„ʿĪsā ibn Maryam“ – Versionsunterschied

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Der [[Koran]] erzählt vom Leben Jesu in 11 Suren (2, 3, 4, 5, 6, 19, 33, 42, 43, 57 und 61).
Der [[Koran]] erzählt vom Leben Jesu in 11 Suren (2, 3, 4, 5, 6, 19, 33, 42, 43, 57 und 61).
Jesus wurde von der [[Jungfrauengeburt|Jungfrau]] [[Marjam]] geboren. Er wird im [[Koran]] wie im Johannesevangelium als das Wort Gottes bezeichnet. Er hat die [[Heilige Schrift]], das ''[[Indschil]]'' (Evangelium), als direkte [[Offenbarung]] Gottes empfangen (wie Moses, David, und später Mohammed) und die wahren Worte Gottes verkündet. Viele der Wundertaten Jesu, von denen die Bibel berichtet, findet man auch im [[Koran]]. So erweckte Jesus Tote zum Leben, und heilte die Kranken. Überdies heißt es im Koran dass Jesus bereits in der Wiege sprechen konnte. Außerdem erschuf er einen Vogel aus Ton, und hauchte diesem mit Gottes Erlaubnis leben ein. Direkt nach seinem Tode wurde er zu Gott erhöht, und fuhr somit in den Himmel.
Jesus wurde von der [[Jungfrauengeburt|Jungfrau]] [[Marjam]] geboren. Er wird im [[Koran]] wie im Johannesevangelium als das Wort Gottes bezeichnet. Er hat die [[Heilige Schrift]], das ''[[Indschil]]'' (Evangelium), als direkte [[Offenbarung]] Gottes empfangen (wie Moses, David, und später Mohammed) und die wahren Worte Gottes verkündet. Viele der Wundertaten Jesu, von denen die Bibel berichtet, findet man auch im [[Koran]]. So erweckte Jesus Tote zum Leben, und heilte die Kranken. Überdies heißt es im Koran dass Jesus bereits in der Wiege sprechen konnte. Außerdem erschuf er einen Vogel aus Ton, und hauchte diesem mit Gottes Erlaubnis ein. Direkt nach seinem Tode wurde er zu Gott erhöht, und fuhr somit in den Himmel.


Das [[Barnabasevangelium]], dessen Existenz sich nur bis ins [[16. Jahrhundert]] zurückverfolgen lässt und auch nur lediglich von einer kleinen Minderheit von Historikern und einer zahlenmäßig schwer erfassbaren Anzahl von Muslims als authentisch angesehen wird, stützt einige der Aussagen des Koran zu Isa/Jesus.
Das [[Barnabasevangelium]], dessen Existenz sich nur bis ins [[16. Jahrhundert]] zurückverfolgen lässt und auch nur lediglich von einer kleinen Minderheit von Historikern und einer zahlenmäßig schwer erfassbaren Anzahl von Muslims als authentisch angesehen wird, stützt einige der Aussagen des Koran zu Isa/Jesus.

Version vom 22. Dezember 2005, 00:58 Uhr

Isa, genauer Isa bin Marjam (arabisch für Jesus, Sohn der Maria), ist einer der fünf bedeutenden Propheten des Islams. Die anderen sind Adam, Abraham/Ibrahim, Moses/Musa und als letzter und entscheidender Mohammed. Darüber hinaus erkennt der Islam sämtliche Propheten, die im Neuen sowie im Alten Testament genannt werden, als solche an.

Der Isa des Koran hat viele Gemeinsamkeiten mit Jesus von Nazaret und wird von den Muslimen mit diesem gleichgesetzt. Er unterscheidet sich aber in einigen wichtigen Dingen vom Jesus der Christen. Der Koran bezeichnet ihn als Masih, was sowohl "Gesalbter" als auch "Messias" heißen kann, und als Wort Gottes.

