Zusammenfassung.
C.G.J. Jacobi gehört zu den prägenden Gestaltern der Mathematik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dies gilt für seine Forschungs- und Lehrtätigkeit, aber auch für sein Mathematikverständnis allgemein. Mit seiner Konzeption der Mathematik als einer autonomen, reinen, d.h. erfahrungs- und anwendungsunabhängigen Mathematik grenzt er sich insbesondere explizit gegen die zeitgenössische französische Tradition ab. Im Kontext dieser Wissenschaftsauffassung versucht er, Antworten auf die Fragen nach dem Grund des Fortschritts der Mathematik und ihrer Anwendbarkeit zur Beschreibung der Realität zu formulieren. Im vorliegenden Beitrag werden Jacobis diesbezügliche Anschauungen und ihre Veränderungen dargestellt und vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Mathematik und Philosophie analysiert. Im Mittelpunkt steht dabei das ausführlichste von Jacobi erhaltene Dokument zum Themenkomplex: eine lateinische Rede, die er zum Eintritt in die Königsberger philosophische Fakultät im Jahre 1832 hielt. Diese Rede wird hier erstmals in deutscher Übersetzung wiedergegeben und ausführlich kommentiert.
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Eingegangen am 21.6.1994 / Angenommen am 14.10.1994
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Knobloch, E., Pieper, H. & Pulte, H. „ ... das Wesen der reinen Mathematik verherrlichen”. Math Semesterber 42, 99–132 (1995). https://doi.org/10.1007/PL00009906
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DOI: https://doi.org/10.1007/PL00009906