„AMORC“ – Versionsunterschied

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Nach Lewis‘ Rückkehr aus Frankreich gab er im Februar 1915 die Gründung des Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis (AMORC, „Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“) in New York bekannt.<ref name="Miers_1993_48" /> Lewis wurde dessen „Imperator“, ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1939 innehaben sollte.
Nach Lewis‘ Rückkehr aus Frankreich gab er im Februar 1915 die Gründung des Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis (AMORC, „Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“) in New York bekannt.<ref name="Miers_1993_48" /> Lewis wurde dessen „Imperator“, ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1939 innehaben sollte.


== „Alchemistische“ Tätigkeit und polizeiliche Verfolgung ==
Am 22. Juni 1916 wollte Lewis vor AMORC-Mitgliedern, einem Wissenschaftler und einem Journalisten in New York demonstrieren, dass ihm als erstem Menschen die materielle Goldmacherei gelungen sei. Dazu präsentierte er sich als [[Alchemie|Alchimist]], der vor den Augen der Zuschauer ein Stück [[Zink]] in ein Goldstück [[Transmutation|verwandeln]] könne. Damit wollte er beweisen, dass das Studium der von ihm verkauften Lehrbriefe jeden (durch die Entwicklung „einer wenig bekannten Geisteskraft“) dazu befähige. Während der kritischen „Transmutationsphase“ von sechzehn Minuten erlitt er an seinen Händen [[Verbrennung (Medizin)#Schweregradeinteilung|Verbrennungen]] zweiten und dritten Grades. Da der anwesende Journalist nicht beurteilen konnte, ob sich das angeblich umgewandelte Zinkstück tatsächlich verändert hatte, schickte man es zwecks [[Verifizierung]] an den Obersten Rat des AMORC in Frankreich, der sich jedoch einer Aussage enthielt.<ref>Frans Wittemans: ''Histoire des Rose-Croix.'' Baudouim-Verlag 1979. S. 150&nbsp;f.</ref><ref>[http://www.alchemylab.com/AJ4-1.htm Alchemy Journal Bd. 4, Nr. 1 Sommer 2003] www.alchemylab.com, Abgerufen am 8. Juni 2013</ref><ref>[[Mervyn Jones (Autor)|Jones Mervyn]] (Hrsg.): 'Die Rosenkreuzer.''. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften.'' Genf 1969. S. 151.</ref><ref>{{Cite web | author = Mark Stavish | title = The History of Alchemy in America | url = http://hermetic.com/stavish/alchemy/history.html | publisher = Hermetic Library | accessdate = 2014-01-19}}</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' S. 106.</ref>
Am 22. Juni 1916 wollte Lewis vor AMORC-Mitgliedern, einem Wissenschaftler und einem Journalisten in New York demonstrieren, dass ihm als erstem Menschen die materielle Goldmacherei gelungen sei. Dazu präsentierte er sich als [[Alchemie|Alchimist]], der vor den Augen der Zuschauer ein Stück [[Zink]] in ein Goldstück [[Transmutation|verwandeln]] könne. Damit wollte er beweisen, dass das Studium der von ihm verkauften Lehrbriefe jeden (durch die Entwicklung „einer wenig bekannten Geisteskraft“) dazu befähige. Während der kritischen „Transmutationsphase“ von sechzehn Minuten erlitt er an seinen Händen [[Verbrennung (Medizin)#Schweregradeinteilung|Verbrennungen]] zweiten und dritten Grades. Da der anwesende Journalist nicht beurteilen konnte, ob sich das angeblich umgewandelte Zinkstück tatsächlich verändert hatte, schickte man es zwecks [[Verifizierung]] an den Obersten Rat des AMORC in Frankreich, der sich jedoch einer Aussage enthielt.<ref>Frans Wittemans: ''Histoire des Rose-Croix.'' Baudouim-Verlag 1979. S. 150&nbsp;f.</ref><ref>[http://www.alchemylab.com/AJ4-1.htm Alchemy Journal Bd. 4, Nr. 1 Sommer 2003] www.alchemylab.com, Abgerufen am 8. Juni 2013</ref><ref>[[Mervyn Jones (Autor)|Jones Mervyn]] (Hrsg.): 'Die Rosenkreuzer.''. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften.'' Genf 1969. S. 151.</ref><ref>{{Cite web | author = Mark Stavish | title = The History of Alchemy in America | url = http://hermetic.com/stavish/alchemy/history.html | publisher = Hermetic Library | accessdate = 2014-01-19}}</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' S. 106.</ref>


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== Entwicklung und internationale Ausbreitung ==
== Entwicklung und internationale Ausbreitung ==
=== Kooperation mit dem Ordo Templi Orientis (OTO) ===
{{Belege fehlen}}
[[Datei:Aleister Crowley 1912.jpg|miniatur|Aleister Crowley plante 1936 den AMORC zu übernehmen.]]
[[Datei:AMORC San Jose 1937.jpg|miniatur|Mitglieder vor einem Gebäude auf dem AMORC-Gelände in [[San José (Kalifornien)|San José]] im Jahre 1937]]
[[Datei:AMORC San Jose 1937.jpg|miniatur|Mitglieder vor einem Gebäude auf dem AMORC-Gelände in [[San José (Kalifornien)|San José]] im Jahre 1937]]
Der AMORC stellte 1921 eine Verbindung zu [[Theodor Reuss]] dem Mitbegründer des [[Ordo Templi Orientis]] (OTO) her.<ref>Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 505. ISBN 978-1-59477-255-9.</ref> Da die Ziele von OTO und AMORC fast identisch waren bestand vom 30. Juni 1921 bis 1. März 1936 ein reguläres Anerkennungsverhältnis.<ref>Horst E. Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'' Verlag Hermann Bauer, Freiburg i.Br. 1986, ISBN 3-442-11708-9, S. 25.</ref> Lewis kooperierte auch mit Reuss‘ „Nachfolger“ [[Heinrich Tränker]]. Beide publizierten ein als zweite [[Fama]] stilisiertes Rosenkreuzermanifest um den AMORC auch in Deutschland zu etablieren und planten ein „Pansophia International Rosicrucian Council“.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104.</ref> Zeitweise wurden [[Aleister Crowley]]s Devise „Tu, was du willst, soll sein das ganze Gesetz.“ und der zentrale Sinnspruch seiner Lehre: „Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.“ in den AMORC-Lehrbriefen des 11. Grades als angebliche „ancient Rosicrucian laws“ (alte Rosenkreuzer-Gesetze) ausgegeben. Lewis wurde 1921 mit einer ''Reuss-Charta'' ausgestattet, soll jedoch trotz verwandter Symbole die [[Sexualmagie]] des OTO nicht in den AMORC-Lehrplan aufgenommen haben. Das ebenfalls übernommene OTO-Lamen wird vom AMORC seit den 1950er Jahren nicht mehr verwendet.<ref>Peter-Robert König: ''Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller),'' München 1995, ISBN 3-927890-21-9, S. 151.</ref><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104–105.</ref> Lewis habe diverse OTO-Materialien für seine AMORC-Lehrbriefe und Selbsteinweihungen gefälscht um dem AMORC eine „traditionelle Linie“ zu verleihen.<ref>Peter-Robert König: ''Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller),'' München 1995, ISBN 3-927890-21-9, S. 48.</ref> Lewis Beziehungen zu Crowley, den er schon 1918 in New York kennengelernt hatte, waren so weit gediehen, dass Crowley 1936 auf die Idee kam den AMORC zu übernehmen.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104–105.</ref>
Der AMORC stellte 1921 eine Verbindung zu [[Theodor Reuss]] dem Mitbegründer des [[Ordo Templi Orientis]] (kurz: OTO) her.<ref>Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 505. ISBN 978-1-59477-255-9.</ref> Anlass dafür war ein Brief von H. S. Lewis an Reuss vom 28. Dezember 1920. Beide verfolgten eine engere Kooperation zwischen europäischen und amerikanischen Rosenkreuzerbewegungen. Im September 1921 versuchten Lewis und Reuss gemeinsam einen Dachverband unter der Führung des AMORC aufzubauen. Das erklärte Ziel war die weltweite Verbindung aller rosenkreuzerischen Aktivitäten. Dieser Dachverband wurde TAWUC (The AMORC World Universal Council) genannt. Auf Empfehlung von Reuss wurde 1922 ein gemeinsames Treffen zwischen deutschen und amerikanischen Rosenkreuzern in [[Oberammergau]] geplant. Aufgrund tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten fand dieses Treffen nie statt. Kurz darauf wurde auch die Korrespondenz auf beiden Seiten eingestellt. Mit dem Tod von Theodor Reuss, im Jahre 1923, fand auch die Idee der TAWUC ein schnelles Ende.


