seinerseits :
<blockquote>Ich war nicht erstaunt, als ich von einem jüngeren Mann aufgesucht wurde, der mir sagte: "Fragen Sie mich nicht nach meinen Informationsquellen. Sie begeben sich in große persönliche Gefahr, wenn man Sie so oft mit Herrn Professor Heidegger zusammensieht." Ich bedankte mich und fügte hinzu, er solle sich nicht wundern, wenn das so bliebe. Heidegger war einer der wenigen Menschen, mit denen ich damals über Politik offen sprechen konnte. Als ich 1942 meine Stelle als Lehrer an der Schule Birklehof kündigte, weil diese von der SS übernommen werden sollte, sorgte er mit Hilfe des Archäologen Schuchhardt dafür, daß ich als Assistent am Seminar für Klassische Philologie angestellt wurde, obwohl ich nicht in die Partei eintreten wollte. Dem verdanke ich vermutlich mein Leben.</blockquote>


Über die Zeit nach dem Rektorat führte Heidegger aus:
Über die Zeit nach dem Rektorat führte Heidegger aus:
<blockquote>Ich zeigte auch öffentlich meine Einstellung zur Partei, indem ich an ihren Versammlungen nicht teilnahm, ihre Insignien nicht trug und, ab 1934, mich weigerte, meine Kurse und Vorlesungen mit dem sogenannten deutschen Gruß [Heil Hitler] zu beginnen.<ref>Martin Heidegger, Brief an den Rektor der Universität Freiburg vom 4. November 1945, a.a.O., S. 64ff.</ref></blockquote>
<blockquote>Ich zeigte auch öffentlich meine Einstellung zur Partei, indem ich an ihren Versammlungen nicht teilnahm, ihre Insignien nicht trug und, ab 1934, mich weigerte, meine Kurse und Vorlesungen mit dem sogenannten deutschen Gruß [Heil Hitler] zu beginnen.<ref>Martin Heidegger, Brief an den Rektor der Universität Freiburg vom 4. November 1945, a.a.O., S. 64ff.</ref></blockquote>


Nach 1945 bestätigten seine Studenten, wie [[Walter Biemel]] :
[[Walter Biemel]] :

<blockquote>Es gibt keine Vorlesung, kein Seminar wo ich so eine klare Kritik am Nazismus gehört habe wie bei Heidegger. Er war der einzige Professor, der nie eine Vorlesung mit "Heil Hitler" anfing. Und privat kritisierte er die Nazis so stark, daß mir bewußt wurde, wie klarsichtig er über seinen Irrtum von 1933 war.<ref>zitiert von Karl Moehling, "Heidegger and the nazis" in ''Heidegger: the man and the thinker'', Thomas Sheehan ed., New Brunswick, 2010 Transaction Publishers S.38</ref></blockquote>
<blockquote>Es gibt keine Vorlesung, kein Seminar wo ich so eine klare Kritik am Nazismus gehört habe wie bei Heidegger. Er war der einzige Professor, der nie eine Vorlesung mit "Heil Hitler" anfing. Und privat kritisierte er die Nazis so stark, daß mir bewußt wurde, wie klarsichtig er über seinen Irrtum von 1933 war.<ref>zitiert von Karl Moehling, "Heidegger and the nazis" in ''Heidegger: the man and the thinker'', Thomas Sheehan ed., New Brunswick, 2010 Transaction Publishers S.38</ref></blockquote>


Deswegen ließ Heidegger noch 1953 über den Nationalsozialismus die Phrase von der „inneren Wahrheit und Größe dieser Bewegung“ drucken.<ref>''Einführung in die Metaphysik'' eine 1935 gehaltenen Vorlesung [[Gesamtausgabe (Heidegger)|GA]] 40, S. 152.</ref> In einem Brief vom 18. März 1968 an Herrn S. Zernach in Jerusalem schrieb er hierzu:
Deswegen ließ Heidegger noch 1953 über den Nationalsozialismus die Phrase von der „inneren Wahrheit und Größe dieser Bewegung“ drucken.<ref>''Einführung in die Metaphysik'' eine 1935 gehaltenen Vorlesung [[Gesamtausgabe (Heidegger)|GA]] 40, S. 152.</ref> In einem Brief vom 18. März 1968 an Herrn S. Zernach in Jerusalem schrieb er hierzu:


<blockquote>Aus der 1935 gehaltenen und 1953 wortgenau veröffentlichen Vorlesung 'Einführung in die Metaphysik' wird immer wieder der eine Satz S. 152 herausgegriffen und das Ganze der Vorlesung übergangen, aus dem hervorgeht, dass meine Stellung zum Nationalsozialismus in jener Zeit bereits eindeutig gegnerisch war. Die verständigen Hörer dieser Vorlesung haben daher auch begriffen, wie der Satz zu verstehen sei. Nur die Spitzel der Partei, die – wie ich wusste – in meiner Vorlesung saßen, verstanden den Satz anders, sollten es auch. Man musste diesen Leuten hier und da einen Brocken zuwerfen, um sich die Freiheit der Lehre und Rede zu bewahren. … Schließlich möchte ich auf meine Nietzsche-Vorlesung verweisen von 1936 bis 1940, die jeder Hörer eindeutig als grundsätzliche kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus verstanden hat.
<blockquote>Aus der 1935 gehaltenen und 1953 wortgenau veröffentlichen Vorlesung 'Einführung in die Metaphysik' wird immer wieder der eine Satz S. 152 herausgegriffen und das Ganze der Vorlesung übergangen, aus dem hervorgeht, dass meine Stellung zum Nationalsozialismus in jener Zeit bereits eindeutig gegnerisch war. Die verständigen Hörer dieser Vorlesung haben daher auch begriffen, wie der Satz zu verstehen sei. Nur die Spitzel der Partei, die – wie ich wusste – in meiner Vorlesung saßen, verstanden den Satz anders, sollten es auch. Man musste diesen Leuten hier und da einen Brocken zuwerfen, um sich die Freiheit der Lehre und Rede zu bewahren. … Schließlich möchte ich auf meine Nietzsche-Vorlesung verweisen von 1936 bis 1940, die jeder Hörer eindeutig als grundsätzliche kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus verstanden hat.
</blockquote>

Zahlreiche ehemalige Studenten bezeugen, daß Heidegger zwischen 1934 und 1944 "öffentlich - und immer deutlicher — eine entschiedene Opposition gegen das Naziregime bekundet hat", berichtet Otto Pöggeler. "Wir wollen hier nicht dem Irrtum verfallen, diese Opposition nach dem Modell des Widerstands zu verstehen, der sich in Deutschland und vor allem außerhalb Deutschlands nach 1940 entwickelt hat; es handelt sich um etwas ganz anderes — das aber dennoch nicht weggewischt, noch weniger falsch interpretiert werden darf".<ref>Otto Pöggeler, ''Heidegger: Perspektiven zur Deutung seines Werks'', Beltz Athenäum, 1994, S. 254</ref> 1946 meldete sich ein ehemaliger Student Heideggers zu Wort, Siegfried Bröse, Abteilungsleiter des Badischen Wirtschaftsministeriums, der 1933 aus dem Staatsdienst entlassen worden war. Er hatte mit einer Ausnahme alle Vorlesungen vom Frühjahr 1934 bis zum Ende des Nationalsozialismus gehört. In einem Brief vom 14. Januar 1946 an Rektor Artur Allgaier beteuert er, daß niemand »über die Haltung Herrn Professor Heideggers in Vorlesungen und Übungen ein so vollkommenes Zeugnis ablegen kann wie ich«. Dieser habe immer häufiger »gegen den Nationalsozialismus« und »in seinen Vorlesungen öffentlich zu Reden des Reichspropagandaministers Goebbels und anderer Exponenten des Nationalsozialismus Stellung« genommen »und zwar manchmal mit eine Schärfe und Deutkichkeit ablehnend kritisierend, daß seine Schüler als Folge zum mindestens politische Schwierigkeiten fürchten mußten«.<ref>Anton M. Fischer, ''Martin Heidegger - der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers'', Rüffer & Rub, 2008 S. 492</ref>


=== Antisemitismus ===
=== Antisemitismus ===

Version vom 18. Juli 2012, 05:59 Uhr

Wie Martin Heideggers Verhältnis zum Nationalsozialismus zu beurteilen ist, wird bis heute in den Medien und von Historikern und Philosophen heftig diskutiert. Hier wird ein Überblick über den Stand der Forschungskontroverse und einschlägige Aussagen Heideggers sowie einiger Zeitgenossen gegeben. Zu den historischen Geschehnissen siehe die Biographie Heideggers.

Die Heidegger Kontroverse

Mit der Veröffentlichung des Buches Heidegger et le nazisme von Victor Farías flammte 1987 in Frankreich eine bis heute nicht abgeschlossene Diskussion auf. Farías veröffentlichte Mitschriften von Vorlesungen, die eindeutig nationalsozialistisches Gedankengut enthalten. Dabei ist zu bedenken, dass es sich um nichtautorisierte Texte handelt. Das Buch erfuhr jedoch scharfe Kritik, wobei vor allem die mangelnde philosophische Kompetenz des Autors gerügt wird. Dies wirkt sich wiederum disqualifizierend auf die von Farías angestrebte Verknüpfung von Biographie und Philosophie aus.[1]. Der bedeutendste Heidegger-Schüler Hans-Georg Gadamer urteilte entsprechend: „Es ist zu bedauern, daß das Buch von Farías (…) auch seinen Informationen nach gänzlich äußerlich und längst überholt ist und daß es dort, wo es Philosophisches berührt, von grotesker Oberflächlichkeit ist und von Unkenntnis geradezu strotzt.“[2] Der Historiker Hugo Ott äußerte, Farías Methode sei unter historisch-wissenschaftlichen Gesichtspunkten völlig inakzeptabel[3]. 1988 erschien das Buch Heidegger – anatomie d'un scandale vom Freund und Übersetzer Heideggers ins Französische François Fédier, der den Untersuchungen von Victor Farías am deutlichsten widersprach.

