„Festival junger Künstler Bayreuth“ – Versionsunterschied

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Das '''Festival junger Künstler Bayreuth''' ist ein Ort internationaler Begegnung und interkulturellen Lernens, ein Forum für das Neue und Experimentelle in der Kunst. Das Festival junger Künstler ist eine Ausbildungsstätte für junge Künstlerinnen und Künstler sowie angehende Kulturmanager.
[[Datei:Festival-junger-kuenstler-bayreuth-fjkb-logo-38110338.svg|mini|Logo Festival junger Künstler Bayreuth]]
Das '''Festival junger Künstler Bayreuth''' ist ein 1950 gegründetes Festival für junge Musiker und Künstler aus aller Welt, das jährlich zur Zeit der [[Bayreuther Festspiele]] stattfindet. Seit 1986 ist [[Sissy Thammer]] Intendantin und Geschäftsführerin des Festivals.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Mark Zimmermann |url=https://bayern-online.de/bayreuth/erleben/interviews/festival-junger-kuenstler-in-bayreuth-spielt-die-musik-der-zukunft/ |titel=Festival junger Künstler - In Bayreuth spielt die Musik der Zukunft |werk=Bayern online |datum=2020-02-04 |abruf=2024-08-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/preis-frauen-europas/preistraegerinnen/thammer/ |titel=Frau Europas 1997: Sissy Thammer {{!}} Netzwerk EBD |sprache=de-DE |zugriff=2017-03-20}}</ref>


== Über das Festival ==
Das Festival wurde 1950 von [[Herbert Barth (Musikschriftsteller)|Herbert Barth]], dem ehemaligen Pressesprecher der [[Bayreuther Festspiele]], unter der Schirmherrschaft des Komponisten [[Jean Sibelius]]<ref name=":0" /> als „Jugend-Festspieltreffen Bayreuth e. V.“ ins Leben gerufen und als ''Internationales Jugendfestspieltreffen'' gegründet.<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.das-zentrum.de/geschichte.html |titel=Geschichte - Das internationale Jugendkulturzentrum Bayreuth |werk=Das Zentrum - Internationales Jugendkulturzentrum Bayreuth |abruf=2024-08-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/JZEAOPO6FENWHAAFWVSJRXVGHM3OW2N3 |titel=Internationales Jugendfestspieltreffen Bayreuth |werk=Deutsche Digitale Bibliothek |abruf=2024-08-21}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Begegnungen in Bayreuth : die internationalen Jugendfestspieltreffen seit 1957 |Verlag=Ed. Musica |Datum=1960 |Online=https://kat.martin-opitz-bibliothek.de/vufind/Record/0100171/Details |Abruf=2024-08-21}}</ref>


Das junge Festspieltreffen sollte mit einem bis heute genutzten Kulturzentrum ''Zentrum – Internationales Jugendkulturzentrum Bayreuth''<ref name=":1" /> einen geeigneten Probe- und Aufführungsort erhalten. 1978 erfolgte die Grundsteinlegung des vom Architekt [[Helmut Jahn (Architekt)|Helmut Jahn]] erdachten und geplanten Kulturzentrums. Träger der eigenes zu diesem Zweck gegründete Vereins ''Internationales Jugend-Kulturzentrum Bayreuth e.&nbsp;V.'' und Finanzierung mittels der Bundesrepublik Deutschland, der ''Stiftung Deutsche Jugendmarke e.&nbsp;V.'', des [[Bayern|Freistaates Bayern]], der [[Bayerische Landesstiftung|Bayerischen Landesstiftung]], der [[Oberfrankenstiftung]] und der [[Bayreuth|Stadt Bayreuth]].
==Das Festival junger Künstler Bayreuth==
Im Weltzentrum der Musik Bayreuth wurde 1950 unter der Patronage von Jean Sibelius das Festival junger Künstler Bayreuth von Herbert Barth gegründet. Ziel war es, damals, nach einem furchtbaren Zweiten Weltkrieg neue internationale Begegnung zu schaffen, ein Forum für den Dialog junger Menschen aus ganz unterschiedlichen politischen und sozialen Systemen zu ermöglichen und einen Ort für intensive künstlerische Arbeit zu schaffen. Bis heute sind ca. 25.000 junge Menschen aus 80 Nationen dieser Welt nach Bayreuth gekommen, um auf dieser „Probebühne für die Jugend der Welt“, wie der Schriftsteller [[Martin Gregor-Dellin]] sie beschrieben hat, zu arbeiten und von- und miteinander zu lernen.


