-magus

keltische Ortsnamensendung
(Weitergeleitet von -magen)

Das Suffix -magus (keltisch -magos) war eine keltische Ortsnamensendung, die mit „Feld, Ebene“ übersetzt werden kann.

Etymologie

Bearbeiten

Das keltische magos entwickelte sich aus dem indogermanischen Wort **méǵh₂s mit der Bedeutung „groß“. Die Bedeutung „Feld, Ebene“ bezog sich wohl auf Städte, die (anfangs) keine Ummauerung und somit auf dem offenen „Feld“ standen. Aus dem Wort entwickelte sich das irische Wort und das walisische maes für „freies Feld, Ebene“.

Deutschsprachiger Raum

Bearbeiten

Antike Autoren erwähnten mehrere -magus-Orte auf dem heutigen deutschsprachigen Gebiet.

latein. Ortsname heutiger Name/Lokalisierung Bestimmungswort
Borbetomagus Worms Deutung siehe hier
Durnomagus Dormagen
Iuliomagus Schleitheim (Kanton Schaffhausen) Personenname Julius
Marcomagus Marmagen Personenname Marcus
Noviomagus Nemetum Speyer gall. novio- 'neu'
Noviomagus Treverorum Neumagen-Dhron gall. novio- 'neu'
Rigomagus Remagen gall. rigo- 'König'

Heutige -magus-Orte haben nach der regulären lautlichen Entwicklung die Endung -magen. Im Falle von Worms ist die Endung -magus vollständig entfallen.

Französisches Sprachgebiet

Bearbeiten

Das -a- in -magus war kurz und die Betonung lag auf der vorhergehenden Silbe, die für gewöhnlich ein -o enthielt. In der weiteren sprachlichen Entwicklung wurde das Suffix meist fast vollständig eliminiert und lediglich das initiale m- blieb bestehen. Dadurch entstand die neue Ortsnamensendung -om, was sich letztlich oft zu -on bzw. -an oder -en entwickelte.

Als gesicherte -magus-Orte gelten beispielsweise (* vor 500 n Chr. nicht belegt):

antiker Ortsname mittelalterliche Belege heutiger Ortsname
*Cisomagus 6. Jh. in vicis ... Cisomagensi (Gregor von Tours), Cisomo vico (Merowingermünzen), Cison, Chisan Ciran
Ratomagus 779 Rodomo, 853–854 Rothomago, 1014 Rotome, 1160 Roem Rouen
*Rotomagus 13. Jh. Pons Rotomag Pont-de-Ruan
*Blatomagus 7. Jh. Blatomago und Blatomo, 1177 Blahonium Blond
Claudiomagus Claudiomacum (Merowingerzeit), 1330 Clion Clion
Cassinomagus 940–952 vicaria Cassenominsse Chassenon
Eburomagus Bram
Icidmagus Usson-en-Forez
*Mantalomagus 6. Jh. Mantalomagus, Mantalomaus Manthelan
Noviomagus (Veromanduorum) 12. Jh. Novionum Noyon
Noimagus (Novio-) 1200 castrum Nyonis Nyons
*Rigomagus 6. Jh. vicus Ricomagensis Riom
*Turnomagus 6. Jh. Turnomagus Tournon-Saint-Martin
Uromagus 516 Auronum, 1137 Orund Oron-la-Ville


Zudem gibt es zahlreiche potentielle -magus-Orte, die nur vermutet werden können. Hierzu zählen unter anderem:

  • Argentan < 1024 Argentoni, 1070 Argentomum < *Argentomagus
  • Bournan < 8. Jh. Bragonnum, 831 Brunonium < *Burnomagus
  • Caen < 1021–1025 Cadon, 1032–1035 Cadomo < *Catumagus
  • Cahon < 1207 Cahom < *Catumagus
  • Condéon < 1075–1078 Condeom < *Condatomagus
  • Billom < 7. Jh. villae Billomi < *Billiomagus
  • Nogent-le-Rotrou < 1031 Nogiomum < *Noviomagus
  • Rians < 981 Riomensis vicaria < *Rigomagus
  • Tournan-en-Brie < 12. Jh. Turnomium < *Turnomagus

Zu beachten ist hierbei natürlich, dass nicht jeder französische Ort mit dem Suffix -om auf die keltische Ortsnamensendung zurückzuführen ist.

Literatur

Bearbeiten
  • Alfred Holder: Alt-celtischer Sprachschatz. Band 2. Teubner, Leipzig 1904, Sp. 384 f. s. v. mág-os (Digitalisat).
  • Auguste Longnon: Les noms de lieu de la France - Leur origine, leur signification, leurs transformations. Champion, Paris 1979, S. 43–46.
  • Gerhard Rasch: Antike geographische Namen nördlich der Alpen (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 47). De Gruyter, Berlin 2005, S. 140 f. (Originaltitel: Gerhard Rasch: Die bei den antiken Autoren überlieferten geographischen Namen nördlich der Alpen vom linken Rheinufer bis zur pannonischen Grenze, ihre Bedeutung und sprachliche Herkunft. Dissertation Heidelberg 1950).