Übereinstimmungen

Der Koran erzählt vom Leben Jesu in 11 Suren (2, 3, 4, 5, 6, 19, 33, 42, 43, 57 und 61). Jesus wurde von der Jungfrau Marjam geboren. Er wird im Koran wie im Johannesevangelium als das Wort Gottes bezeichnet. Er hat die Heilige Schrift, das Indschil (Evangelium), als direkte Offenbarung Gottes empfangen (wie Moses, David, und später Mohammed) und die wahren Worte Gottes verkündet. Viele der Wundertaten Jesu, von denen die Bibel berichtet, findet man auch im Koran. So erweckte Jesus Tote zum Leben, und heilte die Kranken. Überdies heißt es im Koran dass Jesus bereits in der Wiege sprechen konnte. Außerdem erschuf er einen Vogel aus Ton, und hauchte diesem mit Gottes Erlaubnis Leben ein. Direkt nach seinem Tode wurde er zu Gott erhöht, und fuhr somit in den Himmel.

Das Barnabasevangelium, dessen Existenz sich nur bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und auch nur lediglich von einer kleinen Minderheit von Historikern und einer zahlenmäßig schwer erfassbaren Anzahl von Muslims als authentisch angesehen wird, stützt einige der Aussagen des Koran zu Isa/Jesus.

Streitpunkte

Der wesentliche Unterschied betrifft

  • die Kreuzigung: Sure 4:157 bezieht sich auf die Juden: "und (weil sie) sagten: Wir haben Jesus Christus, den Sohn der Maria und Gesandten Gottes, getötet. - Aber sie haben ihn nicht getötet und nicht gekreuzigt. Vielmehr erschien es ihnen so." Auf Grund dieses Verses wird oft gesagt dass ein anderer, vermutlich ein Jude, an Jesus' Stelle gekreuzigt wurde. Es gibt jedoch einige Interpretationen - somit bleibt das Thema kontrovers.
  • die Trinitätslehre: Sure 112:1 "Er ist Gott, ein Einziger" und 112:3 "Er hat weder gezeugt, noch ist er gezeugt worden". Sure 5:116: "Jesus, Sohn der Maria ! Hast du (etwa) zu den Leuten gesagt: "Nehmt euch außer Gott mich und meine Mutter zu Göttern !"?" Durch diese unüberbrückbare "Dreigötterverehrung" begehen die Christen einen Frevel (Sure 5:72). Die Kritik bezieht sich nicht auf die Schriften sondern auf deren Auslegung. Trotzdem haben laut islamischer Ansicht einige Schriftgelehrte der frühen Christen das Evangelium verfälscht.
  • die Gottessohnschaft: Jesus ist nur ein Mensch; Sure 3:59 "Jesus ist vor Gott wie Adam." Sure 19:35 "Es steht Gott nicht an, sich irgendein Kind zuzulegen."

Für nichttrinitarische Christen sind die beiden letzten Punkte keine Streitpunkte.

Die Natur Jesu im Islam

Die Bezeichnung "Sohn Gottes" wird lediglich als Metapher für die Natur Jesu benutzt. Er stand Gott näher als alle anderen Propheten, und wurde direkt von ihm geschaffen. Dabei kann sich zum Beispiel auf das Lukasevangelium bezogen werden:

Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, daß sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. (Lukas 1:34-37)

Im Koran wird dieselbe Situation ganz ähnlich beschrieben:

Sie trennte sich von ihnen durch einen Vorhang, und Wir schickten ihr Unseren Geist, der sich ihr in der Gestalt eines wohlgeformten Menschen zeigte. Sie sagte: "Ich bitte Gott, den Barmherzigen, um Beistand gegen dich. Du mögest gottesfürchtig sein." "Ich bin doch ein Bote deines Herrn, damit ich dir einen reinen Sohn beschere." Da sagte sie: "Wie könnte ich einen Sohn bekommen, wo mich kein Mann berührt hat und ich nicht unkeusch gewesen bin?" Er antwortete: "So ist es. Also sprach dein Herr: <<Das ist mir ein leichtes. Wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen als eine Barmherzigkeit von Uns.>> Es ist eine beschlossene Sache." (Koran 19:17-21)

