Andheri Hilfe
Andheri Hilfe | |
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Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 1967[1] |
Gründerin | Rosi Gollmann |
Sitz | Bonn (⊙ ) |
Vorläufer | Andheri-Hilfe Bonn |
Zweck | Hilfe zur Selbsthilfe in Indien und Bangladesch[2] |
Vorsitz | Elvira Greiner[3] |
Geschäftsführung | August Ilg |
Umsatz | 6.652.833 Euro (2023) |
Beschäftigte | 15 (2018) |
Freiwillige | 25 (2020) |
Mitglieder | 491 (31. Dezember 2023) |
Website | www.andheri-hilfe.de |
Die Andheri Hilfe (Eigenschreibweise: ANDHERI HILFE; bis Ende 2016 Andheri-Hilfe Bonn e. V.) ist eine deutsche Organisation der Entwicklungszusammenarbeit. Sie ist aus einer Privatinitiative – gegründet von Rosi Gollmann – für notleidende Kinder in Andheri bei Bombay (heute Mumbai) entstanden und arbeitet seit 1967 als gemeinnütziger Verein.[4] Sie fördert etwa 70 Projekte und Programme in den Armutsgebieten in Indien, Bangladesch und Nepal. Dem Verein wurde vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen das Spendensiegel zuerkannt.[5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1959 wurde die Bonner Religionslehrerin Rosi Gollmann durch einen Zeitungsartikel auf die Not indischer Findelkinder in einem Waisenhaus in Andheri aufmerksam. Um diese zu lindern, brachte sie mit ihren Schülern hunderte von Päckchen mit lebenswichtigen Artikeln auf den Weg. Hauptziel war zu Anfang die Sicherung der täglichen Handvoll Reis für die etwa 800 Kinder des Waisenhauses St. Catherine’s Home in Andheri.[6] 1967 gründete Rosi Gollmann gemeinsam mit einer kleinen Gruppe den Verein ANDHERI HILFE e.V.[7] Kurz danach änderte sich der Ansatz von der Bekämpfung der Symptome wie Hunger und Krankheit zum Hinterfragen der Ursachen und zu Veränderungen an der Wurzel: Eine Entwicklung von der rein karitativen Hilfe hin zu partnerschaftlicher Entwicklungszusammenarbeit. Im Mittelpunkt der Projekte stand dabei immer die Unterstützung von Kindern aus armen und unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen.
Im Jahr 2002 wurde die Rosi-Gollmann-Andheri-Stiftung gegründet, um die Arbeit des Vereins zu unterstützen.[8]
Ziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verein ist bestrebt, zur Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Lage sowie zur Wahrung der Menschenrechte armer Bevölkerungsgruppen in Indien und Bangladesch beizutragen, ungeachtet ihrer Religion und Kaste. Damit diese Entwicklung nachhaltig geschieht, wird großer Wert auf die Hilfe zur Selbsthilfe gelegt. Am Anfang eines neuen Projektes steht häufig die Gründung von Selbsthilfegruppen, in denen die Mitglieder lernen, ihre eigene Situation zu hinterfragen, Ursachen zu analysieren und Lösungen zu finden. Das kann ein genossenschaftlich organisiertes Saatgutlager sein, eine eigene Bank für Frauen oder Berufsausbildung für arbeitslose Jugendliche. Besondere Zielgruppen sind Kinder, Frauen, sozial benachteiligte Familien und Dorfgemeinschaften, indigene Gruppen sowie Menschen, die durch eine Behinderung am Rand der Gesellschaft stehen.[9]
Die nachhaltige Wirkung der Projekte wird seit 2023 auch in Schlussauswertungen überprüft, die von externen Evaluationsteams durchgeführt werden und als Grundlage für die Verbesserung neuer Projekte und Hilfsangebote dienen sollen.[10]
Projekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In etwa 70 Projekten in Indien und Bangladesch werden gemäß dem Leitbild Hilfe zur Selbsthilfe Projekte lokaler Partnerorganisationen und Selbsthilfeinitiativen armer und benachteiligter Menschen gefördert. Im partnerschaftlichen Dialog mit Organisationen vor Ort werden Projekte der Sozialarbeit, des Bildungs- und Gesundheitswesens und der landwirtschaftlichen und dörflichen Entwicklung realisiert. Als Kernziele ihrer Arbeit hat die Andheri Hilfe definiert:[11]
- Rechte stärken (Frauenrechte, Kinderrechte, Rechte für Benachteiligte)
- Bildung fördern (Kindern und Jugendlichen Bildung ermöglichen)
- Gesundheit ermöglichen (mit Schwerpunkten auf Prävention und Aufklärung sowie OPs gegen grauen Star und andere Ursachen von Erblindung)
- Selbstständigkeit sichern (Hilfe zur Selbsthilfe, Förderung der Selbständigkeit insbesondere durch Kleinunternehmen von Frauen)
- Klima und Umwelt schützen (durch Aufforstung, Solaranlagen, Biogas, Bioanbau)
Das Ineinandergreifen dieser Ziele wird deutlich beispielsweise bei einem Kooperationsprojekt der Andheri Hilfe mit Naturstrom, in dem bisher über 5.000 Familien mit Solarstrom zur Beleuchtung ausgestattet wurden: die Beleuchtung reduziert einerseits den CO2-Ausstoß, weiter werden die wirtschaftlichen Chancen der Eltern durch bessere Arbeitsbedingungen jenseits der Tageslichtdauer verbessert und Kindern Zeit und Möglichkeit zum Lesen und Lernen gegeben.[12]
Die Verbesserung der Möglichkeiten zur Selbsthilfe vor Ort umfasst darüber hinaus auch die Stärkung der lokalen Forschungsaktivitäten. Mit Unterstützung der Andheri Hilfe wurden unter anderem Konzepte zu einer ertragsreicheren und nachhaltigen Landwirtschaft erarbeitet[13] oder die Möglichkeiten zu besserer ländlicher Versorgung mit Nahrungsmitteln bei gleichzeitiger Förderung von Biodiversität und Abfederung der Folgen des Klimawandels ermittelt.[14]
Erfolge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verein konnte bisher über 1,4 Millionen Augenoperationen durchführen.[15] In mehr als 7.000 Dörfern und Slums erreicht die Andheri Hilfe heute mehr als 700.000 Menschen.[16]
50 Jahre Andheri Hilfe – Dein Punkt gegen Armut und Unterdrückung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 5. Mai 2017 jährte sich die Vereinsgründung zum 50. Mal. In diesem Jahr feierte die Andheri Hilfe das Jubiläum 2017 mit einer Kampagne unter dem Motto „Dein Punkt gegen Armut und Unterdrückung“.[17] Im Zuge der öffentlichkeitswirksamen Kampagne wurden die Menschen in Bonn, der Region und ganz Deutschland verstärkt auf die Not in Indien und Bangladesch aufmerksam gemacht, um so weitere Unterstützer für die Arbeit der Andheri Hilfe zu finden und nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Als Kampagnenbotschafter engagierten sich die Telekom Baskets Bonn, der Bonner Chor[18] und der Oberbürgermeister der Bundesstadt Bonn Ashok Sridharan.[19]
Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verein ist Mitträger der Aktion Deine Stimme gegen Armut, einer gemeinsamen Kampagne der im Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) zusammengeschlossenen zivilgesellschaftlichen Organisationen.[20] Die Andheri Hilfe ist Mitglied im paritätischen Wohlfahrtsverband Der Paritätische NRW,[21] weiter in der Deutschen Interessengemeinschaft für Erbrecht und Vorsorge e.V. (DIGEV), dem Bangladesh German Chamber of Commerce and Industry sowie im Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW).[22]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Alt, Rosi Gollmann, Rupert Neudeck: Eine bessere Welt ist möglich. Ein Marshallplan für Arbeit, Entwicklung und Freiheit. 2. Aufl., Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-15452-4.