=== Missionierung und Marketing ===
=== Missionierung und Marketing ===
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=== Strittiger Alleinvertretungsanspruch und Gründung der FUDOSI ===
=== Strittiger Alleinvertretungsanspruch und Gründung der FUDOSI ===
[[Reuben Swinburne Clymer]], der Begründer der ''[[Rosenkreuzer#Fraternitas Rosae Crucis (FRC)|Fraternitas Rosae Crucis]]'', einer 1910 gegründeten Gruppe, die sich ebenfalls auf die Rosenkreuzer beruft, machte dem AMORC den Alleinvertretungsanspruch für das Rosenkreuzertum in Amerika streitig. So hatte Clymer herausgefunden, dass es sich bei den angeblich historischen Rosenkreuzer-Weisheiten des AMORC nur um Plagiate und Fälschungen handelte, was er anhand von Vergleichen der Originalzitate mit den AMORC-Schriften detailliert nachwies. Nachdem sich der AMORC immer heftigerer Kritik konkurrierender Rosenkreuzer-Gruppen ausgesetzt sah, wurde Lewis schließlich von Clymer direkt angegriffen, in dem dieser die historische Kontinuität des AMORC bestritt, da Lewis das rosenkreuzerische Alleinvertretungsrecht bisher für sich beanspruchte.<ref name="Churton_2009_506-507">Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 506-507. ISBN 978-1-59477-255-9.</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 104–106</ref>
[[Reuben Swinburne Clymer]], der Begründer der ''[[Rosenkreuzer#Fraternitas Rosae Crucis (FRC)|Fraternitas Rosae Crucis]]'', einer 1910 gegründeten Gruppe, die sich ebenfalls auf die Rosenkreuzer beruft, machte dem AMORC den Alleinvertretungsanspruch für das Rosenkreuzertum in Amerika streitig. So hatte Clymer herausgefunden, dass es sich bei den angeblich historischen Rosenkreuzer-Weisheiten des AMORC nur um Plagiate und Fälschungen handelte, was er anhand von Vergleichen der Originalzitate mit den AMORC-Schriften detailliert nachwies. Nachdem sich der AMORC immer heftigerer Kritik konkurrierender Rosenkreuzer-Gruppen ausgesetzt sah, wurde Lewis schließlich von Clymer direkt angegriffen, in dem dieser die historische Kontinuität des AMORC bestritt, da Lewis das rosenkreuzerische Alleinvertretungsrecht bisher für sich beanspruchte.<ref name="Churton_2009_506-507">Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 506-507. ISBN 978-1-59477-255-9.</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 104–106</ref>


Um den rosenkreuzerischen Alleinvertretungsanspruch von Clymer in Amerika anzufechten, gründete Lewis den Dachverband [[FUDOSI|Fédération Universelle des Ordres et Sociétés Initiatiques (FUDOSI)]], um sich zur Stärkung seiner Autorität von seiner FUDOSI-Gesellschaft eine Berechtigungsurkunde für die Legitimität seines AMORC ausstellen zu lassen. In der von den befreundeten Initiatenorden ausgestellten FUDOSI-Urkunde wurde nun dokumentiert, dass der AMORC der einzig autorisierte echte alte Rosenkreuzerbund in Nord- und Südamerika sei. Fortan bezeichnete Lewis alle nicht in seinem FUDOSI organisierten Rosenkreuzer- und Initiatenorden als unauthentisch, und außerhalb der von ihm bezeichneten Sukzessions- und Traditionskette stehend.<ref name="Churton_2009_506-507" /><ref>Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'', S. 228.</ref> Da die FUDOSI auf starke Kritik seitens der ausgeschlossenen Geheimbünde stieß, gründeten diese esoterischen Gruppen 1939 unter Clymers Federführung den konkurrierenden Verband [[FUDOFSI]] mit dem man sich wiederum die eigene alleinige legitime Rosenkreuzer-Abstammung selbst bestätigen konnte.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 92</ref>
Um den rosenkreuzerischen Alleinvertretungsanspruch von Clymer in Amerika anzufechten, gründete Lewis den Dachverband [[FUDOSI|Fédération Universelle des Ordres et Sociétés Initiatiques (FUDOSI)]], um sich zur Stärkung seiner Autorität von seiner FUDOSI-Gesellschaft eine Berechtigungsurkunde für die Legitimität seines AMORC ausstellen zu lassen. In der von den befreundeten Initiatenorden ausgestellten FUDOSI-Urkunde wurde nun dokumentiert, dass der AMORC der einzig autorisierte echte alte Rosenkreuzerbund in Nord- und Südamerika sei. Fortan bezeichnete Lewis alle nicht in seinem FUDOSI organisierten Rosenkreuzer- und Initiatenorden als unauthentisch, und außerhalb der von ihm bezeichneten Sukzessions- und Traditionskette stehend.<ref name="Churton_2009_506-507" /><ref>Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'', S. 228.</ref> Da die FUDOSI auf starke Kritik seitens der ausgeschlossenen Geheimbünde stieß, gründeten diese esoterischen Gruppen 1939 unter Clymers Federführung den konkurrierenden Verband [[FUDOFSI]] mit dem man sich wiederum die eigene alleinige legitime Rosenkreuzer-Abstammung selbst bestätigen konnte.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 92</ref>
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==== Sonnentempler ====
==== Sonnentempler ====
Der [[Sonnentempler]]-Orden (Ordre du Temple Solaire) gehört zu den vom AMORC beeinflussten, dann aber von ihm abgetrennten Organisationen. Er wurde von Joseph Di Mambro, der von 1956 bis mindestens 1968 dem AMORC angehörte, gegründet. Auch der zweite Chef der Sonnentempler-Sekte, der belgische [[Homöopathie|homöopathische]] Arzt Luc Jouret (1947-1993), hatte indirekte Kontakte zum AMORC. Jouret übernahm und leitete den französischen Neo-Templer-Orden, den Ordre Rénové du Temple (ORT), welcher vom ehemaligen französischen AMORC-Grossmeister Raymond Bernard, mitbegründet wurde und brachte dessen Mitglieder in den Sonnentempler-Orden ein. Die Leiter der Sonnentempler vertraten apokalyptische, ein baldiges Weltende beinhaltende Rosenkreuzer-Sonderlehren, die keine Entsprechung im AMORC haben, und zum Entschluss einer gemeinsamen Selbsttötung führten. Dieser Plan wurde im Herbst 1993 in Kanada und der Schweiz umgesetzt, als bei mehreren Morden und Massenselbstmorden insgesamt 53 Sonnentempler-Rosenkreuzer, darunter die Führungsriege um Di Mambro und Jouret ums Leben kamen. Ein Großteil der zurückgebliebenen Sonnentempler distanzierte sich von Ihrer Sekte. Als Folge dieser Ereignisse distanzierte sich auch der AMORC offiziell von der spiritistischen [[Sonnentempler#Doktrin und Bezug zur Theosophie und spiritistischen Rosenkreuzer-Ideen|Doktrin der Sonnentempler]] die mit der eigenen unvereinbar sei.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 111.</ref><ref>{{Cite web| title = Die Sonnentempler| publisher = relinfo.ch| accessdate = 2012-11-02| url = http://www.relinfo.ch/ots/infotxt.html}}</ref><ref>{{Cite web| last = Gandow| first = Thomas| title = Das Geheimnis des Sonnentempels – "Kein Selbstmord im menschlichen Sinne"| publisher = religio.de| accessdate = 2012-04-22| url = http://www.religio.de/dialog/195/195s25.html}}</ref>
Der [[Sonnentempler]]-Orden (Ordre du Temple Solaire) gehört zu den vom AMORC beeinflussten, dann aber von ihm abgetrennten Organisationen. Er wurde von Joseph Di Mambro, der von 1956 bis mindestens 1968 dem AMORC angehörte, gegründet. Auch der zweite Chef der Sonnentempler-Sekte, der belgische [[Homöopathie|homöopathische]] Arzt Luc Jouret (1947-1993), hatte indirekte Kontakte zum AMORC. Jouret übernahm und leitete den französischen Neo-Templer-Orden, den Ordre Rénové du Temple (ORT), welcher vom ehemaligen französischen AMORC-Grossmeister Raymond Bernard, mitbegründet wurde und brachte dessen Mitglieder in den Sonnentempler-Orden ein. Die Leiter der Sonnentempler vertraten apokalyptische, ein baldiges Weltende beinhaltende Rosenkreuzer-Sonderlehren, die keine Entsprechung im AMORC haben, und zum Entschluss einer gemeinsamen Selbsttötung führten. Dieser Plan wurde im Herbst 1993 in Kanada und der Schweiz umgesetzt, als bei mehreren Morden und Massenselbstmorden insgesamt 53 Sonnentempler-Rosenkreuzer, darunter die Führungsriege um Di Mambro und Jouret ums Leben kamen. Ein Großteil der zurückgebliebenen Sonnentempler distanzierte sich von Ihrer Sekte. Als Folge dieser Ereignisse distanzierte sich auch der AMORC offiziell von der spiritistischen [[Sonnentempler#Doktrin und Bezug zur Theosophie und spiritistischen Rosenkreuzer-Ideen|Doktrin der Sonnentempler]] die mit der eigenen unvereinbar sei.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 111.</ref><ref>{{Cite web| title = Die Sonnentempler| publisher = relinfo.ch| accessdate = 2012-11-02| url = http://www.relinfo.ch/ots/infotxt.html}}</ref><ref>{{Cite web| last = Gandow| first = Thomas| title = Das Geheimnis des Sonnentempels – "Kein Selbstmord im menschlichen Sinne"| publisher = religio.de| accessdate = 2012-04-22| url = http://www.religio.de/dialog/195/195s25.html}}</ref>