2005 und 2006 entbrannte die Heidegger-Debatte in Frankreich abermals, diesmal zwischen Emmanuel Faye und François Fédier, die in diesem Zusammenhang auch in einer TV-Diskussion im Februar 2007 beim Sender Public-Sénat auftraten[4]. Besonders Faye hatte sich mit Vehemenz dafür eingesetzt, zwischen Heideggers Denken und dem Nationalsozialismus eine tiefgreifende und ungebrochene Verbindung herzustellen. Dafür hatte sich Faye auch auf Materialien und Schriften Heideggers berufen, die noch nicht veröffentlicht waren und nur ihm vorlagen. Nach der Veröffentlichung erschienen viele Aussagen von Faye als bewusste Verstellung und ihm wurde „polemische Verschleierung“, Unwahrheit und Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen.[5]

Hier werden vor allem zwei Aspekte untersucht :

  • Die Frage nach der Eigenständigkeit des philosophischen Werks, d.h. ob Heideggers Philosophie unabhängig von seiner Person und dem Engagement für den Nationalsozialismus gesehen werden kann (wie abgesehen von den Einsprüchen von Habermas, Adorno und Marcuse früher üblich).
  • Ob Heidegger als Person (über eine diffus bündische und antidemokratische Position hinaus) die Ideologie der Nazis teilte.

Werk

Jürgen Habermas sieht im Werk vor 1933 eher Potentiale für antifaschistischen Widerstand. Derrida hielt hingegen die Schriften nach 1945 aufgrund ihrer radikalen Lösung von der traditionellen Metaphysik für antifaschistisch. Trotz allem kritisierte er Heidegger harsch, nicht ohne die Notwendigkeit zu betonen, ihn zu lesen. Medard Boss bezeichnet ihn in seinem Vorwort des Buches Zollikoner Seminare der Gesamtausgabe als den Menschen, der am gründlichsten verleumdet wurde. Nach der Niederlegung des Rektorats lassen sich, so Silvio Vietta, zahlreiche Passagen seiner noch zu NS-Zeiten gehaltenen Vorlesungen als implizite Kritik am Nationalsozialismus erkennen.[6] 1938 zum Beispiel sprach Heidegger von den "mühseligen Anfertigungen so widersinniger Erzeugnisse, wie es die nationalsozialistischen Philosophie sind."[7]

In äußerst grober Darstellung lassen sich, Dieter Thomä folgend[8], acht verschiedene Positionen so zusammenfassen :

  1. Die erste Position vollzieht eine strikte Trennung von Person und Werk: Heideggers philosophisches Werk und seine Unterstützung des Nationalsozialismus werden unabhängig voneinander betrachtet. (Rorty[9], Arendt[10], Lyotard[11])
  2. Heidegger wird als Vertreter der deutschen Intelligenz gesehen, der aufgrund der soziologischen und historischen Umstände dem Nationalsozialismus zugeneigt war (Palmier[12], Sluga[13]).
  3. Heideggers Philosophie war zu jeder Zeit mit dem Nationalsozialismus unverträglich, da er einen imaginären „Privatnationalsozialismus“ vertreten habe, bzw. steht in direktem Gegensatz zur NS-Ideologie. Es gibt allenfalls äußere Ähnlichkeiten, wie Gegnerschaft zu Bolschewismus und Liberalismus. (Young[14], Pöggeler[15], Fédier[16]).
  4. Es existiert eine Nähe zwischen Heideggers Denken und dem Nationalsozialismus, jedoch muss diese in Abwägung der Zeit um 1933 und danach untersucht werden. Hierbei wird das Problem der Heterogenität von Heideggers Werk betont. Heideggers Werk ist somit 'Steinbruch': einiges davon ist produktiv und kann aufgegriffen werden (Steiner[17], Schwan[18]).
  5. Das NS-Engagement Heideggers ist einer bestimmten Phase seines Denkens zuzuordnen, die der in „Sein und Zeit“ noch nicht gänzlich überwundenen Philosophie des Subjekts geschuldet ist. (Derrida[19] Köchler[20]) Eine Überwindung wird erst im Spätwerk geleistet. Von hier aus lesend, lässt sich Heideggers Philosophie als exklusiver Beitrag zur Analyse des Nationalsozialismus nutzen: von Bedeutung sind dabei Heideggers Brief über den »Humanismus« und der Vortrag „Die Frage nach der Technik“ (Lacoue-Labarthe[21]).
  6. Nach dieser Lesart kann Heideggers „Sein und Zeit“ gegen die NS-Ideologie gewendet werden, seine späten Texte seien hingegen an seine Äußerungen in der Zeit des Nationalsozialismus angelehnt (Franzen[22], Habermas[23]). Die Abwendung vom Subjekt im Spätwerk wird kritisch beurteilt, da Heidegger nunmehr eine blinde Hingabe an „Geschick“ mit einer Abkehr vom Wahrheitsbezug verbindet (Tugendhat[24]).
  7. Es besteht ein starker Bezug von „Sein und Zeit“ und auch der späten Schriften zum NS-Engagement. Das Nachdenken über Heidegger als Philosoph muss die Analyse seines NS-Engagements einbeziehen (Rockmore[25]). Ebenso in diesem Zusammenhang wird Heidegger als Grundmotiv „Hass auf die Moderne“ unterstellt (Ferry/Renaut[26]).
  8. Schließlich äußerst zugespitzt: Heideggers Philosophie ist „bis in ihre innersten Zellen faschistisch“ (Adorno[27]) und lässt sich nur von der NS-Verstrickung her verstehen (Farias[28]), (Faye[29]), dabei ist Heidegger stets Philosoph und Nazi (Lévy[30]).

Person

Fehleinschätzung des politischen Geschehens

Heidegger habe sein Verhältnis zum Nationalsozialismus selbst als "die größte Dummheit seines Lebens"[31] bezeichnet. So resümiert Rainer Thurnher in seinem Artikel über Heidegger : „Die dokumentierten Appelle und Reden – darunter auch die vieldiskutierte Rektoratsrede – zeigen Heidegger auf einem Niveau, das tief unter dem seiner denkerischen Bemühungen – der vorangegangenen wie der nachfolgenden – liegt.“[32] Den Grund für Heideggers begeistertes Engagement sieht er in einer „Fehleinschätzung“ des politischen Geschehens. Es ginge um ein Missverständnis. Doch haben Zahlreiche Kommentatoren, beispielsweise Wolfgang Röd[33] oder Tom Rockmore[34] in der Antrittsrede vom 27. Mai 1933 Anklang an die nationalsozialistische Blut und Boden-Rhetorik gesehen, denn Heidegger führte an einer Stelle aus :

Die geistige Welt eines Volkes... ist die Macht der tiefsten Bewahrung seiner erd- und bluthaften Kräfte als Macht der innersten Erregung und weitesten Erschütterung seines Daseins.[35]

Heidegger hat in einer späteren Rechtfertigung zur Rektoratsrede die Rede von "erd- und bluthaften Kräften" unterschlagen und beansprucht, eine zur Ideologie Alfred Rosenbergs gegenteilige Position vertreten zu haben[36]. Um zu beweisen, dass dieses Thema damals nicht ausschließlich im nationalsozialistischen Kontext vorkam, führen Fédier und Pöggeler[37] einen Satz des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber an : "Das Blut ist die tiefste Machtschicht der Seele" (1911, Drei Reden über das Judentum), und vom antifaschisten Schriffsteller Antonin Artaud : "Alle wahre Kultur stützt sich auf die Rasse und das Blut" (1936). Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht, dass Jaspers, der sich für den Erhalt der authentischen Fassung der Rektoratsrede bedankte, in einem Brief an Heidegger vom 23. September 1933 schrieb (kurz danach brach der Kontakt zwischen den beiden Philosophen ab, bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft):

Mein Vertrauen zu Ihrem Philosophieren, das ich seit dem Frühjahr und unseren damaligen Gesprächen in neuer Stärke habe, wird nicht gestört durch Eigenschaften dieser Rede, die zeitgemäß sind, durch etwas darin, was mich ein wenig forciert anmutet und durch Sätze, die mir auch wohl einen hohlen Klang zu haben scheinen. Alles in allem bin ich nur froh, dass jemand so sprechen kann, dass er an die echten Grenzen und Ursprünge rührt.[38]

Heidegger sprach über das fragliche Thema in einer Freiburger Vorlesung dieser Zeit und schränkte die Bedeutung von "Blut und Boden" wie folgt ein :

Es ist heute viel die Rede von Blut und Boden als vielberufener Kräfte. Bereits haben die Literaten, die es ja auch heute noch gibt, sich ihrer bemächtigt. Blut und Boden sind zwar mächtig und notwendig, aber nicht hinreichende Bedingung für das Dasein eines Volkes.[39]

Auf diese Stelle verweist beispielsweise Daniel Morat.[40] Heideggers Begriff des Volkes sei nicht biologisch zu deuten, wie bei Alfred Rosenberg, sondern geschichtlich. Er spreche daher von der "Blindheit des Biologismus gegenüber der geschichtlichen existenziellen Grundwirklichkeit des Menschen bzw. eines Volkes"[41]. Später in den Vorlesungen 1941-42 über Hölderlins Hymne Andenken werde die rassistische Auffassung des Volkes noch stärker kritisiert[42]. Letztlich, so der Philosoph Jacques Taminiaux, müsse man "anerkennen, dass die Rektoratsrede der NS-Ideologie gar nicht entspricht"[43], denn am Ende zitiere Heidegger Platon und nicht Hitler (der weder genannt noch gegrüsst werde), und habe vor allem die Grenzen des Führerprinzips betont:

Alle Führung muß der Gefolgschaft die Eigenkraft zugestehen. Jedes Folgen aber trägt in sich den Widerstand. Dieser Wesensgegensatz im Führen und Folgen darf weder verwischt, noch gar ausgelöscht werden.[44]

