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„Sumer is icumen in“ – Versionsunterschied

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'''''Sumer is icumen in''''' ist der bekanntere [[Mittelenglische Sprache|mittelenglische]] Titel eines [[Kanon (Musik)|Kanons]], der von der Forschung allgemein als das älteste in der europäischen Musikgeschichte überlieferte Beispiel dieser [[Mehrstimmigkeit|mehrstimmigen]] [[Komposition (Musik)|Kompositionstechnik]] anerkannt ist. Das um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Stück wurde kurz vor 1300 erstmals schriftlich fixiert; in dieser ersten Handschrift findet sich neben dem weltlichen, volkssprachlichen Text auch ein geistlicher in [[Mittellatein|mittellateinischer]] Sprache, der mit den Worten '''''Perspice christicola''''' beginnt. Als ältestes bekanntes sechsstimmig gesetztes Musikstück, als Dokument der sich entwickelnden mittelenglischen Sprache im allgemeinen und der Emanzipation volkssprachlicher, weltlicher Liedtexte neben lateinisch verfassten mit geistlicher Thematik sowie als außerordentlich frühes Beispiel [[Harmonielehre|harmonisch]] aufgefassten Musizierens nimmt der „Sommerkanon“ eine herausgehobene Position in der Musikgeschichte ein.
'''Sumer is icumen in''''' ist der bekanntere [[Mittelenglische Sprache|mittelenglische]] Titel eines [[Kanon (Musik)|Kanons]], der von der Forschung allgemein als das älteste in der europäischen Musikgeschichte überlieferte Beispiel dieser [[Mehrstimmigkeit|mehrstimmigen]] [[Komposition (Musik)|Kompositionstechnik]] anerkannt ist. Das um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Stück wurde kurz vor 1300 erstmals schriftlich fixiert; in dieser ersten Handschrift findet sich neben dem weltlichen, volkssprachlichen Text auch ein geistlicher in [[Mittellatein|mittellateinischer]] Sprache, der mit den Worten '''Perspice christicola''' beginnt. Als ältestes bekanntes sechsstimmig gesetztes Musikstück, als Dokument der sich entwickelnden mittelenglischen Sprache im und der Emanzipation volkssprachlicher, weltlicher Liedtexte neben lateinisch verfassten mit geistlicher Thematik sowie als außerordentlich frühes Beispiel [[|harmonisch]] aufgefassten Musizierens nimmt der „Sommerkanon“ eine herausgehobene Position in der Musikgeschichte ein.