==== CIRCES und TRI ====
1986 legte Raymond Bernard, der den französischen Zweig des AMORC maßgeblich mit aufgebaut hatte, seine Ämter als französischer Grossmeister und Mitglied des ''Board of Director'' nieder. 1988 gründete er in Paris die Organisation CIRCES, die ähnliche Anliegen wie der AMORC verfolgt, sich aber primär nicht mehr als Rosenkreuzerorden versteht sondern als Nachfolger der Tempelritter sieht. 1997 gab Bernard die Leitungstätigkeit an ''Onslow H. Wilson'' ab, der die Organisation in ''Templar Research Institute'' (TRI) umbenannte und dessen Bücher auch vom AMORC verkauft werden.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 148–149.</ref>


=== Erfassung durch die französische Sektenkommission ===
=== Erfassung durch die französische Sektenkommission ===

Version vom 6. April 2014, 13:24 Uhr

AMORC, ein Akronym für lat. Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis („Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“), ist eine sich auf die Rosenkreuzer berufende Geheimgesellschaft, die eine durchgehende historische Kontinuität des Wirkens des Ordens bis zur Zeit des ägyptischen Königs Echnaton behauptet. Nachweislich wurde der AMORC jedoch erst im Februar 1915 in New York City von Harvey Spencer Lewis gegründet. Die internationale Zentrale befindet sich in Lachoute bei Montreal in Kanada. Zuvor hatte sich das Hauptquartier lange in San José (Kalifornien) befunden. Weltweit gehören dem AMORC etwa 80.000 Personen an. In Deutschland gibt es etwa 2000 Mitglieder (Stand 2012). Die Großloge der deutschsprachigen Länder hat ihren Sitz in Baden-Baden.

Das Rosenkreuz – Kreuz und Rose in vereinter Darstellung

Gründung

Harvey Spencer Lewis, der Gründer des AMORC

Lewis soll im Jahr 1908 durch die Theosophin May Banks-Stacey mit dem Rosenkreuzertum in Kontakt gekommen sein. Sie wurde ihm als englische Legatin eines indischen Rosenkreuzerordens vorgestellt. Während sie 1916 vom AMORC noch als die „Gründerin“ des Rosenkreuzes in Amerika angesehen wurde, wird sie in der späteren AMORC-Geschichtsschreibung als „Gründerpersönlichkeit“ nicht mehr erwähnt, weil man stattdessen gegenwärtig die Verbindung zum französchen Rosenkreuzertum hervorhebt.[1]

Lewis hatte bereits 6 Jahre vor der Gründung des AMORC im Jahre 1909 in Frankreich Kontakt zu dem Rosenkreuzer-Orden Ordre Kabbalistique de la Rose Croix gehabt haben, mit dem auch der spätere Wegbereiter der französischen Rosenkreuzer-Bewegung Joséphin Péladan in Verbindung stand. Lewis eigenen Schilderungen zufolge ist seine Einweihung unter wunderlichen Umständen zustande gekommen, die der Historiker R. Edighoffer wiedergibt:[1]

In einem alten Turm bei Toulouse ging er eine Wendeltreppe hinauf und gelangte in ein viereckiges Arbeitszimmer, wo ein alter weißhaariger Mann ihm sagte, er sei ohne sein Wissen bis zu diesem Ort geleitet worden, und ihm einen Brief gab. Einige Tage später fuhr ihn ein Wagen bis zu einem Schloß, in dem er einschlief und im Traum von einem Kapitel der Erleuchteten in einer Höhle den Auftrag erhielt, den Orden in den U.S.A. ins Leben zu rufen.[2]

Nach Lewis‘ Rückkehr aus Frankreich gab er im Februar 1915 die Gründung des Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis (AMORC, „Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“) in New York bekannt.[3] Lewis wurde dessen „Imperator“, ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1939 innehaben sollte.

„Alchemistische“ Tätigkeit und polizeiliche Verfolgung

Am 22. Juni 1916 wollte Lewis vor AMORC-Mitgliedern, einem Wissenschaftler und einem Journalisten in New York demonstrieren, dass ihm als erstem Menschen die materielle Goldmacherei gelungen sei. Dazu präsentierte er sich als Alchimist, der vor den Augen der Zuschauer ein Stück Zink in ein Goldstück verwandeln könne. Damit wollte er beweisen, dass das Studium der von ihm verkauften Lehrbriefe jeden (durch die Entwicklung „einer wenig bekannten Geisteskraft“) dazu befähige. Während der kritischen „Transmutationsphase“ von sechzehn Minuten erlitt er an seinen Händen Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Da der anwesende Journalist nicht beurteilen konnte, ob sich das angeblich umgewandelte Zinkstück tatsächlich verändert hatte, schickte man es zwecks Verifizierung an den Obersten Rat des AMORC in Frankreich, der sich jedoch einer Aussage enthielt.[4][5][6][7][8]

Am 18. Juni 1918 wurde Lewis im Rahmen einer von der Polizei durchgeführten Hausdurchsuchung des AMORC-Hauptquartiers in New York festgenommen. Ihm wurden Betrug und der Verkauf zweifelhafter Bücher vorgeworfen. Von einer Anklage wurde später abgesehen und die Ermittlungen gegenüber Lewis fallen gelassen. Den Hauptsitz von AMORC verlegte er später nach San Francisco.[9]