Möglicherweise als Konsequenz daraus verbot Heidegger wie auch sein Vorgänger im Amt des Rektors, Wilhelm von Moellendorff (1887-1944), der deshalb entlassen worden war, das Aufhängen eines antisemitischen Plakats in der Universität und untersagte Bücherverbrennungen an der Universität. In seiner Selbstrechtfertigungsschrift nach 1945 gab er schließlich zu verstehen, dass er das Rektorenamt 1934 unter Protest niedergelegt habe, weil von ihm gefordert worden sei, zwei Kollegen aus politischen Gründen zu ersetzen.[45]. Trotz allem meinen Farias, Ott und Faye, dass Heidegger während seines Rektorats an Propaganda und Gleichschaltungspolitik der „Bewegung“ sich ausdrücklich und entschieden beteiligte. Heidegger wirkte bei dem Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat, das am 11. November 1933 bei einem Festakt in Leipzig abgelegt wurde, an führender Stelle mit; er war Mitglied des Präsidiums und hielt (nach der Begrüßung durch den örtlichen Rektor) die Eröffnungsrede: Keiner kann fernbleiben am Tage der Bekundung dieses Willens,...Heil Hitler. Für die Übersetzung des Machwerks, das er als "Markstein" bezeichnet, in mehrere Sprachen und für den Druck sammelte er als Rektor Geld bei den Freiburger Dekanen; sein Schreiben dazu vom 13. Dezember 1933 endet mit: Es bedarf keines besonderen Hinweises, dass Nichtarier auf dem Unterschriftenblatt nicht erscheinen sollen. Dieses Blatt sollte Faksimiles der Unterschriften aller Bekennenden abbilden.[46]

Heidegger scheute sich auch nicht, seinen philosophischen Gegner, Richard Hönigswald, mit dem zeitgemäßen Jargon zu diffamieren und aktiv zu dessen Verdrängung aus dem Amt beizutragen. Reinhold Aschenberg spricht von einem „im Text des Machwerks offen evozierten germanofaschistischem Diskurskontext.“[47] Für Dr. Einhauser, einen Oberregierungsrat im Bayerischen Kultusministerium, schrieb Heidegger in einem erbetenen Gutachten am 26. Juni 1933:

Sehr geehrter Herr Einhauser, ich entspreche gerne Ihrem Wunsche und gebe Ihnen im Folgenden mein Urteil. (1) Hönigswald kommt aus der Schule des Neukantianismus, der eine Philosophie vertreten hat, die dem Liberalismus auf den Leib zugeschnitten ist. Das Wesen des Menschen wurde da aufgelöst in ein freischwebendes Bewusstsein überhaupt und dieses schließlich verdünnt zu einer allgemein logischen Weltvernunft. Auf diesem Wege wurde unter scheinbar streng wissenschaftlicher philosophischer Begründung der Blick abgelenkt vom Menschen in seiner geschichtlichen Verwurzelung und in seiner volkhaften Überlieferung seiner Herkunft aus Blut und Boden. Damit zusammen ging die bewusste Zurückdrängung jeden metaphysischen Fragens, und der Mensch galt nur noch als Diener einer indifferenten, allgemeinen Weltkultur. Aus dieser Grundeinstellung sind die Schriften Hönigwalds erwachsen. (2) Es kommt aber noch hinzu, dass nun gerade Hönigswald die Gedanken des Neukantianismus mit einem besonders gefährlichen Scharfsinn und einer leerlaufenden Dialektik verficht. Die Gefahr besteht vor allem darin, dass dieses Treiben den Eindruck höchster Sachlichkeit und strenger Wissenschaftlichkeit erweckt und bereits viele junge Menschen getäuscht und irregeführt hat. (3) Ich muss auch heute noch die Berufung dieses Mannes an die Universität München als einen Skandal bezeichnen, der nur darin seine Erklärung findet, dass das katholische System solcher Leute, die scheinbar weltanschaulich indifferent sind, mit Vorliebe bevorzugt, weil sie gegenüber den eigenen Bestrebungen ungefährlich und in der bekannten Weise ‚objektiv-liberal’ sind. Zur Beantwortung weiterer Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Mit ausgezeichneter Hochschätzung! Heil Hitler! Ihr ergebener Heidegger.“[48]

Umstritten[49] ist auch die These der Heideggerianer François Fédier und Julian Young, jener habe keine Unterstellung der Universität unter den Staat, sondern genau das Gegenteil gefordert (eben hat er die Rektoratsrede "Die Selbstbehauptung der deutschen Universität" betitelt), und sich bemühte seine Studenten vor Indoktrination durch die groben Formen der Nazipropaganda zu schützen[50]. Als Beispiel zitiert Young den damaligen Studenten Georg Picht :

Wie Heidegger selbst sich diese Revolution vorstellte, wurde mir bei einer denkwürdigen Gelegenheit deutlich. Es war angeordnet worden, daß zum Zweck der politischen Erziehung jeden Monat ein Vortrag gehalten werden sollte, der für sämtliche Studenten obligatorisch war. Kein Raum in der Universität war groß genug; es wurde der Paulus-Saal gemietet. Zum ersten dieser Vorträge lud Heidegger, der damals Rektor war, den Schwager meiner Mutter, Victor von Weizsäcker, ein. Alle waren ratlos, denn daß Weizsäcker kein Nazi war, wußte jeder. Aber Heideggers Wort war Gesetz. Der Student, den er als Leiter der philosophischen Fachschaft eingesetzt hatte, fühlte sich bemüßigt, die Veranstaltung mit einer programmatischen Rede über die nationalsozialistische Revolution zu beginnen. Nach wenigen Minuten scharrte Heidegger mit den Füßen und rief mit seiner scharfen, in der Erregung überschnappenden Stimme: , Dieses Geschwätz hört jetzt auf'.' Total vernichtet verschwand der Student von Podium. Er mußte sein Amt niederlegen. Victor von Weizsäcker aber hielt einen makellosen Vortrag über seine medizinische Philosophie, in dem von Nationalsozialismus mit keinem Wort, wohl aber von Siegmund Freud die Rede war.[51]

Nach Pichts Erinnerung kommentierte sein Onkel Weizsäcker im Nachgang zu seinem Vortrag die für Picht verwunderliche Haltung Heideggers zum Nationalsozialismus:

Ich bin ziemlich sicher, daß das ein Mißverständnis ist – so etwas gibt es in der Geschichte der Philosophie noch öfter. Aber eines hat Heidegger von allen voraus: er merkt, daß hier etwas vor sich geht, von dem die anderen keine Ahnung haben.[52]

Nach dem Rektorat : Zeugnisse

Zahlreiche ehemalige Studenten (auβer Karl Löwith, der aber nicht in Deutschland war) bezeugen, so Otto Pöggeler und François Fédier, daß Heidegger zwischen 1934 und 1944 "öffentlich - und immer deutlicher — eine entschiedene Opposition gegen das Naziregime bekundet hat. Seine Vorlesungen wurden durch den SD und die SS überwacht. Wir wollen hier nicht dem Irrtum verfallen, diese Opposition nach dem Modell des Widerstands zu verstehen, der sich in Deutschland und vor allem außerhalb Deutschlands nach 1940 entwickelt hat; es handelt sich um etwas ganz anderes — das aber dennoch nicht weggewischt, noch weniger falsch interpretiert werden darf".[53]

1946 meldete sich zum Beispiel ein ehemaliger Student Heideggers zu Wort, Siegfried Bröse, Abteilungsleiter des Badischen Wirtschaftsministeriums, der 1933 aus dem Staatsdienst entlassen worden war. Er hatte mit einer Ausnahme alle Vorlesungen vom Frühjahr 1934 bis zum Ende des Nationalsozialismus gehört. In einem Brief vom 14. Januar 1946 an Rektor Artur Allgaier beteuert er, daß niemand »über die Haltung Herrn Professor Heideggers in Vorlesungen und Übungen ein so vollkommenes Zeugnis ablegen kann wie ich«. Bröse bestätigt darin, daß Heidegger in seiner Lehrtätigkeit spätestens von der Jahreswende 1934/35 an mit wachsender Deutlichkeit gegen den Nationalsozialismus Stellung nahm. Dieser habe immer häufiger »gegen den Nationalsozialismus« und »in seinen Vorlesungen öffentlich zu Reden des Reichspropagandaministers Goebbels und anderer Exponenten des Nationalsozialismus Stellung« genommen »und zwar manchmal mit eine Schärfe und Deutkichkeit ablehnend kritisierend, daß seine Schüler als Folge zum mindestens politische Schwierigkeiten fürchten mußten«.[54]

Georg Picht in seiner Zeugnis fährt fort seinerseits :

Ich war nicht erstaunt, als ich von einem jüngeren Mann aufgesucht wurde, der mir sagte: "Fragen Sie mich nicht nach meinen Informationsquellen. Sie begeben sich in große persönliche Gefahr, wenn man Sie so oft mit Herrn Professor Heidegger zusammensieht." Ich bedankte mich und fügte hinzu, er solle sich nicht wundern, wenn das so bliebe. Heidegger war einer der wenigen Menschen, mit denen ich damals über Politik offen sprechen konnte. Als ich 1942 meine Stelle als Lehrer an der Schule Birklehof kündigte, weil diese von der SS übernommen werden sollte, sorgte er mit Hilfe des Archäologen Schuchhardt dafür, daß ich als Assistent am Seminar für Klassische Philologie angestellt wurde, obwohl ich nicht in die Partei eintreten wollte. Dem verdanke ich vermutlich mein Leben.[55]

Über die Zeit nach dem Rektorat führte Heidegger aus:

Ich zeigte auch öffentlich meine Einstellung zur Partei, indem ich an ihren Versammlungen nicht teilnahm, ihre Insignien nicht trug und, ab 1934, mich weigerte, meine Kurse und Vorlesungen mit dem sogenannten deutschen Gruß [Heil Hitler] zu beginnen.[56]

Walter Biemel bestätigt :

Es gibt keine Vorlesung, kein Seminar wo ich so eine klare Kritik am Nazismus gehört habe wie bei Heidegger. Er war der einzige Professor, der nie eine Vorlesung mit "Heil Hitler" anfing. Und privat kritisierte er die Nazis so stark, daß mir bewußt wurde, wie klarsichtig er über seinen Irrtum von 1933 war.[57]

Deswegen ließ Heidegger noch 1953 über den Nationalsozialismus die Phrase von der „inneren Wahrheit und Größe dieser Bewegung“ drucken.[58] In einem Brief vom 18. März 1968 an Herrn S. Zernach in Jerusalem schrieb er hierzu:

Aus der 1935 gehaltenen und 1953 wortgenau veröffentlichen Vorlesung 'Einführung in die Metaphysik' wird immer wieder der eine Satz S. 152 herausgegriffen und das Ganze der Vorlesung übergangen, aus dem hervorgeht, dass meine Stellung zum Nationalsozialismus in jener Zeit bereits eindeutig gegnerisch war. Die verständigen Hörer dieser Vorlesung haben daher auch begriffen, wie der Satz zu verstehen sei. Nur die Spitzel der Partei, die – wie ich wusste – in meiner Vorlesung saßen, verstanden den Satz anders, sollten es auch. Man musste diesen Leuten hier und da einen Brocken zuwerfen, um sich die Freiheit der Lehre und Rede zu bewahren. … Schließlich möchte ich auf meine Nietzsche-Vorlesung verweisen von 1936 bis 1940, die jeder Hörer eindeutig als grundsätzliche kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus verstanden hat.

