Mithridatikum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2023 um 21:24 Uhr durch Agnete (Diskussion | Beiträge).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mithridatikum ist eine der ältesten benutzten Arzneimittelzubereitungen als Universalheilmittel bzw. Gegenmittel („Gegengift“, Antidot). Der Name bezieht sich auf den pontischen König Mithridates VI. Eupator, der seit frühester Jugend mit Giften und Gegengiften experimentierte.[1] Er erweiterte angeblich mithilfe seines Leibarztes eine bereits bestehende Kräutermixtur aus Anis, Fenchelsamen und Kümmel (deren Rezept in die Mauer des Asklepieion von Kos eingemeißelt war) auf 54 Ingredienzien,[2] darunter „magische“ Zutaten wie Entenblut und Krötenfleisch, und nahm es als Vorbeugung gegen Giftanschläge. Nach ihm wurde es antidotum Mithridatis (‚Gegenmittel des Mithridates‘) und (antidotum) Mithridatium bzw. Mithridatikum[3] oder (Unguentum) Mithridaticum[4] genannt.

Die Zusammenstellung wurde später um Vipernfleisch als weitere Zutat erweitert. Die durch Neros Leibarzt Andromachus[5] um etwa zehn Zutaten erweiterte Rezeptur (mit etwa 60 bis 80 und mehr statt etwa 35 bis 60 Ingredienzen)[6][7] erhielt die Bezeichnung Theriak und verdrängte laut dem im 2. Jahrhundert n. Chr. tätigen Arzt Galen[8] das Mithridatium.

Alternative Namen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mithridat(icum), Mithridat, Electuarium Mithridatis, ältere Schreibweisen Metridat,[9] Metridatum[10] und Medridatum.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Theodor Mommsen, Berlin 1921, S. 267.
  2. Ingegerd Ljungqvist: Das mittelniederdeutsche Arzneibuch des Codex Guelferbytanus 12.13 Helmstediensis. Germanistische Lizentiatsabhandlung, Stockholm 1971, S. 114.
  3. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, 7. Aufl. Leipzig 1879/80, II, S. 842.
  4. Bernhard D. Haage: Ein neues Textzeugnis zum Pestgedicht des Hans Andree. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, S. 267–282, hier: S. 279.
  5. Gundolf Keil: Mithridaticum. 2005, S. 1000.
  6. Moriz Bernstein: Betrachtungen über das Verhältniss der Religion zur Medicin (aphoristisch mitgeteilt). In: Deutsches Archiv für Geschichte der Medicin und medicinische Geographie. Band 4, 1881; Neudruck Hildesheim/ New York 1971, S. 107–120, 201–208 und 297–310; hier: S. 303.
  7. Gerhard Eis: Medizinische Fachprosa des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Amsterdam 1982 (= Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur, 48), S. 120 f.
  8. Vgl. etwa Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 164–165 (Galen: Über Gegenmittel, Buch I, Kap. 1).
  9. Siehe Oeconomische Encyclopädie, Lemma Metridat.
  10. Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 241.