Entwicklung und internationale Ausbreitung

Kooperation mit dem Ordo Templi Orientis (OTO)

Datei:Aleister Crowley 1912.jpg
Aleister Crowley plante 1936 den AMORC zu übernehmen.
Datei:AMORC San Jose 1937.jpg
Mitglieder vor einem Gebäude auf dem AMORC-Gelände in San José im Jahre 1937

Der AMORC stellte 1921 eine Verbindung zu Theodor Reuss dem Mitbegründer des Ordo Templi Orientis (OTO) her.[10] Da die Ziele von OTO und AMORC fast identisch waren bestand vom 30. Juni 1921 bis 1. März 1936 ein reguläres Anerkennungsverhältnis.[11] Lewis kooperierte auch mit Reuss‘ „Nachfolger“ Heinrich Tränker. Beide publizierten ein als zweite Fama stilisiertes Rosenkreuzermanifest um den AMORC auch in Deutschland zu etablieren und planten ein „Pansophia International Rosicrucian Council“.[12] Zeitweise wurden Aleister Crowleys Devise „Tu, was du willst, soll sein das ganze Gesetz.“ und der zentrale Sinnspruch seiner Lehre: „Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.“ in den AMORC-Lehrbriefen des 11. Grades als angebliche „ancient Rosicrucian laws“ (alte Rosenkreuzer-Gesetze) ausgegeben. Lewis wurde 1921 mit einer Reuss-Charta ausgestattet, soll jedoch trotz verwandter Symbole die Sexualmagie des OTO nicht in den AMORC-Lehrplan aufgenommen haben. Das ebenfalls übernommene OTO-Lamen wird vom AMORC seit den 1950er Jahren nicht mehr verwendet.[13][14] Lewis habe diverse OTO-Materialien für seine AMORC-Lehrbriefe und Selbsteinweihungen gefälscht um dem AMORC eine „traditionelle Linie“ zu verleihen.[15] Lewis Beziehungen zu Crowley, den er schon 1918 in New York kennengelernt hatte, waren so weit gediehen, dass Crowley 1936 auf die Idee kam den AMORC zu übernehmen.[16]

Missionierung und Marketing

1925 fand Lewis einen Geldgeber, der es ihm ermöglichte, eine von Palmen umstandene Pyramide im ägyptischen Stil zu bauen. Dieses Areal enthielt eine eigene Radiostation (WJBB) und wurde für ausgiebige AMORC-Werbekampagnen und Marketingaktionen genutzt, was die Mitgliederzahl des AMORC beträchtlich erhöhte. Der AMORC betreibt aktive Mitgliederwerbung durch öffentliche Vorträge, Veranstaltungen, Messepräsentationen und überwiegend durch Inserate in esoterischen Zeitschriften.[9][17]

Aufbau der internationalen Zentrale und des Rosicrucian Park

Museumseingang im „Rosicrucian Park“ des AMORC in San José

1927 kaufte Lewis ein Grundstück in San José zur Errichtung des neuen AMORC-Hauptquartiers. Auf dem Gelände wurden Gebäude im ägyptischen Stil und das Rosicrucian Egyptian Museum errichtet, die zu den Touristenattraktionen von San José gehörten. 1934 wurden zusätzlich eine Bücherei, ein Studienzentrum und ein Planetarium eröffnet. Das Areal wurde „Rosicrucian Park“ genannt und war lange Zeit die internationale Zentrale des Amorc.[9] Heute befindet sich das internationale Hauptquartier in Lachoute bei Montreal in Kanada.[18]

Strittiger Alleinvertretungsanspruch und Gründung der FUDOSI

Reuben Swinburne Clymer, der Begründer der Fraternitas Rosae Crucis, einer 1910 gegründeten Gruppe, die sich ebenfalls auf die Rosenkreuzer beruft, machte dem AMORC den Alleinvertretungsanspruch für das Rosenkreuzertum in Amerika streitig. So hatte Clymer herausgefunden, dass es sich bei den angeblich historischen Rosenkreuzer-Weisheiten des AMORC nur um Plagiate und Fälschungen handelte, was er anhand von Vergleichen der Originalzitate mit den AMORC-Schriften detailliert nachwies. Nachdem sich der AMORC immer heftigerer Kritik konkurrierender Rosenkreuzer-Gruppen, insbesondere seitens der Fraternitas Rosae Crucis, ausgesetzt sah, wurde Lewis schließlich von Clymer direkt angegriffen, in dem dieser die historische Kontinuität des AMORC bestritt, da Lewis das rosenkreuzerische Alleinvertretungsrecht bisher für sich beanspruchte.[19][20]

Um den rosenkreuzerischen Alleinvertretungsanspruch von Clymer in Amerika anzufechten, gründete Lewis den Dachverband Fédération Universelle des Ordres et Sociétés Initiatiques (FUDOSI), um sich zur Stärkung seiner Autorität von seiner FUDOSI-Gesellschaft eine Berechtigungsurkunde für die Legitimität seines AMORC ausstellen zu lassen. In der von den befreundeten Initiatenorden ausgestellten FUDOSI-Urkunde wurde nun dokumentiert, dass der AMORC der einzig autorisierte echte alte Rosenkreuzerbund in Nord- und Südamerika sei. Fortan bezeichnete Lewis alle nicht in seinem FUDOSI organisierten Rosenkreuzer- und Initiatenorden als unauthentisch, und außerhalb der von ihm bezeichneten Sukzessions- und Traditionskette stehend.[19][21] Da die FUDOSI auf starke Kritik seitens der ausgeschlossenen Geheimbünde stieß, gründeten diese esoterischen Gruppen 1939 unter Clymers Federführung den konkurrierenden Verband FUDOFSI mit dem man sich wiederum die eigene alleinige legitime Rosenkreuzer-Abstammung selbst bestätigen konnte.[22]

Ausbreitung nach Europa

Nach zwei gescheiterten Versuchen des AMORC in den Jahren 1921 und 1927 in Frankreich Fuß zu fassen, misslang 1930 auch in Deutschland die Gründung einer Zweigstelle. Erst relativ spät, nach dem Zweiten Weltkrieg, gelang im Gefolge der amerikanischen Streitkräfte die Verbreitung in Europa. Am 15. März 1952 wurde ein deutscher AMORC–Verein gegründet, den der Ing. Martin Erler beim Amtsgericht München eingetragen ließ. Als Vereinszweck wurde die „Psychophysik des Ing. Martin Erler“ angegeben. Erler wurde erster deutscher Großmeister, was der AMORC jedoch in Abrede stellt, bis er den AMORC 1954 wieder verließ, um seinen Ordo Rosae Aurae (ORA) zu gründen. 1956 verfügte die oberste AMORC-Großloge in San Jose die Verlegung der Administration der deutschen Sektion nach Überlingen am Bodensee. In Überlingen wurden am 29. Dezember 1958 neue Satzungen beschlossen. Am 3. April 1959 wurde dann ein weiterer AMORC-Verein im Vereinsregister des Amtsgerichts Überlingen eingetragen. Die Münchener Mitglieder wurden zum Vereinswechsel nach Überlingen aufgefordert. Als dem AMORC e. V. in München nur noch weniger als drei Mitglieder angehörten wurde dieser am 16. Dezember 1959 von Amts wegen gelöscht. 1963 wurde die Zentrale nach Baden-Baden verlegt wo der Verein eine Jugendstil-Villa für die Verwaltung der mittlerweile zirka 500 Mitglieder erworben hatte. 1972 wurde Wilhelm Raab Großmeister für den deutschsprachigen Raum. Dieses Amt wurde 1999 von Maximilian Neff übernommen.[23][24] Heute gehören dem AMORC weltweit etwa 80.000 Personen an; in Deutschland hat der AMORC gegenwärtig etwa 2.000 Mitglieder (Stand 2012).[25] In Baden-Baden wurde das als gemeinnützig anerkannte AMORC-Kulturforum gegründet.[26]