Antisemitismus

Rüdiger Safranski beschreibt Heideggers Jugendhaltung zu Juden mit einem Begriff Sebastian Haffners als „Konkurrenzantisemitismus“. Diese damals in akademischen Kreisen weit verbreitete Form des Antisemitismus sieht in den Juden eine besondere Gruppe, die im akademischen Bereich eine führende, ihrem proportionalen Anteil an der Gesamtbevölkerung nicht entsprechende Rolle einnimmt.[59] In diesem Zusammenhang steht auch 1916 in einem von E.Faye angeführten Privatbrief Heideggers einzige Warnung vor der „Verjudung“ der Wissenschaft :

Die Verjudung unserer Kultur u. Universitäten ist allerdings schreckerregend u. ich meine die deutsche Rasse sollte noch soviel innere Kraft aufbringen um in die Höhe zu kommen.[60]

Es handelt sich aber um ein indirektes Zitat aus einem Brief Husserls zwanzig Jahre später[61]. Emmanuel Faye behauptet auch, dass Heidegger einmal sagte, Spinoza sei "ein Fremdkörper in der Philosophie". Dieses Zitat ist aber nicht in den Schriften Heideggers zu finden, und Safranski berichtet, dass Heidegger Mitte der dreiẞiger Jahre Spinoza verteidigte, als er in einer Vorlesung sagte, wenn Spinozas Philosophie jüdisch sei, dann sei die ganze Philosophie von Leibniz bis Hegel auch jüdisch. Heidegger hat andererseits auch jüdische Kollegen in Schutz genommen und antisemitische Protestaktionen von Studenten verhindert[62]. Trotz allem ist er zu jüdischen Kollegen auf Distanz gegangen. Safranski betont jedoch, dass bei Heideggers Haltung nicht von einem rassischen Antisemitismus gesprochen werden kann. Heidegger kam es mehr auf die Entscheidungen an, die ein Mensch traf, nicht auf seine Abstammung. In Heideggers Worten: der Entwurf war ihm wichtiger als die Geworfenheit. Was Heideggers damalige Begeisterung für den Nationalsozialismus betrifft, so kommt Safranski zu dem Urteil, Heidegger habe seine frühe Philosophie auf den Nationalsozialismus projiziert. Später hat Heidegger, so Safranski, sein Verhältnis zum Nationalsozialismus grundlegend geändert und in diesem nicht mehr einen möglichen Widerstand zur Moderne entdeckt, sondern ihn als deren konsequentesten Ausdruck gesehen: technische Raserei, Herrschaft und Organisation, totale Mobilisierung. Heidegger hat ebenso die Bedrohung betonen wollen, die vom Rassismus ausgeht, und den real existierenden Nationalsozialismus als Verrat an der Revolution – die eine metaphysische, keine politische sein sollte – verstanden.[63]

Auch Dieter Thomä urteilt, dass nicht von einem biologischen Rassismus Heideggers gesprochen werden kann – schon weil dies mit Heideggers Philosophie im Widerspruch stehe. Zwar treten einzelne antisemitische Äußerungen auf, z. B. die Warnung vor der „Verjudung“ und „Gefährlichen internationalen Verbindungen der Juden“ in 1933 nach Karl Jaspers. Doch stellte Jaspers in seinem Gutachten vom Dezember 1945 fest: „In den zwanziger Jahren war Heidegger kein Antisemit... Er hat in dieser Frage nicht nur Zurückhaltung geübt. Das schließt nicht aus, daß ihm, wie ich annehmen muß, in anderen Fällen der Antisemitismus gegen sein Gewissen und seinen Geschmack ging.“[64] Es gab andererseits schon 1932 Gerüchte, Heidegger sei Antisemit, aber er leugnete heftig. In einem Brief Hannah Arendt schrieb er :

Die Gerüchte, die Dich beunruhigen, sind Verleumdungen, die völlig zu den übrigen Erfahrungen passen, die ich in den letzten Jahren machen mußte. Daß ich Juden nicht gut von den Seminareinladungen ausschließen kann, mag daraus hervorgehen, daß ich in den letzten 4 Semestern überhaupt keine Seminareinladung hatte. Daß ich Juden nicht grüßen soll, ist eine so üble Nachrede, daß ich sie mir allerdings künftig merken werde. Zur Klärung, wie ich mich zu Juden verhalte, einfach die folgenden Tatsachen: Ich bin dieses Wintersemester beurlaubt und habe deshalb im Sommer schon rechtzeitig bekannt gegeben, daß ich in Ruhe gelassen sein möchte und Arbeiten und dergleichen nicht annehme. Wer trotzdem kommt und dringlich promovieren muß und es auch kann, ist ein Jude. Wer monatlich zu mir kommen kann, um über eine laufende große Arbeit zu berichten (weder Dissertations- noch Habilitations-Projekt) ist wieder ein Jude. Wer mir vor einigen Wochen eine umfangreiche Arbeit zur dringenden Durchsicht schickte, ist ein Jude. Die zwei Stipendiaten der Notgemeinschaft, die ich in den letzten 3 Semestern durchsetzte, sind Juden. Wer durch mich ein Stipendium nach Rom erhält, ist ein Jude. Wer das »enragierten Antisemitismus« nennen will, mag es tun. Im übrigen bin ich heute in Universitätsfragen genau so Antisemit wie vor 10 Jahren und in Marburg, wo ich für diesen Antisemitismus sogar die Unterstützung von Jacobsthal und Friedländer fand. Das hat mit persönlichen Beziehungen zu Juden (z.B. Husserl, Misch, Cassirer und anderen) gar nichts zu tun. Und erst recht kann es nicht das Verhältnis zu Dir berühren.[65]

Wenige Monate später trat er in die NSDAP ein. Insgesamt stößt man jedoch auf sich durchkreuzende Diskurse für und gegen den Antisemitismus.[66] Heideggers Begriff des Volkes, der nun ab 1933 verstärkt auftrat, ist dabei nicht durch ein biologisches Privileg ausgezeichnet, sondern durch die Hingabe an ein „Geschick“ (Schicksal). Hierin erfüllte sich für Heidegger die Aufgabe, dass das deutsche Volk „sein eigenes Wesen behalte und rette“, so Heidegger am 10. November 1933.[67] Dabei spielt das Prinzip der Führerschaft eine wesentliche Rolle: „Das Wesen der nationalsozialistischen Revolution“, so erläuterte Heidegger am 15. August 1934, „besteht darin, daß Adolf Hitler jenen neuen Geist der Gemeinschaft zur gestaltenden Macht einer neuen Ordnung des Volkes erhöht und durchgesetzt hat.“[68] „Der Führer selbst und allein ist die heutige und künftige deutsche Wirklichkeit und ihr Gesetz.“ (Oktober 1933)[69] Die Nazis selbst ließen sich aber von solchen Äußerungen nicht täuschen, wie Karl Löwith berichtet :

Die kleinbürgerliche Orthodoxie der Partei hat Heideggers Nationalsozialismus verdächtigt, weil die Rassen- und Judenfrage darin keine Rolle spielt. Sein und Zeit ist dem Juden Husserl, das Kantbuch dem Halbjuden Scheler gewidmet. Heideggers Geistesart schien nicht der ‚nordischen Art’ gemäß, welche frei vor der Angst vor dem Nichts sei. Umgekehrt hat es der Germanist H. Naumann fertig gebracht, die germanische Mythologie in den Begriffen von Sein und Zeit zu erklären, und in Odin die ‚Sorge’ und in Baldur das ‚man’ entdeckt! Sowohl diese Zustimmung als auch jene Ablehnung kann man nicht ernst nehmen, weil Heideggers Entscheidung für Hitler die Übereinstimmung mit der Ideologie und dem Programm der Partei weit übertrifft. Er war und blieb Nationalsozialist, am Rande und in der Vereinzeleung, die aber keineswegs wirkungslos ist. Er war es schon allein durch den Radikalismus, mit dem er die Freiheit des je eignen und deutschen Daseins auf die Offenbarkeit des Nichts stellte.“[70]

Sein Versuch die Revolution philosophisch zu beeinflussen schien aber ziemlich überflüssig, um nicht zu sagen lächerlich. Er veranstalte höchstens ein "Wissenschaftslager", eine Art Platonische Akademie im Wald, die beim Zusammensein und Gitarre spielen eine neue geistige Gemeinschaft erfinden sollte[71]. Bruno Altmann, der 1943 als ausgebürgerter Deutscher jüdischer Herkunft in KZ Majdanek ermordet wurde, schrieb 1938 im französischen Exil:

Über Heideggers Entwicklung sind viele Witze gerissen worden: den schlechtesten hat er selbst gemacht, als er nach allem Nationalsozialist wurde.[72]

Heidegger machte sich eigentlich auch lustig über die antisemitische Ideologie, indem er ironisch schrieb über "die Endform des Marxismus, die wesentlich weder mit Judentum noch gar mit dem Russentum etwas zu tun hat. Wenn irgendwo noch ein unentfalteter Spiritismus schlummert, dann im russischen Volk; der Bolschewismus ist ursprünglich westlich, europäische Möglichkeit: das Heraufkommen der Massen, die Industrie, Technik, das Absterben des "Christentums" im "Liberalismus" ; sofern aber die Vernunftherrschaft als Gleichsetzung aller nur die Folge des Christentums ist und dieses im Grunde jüdischen Ursprungs (vgl. Nietzsches Gedanke vom Sklavenaufstand der Moral), ist der Bolschewismus in der Tat jüdisch; aber dann ist auch das Christentum im Grunde bolschewistisch!"[73]