Das Festival bietet [[Workshop]]s und [[Meisterklasse (Hochschule)|Meisterklassen]] für Sänger, Instrumentalmusiker, [[Videotechnik|Videoproduktion]] und [[Tontechnik]] sowie [[Kulturmanagement]]. Im Rahmen des Festivals wird ihnen eine intensive Beschäftigung mit dem Werk von [[Richard Wagner]] ermöglicht. Die Teilnehmer geben zahlreiche [[Konzert (Veranstaltung)|Konzerte]] und erarbeiten zudem gemeinsam größere musikalische Produktionen.
Das Festival produziert Kultur! Und dieses Kulturprodukt besteht aus vielschichtigen Aktionsfeldern: Internationale Jugendarbeit: das Festival ist eine Brücke zwischen Kulturen und Kontinenten. Das Ermöglichen von internationaler Begegnung und interkultureller Kommunikation sind Schwerpunkte der Arbeit der Festivalverantwortlichen.


Jährlich verzeichnet das Festival etwa 400 Teilnehmer aus rund 40 Nationen, die über 100 Veranstaltungen gestalten, unter anderem Open-Air-Veranstaltungen, Kunstausstellungen, Symposien, Vorträge sowie [[Flashmob]]s in Bayreuth und Umgebung. Seit seinem Bestehen nahmen bis dato (Stand 2024) über 30.000 junge Künstler, Wissenschaftler und Manager aus mehr als 80 Nationen am Festival teil.<ref>{{Internetquelle |autor=DW Deutsch |url=https://www.youtube.com/watch?v=kNwAToEHRjE |titel=Die Welt zu Gast in Bayreuth - Das Festival junger Künstler {{!}} Global 3000 |werk=YouTube |datum=2013-08-27 |abruf=2024-08-21}}</ref>
Workshops für Kammermusik und Symphonieorchester
Musiktheater
Das Projekt „Orient meets Occident“
Workshops für Sänger
Masterclasses
Workshop zu Videoproduktion
Workshop zu Ton- und Aufnahmetechnik
Seminare zum Kulturmanagement und das Seminar Bayreuther Wagner-Lektionen


Jedes Jahr steht das Festival unter einem anderen Motto. Im Jahr 2010 zum Beispiel lautete das Motto „Zeitenwende – Wendezeiten“. [[Vladimir Ivanoff]] initiierte beim Projekt „Wege zu [[Parsifal]]“ einen musikalischen Dialog zwischen Musikern aus Europa und aus arabischen Staaten unter Einbeziehung von Spezialisten mittelalterlicher Musik aus dem europäischen und arabischen Kulturkreis sowie Vertretern verschiedener arabischer Kulturen. Ferner fand die Uraufführung eines [[Lustspiel]]s von Richard Wagner statt ''Eine Kapitulation – Lustspiel in antiker Manier'' in einer Bearbeitung von [[Georgios Kapoglou]] und [[Kristin Päckert]]. Den Text verfasste Wagner während des [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871]], hatte ihn aber nie vertont. Die Neuvertonung wurde von dem jungen Komponisten [[Paul Leonard Schäffer]] als Auftragswerk des Festivals übernommen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/1291528/details_8.htm |text=Ankündigung der Uraufführung im Nordbayerischen Kurier |wayback=20101213151329}}.</ref> Das aktuelle Motto für 2024 lautet ''ZU:KUNFT''.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youngartistsbayreuth.de/files/pdf/ueber-uns/74stes-FjKB-Programmheft-2024.pdf |titel=Programmheft 2024 - Festival junger Künstler Bayreuth |hrsg=Festival junger Künstler Bayreuth |datum=2024-07-30 |format=PDF |abruf=2024-08-19}}</ref>
Weltweit geschätzte Solisten, Dirigenten und Regisseure stehen für die Qualität dieser Probebühne und Werkstatt Bayreuth. Das Festival junger Künstler Bayreuth findet zeitgleich zu den [[Richard-Wagner-Festspielen]] statt. Für die Teilnehmer des Festivals ist ein Besuch der Festspiele möglich.