Streitfälle, Abspaltungen und Ableger

Lewis suchte nach einer Möglichkeit seinen AMORC mit einem christlichen Kult zu verbinden. Diese Gelegenheit bot sich mit der „Pristine Church of the Rose Cross“ in der Lewis Bischof wurde, was jedoch nicht zu seiner als areligiös definierten AMORC-„Bruderschaft“ passte, weshalb etwa 1000 Mitglieder während seiner Bischofszeit geschlossen aus dem AMORC austraten.[9]

Gerichtsstreitigkeiten und Stewart-Affäre

Am 23. Januar 1987 wurde Gary L. Stewart vom obersten Leitungsgremium des AMORC zum obersten Chef (Imperator) gewählt. Doch schon 1990 wurde er gegen seinen Protest per Gerichtsbeschluss des Amtes enthoben weil man ihm die Veruntreuung von drei Millionen Dollar vorwarf, was sich vor Gericht jedoch nicht erhärten ließ, weshalb der AMORC mit den Banken eine außergerichtliche Einigung erzielte. Stewart akzeptierte seine Absetzung zunächst nicht, da er sein Imperator-Amt nicht nur in dessen Funktion als Präsident, sondern auch als geistliches Amt verstand, das auf Lebenszeit Gültigkeit besitze. In der Folge kam es auf internationaler Ebene zu einem internen Vertrauensbruch zwischen den regionalen Gliederungen und dem damaligen Leiter des Dachverbands des AMORC. Dieser Vertrauensbruch eskalierte zu drei Jahre andauernden Zivilprozessen, in denen es primär um die Rechtmäßigkeit der Absetzung Stewarts als Imperator ging, der sein Amt auf Lebenszeit auszuüben gedachte und die zum Ausschluss des amtierenden Leiters Gary L. Stewarts führten und in einem Schisma des AMORC endeten. Daraufhin kam es zu einer ganzen Reihe von AMORC-Abspaltungen. Die diversen Neugründungen übernahmen jeweils Bausteine und Lehrelemente des AMORC und arbeiteten auf deren Basis eigenständig weiter. Stewart gründete seinen eigenen Rosenkreuzer-Orden, die Confraternity of the Rose-Cross (CR+C). Der CR+C ist nach Stewarts Auffassung gegenwärtig der eigentliche AMORC. Der Franzose Christian Bernard, damaliger Leiter der französischen Gliederung, übernahm ab dem 12. April 1990 die Funktion von Stewart.[27]

Der Ancient Rosae Crucis (ARC)

Neben dem CR+C gab es weitere Abspaltungen als Folge der Stewart-Affäre. So gründeten als Lewis-Fundamentalisten geltende AMORC-Mitglieder, die die Absetzung Stewarts nicht akzeptierten, den Ancient Rosae Crucis (ARC) mit Sitz in Dallas (Texas). Die während und nach dem AMORC-Schisma eingeführten Änderungen werden vom ARC abgelehnt weil man an die ursprüngliche Ideologie von Harvey Spencer Lewis anknüpfen will. So verwendet man noch die ursprünglichen Monographien (Lehrbriefe) des AMORC Gründers Lewis. Einige Zeit übte Gary L. Stewart das Amt des Imperator aus bis er aufgrund von Meinungsverschiedenheiten ausschied um seinen eigenen Ableger zu begründen.

Orden Rosacruz

Ein in seiner Außendarstellung kaum vom AMORC zu unterscheidender Ableger ist der Orden Rosacruz mit Hauptsitz in Las Palmas auf Gran Canaria der Niederlassungen in Spanien und Amerika unterhält. Die Mitglieder werden ebenfalls durch Monographien im Fernstudium unterrichtet. In den Tempeln wird das AMORC-Emblem verwendet.[28]

Sonnentempler

Der Sonnentempler-Orden (Ordre du Temple Solaire) gehört zu den vom AMORC beeinflussten, dann aber von ihm abgetrennten Organisationen. Er wurde von Joseph Di Mambro, der von 1956 bis mindestens 1968 dem AMORC angehörte, gegründet. Auch der zweite Chef der Sonnentempler-Sekte, der belgische homöopathische Arzt Luc Jouret (1947-1993), hatte indirekte Kontakte zum AMORC. Jouret übernahm und leitete den französischen Neo-Templer-Orden, den Ordre Rénové du Temple (ORT), welcher vom ehemaligen französischen AMORC-Grossmeister Raymond Bernard, mitbegründet wurde und brachte dessen Mitglieder in den Sonnentempler-Orden ein. Die Leiter der Sonnentempler vertraten apokalyptische, ein baldiges Weltende beinhaltende Rosenkreuzer-Sonderlehren, die keine Entsprechung im AMORC haben, und zum Entschluss einer gemeinsamen Selbsttötung führten. Dieser Plan wurde im Herbst 1993 in Kanada und der Schweiz umgesetzt, als bei mehreren Morden und Massenselbstmorden insgesamt 53 Sonnentempler-Rosenkreuzer, darunter die Führungsriege um Di Mambro und Jouret ums Leben kamen. Ein Großteil der zurückgebliebenen Sonnentempler distanzierte sich von Ihrer Sekte. Als Folge dieser Ereignisse distanzierte sich auch der AMORC offiziell von der spiritistischen Doktrin der Sonnentempler die mit der eigenen unvereinbar sei.[29][30][31]

CIRCES und TRI

1986 legte Raymond Bernard, der den französischen Zweig des AMORC maßgeblich mit aufgebaut hatte, seine Ämter als französischer Grossmeister und Mitglied des Board of Director nieder. 1988 gründete er in Paris die Organisation CIRCES, die ähnliche Anliegen wie der AMORC verfolgt, sich aber primär nicht mehr als Rosenkreuzerorden versteht sondern als Nachfolger der Tempelritter sieht. 1997 gab Bernard die Leitungstätigkeit an Onslow H. Wilson ab, der die Organisation in Templar Research Institute (TRI) umbenannte und dessen Bücher auch vom AMORC verkauft werden.[32]

Erfassung durch die französische Sektenkommission

Im Jahr 1999 wurde von der französischen parlamentarischen Untersuchungskommission MILS (Interministerielle Mission des Kampfes gegen die Sekten) das Dossier „Die Sekten und das Geld“ veröffentlicht. Die Parlamentarier ergänzten diesen Report um eine Liste mit 30 Gruppen, zu denen der AMORC gehört, die als Hauptakteure (major players) in Bezug auf ihren finanziellen Einfluss beurteilt werden.[33][34][35][34]

Arbeitsweise

Eine fest umrissene Lehre ist beim AMORC nicht erkennbar. Die Anhänger werden überwiegend in Seminaren und im Fernstudium durch die Lektüre von Fernlehrbriefen, den so genannten „Monografien“, mit diversen Lebensprinzipien, Ritualistik und „kosmischen Gesetzen“ bekannt gemacht.[36] Der Lehrstoff enthält keine besonderen Geheimnisse, bildet jedoch für den esoterisch nicht vorgebildeten Bezieher einen breiten, jedoch zeitaufwendigen und kostspieligen Einstieg in die Welt der Esoterik.[23] Die Schulung verfolge das Ziel, dem Mitglied esoterische Gesetze und übernatürliche Fähigkeiten zur Lebensbemeisterung zu vermitteln.[18] Für Interessenten werden öffentliche Konzerte, Lesungen, Meditationsstunden und Ausstellungen angeboten.