Verhältnis zu Husserl und Arendt

Heideggers Mitgliedschaft in der NSDAP und seine Weigerung, zum Holocaust Stellung zu nehmen, belastete seine Freundschaften unter anderem mit Edmund Husserl, Karl Jaspers, Karl Löwith, Hans Jonas, Paul Celan und Hannah Arendt. Im Brief an Jaspers vom 9. Juli 1946, Arendt nennt ihn sogar "einen potentiellen Mörder". Arendt geht auf Jaspers Anmerkung in seinem vorherigen Brief zu einem Schreiben gegen Husserl (als Juden) ein, das - wie Jaspers vermutet - jeder Rektor verfassen musste und Professoren unterschrieben hatten. Arendt schreibt: „Mir hat immer geschienen, daß Heidegger in dem Moment, wo er seinen Namen unter dieses Schriftstück zu setzen hatte, hätte abdanken müssen.“ Nach weiteren Erläuterungen: der Brief sei Husserl wahrscheinlich mehr oder minder gleichgültig gewesen. Das „wirklich Irreparable“ richte oft jenen Wall auf, „der Menschen wirklich scheidet;“ fährt sie fort: „.. da ich weiß, daß dieser Brief und diese Unterschrift ihn (Husserl) beinahe umgebracht haben, kann ich nicht anders, als Heidegger für einen potentiellen Mörder zu halten.“[74] In seinem Antwortbrief stimmt ihr Jaspers zu. „Ihre Beurteilung Heideggers teile ich durchaus - leider.“[75] Die beiden aber lagen falsch[76]. Heidegger unterschrieb eigentlich nichts, aus dem einfachen Grund, da er am 14. April 1933 (Wagner-Erlass) noch nicht im Amt war, sondern erst am 22. April. Es war also nicht er, sondern der ehemalige Rektor. Ende April, zugunsten des Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, mußte die Beurlaubung von Husserl rückgängig gemacht werden: das war die Aufgabe des neuen Rektors Heidegger, der ihm zugleich durch Elfride Blumen schickte. Trotzdem wurde Husserl von der Parteimitgliedschaft Heideggers schwer enttäuscht[77]

Dass Heidegger Husserl den Zutritt zu Bibliothek verwehrt habe, ist auch ein Gerücht. Heidegger selbst wies es scharf als Verleumdung zurück.[78] Der Historiker Hugo Ott bestätigt : “Martin Heidegger hat weder als Rektor für den Bereich der Universitätsbibliothek, noch als Institutsdirektor für den Bereich der Seminarbibliothek ein Verbot erlassen. Dieser immer wieder erhobene Vorwurf ist unhaltbar.”[79] Walter Biemel erzählt, wie er es selbst 1944 nachgewiesen hat :

Während unserer [Biemel und Heidegger] Tätigkeit am Archiv konnten manche Mißverständnisse geklärt werden, so das immer wieder auftauchende Gerücht, Heidegger habe Husserl verboten, die Universitätsbibliothek zu besuchen. Husserl erhielt bis zu seinem Tod regelmäßig die Liste der Neuanschaffungen der Bibliothek. Er verwendete die Rückseite der Blätter, um sich darauf Notizen zur Krisis-Thematik zu machen. Wäre ihm der Besuch der Bibliothek verboten worden, so wäre solch eine Information unsinnig, sie hätte zu allererst eingestellt werden müssen. Ein anderes Gerücht lautete, Heidegger habe Husserl aus politischen Gründen den Lehrstuhl weggenommen. Im Archiv befand sich ein Schreiben, in dem Heidegger Husserl bat, ein Semester länger zu lehren, da er so schnell nicht von Marburg weg könne. Daß Husserl Heidegger als Nachfolger ausdrücklich vorgeschlagen hatte, war auch nur wenigen bekannt.[80]

Widersprüchliche Aussagen gibt es bezüglich Heideggers Verhalten gegenüber Husserl in den 1930er Jahren; Heidegger selbst sprach hier von rein philosophisch-sachlichen Streitigkeiten, die nichts mit 1933 zu tun haben: „Die Differenzen in sachlicher Hinsicht verschärften sich. Husserl hat anfangs der dreißiger Jahre eine öffentliche Abrechnung mit Max Scheler und mir gehalten deren Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.“[81] Wegen seines Nichterscheinens bei Husserls Krankenbett und dessen Beisetzung gestand er gegenüber Husserls Ehefrau Malvine Husserl „menschliches Versagen“ ein und bat um Entschuldigung. Als Heideggers Hauptwerk: Sein und Zeit 1941 in der 5. Auflage neu aufgelegt wurde, fehlte die Widmung für Edmund Husserl auf Vorschlag und Wunsch des Verlegers Hermann Niemeyer, hingegen blieb die Fußnote auf Seite 38 bestehen, wo Heidegger seinem Lehrer Husserl seinen Dank aussprach. Ein möglicher Grund für die Entfernung auf der ersten Seite ist, dass es wohl mit der Widmung an den Juden Edmund Husserl im nationalsozialistischen Deutschland nicht erneut aufgelegt hätte werden können. In der 4. Auflage 1935 sowie in der 6. Auflage 1949 waren die Widmungen vollständig.

Arendt nahm 1950 wieder brieflichen und persönlichen Kontakt auf, der – nach erneuten Unterbrechungen – erst mit ihrem Tod endete. In dem zuerst 1969 veröffentlichten Text „Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt“ preist Arendt die Qualität von Heideggers Denken, unter der Hommage ist jedoch der Hinweis auf Heideggers Kompromittierung durch seinen Versuch, sich auf die Politik einzulassen, kaum versteckt.[82][83] Arendt liegt jedoch nichts ferner, als dies aus dem spezifischen Denken Heideggers zu erklären. Vielmehr vergleicht sie Heidegger und Platon, die beide "ihre Zuflucht zu Tyrannen und Führern nahmen." Hierbei handelt es sich um eine "déformation professionelle" großer Denker.[84] Ihre Achtung vor Heidegger beruhe darauf, dass er aus seinem Fehler gelernt und sich fortan auf die Domäne des Denkens beschränkt habe.[85] Neben Jaspers hielt Arendt Heidegger für den größten zeitgenössischen Philosophen, attestierte ihm jedoch 1949 in einem Brief an Jaspers Charakterlosigkeit, in dem Sinne, „daß er buchstäblich keinen hat, bestimmt auch keinen besonders schlechten.“ Sie setzte jedoch hinzu: „Dabei lebt er doch in einer Tiefe und mit einer Leidenschaftlichkeit, die man nicht vergessen kann.“[86] Und sie meinte: „Heidegger selbst korrigierte seinen eigenen 'Irrtum' schneller und radikaler als viele derjenigen, die später zu Gericht über ihn saßen.“[87]

Ausbleibende Distanzierung vom Nationalsozialismus

Heidegger äußerte sich nie ausführlich oder eindeutig über seine Parteimitgliedschaft während des Dritten Reichs. An Jaspers aber schrieb er am 8. April 1950, dass „von Jahr zu Jahr, je mehr das Bösartige herauskam, auch die Scham wuchs, jemals hier unmittelbar und mittelbar mitgewirkt zu haben.“[88] Und er erklärte nachträglich im September 1966 im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel: „Ich sah damals keine Alternative. Bei der allgemeinen Verwirrung der Meinungen und der politischen Tendenzen von 32 Parteien galt es, zu einer nationalen und vor allem sozialen Einstellung zu finden, etwa im Sinne des Versuchs von Friedrich Naumann.“[89]

Dass er sich nach dem Krieg kaum über seine Beziehung zum Nationalsozialismus äußerte, erklärte Heidegger selbst damit, dass er sein Denken vor billigen Einwänden ad personam schützen wolle. Hierdurch wolle er Ersatzhandlungen vorbeugen, die statt das Denken den Denkenden angreifen. Ob eine solche Trennung von Person und Denken jedoch möglich ist, ist – zumindest für die Zeit um 1933 – umstritten.[90] Heidegger selbst sah sich für die Gräuel des Nationalsozialismus in keiner Form in Verantwortung, da er Kernthesen der nationalsozialistischen Ideologie nie akzeptiert habe, urteilt der Heidegger-Forscher Otto Pöggeler:

Als 1945 die Tore der Konzentrations- und Vernichtungslager geöffnet wurden, konnte Heidegger sich sagen, daß er mit den Urhebern der Unmenschlichkeit dort nichts gemeinsam gehabt habe. In der Tat hatte er nie akzeptiert, was sich doch als Kern des Nationalsozialismus herauskristallisiert hatte: den Rassengedanken, den Kampf um die Weltherrschaft von einem totalitären System aus. So schrumpfte für Heidegger die eigene Beteiligung an der nationalsozialistischen Bewegung auf einen kurzen Irrtum zusammen.[91]

Pöggeler betont, dass sich Heidegger mit seiner von 1936 bis 1940 in Freiburg gehaltenen Nietzsche-Vorlesung vom Nationalsozialismus absetzt, wenn dort die rationalitas der nationalsozialistischen „totalen Mobilmachung“ aus dem animal rationale laut Heidegger bloß noch in die brutalitas führt. Auch mit seiner Vorlesung „Hölderlins Hymne »Der Ister«“ habe Heidegger für die damalige Zeit verhältnismäßig deutliche Worte in der Öffentlichkeit geäußert, die seine Abkehr vom nationalsozialistischen Gedankengut deutlich machen. So lehnt Heidegger hier vor allem die Idee einer geschlossenen Weltanschauung ab, die für ihn Erstarrung bedeutet und das Ende alles Fragens. Der Politisierung aller Lebensbereiche im Nationalsozialismus hält er die antike Polis entgegen. 1938 schrieb er deutlich :