==Überlieferungsgeschichte==
==Überlieferungsgeschichte==
===Die „Reading rota“===
===Die „Reading rota“===
Der Kanon erscheint erstmals in einer spätmittelalterlichen Handschrift, die heute als ''MS Harley 978'' in der [[British Library]] aufbewahrt wird. Der [[Manuskript|Codex]] stammt ursprünglich aus der Bibliothek der [[Abtei]] von [[Reading]]. Da dieses Kloster jedoch kein eigenes [[Skriptorium]] unterhielt, wird im allgemeinen die vergleichsweise nahe gelegene [[Universitätsstadt]] [[Oxford]] als Entstehungsort angenommen.
Der Kanon erscheint erstmals in einer spätmittelalterlichen Handschrift, die heute als ''MS Harley 978'' in der [[British Library]] aufbewahrt wird. Der [[Manuskript|Codex]] stammt ursprünglich aus der Bibliothek der [[Abtei Reading]]. Da dieses Kloster jedoch kein eigenes [[Skriptorium]] unterhielt, wird im die vergleichsweise nahe gelegene [[Universitätsstadt]] [[Oxford]] als Entstehungsort angenommen.
Auf die Herkunft des Manuskripts bezieht sich auch eine gängige Alternativbezeichnung des Sommerkanons, „Reading rota“. Das lateinische Wort ''rota'' (=Rad) wird hier synonym zum englischen ''round'' verwendet und bezeichnet in etwa die Form des Ringkanons.
Auf die Herkunft des Manuskripts bezieht sich auch eine gängige Alternativbezeichnung des Sommerkanons, „Reading rota“. Das lateinische Wort ''rota'' (=Rad) wird hier synonym zum englischen ''round'' verwendet und bezeichnet die Form des Ringkanons.
[[Datei:MS_Harley_978_f_11v.jpg|thumb|center|350px|{{Audio|Sommerkanon kpl.MID|MS Harley 978 f.11v stellt den „Sommerkanon“ in einer frühen Form der Mensuralnotation dar. Das Klangbeispiel ist sechsstimmig ausgesetzt.}}]]
[[Datei:.jpg||center||MS Harley 978 f.11v stellt den „Sommerkanon“ in einer frühen Form der Mensuralnotation dar. Das Klangbeispiel ist sechsstimmig ausgesetzt.]]
Als erster Besitzer und möglicherweise auch Auftraggeber der Abschrift wird ''William von Winchester'' vermutet, einer der drei in MS Harley 978 namentlich erwähnten Mönche der Readinger Abtei, der als Musikliebhaber bekannt war. Im Codex selbst sind Schriften verschiedenen Charakters, jedoch alle religiöser Natur, gesammelt. ''Sumer is icumen in'' ist der einzige darin enthaltene weltliche Text und darüber hinaus der einzige in englischer Sprache, während das übrige Material (darunter auch weitere Musikstücke) in Französisch und Latein verfasst ist.
Als erster Besitzer und möglicherweise auch Auftraggeber der Abschrift wird ''William von Winchester'' vermutet, einer der drei in MS Harley 978 namentlich erwähnten Mönche der Readinger Abtei, der als Musikliebhaber bekannt war. Im Codex selbst sind Schriften verschiedenen Charakters, jedoch alle religiöser Natur, gesammelt. ''Sumer is icumen in'' ist der einzige darin enthaltene weltliche Text und darüber hinaus der einzige in englischer Sprache, während das übrige Material (darunter auch weitere Musikstücke) in Französisch und Latein verfasst ist.


===Datierung===
===Datierung===
[[Datei:ReadingAbbey.JPG|miniatur|Ruinen der ''Reading Abbey'', Blick vom [[Dormitorium]] auf das [[Kapitelhaus]]]]
[[Datei:ReadingAbbey.JPG|miniatur|Ruinen der ''Reading Abbey'', Blick vom [[Dormitorium]] auf das [[Kapitelhaus]]]]
Die Herstellung der eigentlichen Handschrift wird heute auf die letzten Jahre des 13.&nbsp;Jahrhunderts datiert; bis ins erste Drittel des 20.&nbsp;Jahrhunderts nahm man für den ''Sommerkanon'' selbst eine Entstehungszeit um 1230 an. Diese Datierung wurde annähernd auch von den ersten systematischen Untersuchungen zu dem Stück gestützt, die auf den später in die USA emigrierten deutschen Musikwissenschaftler [[Manfred Bukofzer]] zurückgehen. Bukofzer selbst widerrief seine früheren Einschätzungen jedoch in einem Aufsatz aus dem Jahre 1944 und setzte die Entstehungszeit des Kanons nun weit später an. Heutzutage gelten Bukofzers späte Thesen ihrerseits als weitgehend widerlegt, und die Forschung datiert die Komposition von ''Sumer is icumen in'' wieder in die Mitte des 13.&nbsp;Jahrhunderts.<ref>Sanders, Grove S. 708.</ref>
Die Herstellung der eigentlichen Handschrift wird heute auf die letzten Jahre des 13.&nbsp;Jahrhunderts datiert; bis ins erste Drittel des 20.&nbsp;Jahrhunderts nahm man für den ''Sommerkanon'' selbst eine Entstehungszeit um 1230 an. Diese Datierung wurde annähernd auch von den ersten systematischen Untersuchungen zu dem Stück gestützt, die auf den später in die USA emigrierten deutschen Musikwissenschaftler [[Manfred Bukofzer]] zurückgehen. Bukofzer selbst widerrief seine früheren Einschätzungen jedoch in einem Aufsatz aus dem Jahre 1944 und setzte die Entstehungszeit des Kanons nun weit später an. Heutzutage gelten Bukofzers späte Thesen ihrerseits als weitgehend widerlegt, und die Forschung datiert die Komposition von ''Sumer is icumen in'' wieder in die Mitte des 13.&nbsp;Jahrhunderts.<ref>Sanders, Grove S. 708.</ref>