== Finanzierung ==
Das Festival junger Künstler Bayreuth ist ein gesuchter Ort für die internationale und interkulturelle Zusammenarbeit und unterstützt die notwendige Netzwerkbildung zur Stärkung jeder Karriere und Lebensplanung.
Das Festival wird zu rund 40 Prozent durch die [[Öffentliche Hand]] gefördert<ref>{{Internetquelle |autor=Deutscher Bundestag |url=https://dserver.bundestag.de/btd/06/002/0600213.pdf |titel=Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Müller (München), Dr. Haack, Zebisch, Schiller (Bayreuth), Hirsch, Dr. de With, Hofmann, Hauck und Genossen — Drucksache VI/161 — |format=PDF |abruf=2024-08-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Bayerischer Landtag |url=https://www1.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP18/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/18_0003526.pdf |titel=Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Susanne Kurz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 08.07.2019: Förderung von Musikfestivals |abruf=2024-08-21}}</ref> (unter anderem durch das [[Auswärtiges Amt]], das [[Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst|Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst]]<ref>https://www.stmwk.bayern.de/download/22286_88_%C3%9Cbersicht-Kulturf%C3%B6rderung.pdf</ref> Stadt und [[Landkreis Bayreuth]], kofinanziert von der [[Europäische Union|Europäischen Union]]). Die restlichen 60 Prozent werden durch Eintrittsgelder, Teilnehmergebühren, Spenden und Sponsoring erwirtschaftet.


== Bildungsprojekt „Stepping Stone“ ==
==Wendezeiten - Zeitenwende==
Das Projekt fördert eine interdisziplinäre, ganzheitliche und persönliche Bildung. Es umfasst Themen aus den Bereichen Kunst, Politik, Musik, Wissenschaft und Management, die miteinander in Dialog treten und traditionelle Sicht- und Handlungsweisen hinterfragen und erweitern. Das Programm unterstützt die individuelle Entwicklung und eine umfassende Bildung, die auf persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen der Teilnehmenden basiert. „Stepping Stone“ ist auf Schüler, Studenten bzw. Berufseinsteiger ausgelegt und hat einen internationalen Fokus.<ref>{{Internetquelle |autor=Festival junger Künstler Bayreuth |url=https://www.youngartistsbayreuth.de/de/stepping-stone.html |titel=Stepping Stone |sprache=de |abruf=2024-08-19}}</ref>
Aus Anlass seines 60. Geburtstages gilt es für das Festival junger Künstler Bayreuth sowohl zurück zu blicken, als auch nach vorne zu schauen, Bilanz zu ziehen, noch einmal Bilder und Erinnerungen vorbeiziehen zu lassen, aber auch Perspektiven zu diskutieren und einen Diskurs über seine Zukunft zu führen.
Dieser Anspruch spiegelt sich im Thema des diesjährigen Festivals wider:
„Zeitenwende - Wendezeiten“. Wir wollen den Versuch unternehmen, das kulturelle Erscheinungsbild von Wendezeiten in der Geschichte Deutschlands und Europas seit der Mitte des 19. Jahrhunderts anhand ausgewählter zeittypischer Texte und musikalischer Beispiele zu beschreiben und zugleich einen Ausblick und Wünsche für eine künftige Entwicklung zu formulieren.


== Weblinks ==
Im Folgenden wird dieses Motto durch einige Beispiele aus dem diesjährigen Festivalprogramm kurz verdeutlicht:
* [https://www.youngartistsbayreuth.de/de/ Website des Festivals junger Künstler Bayreuth]
* [https://www.bayreuth-tourismus.de/musikfestivals/festival-junger-kuenstler/ Festival junger Künstler] bei ''Bayreuth Marketing & Tourismus''
* [https://www.das-zentrum.de/ Internationales Jugendkulturzentrum Bayreuth] Hauptspielstätte für das Festival junger Künstler Bayreuth