Daher gehören in das vom unbedingten Machtwesen bestimmte Zeitalter die großen Verbrecher. Sie lassen sich nicht nach sittlich-rechtlichen Maßstäben beurteilen. Man kann das tun, aber man erreicht so niemals ihr eigentliches Verbrechertum. Auch gibt es keine Strafe, die groß genug wäre, solche Verbrecher zu züchtigen. Jede Strafe bleibt wesentlich hinter ihrem Verbrecherwesen zurück. Auch die Hölle und dergleichen ist zu klein im Wesen gegen das, was die unbedingten Verbrecher zu Bruch bringen. Die planetarischen Hauptverbrecher sind sich ihrem Wesen nach zufolge ihrer unbedingten Knechtschaft gegenüber der unbedingten Ermächtigung der Macht völlig gleich. Historisch bedingte und als Vordergrund sich breitmachende Unterschiede dienen nur dazu, das Verbrechertum ins Harmlose zu verkleiden und gar noch sein Vollbringen als »moralisch« notwendig im »Interesse« der Menschheit darzutun. Die planetarischen Hauptverbrecher der neuesten Neuzeit, in der sie erst möglich und notwendig werden, lassen sich gerade an den Fingern einer Hand abzählen.[92]

Trotz allem bleibt Heidegger nach Pöggeler in alten Denkmustern, die für Deutschland eine geschichtliche Sonderposition zwischen »amerikanischem System« und »Bolschewismus« darstellt. Die Idee vom »Land der Dichter und Denker« für das eine Sonderrolle als »Kulturnation« gesehen wurde, bestimme auch noch Heideggers Denken.[93]

Heideggers erste öffentliche Äußerung nach dem Krieg erfolgte 1949 in einer Vortragsreihe in Bremen (Manuskripte in GA 79). Hier finden sich einige Sätze zum Holocaust, wie im Vortag über „Das Ge-stell“. Ackerbau sei „jetzt motorisierte Ernährungsindustrie, im Wesen das Selbe wie die Fabrikation von Leichen in Gaskammern und Vernichtungslagern, das Selbe wie die Blockade und Aushungerung von Ländern, das Selbe wie die Fabrikation von Wasserstoffbomben.“[94] Diese Äusserung wurde stark kritisiert als "Gleichsetzung der präzedenzlosen Vernichtung der europäischen Juden mit modernem Ackerbau", "Banalisierung", sogar "Antisemitismus neuen Typs"[95]. Es muss aber beachtet werden, dass Heidegger eigentlich "das Selbe" und nicht "dasselbe" schreibt. Heidegger sagt also nicht, dass Ernährungsindustrie und Holocaust gleich sind. "Das Selbe ist niemals das Gleiche", gibt er genauer an. "Das Selbe ist ebensowenig nur der unterschiedlose Zusammenfall des Identischen. Das Selbe ist vielmehr das Verhältnis des Unterschiedes."[96] Heidegger erwähnt aber die Juden nicht. Dennoch sagte 2006 in einem Interview der französisch-jüdische Philosoph Jean-Claude Milner : "Ich kann nur feststellen, wie das Denken Heideggers für die jüdische Intellektuelle wichtig war. Diesen anderen Fakt kann ich auch nur feststellen : was Gaskammern betrifft, der einzige philosophische Satz ist von Heidegger."[97]

Dieser Vortrag wurde von Heidegger später in stark umgearbeiteter Form noch einmal gehalten, diesmal unter dem Titel „Die Frage nach der Technik“ (GA 7). Hier findet sich nur noch der Satz „Ackerbau ist jetzt motorisierte Ernährungsindustrie.“ In einem anderen Bremer Vortrag ("Die Gefahr") sprach Heidegger nochmals vom Holocaust, den er dabei erneut in einen anderen Beziehungszusammenhang stellte und mit fragwürdigen Zahlenangaben verband:

Hunderttausende sterben in Masse. Sterben Sie? Sie kommen um. Sie werden umgelegt. Sterben Sie? Sie werden Bestandsstücke eines Bestandes der Fabrikation von Leichen. Sterben Sie? Sie werden in Vernichtungslagern unauffällig liquidiert. Und auch ohne Solches – Millionen verelenden jetzt in China durch den Hunger in ein Verenden. Sterben aber heißt, diesen Austrag vermögen. Wir vermögen es nur, wenn unser Wesen das Wesen des Todes mag. Doch inmitten der ungezählten Tode bleibt das Wesen des Todes verstellt.[98]

Der französische Philosoph Emmanuel Faye hat es mit dem fraglichen Begriff "ontologischer Negationismus" vorgelegt : Heidegger leugnete das Sterben in Vernichtungslagern[99]. Diese Sätze sind aber zu verstehen mit Hilfe der Analyse vom Tode in Sein und Zeit (§§ 46-53) als die eigenste, unbezügliche, unüberholbare "Seinsmöglichkeit, die je das Dasein selbst zu übernehmen hat" - was die "Fabrikation von Leichen" schaffte zu vernichten. Heidegger meint also, dass die Nazi-Opfer sozusagen zweimal getötet wurden. Genauso[100] sagte Primo Levi: "man zögert, ihren Tod, vor dem sie nicht erschrecken, als Tod zu bezeichnen, weil sie zu müde sind, ihn zu fassen."[101] Hannah Arendt benutzte[102] in ihrem Werk über Konzentrationslager diese vom Holocaust technische Deutung Heideggers.[103] In dem viel beachteten Interview, das auf Heideggers Wunsch erst nach seinem Tod im Mai 1976 veröffentlicht wurde, sagte er im Zusammenhang mit der Deutung der Technik:

Ich sehe gerade die Aufgabe des Denkens darin, in seinen Grenzen mitzuhelfen, dass der Mensch überhaupt erst ein zureichendes Verhältnis zum Wesen der Technik erlangt. Der Nationalsozialismus ist zwar in die Richtung gegangen; diese Leute aber waren viel zu unbedarft im Denken, um ein wirklich explizites Verhältnis zu dem zu gewinnen, was heute geschieht und seit drei Jahrhunderten unterwegs ist.

Viele von Heideggers ehemaligen Schülern bedrückte sein Schweigen nach 1945. In einem Brief bat Herbert Marcuse, der ursprünglich bei Heidegger habilitieren wollte, diesen 1947 darum, Stellung zu beziehen und sich öffentlich vom Nationalsozialismus zu distanzieren. Marcuse hatte sich bereits 1934 im Exil mit Heideggers Rektoratsrede auseinandergesetzt.[104] Heidegger antwortete hierauf:

… Wenn ich Ihrem Brief entnehme, daß es Ihnen ernst ist mit einer richtigen Beurteilung meiner Arbeit und meiner Person, so zeigt mir gerade Ihr Schreiben, wie schwer ein Gespräch mit Menschen ist, die seit 1933 nicht mehr in Deutschland waren und die den Beginn der nationalsozialistischen Bewegung von ihrem Ende aus beurteilen. Zu den Hauptpunkten Ihres Briefes möchte ich folgendes sagen.

1. Zu 1933: ich erwartete vom Nationalsozialismus eine geistige Erneuerung des ganzen Lebens, eine Aussöhnung sozialer Gegensätze und eine Rettung des abendländischen Daseins vor den Gefahren des Kommunismus. Diese Gedanken wurden ausgesprochen in meiner Rektoratsrede (haben Sie diese ganz gelesen?), in einem Vortrag über 'Das Wesen der Wissenschaft' und in zwei Ansprachen an die Dozenten und Studenten der hiesigen Universität. Dazu kam noch ein Wahlaufruf von ca. 25/30 Zeilen, veröffentlicht in der hiesigen Studentenzeitung. Einige Sätze darin sehe ich heute als Entgleisung an. Das ist alles.

2. 1934 erkannte ich meinen politischen Irrtum, legte unter Protest gegenüber Staat u. Partei mein Rektorat nieder. Daß man n. 1. propagandistisch im In- u. Ausland ausnutzte, n. 2. aber ebenso propagandistisch verschwieg, kam mir nicht zur Kenntnis u. kann mir nicht zur Last gelegt werden.

3. Sie haben völlig recht, daß ein öffentliches, allen verständliches Gegenbekenntnis von mir fehlt; es hätte mich ans Messer geliefert und die Familie mit. Jaspers sagte dazu: Daß wir leben, ist unsere Schuld.

4. Ich habe in meinen Vorlesungen und Übungen von 1934/44 einen so eindeutigen Standpunkt eingenommen, daß von denen, die meine Schüler waren, keiner der Naziideologie verfiel. Meine Arbeiten aus dieser Zeit werden, wenn sie einmal erscheinen, dafür zeugen.

5. Ein Bekenntnis nach 1945 war mir unmöglich, weil die Nazianhänger in der widerlichsten Weise ihren Gesinnungswechsel bekundeten, ich aber mit ihnen nichts gemein hatte.