Heimstudium und Ritual

Ein neues Mitglied wird Neophyt genannt und bereitet sich im Heimstudium, das völlig in rituelle Handlungen eingebettet ist, in drei Neophytengraden auf die Tempelgrade vor. Zur Vorbereitung soll in den Privaträumen ein kleiner dunkler Altar mit 2 Kerzen, Symbolen und einem ca. 30 × 50 cm großen Spiegel, aufgebaut werden (das so genannte „Heim-Sanktuarium“), um sich dort wöchentlich dem Heimstudium der vom AMORC bereitgestellten zwei Fernlehrbriefe pro Monat, die strengster Geheimhaltung unterliegen, zu widmen, die bei Beendigung der Mitgliedschaft jedoch wieder an den Verein zurückgegeben werden müssen.[23][37] Neben den Lehrbriefen kann man Seminare zu den einzelnen Graden besuchen, um ergänzende Informationen zu erhalten und um zu meditieren.

Symbolarbeit

Symbole spielen in der AMORC-Lehre eine wesentliche Rolle, dienen als Ausgangspunkt der eigenen Meditation und zur verkürzten und prägnanten Darstellung bestimmter okkulter Gesetze und Prinzipien die es zu verinnerlichen gilt. Die Symbolarbeit erspare lange Ausführungen, berühre aber auch tiefere und unbewusste Dimensionen, die mit Worten schwer vermittelbar seien, da das objektive Bewusstsein die Symbole nur limitiert erfassen könne. Die Studenten üben im Heimstudium mit Symbolen zu kommunizieren, indem sie die vorgeschriebenen Symbole abzeichnen, ausmalen oder diese ungestört und ausgiebig betrachten um in einen grenzwertigen Bewusstseinszustand zu gelangen, der die Kommunikation mit dem kosmischen Bewusstsein ermögliche. Zur Symbolarbeit im weiteren Sinne zählen zudem die Beschäftigung mit dem hebräischen Alphabet und den Tarotkarten.[38]

Geheimhaltungspraktiken

Nur wenige andere Rosenkreuzergruppen praktizieren die Geheimhaltung der Ordensinhalte so nachdrücklich wie der AMORC und dessen Ableger. Während die AMORC-Bücher nur Anwendungen oder allgemeine Prinzipien enthalten, unterliegen die Inhalte der Fernlehrbriefe (Monographien) der strengsten Geheimhaltungspflicht. So wird im ebenfalls geheimen „Weiser für Neophyten“ unterstrichen, dass Außenstehenden niemals die Monographien, Ritualtexte und privaten Amorc-Korrespondenzen gezeigt werden dürfen. Der AMORC empfiehlt sämtliche Monographien, Ritualtexte und Korrespondenzen in einer abgeschlossenen Holzkiste aufzubewahren und diese mit dem eigenen Namen und der Aufforderung zu versehen, die Kiste im Todesfall oder bei längerer Abwesenheit an die Großloge zu senden. Sollten Unbekannte trotzdem um Einblick in diese Unterlangen ersuchen, so sind die Mitglieder gehalten die Adresse und was sie sonst noch über den Interessenten feststellen können dem AMORC mitzuteilen. Die den beitragszahlenden Mitgliedern leihweise überlassenen Fernlehrbriefe sind bei Austritt aus dem AMORC auf eigene Kosten zurückzusenden.[39]

Selbsteinweihung

Das Mitglied hat in einem Teil seines häuslichen Bereichs („Heimsanktuarium“) eine Selbsteinweihung unter Zuhilfenahme eines Spiegels durchzuführen. Dabei würden die rituellen Fragen des Kandidaten von dessen Spiegelbild, dass das „Höhere Selbst“ symbolisiere, beantwortet. Der jeweils nächste Studiengrad beginnt mit einem Fernlehrbrief mit dem Titel „Portal“, der Anweisungen für das Einweihungsritual enthält, mit denen der Studierende seine Initiation in den nächsten Grad selbst durchführt, sodass ein Besuch regionaler Zentren, mit Ausnahme des 1. und 9. Tempelgrades, entfallen kann. Neben dem monatlichen zu verfassenden Lernfortschritt-Bericht an die Großloge muss über die Erlebnisse der erfolgten Selbstinitiation, deren Vorgänge der Geheimhaltung unterliegen, gegenüber dem AMORC Bericht erstattet werden. Bei den Initiationen begeben sich die Mitglieder in Resonanz mit den studierten kosmischen Gesetzmäßigkeiten, wovon sie sich unmittelbaren Gewinn und Erfolg für ihren aktuellen Seinszustand versprechen. Mit Aufnahme in den AMORC erhält man Belehrungen über Erkennungszeichen, Passwörter und Handgriffe, die für die Kult-Veranstaltungen und Mitgliedertreffen des AMORC benötigt werden.[40][41]

Doktrin

Entstehungslegende und atlantidisches Weltbild

Der frühere deutsche AMORC-Großmeister Wilhelm Raab äußerte sich sehr zurückhaltend zur AMORC-Geschichte, die „nur von Eingeweihten nachvollzogen“ werden könne, da die Herkunft der Organisation absolut im Dunkeln liege. In den Eigendarstellungen wird vom AMORC oft nur schlicht als dem „Orden“ gesprochen, wobei die facettenreiche Geschichte der Rosenkreuzerbewegung im Ganzen ausgeblendet wird. Stattdessen bezieht die Entstehungslegende des AMORC jegliches Auftreten von Rosenkreuzern und anderer bedeutender Persönlichkeiten als Sichtbarwerden der Aktivitäten dieses „Ordens“ auf sich selbst und interpretiert deren Auftreten durch die Jahrhunderte als kontinuierliche historische Kette, deren aktuelles Glied der AMORC selbst sei. In diesem Kontext behauptete Lewis 1916 in seiner Zeitschrift American Rosae Crucis, die Tradition des Ordens reiche zurück bis ins alte Ägypten. Die Wurzeln des AMORC lägen demnach weder in der Rosenkreuzerbewegung des 17. Jahrhunderts, noch in dem von der Fama Fraternitatis beschriebenen Orden des Christian Rosencreutz im 15. Jahrhundert, sondern im 15. Jahrhundert vor Christus, im ägyptischen Neuen Reich des Pharao Amenhotep IV. und Thutmosis III..[42][43] Letzterer soll vom 28. März bis 4. April 1489 v. Chr. in seinen Privatgemächern das erste „Council Meeting“ mit neun Brüdern und drei Schwestern des Rosenkreuzerordens abgehalten haben, in dessen Mysterientradition der heutige AMORC stehe. Das hermetische Mysterienwissen dieses Ordens habe seinen Ursprung in einem versunkenen Kontinent namens Atlantis und sei rechtzeitig vor dessen Untergang nach China und Ägypten gerettet worden.[44] Die vom AMORC erdachte Entstehungslegende reicht von Altägypten bis zur asketischen Sekte der Katharer des Mittelalters in Südfrankreich.[2]

Bezug zu Christian Rosenkreutz

Der Verfasser der klassischen Rosenkreuzer-Manifeste Johann Valentin Andreae (1586–1654) im Alter von 42 Jahren

In der Lehre des AMORC spielen die Rosenkreuzer-Urschriften nur eine untergeordnete Rolle. Zudem wird deren als historisch gesichert geltende Urheberschaft durch den Theologen Johann Valentin Andreä vom AMORC bestritten. J. V. Andreä beschrieb zum Beispiel in seiner 1614 erschienenen Fama Fraternitatis die Legende der fiktiven Gründung eines Rosenkreuzer-Ordens im 14. Jahrhundert, den Historiker mit dem Kunstbegriff „ältere Rosenkreuzer“ umschreiben. Obwohl Andreäs Urheberschaft an diesen Rosenkreuzer-Legenden als wissenschaftlich gesichert gilt und die von ihm erfundene „ältere Rosenkreuzer“-Organisation bis zum 17. Jahrhundert niemals existierte, weshalb die Forschung von einem Mythos der Rosenkreuzer spricht, setzt sich der AMORC über diese historischen Tatsachen hinweg und behauptet, die Manifeste der klassischen Rosenkreuzer stammten nicht von J. V. Andreä sondern von Francis Bacon, den der AMORC zudem als obersten Chef (Imperator) des „Ordens vom Rosenkreuz“ (AMORC) betrachtet.[40]

Duales Menschenbild

Der AMORC unterteilt den Menschen in die zwei Wesensbestandteile Körper und Geist. Der körperliche Mensch (Körper) wird dabei als irdisch und vergänglich angesehen und unterliege Beschränkungen durch Sinnestäuschungen. „Der innere Mensch“ (Geist) hingegen sei immateriell, unbegrenzt, unendlich und stehe in ständiger Verbindung mit seiner Quelle und dem gesamten Universum. Dabei ist von Bedeutung, dass den beiden Wesensbestandteilen „Körper und Geist“ jeweils ein autarkes Bewusstsein zugesprochen wird, die jedoch nichts miteinander zu tun haben.[45]

Geheimarchiv mit Nachweisen bis 800.000 v. Chr.

