Diese Seite wurde als informative Liste oder Portal ausgezeichnet.
Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Reichskanzler Adolf Hitler (Briefmarkenserie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. November 2009 um 22:19 Uhr durch Toter Alter Mann (Diskussion | Beiträge) (auswertung: L + I). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ersttagsbrief vom 1. August 1941 mit allen 18 Werten. Stempel aus München, weitere Inschrift: Hauptstadt der Bewegung

Die Briefmarkendauerserie Reichskanzler Adolf Hitler wurde von der Deutschen Reichspost ab dem 1. August 1941 herausgegeben und war bis zur Kapitulation 1945 gültig. Während des Zweiten Weltkrieges gab es die Marke auch mit den jeweiligen Aufdrucken in den besetzten Gebieten. Neben der Dauerserie Hindenburg-Medaillon, die bereits seit 1932 gültig war, bot die Serie fast die einzige Möglichkeit, Postsendungen zum reinen Portowert zu versenden. Sondermarken wurden zwischenzeitlich nur noch als Zuschlagmarken mit einem erheblichen Aufschlag herausgegeben.

Die Marke diente den britischen und US-amerikanischen Streitkräften und deren Geheimdiensten als Vorlage für Propagandafälschungen. Zum Beispiel wurde der Schriftzug „Deutsches Reich“ in Futsches Reich geändert oder das Porträt von Hitler als Totenkopf dargestellt. Nach der Kapitulation und der Wiederaufnahme des Postverkehrs wurde aus Materialmangel von den Alliierten Besatzungsmächten teilweise die noch vorhandenen Marken überdruckt und weiterbenutzt.

Motiv und Druckverfahren

Bürstenabzug
Vergleich zwischen:
Stichtiefdruck 787+788 und Buchdruck: 826+827
Sonderpostkarte: „Gründungstagung des europäischen Jugendverbandes Wien 1942“

Das Motiv war auf allen 23 Marken gleich, mit marginalen Unterschieden ab den Reichsmark-Werten, und zeigte die rechte Gesichtshälfte von Adolf Hitler im Profil. Des Weiteren ist der Haarscheitel, der helle Hemdkragen, die Krawatte sowie ein dunkler Anzugskragen zu erkennen.

Der Entwurf für die Werte zwischen 1 und 80 Pfennig stammte von Richard Klein und für die Werte ab 1 bis 5 Reichsmark von Wilhelm Dachauer, der Stich erfolgte von F. Lorber. Die Dauerserie wurde in zwei unterschiedlichen Druckverfahren hergestellt, dem Buchdruck- und dem Stichtiefdruckverfahren. Die Werte hatten vier unterschiedliche Markengrößen, die mit dem steigenden Markenwert zunahmen.

Als Dauermarkenserie wurde diese auch auf Ganzsachen als Wertstempel für Bild- und Postkarten benutzt. Insgesamt sind 18 verschiedene Kartenvorlagen erschienen, davon drei Bildpostkarten mit 1098 verschiedenen Motiven und drei Sonderpostkarten. Des weiteren gab es noch eine Rohrpost-Karte.

Wie bereits alle anderen Sonderpostwertzeichen, die Hitler seit 1937 zeigten, musste die Reichspost für die Abbildung von Hitler eine Abgeltung für die Rechte am eigenen Bild an ihn zahlen. Auf diese Idee wurde Hitler von Martin Bormann, dem Leibfotografen Heinrich Hoffmann und dem zuständigen Postminister Wilhelm Ohnesorge gebracht. Der Anteil am Umsatz war zwar gering, aber da Marken in allen Wertstufen erschienen sind, kamen Millionen für die von Bormann verwaltete Privatschatulle zusammen.[1][2]

Liste der Marken

Deutsches Reich

Die meisten Marken der Serie (18 von 25) erschienen am 1. August 1941. Am 20. März 1942 folgten die vier Marken zu 1 bis 5 Reichsmark. Im Dezember 1942 erfolgte die Umstellung auf Buch- statt Stichtiefdruck bei den Werten zu 10 und 12 Reichspfennig. 1944 erschien die letzte Marke der Serie zu 42 Reichspfennig, sie unterscheidet sich durch den Schriftzug Großdeutsches Reich von den anderen.

Die Auflistung erfolgt in aufsteigender Reihenfolge der Portowerte. Bei gleichen Portowerten nach Ausgabedatum. Bei einigen Werten ist das genaue Ausgabedatum nicht bekannt, diese sind mit „?“ gekennzeichnet.