6. Zu den schweren berechtigten Vorwürfen, die Sie aussprechen 'über ein Regime, das Millionen von Juden umgebracht hat, das den Terror zum Normalzustand gemacht hat und alles, was ja wirklich mit dem Begriff Geist und Freiheit u. Wahrheit verbunden war, in sein Gegenteil verkehrt hat', kann ich nur hinzufügen, daß statt 'Juden' 'Ostdeutsche' zu stehen hat und dann genauso gilt für einen der Alliierten, mit dem Unterschied, daß alles, was seit 1945 geschieht, der Weltöffentlichkeit bekannt ist, während der blutige Terror der Nazis vor dem deutschen Volk tatsächlich geheimgehalten worden ist.[105]

Jean-Michel Palmier berichtet, wie er einmal mit Ernst Jünger über Heideggers Schweigen zum Rektorat gesprochen habe. Jünger habe damals die boshafte Auskunft gegeben: Heidegger habe sich für seinen politischen Irrtum deshalb nicht entschuldigen wollen, weil er von seinem Standpunkt aus eher hätte erwarten müssen, dass Hitler wiederauferstünde und um Verzeihung bäte, ihn, Heidegger, irregeführt zu haben.[106]

Siehe auch

Literatur

  • Theodor W. Adorno: Jargon der Eigentlichkeit. In: Gesammelte Schriften. Bd. 6, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2003.
  • Jürg Altwegg (Hrsg.): Die Heidegger Kontroverse. Athenäum, Frankfurt a. M. 1988. ISBN 3-610-04714-3. (Eine Sammlung kritischer Stellungnahmen zum Farias-Buch)
  • Günther Anders: Über Heidegger. Hrsg. von Gerhard Oberschlick in Verbindung mit Werner Reimann als Übersetzer, mit einem Nachwort von Dieter Thomä. C.H.Beck, München 2001. ISBN 3-406-48259-7.
  • Critical Inquiry Ausgabe 15, Nr. 2, The University of Chicago Press 1989, dort: Symposium on Heidegger and Nazism
  • Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus I. Dokumente. Heidegger-Jahrbuch Band 4. Alber, Freiburg / München 2009. ISBN 978-3-495-45704-7.
  • Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus II. Interpretationen. Heidegger-Jahrbuch Band 5. Alber, Freiburg / München 2009. ISBN 978-3-495-45705-4.
  • Victor Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus. Mit einem Vorwort von Jürgen Habermas. S. Fischer, Frankfurt/M. 1989 (Ed. Verdier, Lagrasse 1987). ISBN 3-10-020402-6.
  • Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie, Matthes & Seitz Berlin 2009 (Albin Michel, 2005; Le Livre de Poche, 2007), ISBN 978-3-88221-025-5.
  • Johannes Fritsche: Historical Destiny and National Socialism in Heidegger's Being and Time. University of California Press, Berkeley 1999.
  • Hassan Givsan: Heidegger – Das Denken der Inhumanität. Eine ontologische Auseinandersetzung mit Heideggers Denken. Königshausen & Neumann, Würzburg 1998, ISBN 3-8260-1388-3. (Zugl. Darmstadt, Techn. Hochsch, Habil-Schr, 1996, ISBN idem.)
  • Hassan Givsan: Eine bestürzende Geschichte: Warum Philosophen sich durch den »Fall Heidegger« korrumpieren lassen. Königshausen & Neumann, Würzburg 1998, ISBN 3-8260-1389-1.
  • Hassan Givsan: Zu Heidegger. Ein Nachtrag zu »Heidegger - Das Denken der Inhumanität«. Königshausen & Neumann, Würzburg 2011, ISBN 978-3-8260-4541-7.
  • George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Aus dem Amerikanischen von Rainer Alisch und Thomas Laugstien. Argument (Sonderband AS 205), Hamburg und Berlin 1993, ISBN 3-88619-205-9.
  • George Leaman: Die Universitätsphilosophen der „Ostmark“. In: FORVM 481–484, April 1994, Seite 25–31.
  • Bernd Martin: Heidegger und das „Dritte Reich“: Ein Kompendium. WBG, Darmstadt 1989, ISBN 3-534-10929-5.
  • Ernst Nolte: Martin Heidegger: Politik und Geschichte im Leben und Denken. Propyläen, Berlin / Frankfurt/M. 1992, ISBN 3-549-07241-4.
  • Otto Pöggeler: Philosophie und Politik bei Heidegger. Alber, Freiburg / München 1972, 2., um ein Nachwort erweiterte Auflage 1974, ISBN 3-495-47261-4.
  • Tom Rockmore: On Heidegger's Nazism and Philosophy, University of California Press and Harvester Wheatsheaf, Berkeley 19921, 2. Ausgabe mit einem neuen Vorwort 1997 (direkter Link).
  • Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. S. Fischer, Frankfurt/M. 1999.
  • Alexander Schwan: Politische Philosophie im Denken Heideggers. 1989, ISBN 978-3-531-12036-2
  • Bernhard H. F. Taureck (Hrsg.): Politische Unschuld? In Sachen Martin Heidegger. Wilhelm Fink, München 2007, ISBN 978-3-7705-4537-7
  • Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2003.
  • Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und der Technik. Max Niemeyer, Tübingen 1989.
  • Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1988, ISBN 978-3-593-34633-5
  • Holger Zaborowski: Eine Frage von Irre und Schuld?. S. Fischer, Frankfurt/M. 2009, ISBN 978-3-596-18017-2