== Einzelnachweise ==
Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/ 71 schreibt [[Richard Wagner]] ein „Lustspiel in antiker Manier“ und nennt es „Eine Kapitulation“. Dieser Text, den Wagner nicht komponiert, veralbert den französischen Kulturbetrieb und die französische Politik der Zeit. Wagners Stück reiht sich somit durchaus ein in den Kontext der nationalen Aufbruchstim-mung der Zeit, die vom kommenden deutschen Kaiserreich sich eine neue Periode der Geschichte verspricht. Doch schon sehr bald ist bei vielen deutschen Intellektuellen die Hoffnung auf die neue Zeit verflogen. Nichts von den Träumen der 48er Revolution ist im neuen Kaiserreich wahr geworden, es war eine Zeitenwende, die auf überkommenen Fundamenten beruhte. Und ist es nicht so, dass, wenn man Wagners „Kapitulation“ gespiegelt liest, er darin auch die deutschen politischen Zustände und den hiesigen Kulturbetrieb kritisiert?
<references />

[[Kategorie:Kunst (Bayreuth)]]
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen erschüttert Europa in seinen Grundfesten. Die alten Ordnungen stürzen, drei Kaiserreiche in Europa werden durch Revolutionen hinweg gefegt. Neue soziale Bewegungen kommen an die Macht, neue Staaten entstehen. Diese Zeit des politischen und gesellschaftlichen Aufbruchs geht einher mit revolutionären Veränderungen in der Kunst. Das Programm des Symphonieorchesters unseres diesjährigen Festivals schildert dies an drei charakteristischen musikalischen Werken von Mahler, Berg und Bartók.
[[Kategorie:Veranstaltung in Bayreuth]]
[[Gustav Mahler]]s unvollendete zehnte Sinfonie von 1910 lässt im Adagio eine bevorstehende Zeitenwende erahnen und beschreibt sie in der vorangetriebenen Auflösung der Tonalität.
[[Kategorie:Festival in Bayern]]
[[Alban Berg]]s „Konzert für Violine und Orchester“ (1935) ist bereits erfasst von der neuen Klangsprache der zweiten Wiener Schule.
[[Kategorie:Erstveranstaltung 1950]]
Die spätromantische Übersetzung von [[Béla Bartók]]s „Konzert für Orchester“ (1943) ist noch einmal ein Abgesang auf eine zu Ende gegangene Epoche, die Komposition aber ver-rät den Einfluss der neuen Zeit.
Ebenfalls 1943 entsteht [[Viktor Ullmann]]s Oper „Der Kaiser von Atlantis“.
Doch während Bartók sein Orchesterkonzert in den USA schreiben kann, wohin ihm die Flucht aus Ungarn gelungen war, entsteht Ullmanns Oper im KZ Theresienstadt. Dort erlaubt ihm der Zynismus der Nationalsozialisten das weitere Komponieren, ja fordert es sogar von ihm, um der Welt zu beweisen, wie angenehm doch das Leben in einem KZ ist. In dieser Situation gelingt Ullmann ein beeindruckendes Werk, welches die wirklichen Verhältnisse im KZ in symbolischer Schärfe nachzeichnet. Die Nazidiktatur stürzt knapp zwei Jahre später. Ullmann erlebt diese Zeitenwende nicht mehr. Er wurde 1944 im KZ Auschwitz ermordet.

Wir sind nun im Heute angelangt. Das zentrale Thema unserer Zeit heißt, wie gehen wir nach über 65 Jahren Frieden und Demokratie mit den neuen Herausforderungen der Globalisierung um? Gelingt uns der Dialog der Kulturen? Wie entwickelt sich das Zusammenleben mit den vielen Menschen mit Migrationshintergrund?
Um diese neue Wendezeit zu beschreiben, wird Vladimir Ivanoff beim Projekt „Wege zu Parsifal“ einen musikalischen Dialog zwischen Musikern aus Europa und aus arabischen Staaten, zwischen Okzident und Orient, initiieren, die gemeinsam den alten Stoff, der beiden Kulturen verbunden ist, musikalisch neu zu deuten versuchen. So ergeben sich vielleicht gemeinsam veränderte Sichtweisen auf etwas, von dem man glaubt, schon sicheres Wissen zu besitzen.
Das Festival Junger Künstler Bayreuth hat das Thema „Zeitenwende - Wendezeiten“ auch deshalb zu seinem 60. Geburtstag gewählt, weil es sich von Anbeginn neuen Entwicklungen in der Kunst, vor allem in der Musik, verpflichtet gefühlt hat. Dies soll auch künftig Auftrag und Anspruch des Festivals bleiben.