Bild Wert in Pfennig Ausgabedatum Druckverfahren Besonderheiten Michel-Nr.
1 1. August 1941 Buchdruckverfahren 781
3 1. August 1941 Buchdruckverfahren Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen 782
4 1. August 1941 Buchdruckverfahren Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen 783
5 1. August 1941 Buchdruckverfahren 784
6 1. August 1941 Buchdruckverfahren Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen 785
8 1. August 1941 Buchdruckverfahren 786
10 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 787
10 ?. Dezember 1942 Buchdruckverfahren jetzt Buch- statt Stichtiefdruck 826
12 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren Diente als Vorlage für Propaganda-Fälschungen, teilweise auch den Kopf durch einen Totenkopf ersetzt und den Schriftzug auf Futsches Reich geändert. 788
12 ?. Dezember 1942 Buchdruckverfahren jetzt Buch- statt Stichtiefdruck 827
15 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 789
16 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 790
20 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 791
24 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 792
25 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 793
30 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 794
40 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren wurde ab dem 24. November 1944 mit dem Aufdruck ‚FELDPOST / 2 kg‘ als Zulassungsmarke für Feldpostpäckchen verwendet 795
42 ?. ???? 1944 Stichtiefdruckverfahren Letzte Briefmarke der Dauerserie
Schriftzug: GROSSDEUTSCHES REICH
A795[3]
50 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 796
60 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 797
80 1. August 1941 Stichtiefdruckverfahren 798
1 RM 20. März 1942 Stichtiefdruckverfahren
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
799
2 RM 20. März 1942 Stichtiefdruckverfahren
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
800
3 RM 20. März 1942 Stichtiefdruckverfahren
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
801
5 RM 20. März 1942 Stichtiefdruckverfahren
1942: Perfix-Zähnung Linienzähnung 12½
1944: gezähnt Kammzähnung 14
802

Briefmarkenheftchen

kompletter Markenheftbogen 70, aus denen die Markenheftblätter 119 und 120 stammen

Ab Dezember 1941 wurde die Serie in den gängigsten Werten für Postkarten und Briefe in zwei unterschiedlichen Briefmarkenheftchen herausgegeben. Beide hatten jeweils fünf Markenheftchenblätter und einen Nominalwert von 2 Reichsmark.

Hinweis: Die folgenden Nummern beziehen sich auf die jeweilige Michel-Nummer.

  • Markenheft 48 enthält folgende Markenheftchenblätter: 117, 118, 119, 120 und 122
  • Markenheft 49 enthält folgende Markenheftchenblätter: 117, 118, 119, 121 und 122

Die Markenheftchen enthielten je drei verschiedene Reklametexte auf der zweiten Deckelseite: Radiergummi, Zeichenstift, Kopierstift. Des weiteren gab es Eigenwerbung für Postprodukte oder Aufforderungen:

  • Spare bei / der Post- / sparkasse!
  • Werde / Postscheck- / teilnehmer!
  • Glückwünsche / durch / Schmuckblatt- / telegramme!
  • Unterstützt / das Deutsche / Rote Kreuz!
  • Tretet / in die / NSV ein!

Ganzsachen

Als Dauermarkenserie wurde diese auch auf Ganzsachen als Wertstempel für Bild- und Postkarten benutzt. Insgesamt sind 18 verschiedene Kartenvorlagen erschienen, davon drei Bildpostkarten mit 1098 verschiedenen Motiven und drei Sonderpostkarten. Des weiteren gab es noch eine Rohrpost-Karte.[4]