Filmische Rezeption

  • Jeffrey Van Davis: Only a God Can Save Us. Dokumentation. D/USA/F 2009. 120 min.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Oliver Jahrhaus: Martin Heidegger. Ein Einführung. Stuttgart 2004, S. 35.
  2. Hans-Georg Gadamer: Zurück von Syrakus?. in: Jürg Altwegg (Hrsg.): Die Heidegger Kontroverse. Frankfurt a. M. 1988, s. Anm. 20, S. 179.
  3. zitiert von Julian Young Heidegger, Philosophy, Nazism Cambridge University Press 1997 p.39, Hugo Ott Paths and Wrong Paths, N & K p.138
  4. Video in der Bibliothèque Médicis
  5. Vgl. Alexander Kissler: Alleingehenkönnen, Süddeutsche Zeitung, Nr. 101, 2010, S. 14.
  6. Vgl. Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und der Technik, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1989.
  7. in einem nicht vorgetragenen Zusatz seines Vortrages "Die Zeit des Weltbildes", in Holzwege, Frankfurt a.M. 1963 S. 92
  8. Vgl. Dieter Thomä : Heidegger und der Nationalsozialismus. in: Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger Handbuch, Stuttgart 2003, S. 159.
  9. Richard Rorty: Contingency, irony, and solidarity, Cambridge u. a., 1989; Ders.: Eine andere mögliche Welt., in: Christoph Jamme / Karsten Harries (Hrsg.): Martin Heidegger. Kunst – Politik – Technik., München, 1992, S. 135–142.
  10. Hannah Arendt: Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt, in: dies.: Menschen in finsteren Zeiten., München/Zürich 1989, S. 172–184.
  11. Jean-François Lyotard: Heidegger und „die Juden“. (Hg. Peter Engelmann), Wien 2005.
  12. Jean-Michel Palmier: Heidegger et le national-socialisme. In: Michel Haar (Hrsg.): Heidegger, Paris, 1983, S. 333–353.
  13. Hans Sluga: Heidegger's Crisis. Philosophy and Politics in Nazi Germany, Cambridge / London, 1993, S. 30–35.
  14. Julian Young: Heidegger, philosophy, Nazism, Cambridge u. a., 1997.
  15. Otto Pöggeler: Der Denkweg Martin Heideggers, Pfullingen, 1983; ders.: Philosophie und Politik bei Heidegger, Freiburg/München, 1972; ders.: Den Führer führen? Heidegger und kein Ende, in: Philosophische Rundschau 32, 1985, S. 26–67.
  16. François Fédier: La question politique, in: Magazin littéraire 235, 1988, S. 51–52.
  17. George Steiner: Martin Heidegger, New York, 1978.
  18. Alexander Schwan: Politische Philosophie im Denken Heideggers, Opladen, 1989; Ders.: Zeitkritik und Politik in Heideggers Spätphilosophie, in: Annemarie Gethmann-Siefert / Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger und die praktische Philosophie, Frankfurt a. M., 1988, S. 93–107.
  19. Jacques Derrida: De l'esprit. Heidegger et la question., Paris, 1987, (dt. Übers.: Vom Geist, Frankfurt a. M., 1992); Ders.: Die Hölle der Philosophie. Ein Gespräch mit Jacques Derrida., in: Jürg Altwegg (Hrsg.): Die Heidegger Kontroverse, Frankfurt a. M., 1988, S. 83–93.
  20. Hans Köchler: "Ist Heideggers Fundamentalontologie gesellschaftsfähig? Zur Frage der systematischen Wertung seines nationalsozialistischen Engagements", in: Politik und Theologie bei Heidegger. Politischer Aktionismus und theologische Mystik nach "Sein und Zeit". Innsbruck: Arbeitsgemeinschaft für Wissenschaft und Politik, 1991, S. 7-27.
  21. Philippe Lacoue-Labarthe: La fiction du politique, Paris, 1987 (dt. Übers.: Die Fiktion des Politischen, Stuttgart, 1990.
  22. Winfried Franzen: Von der Existenzialontologie zur Seinsgeschichte, Meisenheim 1975, S. 80f.
  23. Jürgen Habermas: Heidegger – Werk und Weltanschauung, in: V. Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt a. M., 1989, S. 11–37.
  24. Ernst Tugendhat: Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger, Berlin, 1967.
  25. Tom Rockmore: On Heidegger's Nazism and Philosophy, Berkeley u. a., 1997.
  26. Luc Ferry / Alain Renaut: Heidegger et les Modernes, Paris, 1988.
  27. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, Bd. 19, Frankfurt a. M., 1976, S. 637ff.
  28. Victor Farias: Heidegger et le nazisme, Lagrasse, 1987.
  29. Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. Berlin 2009.
  30. Bernard-Henri Lévy: Sartre. Der Philosoph des 20. Jahrhunderts, München/Wien, 2002.
  31. Zitiert von Heinrich Wiegand Petzet, Auf einen Stern zugehen. Begegnungen und Gespräche mit Martin Heidegger 1929-1976, 1983 S.43, und auch von Frederic de Towarnicki, A la rencontre de Heidegger. Souvenirs d'un messager de la Forêt-Noire, Gallimard 1993 p.125
  32. Rainer Thurnher: Martin Heidegger. in: Heinrich Schmidinger, Wolfgang Röd, Rainer Thurnher: Geschichte der Philosophie. Band XIII, München 2002, S. 199.
  33. Der Weg der Philosophie, Bd. 2. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert, C.H.Beck, München 2. A. 2009, ISBN 3-406-58581-7, S. 460 (online einsehbar).
  34. On Heidegger's Nazism and philosophy, University of California Press, Berkeley - Los Angeles 1992, ISBN 0-520-07711-3, S. 64 (online einsehbar).
  35. Die Selbstbehauptung der deutschen Universität. Gehalten bei der feierlichen Übernahme des Rektorats der Universität Freiburg am 27. 5. 1933 [Hervorheb. von MH.], in: GA 16 Teil 1: Veröffentlichte Schriften 1910 - 1976. Reden ISBN 3-465-03040-0 S. 112, online lesbar. Auch als Einzeldruck, zuerst "Durchgesehene Neuauflage des Drucks" Korn, Breslau 1933; identisch mit Ausg. Klostermann, Frankfurt/M. 1983, ISBN 3-465-01596-7;1990, ISBN 3-465-02243-2; davon Reprint 2010/11 (angekündigt>).
  36. Antrag auf die Wiedereinstellung in die Lehrtätigkeit (Reintegrierung), Brief vom 4. November 1945, Nr. 182 in GA I/16, Veröffentlichte Schriften 1910-1976. Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges, Klostermann, Frankfurt/M. 2000, S. 397-404, hier S. 398f. Darauf nimmt beispielsweise - mit Bestreitung der Plausibilität dieser Einlassungen Heideggers - Bezug: Günther Anders (hg. G. Oberschlick): Über Heidegger, C. H. Beck, München 2001, S. 361 (online einsehbar).
  37. F.Fédier Heidegger à plus forte raison Fayard S.78, Pöggeler, Heidegger: Perspektiven zur Deutung seines Werks, Beltz Athenäum 1994, S.258
  38. Martin Heidegger / Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Hrsg. W. Biemel u. H. Saner. Frankfurt a. M. 1990, Brief vom 23. September 1933.
  39. Sein und Wahrheit, GA II/36/37, Freiburger Vorlesungen Sommersemester 1933 und Wintersemester 1933-34, Klostermann, Frankfurt/M. 2001, S. 263 (online einsehbar)
  40. vgl. Daniel Morat. Von der Tat zur Gelassenheit. Konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger, 1920-1960. Veröffentlichungen des Zeitgeschichtlichen Arbeitskreises Niedersachsen 24, Wallstein Verlag, Göttingen 2007, ISBN 3-8353-0140-3, S. 136 (online einsehbar).
  41. zitiert von Daniel Morat, ebd.
  42. James Phillips, Heidegger's Volk: Between National Socialism And Poetry, Stanford University Press 2005, S.20
  43. Jacques Taminiaux, Art et événement : spéculation et jugement des Grecs à Heidegger, Paris, Belin, "L’extrême contemporain", 2005. p.9 sqq.
  44. Gesamtausgabe Bd. 16 Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges 1910 - 1976 S.116
  45. Gesamtausgabe. 16, S. 387 und 570. Auch Karl Moehling, "Heidegger and the nazis" in Heidegger: the man and the thinker, Thomas Sheehan ed., New Brunswick, 2010 Transaction Publishers p.3
  46. GA 16, S. 216.
  47. Reinhold Aschenberg : Ent-Subjektivierung des Menschen: Lager und Shoah in philosophischer Reflexion, Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, 122
  48. zitiert nach Reinhold Aschenberg : Ent-Subjektivierung des Menschen: Lager und Shoah in philosophischer Reflexion, Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, 121-122, der die Gliederungsziffern eingefügt hat, und auf das Zitat bei Claudia Schorcht: Philosophie an den Bayerischen Universitäten 1933-1945, Harald Fischer, Erlangen 1990, 161, verweist, wo der Text ohne Gliederungsziffern und abschließenden Gruß wiedergegeben ist. Schorcht nennt als Quelle: HStA, MK, 43772, Heidegger am 25.[!]6. 1933; die Unterstreichungen Aschenbergs wurden hier weggelassen.
  49. Alex Steiner: The Case of Martin Heidegger, Philosopher and Nazi
  50. Julian Young Heidegger, Philosophy, Nazism Cambridge University Press 1997 S.20
  51. Georg Picht "Die Macht des Denkens" in Erinnerung an Martin Heidegger Neske, Pfullingen, 1977, S.198
  52. Georg Picht "Die Macht des Denkens" in Erinnerung an Martin Heidegger Neske, Pfullingen, 1977, 198ff, zitiert nach Eduard Langwald: Das Andere sagen: Studien zu Martin Heidegger und seinem Werk, Lit, Münster 2004, 212
  53. Otto Pöggeler, Heidegger: Perspektiven zur Deutung seines Werks, Beltz Athenäum, 1994, S. 254
  54. Anton M. Fischer, Martin Heidegger - der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers, Rüffer & Rub, 2008 S. 492
  55. Georg Picht "Die Macht des Denkens" in Erinnerung an Martin Heidegger Neske, Pfullingen, 1977, S. 200
  56. Martin Heidegger, Brief an den Rektor der Universität Freiburg vom 4. November 1945, a.a.O., S. 64ff.
  57. zitiert von Karl Moehling, "Heidegger and the nazis" in Heidegger: the man and the thinker, Thomas Sheehan ed., New Brunswick, 2010 Transaction Publishers S.38
  58. Einführung in die Metaphysik eine 1935 gehaltenen Vorlesung GA 40, S. 152.
  59. Vgl. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt a. M. 2001, S. 289.
  60. Martin Heidegger: Mein liebes Seelchen!. Briefe Martin Heideggers an seine Frau Elfriede 1915-1970, hrsg. und kommentiert von Gertrud Heidegger, München 2005, 51
  61. Mai 1935 an Dietrich Manke
  62. Spiegel Interview, GA16 S.654
  63. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt a. M. 2001, S. 326–329.
  64. Ulrich Sieg: "Die Verjudung des deutschen Geistes". Ein unbekannter Brief Heideggers, Die Zeit, 22. Dezember 1989 (Zeit-online)
  65. Hannah Arendt - Martin Heidegger. Briefe 1925 - 1975, Frankfurt 1998, S. 68f.
  66. Vgl. Dieter Thomä: Heidegger und der Nationalsozialismus. in Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger Handbuch. Stuttgart 2003, S. 148f.
  67. Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (GA 16), S. 188.
  68. Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (GA 16), S. 302.
  69. Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (GA 16), S. 184.
  70. Karl Löwith: ‚Der okkasionelle Dezisionismus von Carl Schmitt’, in: ders.: Heidegger – Denker in dürftiger Zeit. Zur Stellung der Philosophie im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1984, 31-71, ursprünglich unter dem Pseudonym Hugo Fiala in: Revue internationale du droit/Internationale Zeitschrift für Theorie des Rechts, 1935, 101-123, hier 67-68; die Passage zu Heidegger stammt erst aus dem Jahr 1940, so der Herausgeber in seiner Erläuterung S. 290
  71. Rudiger Safranski, Martin Heidegger: Between Good and Evil (p. 261-3)
  72. Heidegger und der Nationalsozialismus I, Heidegger Jahrbuch 4, Herausgeber: Alfred Denker und Holger Zaborowski. Verlag Karl Aber, Freiburg/München, 2009.
  73. Beiträge zur Philosophie (vom Ereignis) (1936-1938), GA 65 S. 54.
  74. Briefwechsel (TB-Ausgabe) S. 84
  75. (S.99)
  76. Seyla Benhabib, The Personal is not the Political (October/November 1999 issue of Boston Review.)
  77. R.Safranski Ein Meister aus Deutschland, Hanser 1994 S.297
  78. Spiegel-Interview in Reden und Zeugnisse (GA 16), S. 661.
  79. Hugo Ott, Martin Heidegger, Unterwegs zu seiner Biographie Campus Verlag S.168
  80. Walter Biemel "Erinnerungsfragmente" in Erinnerung an Martin Heidegger Neske 1977 S.22
  81. Spiegel-Interview in Reden und Zeugnisse (GA 16), S. 660.
  82. Hannah Arendt: Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt. in Günther Neske und Emil Kettering (Hg.): Antwort – Martin Heidegger im Gespräch. Tübingen 1988.
  83. vgl. hierzu: Julia Kristeva: Hannah Arendt, 2001, S. 46
  84. Hannah Arendt: Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt. in Günther Neske und Emil Kettering (Hg.): Antwort – Martin Heidegger im Gespräch. Tübingen 1988, S. 244
  85. Günter Magiera: Die Rehabilitierung der Meinung. Arendts Auseinandersetzung mit Platon und Heidegger, 2004, S. 51
  86. Arendt / Jaspers: Briefwechsel 1926–1969. München 2001, Brief vom 29. September 1949.
  87. Vgl. Elzbieta Ettinger: Hannah Arendt – Martin Heidegger. Eine Geschichte. übers. von Brigitte Stein, München 1995, S. 15.
  88. Martin Heidegger / Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Hrsg. W. Biemel u. H. Saner. Frankfurt a. M. 1990, S. 201.
  89. Spiegel-Interview in Reden und Zeugnisse (GA 16), S. 655.
  90. Vgl. Dieter Thomä: Heidegger und der Nationalsozialismus. in Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger Handbuch. Stuttgart 2003, S. 156f.
  91. Otto Pöggeler: Der Denkweg Martin Heideggers. Günther Neske, Stuttgart 1994, S. 386.
  92. Die Geschichte des Seyns, 1938/40, §61 „Macht und Verbrechen“, Gesamtausgabe, Band 69, Frankfurt am Main, Vittorio Klostermann, 1998, S. 79
  93. Otto Pöggeler: Der Denkweg Martin Heideggers. Günther Neske, Stuttgart 1994, S. 384f.
  94. Bremer und Freiburger Vorträge (GA 79), S. 27.
  95. https://clemensheni.wordpress.com/2010/08/21/wurden-die-juden-gar-nicht-als-juden-ermordet/#_edn14
  96. S. 52
  97. Le Monde, 14. Dezember 2006
  98. Bremer und Freiburger Vorträge (GA 79), S. 56.
  99. Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie, Berlin: Matthes & Seitz, S. 407
  100. Todd Samuel Presner, Mobile Modernity: Germans, Jews, Trains, "Death without dying", Columbia University Press p.221
  101. Primo Levi: Ist das ein Mensch? Erinnerungen an Auschwitz. Frankfurt am Main: S. Fischer 1961, S. 91
  102. François Rastier, Heidegger aujourd’hui, 2009, p.7
  103. Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, "Die Konzentrationslager", Seiten 907-943
  104. Herbert Marcuse: Der Kampf gegen den Liberalismus in der totalitären Staatsauffassung. In: Zeitschrift für Sozialforschung 3, 1934, Heft 2.
  105. GA 16, S. 430f.
  106. Vgl. Der Spiegel 18. August 1986, S. 167.