- Global Marshall Plan Initiative (Hrsg.): Solidarität die ankommt! Ziel-effiziente Mittelverwendung in der Entwicklungszusammenarbeit. ISBN 3-9809723-8-0.
- Tom Amarque, Bernd Markert (Hrsg.): Was ist Liebe? Eine integrale Anthologie über die Facetten der Liebe. Phänomen-Verlag, ISBN 978-3-933321-58-9.
- Rosi Gollmann, Beate Rygiert: Einfach Mensch. Das Unmögliche wagen für unsere Welt. Kailash, München 2012, ISBN 978-3-424-63060-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Initiative Transparente Zivilgesellschaft. In: andheri-hilfe.de. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ Satzung. (PDF) In: andheri-hilfe.de. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ Jahresbericht 2023. (PDF) In: andheri-hilfe.de. Abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ Eingetragen beim Amtsgericht Bonn, VR 3229.
- ↑ ANDHERI HILFE e.V. Träger des DZI Spenden-Siegels seit 22.03.1994. In: dzi.de. Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen DZI, abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ Sandra Tjong: Rosi Gollmann - die Mutter Teresa des Rheinlands. In: FOCUS Online. 23. März 2014 (focus.de [abgerufen am 2. Februar 2025]).
- ↑ ANDHERI HILFE: Chronik ANDHERI HILFE. Abgerufen am 17. Mai 2021.
- ↑ Geschichte der Stiftung. In: andheri-stiftung.de. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ ANDHERI HILFE: Vision - Auftrag - Grundsätze. Abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ Jahresbericht 2023. Andheri Hilfe, 26. September 2024, abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ ANDHERI HILFE: Hilfe zur Selbsthilfe in Bangladesch, Indien und Nepal. Abgerufen am 2. Februar 2025.
- ↑ Ronald Upmann: Earth Overshoot Day: NATURSTROM und ANDHERI HILFE installieren 5000. Solaranlage in Bangladesch | Bundesverband Solarwirtschaft. 29. Juli 2021, abgerufen am 2. Februar 2025 (deutsch).
- ↑ K. K. Islam, A. Toppo, B. Biswas, A. Mankin, S. Roy, A. Paul, R. Barman, N. E. K. Alam: Conservation Agriculture, Crop Intensification and Cultivation of Mustard in the Northeastern Bangladesh. In: International Journal of Environment, Agriculture and Biotechnology. Band 7, Nr. 1, 2022, S. 203–210, doi:10.22161/ijeab.71.24 (ijeab.com [abgerufen am 2. Februar 2025]).
- ↑ K. K. Islam, J. Gomes, A. Toppo, B. Biswas, A. Mankin, A. Paul, R. Barman, S. Basak: Enhancing Livelihood and Biodiversity Through Caritas Intervened Project in the Northeastern Region of Bangladesh: A Case Study. In: Journal of Agroforestry and Environment. Band 15, Nr. 1, 30. Juni 2022, doi:10.55706/jae1501 (jagroforenviron.com [abgerufen am 2. Februar 2025]).
- ↑ Augenlicht retten in Bangladesch. Andheri Hilfe e. V., 1. März 2017, abgerufen am 23. Mai 2017.
- ↑ Spendermagazin punkt.um 01/2017. (PDF) Andheri Hilfe e. V., 5. Januar 2017, abgerufen am 23. Mai 2017.
- ↑ Andheri Hilfe feiert 50-jähriges Bestehen. Andheri Hilfe e. V., 4. Mai 2017, abgerufen am 23. Mai 2017.
- ↑ BonnVoice.de.
- ↑ 50 Jahre Andheri Hilfe. Andheri Hilfe e. V., 1. März 2017, abgerufen am 23. Mai 2017.
- ↑ VENRO-Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe: ANDHERI HILFE e.V. Abgerufen am 2. Februar 2025 (deutsch).
- ↑ Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband: Mitgliedsorganisationen von A bis Z. Abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ Jahresbericht 2022. Andheri Hilfe, 3. Oktober 2023, abgerufen am 2. März 2025.