Bild Wert in Pfennig Ausgabedatum Ganzsachenart Druckverfahren Besonderheiten Michel-Nr.
5 1. August 1941 Postkarte Vordruck in Antiqua
Absendervermerk dreizeilig
Buchdruck
P 298
6 1. August 1941 Postkarte wie P298 P 299
15 1. August 1941 Postkarte wie P298 P 300
5/5 1. August 1941 Postkarte mit Antwortkarte wie P298 P 301
6/6 1. August 1941 Postkarte mit Antwortkarte wie P298 P 302
15/15 1. August 1941 Postkarte mit Antwortkarte wie P298 P 303
6 > 1. August 1941 Bildpostkarte Vordruck in Antiqua
Berliner Druck
Rastertiefdruck
72 verschiedene Motive P 304
6 > 1. August 1941 Bildpostkarte Vordruck in Antiqua
Wiener Druck
Rastertiefdruck
375 verschiedene Motive P 305
3 3. Oktober 1941 Sonderkarte 6. Reichsbundestag des Reichsbundes der Philatelisten. Wertstempel im Lorbeerkranz. Linkes Bild zeigt die Marke mit der Michel-Nr. 662 P 306
6 1942 Bildpostkarte 651 verschiedene Motive, Unter dem Wort Postkarte noch der Vermerk: Nur im Inland zugelassen P 307
3 11. Januar 1942 Sonderkarte zum Tag der Briefmarke Vier verschiedene Motive
Afrikakorps
Deutsche Feldpost
Kriegsmarine
Organisation Todt
P 308
6 12. September 1942 Sonderkarte Gründungstagung des europäischen Jugendverbandes in Wien 1942 P 309
6 5. November 1942 Sonderkarte wie P 309 zusätzlich: 5. Tag des Großdeutschen Briefmarkenhandels Stuttgart 5. bis 8. November 1942 P 309 I
6/6 5. November 1942 Postkarte mit Antwortkarte Buchdruck Karte für die in Deutschland beschäftigten Ostarbeiter. Dreisprachiger Vordruck in deutsch, russisch und ukrainisch P 310
5 1943/1944 Postkarte Buchdruck mit Propagandavordruck links unten P 311
6 1943/1944 Postkarte Buchdruck mit neun verschiedenen Propagandavordrucken links unten P 312
5 1944 Postkarte Buchdruck P 313
6 1944 Postkarte Buchdruck P 314
55 Oktober 1941 Rohrpostkarte Vordruck in Antiqua
Buchdruck
RP 26

Deutsche Besetzungsausgaben

Datei:Deutsches Reich - Böhmen und Mähren.jpg
Eigenständige Serie in Böhmen und Mähren

In den besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkrieges gab es die Marke auch mit den jeweiligen Aufdrucken. Zu diesen gehören das Reichskommissariat Ostland und die Ukraine ab November 1941. Im Kurland gab es kurz vor Kriegsende für den zivilen Postverkehr ebenfalls einen Aufdruck, da alle Landverbindungen abgeschnitten waren, hierzu wurden die Bestände der Feldpostleitstelle in Libau verwendet. Im Generalgouvernement gab es in gleicher Zeichnung wie bei den RM-Werten, jedoch in der Währung Złoty und dem zusätzlichen Schriftzug Generalgouvernement, ab dem 26. Oktober 1941 die Dauermarkenserie. Der Entwurf stammte ebenfalls von Wilhelm Dachauer. In Böhmen und Mähren gab es ab dem 1. Juli 1942 eine eigene Dauermarkenserie mit dem Portrait von Hitler in der Währung Kronen. Hier wurde allerdings die linke Gesichtshälfte abgebildet. Der Entwurf stammt von Josef Sejpka, der Stich erfolgte durch Jaroslav Goldschmied.

Feldpost

Michel-Nummer 3 Feldpost
Siehe auch: Deutsche Feldpost im Zweiten Weltkrieg

Die Marke mit der Michel-Nummer 795 wurde mit einem zweizeiligen Aufdruck ‚FELDPOST / 2 kg‘ als Zulassungsmarke für Feldpostpäckchen bis 2 Kilogramm ab dem 24. November 1944 in einer einmaligen Aktion an Einheiten mit Feldpostnummern ausgegeben, nachdem der gesamte Feldpost-Päckchenverkehr über 100 Gramm kriegsbedingt schon eingestellt worden war.

Die Marken waren ausschließlich für Feldpostpäckchen mit Winterbekleidung von der Heimat an die Front bestimmt.[5]

Weiterverwendung nach der Kapitulation Deutschlands

Lokalausgaben

Okkupation durch Frankreich, mit dem Lothringer Kreuz
Datei:Austria-Hitlermarkenueberdruck.JPG
drei verschiedene Arten der Nachnutzung. In der Mitte aus Österreich
obere Bogenränder

Nach der Kapitulation und der Wiederaufnahme des Postverkehrs wurde aus Materialmangel von den Alliierten Besatzungsmächten teilweise die noch vorhandenen Marken überdruckt und weiterbenutzt. Bekannt sind solche Lokalen Nachnutzungen aus:

  • Bad Schmiedeberg ab 15. Juni bis Ende Juli 1945 (runder Gummistempelaufdruck in schwarzer oder blauer Farbe, mit einem Durchmesser von 18 bis 19 mm)
  • Braunsbedra nur im Juli 1945 verwendet (runder Korkstempel oder formlos)
  • Döbeln Mitte Juni bis 6. August 1945 (Buchdruckaufdruck eines Rechecks aus Punktquadraten, darüber Ortsname, darunter das Datum ‚6.5.1945‘ welches an den Einmarsch der russischen Truppen erinnert)
  • Erkner ab 14. Mai 1945 bis 28. Mai 1945 bekannte Verwendung (runder schwarzer Korkstempel)
  • Finsterwalde Probedrucke vom 18. Juli 1945 bekannt
  • Grabow ab Mai bis 27. Juli 1945
  • Meißen ab 15. Juni bis 23. Juni 1945 (waagerechter Handstempelaufdruck ‚Deutschlands Verderber‘ in verschiedenen Farben)
  • Netzschkau-Reichenbach ab 25. Juli bis 8. August 1945
  • Perleberg ab 11. Juni bis 26. Juni 1945
  • Rothenburg (über Könnern) zwischen 14. und 18. Juli 1945 (rund bis ovaler Schwärzung mit Tinte oder Kopierstift)
  • Wittenberg-Lutherstadt Mai bis 14. August 1945
  • Auch in Österreich wurden die Marken in unterschiedlichsten Arten für den Ortspostverkehr in Wien (ab 2. Mai 1945) und für den Postverkehr zwischen Wien und Niederösterreich (ab 18. Mai) überdruckt. Ab 4. Juni musste nach einer Verfügung der Besatzungsmacht ein weiterer Aufdruck angebracht werden, der das Portrait von Hitler unkenntlich machte, den dazu erforderlichen Zusatzstempel hatte sich jedes Postamt aus geeignetem Material selbst zu beschaffen[6] (Meist wurde hierfür ein Korken verwendet). Ab dem 21. Juni wurden die Marken direkt mit einem Gitter-Aufdruck bestehend aus 13 bis 15 Linien versehen. Diese Marken waren bis zum 27. Juni 1945 gültig. Für die Grazer Lokal-Ausgaben für das von der Sowjetarmee vorübergehend besetzte Gebiet der Steiermark wurden die Marken mit einem senkrechtem Aufdruck Österreich zwischen je drei Linien ab dem 22. Mai bzw. 9. Juni bis zum 2. Juli 1945 herausgegeben.

Nichtamtliche Ausgaben bzw. Privaterzeugnisse

In einigen Städten sind ebenfalls Marken erschienen; diese waren aber keine amtlichen Ausgaben und gelten als Privaterzeugnisse. Diese Produkte gelangten zum Teil auch auf echte Briefe.

Gleiches gilt für verschiedene Orte in der Tschechoslowakai wie Beispielsweise Aussing, Rumburg. Nach dem Waffenstillstand sind die zurückgebliebenen deutschen Marken der Hilterkopf-Ausgabe von 1941 sowie Marken von Böhmen und Mähren mit Überdruck und Handstempelaufdrucken, Ortsnamen und Wappen, Jahreszahl 1945 in verschiedenen Ausführungen erschienen. Diese Lokalausgaben wurden nicht von der Zentralpostbehörde in Prag anerkannt und gelten als privates Erzeugnis. Echtgelaufene Briefe sind zufällig befördert worden. Bei einem Markenmangel war amtlich nur die Barfreimachung vorgeschrieben.[7]

Fälschungen zu Propaganda- und Spionagezwecken

Die Serie diente den britischen und US-amerikanischen Streitkräften bzw. deren Geheimdiensten als Vorlage für Propaganda- und Spionagefälschungen. Bei Spionagefälschungen handelt es sich um den Originalmarken ähnlich aussehenden Marken. Bei Propagandafälschungen änderte man bewusst das Motiv (Totenkopf) oder die Inschrift (Futsches Reich). Im nachfolgenden wird nur auf die spezielle Nutzung der Hitlerserie eingegangen, weitere Fälschungen sind im Artikel Briefmarkenfälschung enthalten.