==Orient meets Occident==
Wege zu [[Parsifal]]:
Auf der Suche nach dem heiligen Gral in der Musik zwischen Orient und Okzident.
Leitung: Dr. Vladimir Ivanoff

Hintergrund der Begegnung von jungen Musikern aus Orient & Okzident ist dieses Jahr der Parsifal-Mythos und seine musikalische Rezeption vom Mittelalter bis Wagner.

Der Ursprung der Parsifal-Geschichte fand sich in einem heute verlorenen jüdisch-arabischen Manuskript des 12. Jahrhunderts aus Toledo.

Hauptschauplätze sind die Burg Montsalvat in den Bergen Nordspaniens (christlicher Herrschaftsbereich) und Klingsors Zauberschloss im Süden Spaniens (das arabische [[Al-Andalus]]).
Diese beiden „Kultursphären“ geben die Möglichkeit, vielfältiges musikalisches Repertoire zu entdecken:
Ausgehend von den mittelalterlichen epischen Rezitationen der Parsifal-Erzählungen von Wolfram von Eschenbach und Chrétien de Troyes erforschen wir die christliche Musikwelt des mittelalterlichen Spanien: Choräle, frühe Mehrstimmigkeit, die epischen „Cantigas de Sancta Maria“ und höfische Tanzmusik.

Die romantische westliche Rezeption des Parsifal wird von Jazzarrangements über Themen aus Wagners Bühnenweihspiel reflektiert.

Klingsors Zauberschloss und Garten geben uns die Gelegenheit, die mittelalterliche arabische Musik kennen zu lernen: klassische arabische Lieder (Muwashahat) in ihren originalen Melodiefassungen, heute noch in Nordafrika (Maghreb) lebendig.

Wie der Parsifal, hat auch das mythische Al-Andalus, glückseliger historischer Ort multireligiöser Hochkultur in Spanien eine fortgesetzte Rezeption in der arabischen Welt als „Goldenes Zeitalter“. Diese Rezeption lernen wir in den arabischen Melodiefassungen altandalusischer Texte aus dem 19. und 20. Jahrhundert kennen.

Ein Sinnbild der Begegnung ist Gahmuret, der Vater von Parsifal. Gahmuret zieht auf der Suche nach Ruhm in den Orient. Zunächst dient er dem Kalifen von Bagdad, dann hilft er der schwarzhäutigen Königin Belacane gegen ihre Belagerer. Gahmuret siegt und heiratet Belacane. Er zeugt einen Sohn namens Feirefiz, verlässt Belacane aber schon bald wieder auf der Suche nach weiteren Abenteuern. Zurück in Europa nimmt Gahmuret an einem Turnier vor Kanvoleis teil, bei dem er die Hand der Königin Herzeloyde und die Herrschaft über deren Länder Waleis und Norgals gewinnt. Aber auch von hier zieht Gahmuret bald wieder auf Ritterfahrt, tritt erneut in die Dienste des Kalifen, wobei er schließlich durch einen Speer getötet wird, der seinen durch heidnischen Zauber mit Bocksblut weich gemachten Diamant-Helm durchdringt.
Gahmuret verlässt beide Frauen so schnell, dass er die Geburt seiner beiden Söhne nicht mehr erlebt: weder Belacanes Sohn Feirefiz, am ganzen Körper schwarz-weiß gescheckt wie eine Elster, noch Herzeloydes Sohn Parzival (was so viel bedeutet wie „mitten (hin-)durch“).

Einzigartige Begegnungen:
- Auf der einen Seite die Begegnung mit ausgewiesenen Spezialisten mittelalterlicher Musik aus Orient und Okzident; wie Miriam Andersén, eine der bekanntesten europäischen Sängerinnen mittelalterlicher Musik, oder auch Abdessalam Khaloufi aus Marokko, einer der großen Spezialisten der heute fast ausgestorbenen Al-Andalus-Musik aus dem 8.-13. Jahrhundert.

