Nikobaren

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Lage der Nikobaren
Karte der Nikobaren

Die Nikobaren (auch Nicobaren) sind eine zum indischen Unionsterritorium Andamanen und Nikobaren gehörende Inselgruppe im Golf von Bengalen mit einer Fläche von insgesamt 1841 km² und etwa 42.000 Einwohnern. Nur 12 der 22 Inseln sind bewohnt.

Geografie

Die wichtigsten Inseln heißen: Car Nicobar, Great Nicobar, Chowra, Teressa, Nancowrie (auch: Nancowry), Katchal und Little Nicobar. Hauptort ist Nancowrie (auch: Nancowry).

Geschichte

Ab 1754/1756 stand die Inselgruppe infolge der Landnahme durch staatlich gelenkte Handelskompanien unter europäischer, zunächst dänischer, Herrschaft. Diese endete erst mit einer königlichen Resolution vom 1868, wonach die Inseln nicht mehr als dänisches Hoheitsgebiet betrachtet wurden. In der Zwischenzeit gab es mehrere dänische Versuche von Tranquebar aus die Inseln dauerhaft zu kolonisieren. Ein letzter Versuch fand 1846 statt. Damit waren die Nikobarischen Inseln die letzte Kolonie Dänemarks in Südasien. Im Zusammenhang mit den dänischen Kolonialisierungsversuchen befand sich dort von 1768-1787 ein Missionsstützpunkt der Herrnhuter Brüdergemeine.

Zwischen 1778 und 1784 waren die Nikobaren die erste österreichische Überseekolonie, wurden jedoch gleichzeitig von Dänemark beansprucht. Eine der Inseln, Teressa, trägt heute noch den Namen der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia. Nach 1869 fielen sie an Großbritannien und wurden Teil von Britisch-Indien. Mit der Unabhängigkeit Indiens 1947 fand die britische Dominanz ein Ende. Beziehungen zur einstigen Kolonialmacht bestehen weiterhin, jedoch aufgrund der Abgelegenheit und Isolierung weniger intensiv als vergleichsweise auf dem Festland.

Ethnografie

Einzelne Inseln der Nikobaren und der benachbarten Andamanen waren Jahrzehnte von der indischen Regierung für Besucher gesperrt, um die Urbevölkerung vor unberechenbaren Einflüssen der Zivilisation zu schützen. Auch Forscher haben nur mit Ausnahmegenehmigung Zutritt. Touristen sind offiziell auf den Nikobaren nicht geduldet. Die indigene Bevölkerung der Nikobaresen und Shompen lebt sehr zurückgezogen nach urgesellschaftlichem Stammesrecht in abgelegenen Gebieten der Inseln. Die Gesichtszüge der meisten Stammesbewohner sind mongolid. Die halbnomadisch lebenden Shompen der südlichen Inseln kennen nicht den Feuergebrauch. Die Volkszählung von 2001 hat 380 Shompen ermittelt.

Wichtige Objekte aus der Kultur auf den Nikobaren sind im Völkerkundemuseum in Wien aufbewahrt. Diese Sammlung stammt aus der Zeit Kaiserin Maria Theresias und ihres ältesten Sohnes Joseph II., als die Nikobaren für knapp fünf Jahre österreichische Kolonie des Habsburger Reichs waren. Die Sammlung könnte dazu beitragen, das untergegangene kulturelle Erbe der Nikobaresen wiederzubeleben.

Sprachen

Die Nikobaresen sprechen Mon-Khmer-Sprachen. Eine sprachliche Verwandschaft der Sprache der Shompen mit anderen Sprachen konnte bis heute nicht nachgewiesen werden.

Tsunami 2004

Durch den verheerenden Tsunami vom 26. Dezember 2004 sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch einige Bewohner der Nikobaren ums Leben gekommen. Genaue Zahlen hierüber gibt es jedoch nicht. Auch die Geografie der Inselgruppe hat sich durch die Wucht der Erschütterung verändert; einige Inseln wurden verschoben, angehoben oder sind wie die Insel Trinket in zwei Teile zerbrochen. Die am stärksten verwüsteten Inseln sind Car Nicobar und Chawra Islands. Auf Car Nicobar gibt es keine landwirtschaftlichen Anbauflächen; die Bewohner beziehen ihre Nahrungsversorgung von Little Andaman Island.

Militär

Die strategisch wichtigen Inseln werden von der indischen Armee und Luftwaffe als Basis genutzt, was zu Konflikten mit der Urbevölkerung führt.

Literatur

  • Simron Jit Singh: Die Nikobaren - Das kulturelle Erbe nach dem Tsunami. Herausgeber Oliver Lehmann; Czernin Verlag, Wien 2006 (Die erste ausführliche Dokumentation über Alltag und Riten der Nikobaresen.)

Koordinaten: 7° 5′ N, 93° 48′ O