Fälschungen aus den Vereinigten Staaten

Datei:3 OSS STAMPS.jpg
Die drei von den USA gefälschten Ausgaben

Die US-amerikanische Regierung erkannte das Potenzial von Kriegspost- und Propagandafälschungen während des Zweiten Weltkrieges. Zunächst begannen sie mit der Fälschung der beiden postgültigen Freimarken zu 9 und 12 Reichspfennig des Deutschen Reichs. Auf ihnen war Adolf Hitler abgebildet. Die Spionagefälschungen weichen stark in der Zähnung, im Papier sowie in der Gummierung von den Originalbriefmarken ab. Diese Fälschungen wurden im Herbst 1944 von einer US-amerikanischen Feldpostdruckerei des OSS im besetzten Rom hergestellt. Sie dienten dazu, im Feindesland Verwirrung zu stiften: Sie wurden auf Briefe geklebt, mit gefälschten Poststempeln (Wien 8, Wien 40, Hannover 1) versehen und mittels Flugzeugen über dem Süden des Deutschen Reiches abgeworfen. Vor allem in der Umgebung von Wien, der damals zweitgrößten Stadt im Deutschen Reich, wurden solche Briefe mit erfundenen Absendernamen, gefälschten Briefmarken und Stempel gefunden. Die Briefe enthielten Propagandamaterial. Sogar ein ganzer Postsack mit diesen gefälschten Briefen wurde in Berlin zugestellt. Neben den gestempelten Kriegspostfälschungen existieren heute noch postfrische Stücke, da nicht alle der Briefe verbraucht wurden. Die gefälschten Marken wurden in einer anderen Bogengrösse gedruckt als die Originalausgaben.

Bald darauf gaben die US-Amerikaner die ersten Propagandafälschungen heraus. Die Vorlage dafür war ebenfalls die Freimarkenserie des Deutschen Reichs mit dem Porträt Hitlers.

Links: Echte Briefmarke, Rechts: Propagandafälschung Futsches Reich
Propagandafälschung (Hitler als Totenkopf)

Beim karminroten 12-Reichspfennig-Wert wurde in das Gesicht Hitlers ein totenkopfähnliches Knochengerüst eingefügt. Die Inschrift wurde von „Deutsches Reich“ in „Futsches Reich“ abgeändert. Diese Propagandafälschung ist bislang noch nicht gestempelt bekannt geworden. Nach einem ähnlichen Prinzip wurde der Briefmarkenblock anlässlich Hitlers Geburtstag 1937 gefälscht. Auf den vier Markenbildern des Blocks, die ursprünglich Adolf Hitler zeigten, sieht man Hitlers Totenkopf über zahlreichen Gräbern. Die Wertangaben wurden durch kleine Galgen ersetzt. In die unteren Zeilen fügte man die Inschrift „Deutsches Reich 1944“ hinzu. Von diesen beiden Propagandafälschungen gibt es wiederum Fälschungen zum Schaden der Sammler.

Außerdem wurden Propagandafälschungen von Feldpostkarten hergestellt.

Fälschungen aus Großbritannien

Freie Erfindung der Briten: Himmler statt Hitler auf der Briefmarke

Wie schon im Ersten Weltkrieg wurden auch im Zweiten Weltkrieg in Großbritannien Kriegspostfälschungen für das Deutsche Reich hergestellt. Nun wurden allerdings auch Propagandafälschungen hergestellt.

Von der Briefmarkenserie ‚Reichskanzler Adolf Hitler‘ wurden Marken auf vier verschiedene Karten geklebt und mit einem Text versehen. Es existieren keine gestempelten Stücke, dafür aber ungezähnte Probedrucke.

Die erste Propagandafälschung ging von der deutschen Hitler-Freimarkenserie aus und ersetzte Adolf Hitler durch Heinrich Himmler. Es gibt zwei deutlich verschiedene Varianten, von der ersten Type existieren jedoch ungezähnte Probedrucke. Echt gestempelt wurden noch keine Exemplare aufgefunden, alle bisher bekannten Belege sind eindeutig Fälschungen zum Schaden der Sammler.

Philatelistische Bewertung

Als Dauermarkenserie mit einer knapp vierjährigen Gültigkeit stellt die Serie im Normalfall keinen philatelistischen bzw. wertvollen Höhepunkt dar und ist vergleichsweise günstig in der jeweils billigsten Variante zu haben, welche für eine Ländersammlung Deutsches Reich allerdings ausreichend ist. Motivsammler der Serie hingegen bewerten nicht nur jede einzelne Marke, sondern auch die entstandenen Abarten. Diese unterscheiden sich in dieser Serie durch andersfarbiges Papier (gelb und grün), fehlende Zähnung, fehlerhaftem Druck „F“ oder ein nach einem kyrillisches „Б“ aussehendes „E“ bei „DEUTSCHES REICH“ („DFUTSCHES“ bzw. „DБUTSCHES“). Unbenutzte Marken zeigen Unterschiede in der Gummierung, auch dies wird beachtet. Für Sammler etwas wertvoller (mit Ausnahme der Standardwerte für Briefe und Karten) sind die Bestände, die sich noch auf kompletten Postsparkarten, Briefumschlägen oder Ansichtskarten befinden. Ähnliches gilt auch für Ganzsachen, also amtliche Postkarten und Bildpostkarten, da hier im Normalfall der Absendeort und -datum auf dem Poststempel zu erkennen ist.