- Auf der anderen Seite die Begegnung einmaliger Vertreter verschiedener arabischer Kulturen untereinander wie Lena Chamamyan aus Syrien, aber auch Yaha Ali Hussein Atran aus dem Jemen, der traditionelle Balladen seines Heimatlandes präsentiert, die weit in die Vergangenheit zurückweisen. Er spielt auf der [[Turbi]], einer Art Laute, die heute nur im Jemen gespielt wird.

==Uraufführung "Eine Kapitulation - Lustspiel in antiker Manier" nach Richard Wagner==
In einer Bearbeitung von Georgios Kapoglou und Kristin Päckert

Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 schreibt Richard Wagner „Ein Lustspiel in antiker Manier“ und nennt es eine Kapitulation. Wagner veralbert den französischen Kulturbetrieb und die französische Politik der damaligen Zeit, er komponiert diesen Text nie.

Regierung sitzt Probleme aus: Schläft sie?!
Es gibt offensichtliche Probleme in der Hauptstadt, die Not ist groß! Die Mittel sind aufgebraucht! Die Lobbyisten versuchen alles, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen, aber nichts funktioniert mehr.
Menschen gehen auf die Straße, aber wohin sollen sie gehen, an wen sollen sie sich wenden, wenn die Regierung nicht fähig ist gemeinsam zu entscheiden?
Steht die Regierung vor der Kapitulation?

Paris 1870 – Berlin 2010?
Georgios Kapoglou erlaubt sich eine Interpretation von Wagners Franzosenhäme „Eine Kapitulation – Lustspiel in antiker Manier“ aus dem Heute heraus.

Kann die Rettung der Kultur auch die Rettung des Staates bedeuten?
Oper macht reich. Das zumindest bejahte Wagner, als er seine Posse 1870 schrieb. Georgios Kapoglou und sein Team schließen sich dieser Ansicht an und fordern:
Kultur gegen Armut! „Wir machen eine moderne Offenbachiade daraus, einen parabolischen Spaß auf die Zustände heute. Alles endet in einem frohen Treiben mit der Kurzlebigkeit eines Fußballsieges, endet in einer Freudenfeier, Katerstimmung garantiert!“

Künstlerische Leitung und Regie: Georgios Kapoglou,
Komposition: Paul Leonard Schäffer,
Musikalische Leitung: Fausto Nardi,
Dramaturgie: Kristin Päckert,
Bühnenbild: Michaela Muchina,
Kostüme: Kerstin Narr,
Lichtdesign: Marco Phillip

==Die Auseinandersetzung mit dem Werk Richard Wagners==
Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Werk Richard Wagners haben Tradition beim Festival junger Künstler Bayreuth: Die jungen internationalen Teilnehmer hören Einführungsvorträge und haben die Möglichkeit zum Besuch der Opern im Festspielhaus. „Werkstatt-Gespräche“ mit Sängern, Dirigenten und Regisseuren vom Grünen Hügel sind alljährlich geplant. Apropos 2010: In diesem Jahr wird „Brünnhilde“ Linda Watson angefragt, eine frühere Teilnehmerin des Festivals.

Eine Begegnung der besonderen Art wird Uraufführung von Richard Wagners „Eine Kapitulation“ in einer Bearbeitung von Georgios Kapoglou und Kristin Päckert sein.

Maestro Sebastian Weigle wird mit den jungen Musikern und Musikerinnen des Symphonieorchesters eine Anspielprobe zu Richard Wagners „Die Meistersingern von Nürnberg“ halten.