Seine elitären Rosenkreuzer-Ansichten über eine uralte tatsächlich existierende, aber „unsichtbare“ geheime „Rosenkreuzer-Bruderschaft“ generiert der AMORC aus allen möglichen esoterischen, religiösen und okkulten Quellen, zum Beispiel aus der Theosophie Helena Blavatskys, und behauptet, ein exklusives hunderttausende von Jahren altes Wissen zu besitzen, als deren sichtbare Repräsentanten sich die AMORC-Repräsentanten ausgeben. Den AMORC-Schriften ist zu entnehmen, dass sich der AMORC im Besitz eines großen Geheimarchivs mit vielen Büchern befände, in denen sich die Geschichte der Rosenkreuzer bis zum Jahre 800.000 v. Chr. zurückverfolgen ließe.[46][47]

Der Philosoph Francis Bacon (1561–1626), nach Auffassung des AMORC „Imperator“ der damaligen Rosenkreuzer.[48]

Der AMORC vereinnahmt fast alle prominenten Denker der Antike für sich, und behauptet, dass die Philosophen von Pythagoras, Sokrates, Platon, Aristoteles, Cicero bis zu Seneca allesamt die Einweihung in den ägyptischen Orden empfangen hätten, von der der AMORC abstamme und der in derselben Rosenkreuzer-Tradition gestanden habe, wie der AMORC.[18]

Laut Lewis war der englische Philosoph und Staatsmann Baron Francis Bacon (1561–1626) ein Leiter („Imperator“) des historischen Rosenkreuzer-Ordens.[48]

Haltung zu Religionen und Weltanschauungen

AMORC gibt offiziell religiöse Toleranzversprechen ab, möchte keine Dogmen verbreiten, keine Religion sein und versteht seine Unterweisungen nicht als Erlösungslehre. AMORC-Belehrungen seien primär areligös und böten keinen Glaubens- sondern einen Erkenntnisweg. Trotz dieses Toleranzbekenntnisses bezieht der AMORC religionskritische Positionen und bezeichnet manche Religionen ohne exakte Analyse pauschal als in ihrer Entwicklung verdorben. Dabei impliziert der AMORC, dass die Religionsstifter, der jeweilig wegen ihrer Abweichungen kritisierten Religionen, ursprünglich dieselben Prinzipien und Lehren wie der heutige AMORC vertreten hätten. Besonders deutlich ist die Distanz zum Christentum, wobei die Ansichten des AMORC zum Leben und den Lehren Jesu, dessen Auferstehung geleugnet wird, im Widerspruch zu den Evangelien stehen. So habe die Kreuzigung Jesu, der ein Avatar der „Weissen Bruderschaft“ des AMORC gewesen sei, in Rom stattgefunden, jedoch keinen tödlichen Verlauf genommen, da Jesu noch viele Jahre danach in einem Kloster auf dem Karmel gelebt habe.[49]

„Der Verschleierte Amatu“ ist der „unbekannte AMORC-Meister“

Nur einigen wenigen Auserwählten des 9. und 10. Tempelgrades des AMORC wird in den „Fragmenten der Weisheit der Meister und Enthüllungen der Illuminaten“ mitgeteilt, dass der AMORC einen geheimen Meister habe, der den Beinamen „Der Verschleierte Amatu“ trägt. Gemäß der „Fragmente“ Nr. 2 ist der „Der Verschleierte Amatu“ mit dem spiritistischen „Meister“ Kut Humi (auch: Koot Hoomi) der Theosophischen Gesellschaft geistig verbunden und von gleichgestelltem Rang. „Der Verschleierte Amatu“ ist und bleibt jedoch für die AMORC-Mitglieder ein „Unbekannter Oberer“, da er mit der Welt ausschließlich mit dem obersten Chef (Imperator) des AMORC kommuniziert.[47]

Organisationsstruktur

Der AMORC bezeichnet sich als „sichtbarer Teil der unsichtbaren Großen Weißen Bruderschaft“ und hält sich für die größte und älteste Bruderschaft der Welt.[18] Die Rechtsform des Amorc ist in Deutschland der eingetragene Verein. Unter den Neu-Rosenkreuzerbewegungen wird der AMORC zum „Initiatorischen Rosenkreuzertum“ gezählt, in dem wie bei den Freimaurern neue Gruppen durch Stiftung und Einweihung durch bereits bestehende Gruppen autorisiert werden.[50]

Organisatorische Leitung

An der Spitze der AMORC-Hierarchie steht als geschäftsführender Leiter der so genannte „Imperator“. Nach dem Tod des AMORC Gründers und ersten „Imperators“ Spencer Lewis 1939, übernahm dessen Sohn Ralph Maxwell Lewis als zweiter „Imperator“ die Leitung des AMORC. Als Ralph Maxwell Lewis 1987 starb übernahm Gary Stewart die Leitung, der den AMORC jedoch verlassen musste, nachdem ihm finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen wurden. Stewarts Nachfolger ist der derzeit amtierende vierte „Imperator“ Christian Bernard.[51]

Geheimbund

Der AMORC verpflichtet jeden Beitrittswilligen bereits im „Aufnahmegesuch in den Äußeren Kreis des AMORC“ zur Geheimhaltung. Das „Lexikon des Geheimwissens“ zählt den AMORC zu den subversiven und kommerziellen Geheimgesellschaften, die kategorisch zu den nach einer Neuordnung der Welt strebenden „Dialektischen Gesellschaften“ gehören, deren geheime, teils kommerzielle, teils subversive Ziele den Neophyten erst im Laufe der Mitgliedschaft nach und nach enthüllt würden. Bevorzugt eingesetzte Mittel dialektischer Gruppen seien Dialektik, Exegese und Schlagwörter, wobei das eigene Lehrmaterial durch Annexion anderer Lehren entstehe, deren Synthese mit dem davorgesetzten Schlagwort „wahr“ aufgewertet werde, wobei Thesen gelegentlich als „gnostische“ oder „geheime“ Lehren, als göttliche Offenbarungen, oder als „Uralte Weisheit“ ausgegeben werden.[52]

Das Gradsystem

Der AMORC versteht sein Rosenkreuzertum als einen sechzehn stufigen Einweihungsweg in geheime Lehren, den die Mitglieder überwiegend durch die Lektüre von Fernunterrichtsbriefen durchlaufen können. Um das Jahr 1923 hatte der AMORC drei Studiengrade. Etwa 1930 erweiterte man das Grad-System um die neun Grade der so genannten Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts. Seit dem so genannten Brüsseler Konvent mit den Gründungsmitgliedern der FUDOSI gibt es 16 Grade, von denen die letzten drei sehr restriktiv erteilt werden.[3][53] Bei Bezahlung eines bestimmten Entgeltes steht es jedem Mitglied frei alle 16 Grade zu erreichen.[54]