Dies bedeutet dass aus islamischer Sicht die Geburt Jesus ohne einen Vater durchaus ein Wunder war. Maria wurde durch Gottes Macht, oder, metaphorisch gesagt, durch den Geist Gottes (was sich im Koran oft auf Gabriel bezieht) schwanger. Deshalb ist es möglich dass Jesus auch in der ursprünglichen Fassung des Evangeliums als der Sohn Gottes bezeichnet wurde. Allerdings ist Jesus keinesfalls ein Teil Gottes, und ist nicht mit ihm vergleichbar. Jesus ist als Wort Gottes die Verkörperung des Evangeliums. Jedes Wort aus seinem Mund ist somit direkt von Gott inspiriert. Er ist Prophet und Gesandter gleichzeitig - das heißt er verkündet Gottes Botschaft, und hat ein heiliges Buch offenbart bekommen, das Evangelium.

Zuordnung

In der islamischen Theologie wird häufig jedem der fünf Propheten ein bestimmtes Prinzip zugeordnet, so steht etwa Moses für Freiheit (Auszug aus Ägypten), Jesus für Liebe - sein Platz ist im Himmel direkt neben Gott und er eröffnet das Jüngste Gericht und richtet den Menschen nach seinen Taten - und Mohammed für Wahrheit (Postulat der Unverfälschtheit und göttlichen Herkunft des Koran). Manche Muslime setzen den am Weltende erwarteten Mahdi mit Isa/Jesus gleich. Besonders im Sufismus (der islamischen Mystik) hat Isa ein sehr große Bedeutung.

Jesus' Zweite Ankunft

Besonders in der islamischen Endzeitlehre spielt Jesus eine große Rolle. Wie die Evangelien kündet auch der Koran und die Sunna die Rückkehr Jesus' als Heilsbringer an. Mit seiner Wiederankunft folgt eine Zeit der absoluten Glückseligkeit auf Erden, die mit der christlichen Vorstellung des Milleniums zu vergleichen ist. Die drei Buchreligionen werden dann vereinigt werden. Christus ist auch derjenige welcher in der Endzeit den Antichrist, oder 'Masih al-Dajjal' (der falsche Messias), besiegen wird. Gemeinsam mit dem Mahdi, einer anderen islamischen Endzeitgestalt, die Welt bis kurz vor ihrem Untergang regieren. Zu dieser Zeit treten all die Zeichen ein, die unmittelbar vor dem Ende der Welt eintreten sollten. Dazu zähle zum Beispiel das Erscheinen von Gog und Magog, und das Auftreten einer tierähnlichen, sprechenden Kreatur die die Menschen zur Anbetung Gottes ermahnt. Wenn schließlich die Sonne im Westen aufgeht, statt im Osten, ist die Zeit vorbei, in der man gute Taten vollbringen kann. All dies findet zu der Zeit statt, in der Jesus auf Erden regiert. Zum Schluss werden die Seelen der Gläubigen durch einen leichten Windhauch aus deren Körpern geholt, diejenigen jedoch, die auch zu dieser Zeit die Gnade Gottes verleugnen, bleiben bis zur Zerstörung der Welt am Leben. Die Rückkehr Jesu wird in der Sunna beschrieben.

Sonstiges

Nach Ansicht der Ahmadiyya-Religionsgemeinschaft, die nicht als muslimisch anerkannt wird, ist Isa/Jesus nach Indien ausgewandert und in Kaschmir gestorben (vgl. Jesus in Indien).

Literatur

  • Olaf H. Schumann: Der Christus der Muslime. Böhlau Verlag Köln Wien. 1988. ISBN 3-412-06386-X
  • U. Spuler-Stegemann: Feindbild Christentum im Islam. Herder Verlag Freiburg. 2004. ISBN 3-451-05437-X