Bayreuther Wagner Lektionen 2010

Leitung und Moderation: Andreas Loesch

Es gilt, am Genius Loci die Rezeptionsgeschichte weiter zu schreiben.
Das Festival junger Künstler Bayreuth widmet sich auch 2010 der aktuellen Wagner-Diskussion mit folgenden Veranstaltungen:

24. Aug. 2010: Prof. Dr. Rainer Holm-Hadulla, „Hesidos Kronos, Goethes Faust, Wagners Wotan – Mythen schöpferischer Zerstörung“

25. Aug. 2010: Prof. Laurenz Lütteken, „Wagner und Goethe – der tröstende Verkehr mit einem Großen“

26. Aug. 2010, Prof. Dr. Michael Mayer-Blank, „Der erlöste Mensch. Parsifal als Kunstreligion“

27. Aug. 2010, Prof. Dr. Dr. Peter Steinacker, „…der liebe Gott thäte klüger, uns mit Offenbarungen zu verschonen…“ – Über die verzweifelte Sehnsucht nach Erlösung in Wagners Lohengrin

==Symphonieorchester==
Gustav Mahler, Adagio aus der 10. Sinfonie Fis-Dur (unvollendet)
Alban Berg, Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels"
Béla Bartók, Konzert für Orchester

Solist: Juraj Čismarović, Violine
Dirigent: Patrick Lange

Das Konzert ist in diesem Jahr für die Verantwortlichen des Festivals mit besonderen Emotionen verbunden:
Der junge Dirigent Patrick Lange, der schon mit 14 Jahren im Künstlerischen Betriebsbüro des Festivals arbeitete und in der Freizeit seine eigenen Kammermusikensemble aufstellte, kehrt nun als Dirigent nach Bayreuth zurück. Ausschlaggebend für sein Engagement war seine große Fähigkeit, auch mit jungen, internationalen Orchestern arbeiten zu können.

[Dr. h. c. Wolfgang Wagner † in Dankbarkeit und Respekt gewidmet]

Termine:
Donnerstag, 26. August 2010, 20:00 Uhr
Bayreuth, Stadthalle, Großes Haus

Freitag, 27. August 2010, 20:00 Uhr
Mehlmeisel, Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist

Samstag, 28. August 2010, 20:00 Uhr
Glashütten, Mehrzweckhalle

Sonntag, 29. August 2010, 15:00 Uhr
Nördlingen, Marktplatz

Aktuelle Version vom 1. Oktober 2024, 17:29 Uhr

Logo Festival junger Künstler Bayreuth

Das Festival junger Künstler Bayreuth ist ein 1950 gegründetes Festival für junge Musiker und Künstler aus aller Welt, das jährlich zur Zeit der Bayreuther Festspiele stattfindet. Seit 1986 ist Sissy Thammer Intendantin und Geschäftsführerin des Festivals.[1][2]

Über das Festival

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Das Festival wurde 1950 von Herbert Barth, dem ehemaligen Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, unter der Schirmherrschaft des Komponisten Jean Sibelius[1] als „Jugend-Festspieltreffen Bayreuth e. V.“ ins Leben gerufen und als Internationales Jugendfestspieltreffen gegründet.[3][4][5]

Das junge Festspieltreffen sollte mit einem bis heute genutzten Kulturzentrum Zentrum – Internationales Jugendkulturzentrum Bayreuth[3] einen geeigneten Probe- und Aufführungsort erhalten. 1978 erfolgte die Grundsteinlegung des vom Architekt Helmut Jahn erdachten und geplanten Kulturzentrums. Träger der eigenes zu diesem Zweck gegründete Vereins Internationales Jugend-Kulturzentrum Bayreuth e. V. und Finanzierung mittels der Bundesrepublik Deutschland, der Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V., des Freistaates Bayern, der Bayerischen Landesstiftung, der Oberfrankenstiftung und der Stadt Bayreuth.

Das Festival bietet Workshops und Meisterklassen für Sänger, Instrumentalmusiker, Videoproduktion und Tontechnik sowie Kulturmanagement. Im Rahmen des Festivals wird ihnen eine intensive Beschäftigung mit dem Werk von Richard Wagner ermöglicht. Die Teilnehmer geben zahlreiche Konzerte und erarbeiten zudem gemeinsam größere musikalische Produktionen.