Verhältnis zur Freimaurerei

Zu den Lehren der Freimaurerei weist der AMORC trotz vergleichbarer Organisationsstrukturen keinerlei Beziehungen auf. Da die Freimaurerei den AMORC lediglich als profanen Verein einstuft, ist eine Doppelmitgliedschaft freimaurerseitig vorbehaltlos möglich.[3] Lewis war jedoch der Ansicht, dass die gesamte Freimaurerei lediglich ein Ableger des viel älteren AMORC sei, womit er glaubte, die vielen Parallelen wegerklären zu können. Neuere AMORC-Publikationen verwässern den damaligen Führungsanspruch ihres Gründers und sprechen nur noch davon, dass man sich im 18. Jahrhundert „sehr nahe“ gestanden hätte aber autark war.[55]

Verwaltung, Logensystem und Zentren

International unterhält der AMORC in Sprachgebiete aufgeteilte Hauptstützpunkte (Großlogen). Nur die großen englischen und spanischen Sprachgebiete sind organisatorisch zusätzlich regional unterteilt. Im Territorium der Großlogen bilden sich abhängig von der Mitgliederzahl, mit unterschiedlichen Privilegien ausgestattete Städtegruppen bzw. Zentren. Diese werden Loge, Kapitel, Pronaoi oder Atrium genannt. International wird der AMORC von einem Oberen Rat (Supreme Council) geleitet, der sich aus den Großmeistern der örtlichen Zuständigkeitsbereiche (Jurisdiktionen) zusammensetzt. So umfasst die deutsche Jurisdiktion Deutschland, Österreich, die Schweiz und Liechtenstein. Dem Supreme Council steht jeweils für fünf Jahre ein Imperator (Präsident) vor.[56]

Kinder-Institut und Junioren-Orden

Kinder und Jugendliche werden in zwei Altersgruppen auf die AMORC-Mitgliedschaft vorbereitet. Dazu werden Kinder bis zum sechsten Lebensjahr im „Kinder-Institut“ betreut, während die Sechs- bis Achtzehnjährigen im „Junioren-Orden der Fackelträger“ zusammengefasst werden.[57]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 101–102. ISBN 3-525-56549-6.
  2. a b Roland Edighoffer: Die Rosenkreuzer. München 1995, S. 122f.
  3. a b c Miers: Lexikon des Geheimwissens., S. 48, 236.
  4. Frans Wittemans: Histoire des Rose-Croix. Baudouim-Verlag 1979. S. 150 f.
  5. Alchemy Journal Bd. 4, Nr. 1 Sommer 2003 www.alchemylab.com, Abgerufen am 8. Juni 2013
  6. Jones Mervyn (Hrsg.): 'Die Rosenkreuzer.. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): Geheimgesellschaften. Genf 1969. S. 151.
  7. Mark Stavish: The History of Alchemy in America. Hermetic Library, abgerufen am 19. Januar 2014.
  8. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. S. 106.
  9. a b c d Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. S. 103.
  10. Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 505. ISBN 978-1-59477-255-9.
  11. Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens. Verlag Hermann Bauer, Freiburg i.Br. 1986, ISBN 3-442-11708-9, S. 25.
  12. Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104.
  13. Peter-Robert König: Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller), München 1995, ISBN 3-927890-21-9, S. 151.
  14. Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104–105.
  15. Peter-Robert König: Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller), München 1995, ISBN 3-927890-21-9, S. 48.
  16. Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104–105.
  17. John Michael Greer: The New Encyclopedia of the Occult. Zweite Auflage, St. Paul, MN: Llewellyn Publications 2004, S. 21–22.
  18. a b c d Hans-Jürgen Ruppert: Rosenkreuzer. Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2004, ISBN 3-7205-2533-3, S. 64-65.
  19. a b Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 506-507. ISBN 978-1-59477-255-9.
  20. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 104–106
  21. Miers: Lexikon des Geheimwissens., S. 228.
  22. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 92
  23. a b c Miers: Lexikon des Geheimwissens., S. 46-48.
  24. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 108–110.
  25. Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221 Oktober 2012. S. 30.
  26. Wir über uns. Die Rosenkreuzer - AMORC Baden-Baden, abgerufen am 19. Januar 2014.
  27. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 107, S. 113–114, S. 147 und S. 150.
  28. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 150-152.
  29. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 111.
  30. Die Sonnentempler. relinfo.ch, abgerufen am 2. November 2012.
  31. Thomas Gandow: Das Geheimnis des Sonnentempels – "Kein Selbstmord im menschlichen Sinne". religio.de, abgerufen am 22. April 2012.
  32. Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 148–149.
  33. Assemblée Nationale: Les sectes et l'argent - Annexes, Cults and money - Appendices. République Française, 10. Juni 1999, abgerufen am 20. April 2009 (französisch): „La Commission a choisi de sélectionner une trentaine de sectes (1) qui lui paraissent disposer d'une influence économique et d'un poids financier significatifs, et pour lesquelles elle a pu rassembler des informations qu'elle juge utile de rendre publiques. [The Commission chose to select some thirty cults which appeared to it to have significant economic influence and financial clout; and for which it could assemble information which it judged useful to publicise.]“
  34. a b Assemblée Nationale: Les sectes et l'argent, Cults and money. République Française, 10. Juni 1999, abgerufen am 20. April 2009: „enquête sur la situation financière, patrimoniale et fiscale des sectes, ainsi que sur leurs activités économiques et leurs relations avec les milieux économiques et financiers (inquiry into the finances, property and income of cults, as well as into their economic activities and their connections with economic and financial circles)“
  35. Stellungnahme des französisches Außenministeriums aus 2007 zum Sektenphänomen: (PDF; 247 kB)
  36. Kompaktlexikon Religionen/ Rüdiger Hauth (Hrsg.). Brockhaus Verlag Wuppertal 1998, ISBN 3-417-24677-6. Seite 21-22.
  37. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 118-123.
  38. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 133-134.
  39. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 116-117, S. 119-120 und S. 303.
  40. a b Hans-Jürgen Ruppert: Rosenkreuzer. Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2004, ISBN 3-7205-2533-3, S. 65.
  41. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 40ff, S. 121-122, S.249 und S.299-301.
  42. Melton, Melton's Encyclopedia of American Religions, S. 701.
  43. Clarke, Encyclopedia of new religious movements, S. 75.
  44. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 101–102 und S. 135–136.
  45. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 126–127.
  46. Fincke/Pöhlmann: Kompass Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, S. 174.
  47. a b Miers: Lexikon des Geheimwissens., S. 46–47
  48. a b Clemens Zerling: Die Rosenkreuzer. V. F. Sammler Graz 2009, S. 83. ISBN 978-3-85365-232-9
  49. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 142–143.
  50. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 40ff, S. 249 und S. 299-301.
  51. John Michael Greer: The New Encyclopedia of the Occult. Zweite Auflage, St. Paul, MN: Llewellyn Publications 2004, Seiten 22 und 272.
  52. Miers: Lexikon des Geheimwissens., S. 162, 235-236.
  53. Karl R. H. Frick: Licht und Finsternis. Gnostisch-theosophische und freimaurerisch-okkulte Geheimgesellschaften bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Band I Marix Verlag GmbH, Wiesbaden 2005. ISBN 3-86539-044-7. Teil 2 / S. 435 ff.
  54. Karl R. H. Frick: Die Rosenkreuzer als erdichtete und wirkliche Geheimgesellschaft.. In: Gerd-Klaus Kaltenbrunner (Hrsg.): Geheimgesellschaften und der Mythos der Weltverschwörung. Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 1987, ISBN 3-451-09569-6, (Herderbücherei 9569), (Initiative 69), S. 125–126.
  55. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 144–145.
  56. Lamprecht, Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch., S. 112–114 ff.
  57. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: EZW-Information Nr. 71. Stuttgart XI/1977, S. 24. PDF-Download