Bewertung in der ehemaligen DDR

Der Besitz dieser Marken war in der ehemaligen DDR nicht verboten. Wie alle Briefmarken des Nazionalsozialistischen Deutschen Reiches durften sie aber offiziell nicht gehandelt oder ausgestellt werden. Im Lipsia-Briefmarkenkatalog der DDR wurden sie weder abgebildet noch nummeriert:

„Da der deutschen Arbeiterklasse die einheitliche marxistische Führung fehlte und „die Bourgeoisie nicht mehr im Stande war, mit den alten Methoden des Parlamentarismus und der bürgerlichen Demokratie zu herrschen“ (Stalin), wurde am 30. Januar 1933 die offene faschistische Diktatur errichtet, durch die der räuberischte Imperialismus und der ungeheuerlichste Terror zur Macht kamen.
Da die Folgen der Hitlerzeit auch heute noch allzu spürbar sind, glauben wir der Zustimmung der fortschrittlichen Sammler gewiß zu sein, wenn wir von einer Katalogisierung der in dieser Zeit erschienenen Marken absehen. Somit entfallen die Nummern 470–910, die Dienstmarken 130–177, die Feldpostmarken und die deutschen Besatzungsausgaben während des zweiten Weltkrieges.“

Lipsia Briefmarken-Katalog Europa 1957 Band I, Seite 71. VEB Bibliografisches Institut Leipzig, 1956, III/18/97 20 T B 152 Verlagslizenz 433 130/72/56

In der DDR wickelte seit 1972 der VEB Philatelie Wermsdorf den Verkauf von Briefmarken vorwiegend für das Ausland ab und erwirtschaftete so jährlich Millionenbeträge. Der Betrieb unterstand seit Anfang 1986[8] der von Alexander Schalck-Golodkowski geleiteten Abteilung Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums für Außenhandel der DDR. In das Ausland wurden vom Wermsdorfer Philateliebetrieb auch die sich in den Restbeständen der ehemaligen Reichsdruckerei befindlichen Adolf-Hitler-Freimarken und andere Ausgaben des Deutschen Reichs verkauft.[9]

Literatur

  • Michel-Kataloge Schwaneberger Verlag GmbH, München
  • Frank Arnau: Lexikon der Philatelie. Lingen Verlag, Köln 1972
  • Wolfgang Lotz (Hrsg): Deutsche POSTgeschichte, Essays und Bilder. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, Berlin 1989. ISBN 3-87584-249-9.
    • Gerd R. Ueberschär: Die Deutsche Reichspost im Zweiten Weltkrieg. S. 289 ff.
    • Stefan Martens: Post und Propaganda – Das Dritte Reich und die Briefmarken der Deutschen Reichspost 1933–1945. S. 321 ff.

Einzelnachweise

  1. Stefan Martens, S. 328
  2. Adolf Hitler, Milliardär – Eine bemerkenswerte ARD-Dokumentation räumt mit der Propagandalüge vom bescheidenen Staatsmann auf von Sven Felix Kellerhoff auf Welt.de vom 27. August 2002
  3. Obwohl diese Marke erst 1944 ergänzend herausgegeben wurde, zählt sie zu diesem Satz und somit zum Jahrgang 1941. Außerdem enthält sie im Gegensatz zu den anderen Marken die Angabe „GROSSDEUTSCHES REICH“
  4. Michel-Ganzsachen-Katalog Deutschland 1999, S. 162 ff.
  5. Michel Deutschland-Spezial 1999, Feldpostmarken / Zulassungsmarken für Feldpost im 2. Weltkrieg, S. 828
  6. Michel-Europa-Katalog: Mitteleuropa 2008, Band 1, S. 132 f.
  7. Michel-Europa-Katalog, Band 1, 2008, S. 610
  8. Handel mit Briefmarken in der DDR: Philatelie Wermsdorf
  9. DER SPIEGEL 38/1991 vom 16.09.1991, Seite 71-75: "Wat denn, lauter Hitler-Köppe?"