Jährlich verzeichnet das Festival etwa 400 Teilnehmer aus rund 40 Nationen, die über 100 Veranstaltungen gestalten, unter anderem Open-Air-Veranstaltungen, Kunstausstellungen, Symposien, Vorträge sowie Flashmobs in Bayreuth und Umgebung. Seit seinem Bestehen nahmen bis dato (Stand 2024) über 30.000 junge Künstler, Wissenschaftler und Manager aus mehr als 80 Nationen am Festival teil.[6]

Jedes Jahr steht das Festival unter einem anderen Motto. Im Jahr 2010 zum Beispiel lautete das Motto „Zeitenwende – Wendezeiten“. Vladimir Ivanoff initiierte beim Projekt „Wege zu Parsifal“ einen musikalischen Dialog zwischen Musikern aus Europa und aus arabischen Staaten unter Einbeziehung von Spezialisten mittelalterlicher Musik aus dem europäischen und arabischen Kulturkreis sowie Vertretern verschiedener arabischer Kulturen. Ferner fand die Uraufführung eines Lustspiels von Richard Wagner statt Eine Kapitulation – Lustspiel in antiker Manier in einer Bearbeitung von Georgios Kapoglou und Kristin Päckert. Den Text verfasste Wagner während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871, hatte ihn aber nie vertont. Die Neuvertonung wurde von dem jungen Komponisten Paul Leonard Schäffer als Auftragswerk des Festivals übernommen.[7] Das aktuelle Motto für 2024 lautet ZU:KUNFT.[8]

Das Festival wird zu rund 40 Prozent durch die Öffentliche Hand gefördert[9][10] (unter anderem durch das Auswärtiges Amt, das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst[11] Stadt und Landkreis Bayreuth, kofinanziert von der Europäischen Union). Die restlichen 60 Prozent werden durch Eintrittsgelder, Teilnehmergebühren, Spenden und Sponsoring erwirtschaftet.

Bildungsprojekt „Stepping Stone“

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Das Projekt fördert eine interdisziplinäre, ganzheitliche und persönliche Bildung. Es umfasst Themen aus den Bereichen Kunst, Politik, Musik, Wissenschaft und Management, die miteinander in Dialog treten und traditionelle Sicht- und Handlungsweisen hinterfragen und erweitern. Das Programm unterstützt die individuelle Entwicklung und eine umfassende Bildung, die auf persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen der Teilnehmenden basiert. „Stepping Stone“ ist auf Schüler, Studenten bzw. Berufseinsteiger ausgelegt und hat einen internationalen Fokus.[12]

Einzelnachweise

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  1. a b Mark Zimmermann: Festival junger Künstler - In Bayreuth spielt die Musik der Zukunft. In: Bayern online. 4. Februar 2020, abgerufen am 21. August 2024.
  2. Frau Europas 1997: Sissy Thammer | Netzwerk EBD. Abgerufen am 20. März 2017 (deutsch).
  3. a b Geschichte - Das internationale Jugendkulturzentrum Bayreuth. In: Das Zentrum - Internationales Jugendkulturzentrum Bayreuth. Abgerufen am 21. August 2024.
  4. Internationales Jugendfestspieltreffen Bayreuth. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 21. August 2024.
  5. Begegnungen in Bayreuth : die internationalen Jugendfestspieltreffen seit 1957. Ed. Musica, 1960 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 21. August 2024]).
  6. DW Deutsch: Die Welt zu Gast in Bayreuth - Das Festival junger Künstler | Global 3000. In: YouTube. 27. August 2013, abgerufen am 21. August 2024.
  7. Ankündigung der Uraufführung im Nordbayerischen Kurier (Memento vom 13. Dezember 2010 im Internet Archive).
  8. Programmheft 2024 - Festival junger Künstler Bayreuth. (PDF) Festival junger Künstler Bayreuth, 30. Juli 2024, abgerufen am 19. August 2024.
  9. Deutscher Bundestag: Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Müller (München), Dr. Haack, Zebisch, Schiller (Bayreuth), Hirsch, Dr. de With, Hofmann, Hauck und Genossen — Drucksache VI/161 —. (PDF) Abgerufen am 21. August 2024.
  10. Bayerischer Landtag: Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Susanne Kurz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 08.07.2019: Förderung von Musikfestivals. Abgerufen am 21. August 2024.
  11. https://www.stmwk.bayern.de/download/22286_88_%C3%9Cbersicht-Kulturf%C3%B6rderung.pdf
  12. Festival junger Künstler Bayreuth: Stepping Stone. Abgerufen am 19. August 2024.