Für die Datierung spielen neben bibliothekskundlichen Erkenntnissen und Methoden auch [[Philologie|philologische]] (etwa in Bezug auf die Entwicklung des Mittelenglischen) und natürlich musikwissenschaftliche (beispielsweise auf die im Manuskript verwendete [[Mensuralnotation]]) Erwägungen eine Rolle, die jedoch bis heute kein eindeutiges Resultat gezeitigt haben.
Für die Datierung spielen neben bibliothekskundlichen Erkenntnissen und Methoden auch [[Philologie|philologische]] (etwa in Bezug auf die Entwicklung des Mittelenglischen) und natürlich musikwissenschaftliche (beispielsweise auf die im Manuskript verwendete [[Mensuralnotation]]) Erwägungen eine Rolle, die jedoch bis heute kein eindeutiges Resultat gezeitigt haben.


===Urheberschaft===
===Urheberschaft===
Die Zuschreibung an [[W. de Wycombe]], wie sie in populärwissenschaftlicher Literatur gelegentlich zu finden ist, ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei Wycombe um einen der ganz wenigen namentlich bekannten englischen Komponisten der Epoche handelt. Es gibt jedoch keine allgemein anerkannten Forschungsergebnisse, die einen näheren Bezug des Musikers zum Sommerkanon nahelegen. Musikwissenschaftliche Untersuchungen sprechen ausnahmslos von einer anonymen Komposition, ebenso bleibt ungeklärt, ob die Musik und die beiden Texte von ein und derselben Person verfasst wurden.
Die Zuschreibung an [[W. de Wycombe]], wie sie in populärwissenschaftlicher Literatur gelegentlich zu finden ist, ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei Wycombe um einen der ganz wenigen namentlich bekannten englischen Komponisten der Epoche handelt. Es gibt jedoch keine allgemein anerkannten Forschungsergebnisse, die einen näheren Bezug des Musikers zum Sommerkanon nahelegen. Musikwissenschaftliche Untersuchungen sprechen ausnahmslos von einer anonymen Komposition, ebenso bleibt ungeklärt, ob die Musik und die beiden Texte von ein und derselben Person verfasst wurden.


==Musikalische Charakteristika==
==Musikalische Charakteristika==
===Notation, Metrum und tonale Struktur===
===Satztechnik===
Der Notentext entspricht im Wesentlichen den Konventionen der [[Mensuralnotation#Schwarze_Mensuralnotation_.28ca._1230.E2.80.931430.29|schwarzen oder „frankonischen“ Mensuralnotation]], die sich in der Musik Westeuropas im Lauf des 13. Jahrhunderts als Standard für die Niederschrift zeitgenössischer Kompositionen etablierte. Allerdings sind – was etwas ungewöhnlich ist – die Notenlinien in roter Farbe gezogen, außerdem bestehen die [[Notensystem (Musik)|Systeme]] je aus sechs, in Zeile 6 sogar sieben Linien anstelle der damals bereits üblichen fünf. Da kaum vergleichbare Handschriften aus dem mittelalterlichen England erhalten geblieben sind, ist es jedoch so gut wie nicht möglich, aus diesen Besonderheiten weitergehende Schlüsse herzuleiten.<ref>Hurry, S. 25.</ref>
Notiert sind in MS Harley 978 nur drei Stimmen: Die eigentliche Kanonmelodie und zwei als ''pes'' (Fuß) bezeichnete Begleitstimmen, die durch [[Stimmtausch]] auseinander ableitbar sind. Im Notentext der Kanonmelodie befindet sich nach dem Wort ''icumen'' ein in roter Farbe hervorgehobenes Kreuz, das als ''signum congruentiae'' dient, d.h. eine neue Stimme setzt mit dem Kanon dann ein, wenn die vorhergehende diese Stelle erreicht hat. Die „für die Geschichte des Kanons archetypische einstimmige Aufzeichnungsweise“<ref>Cahn, MGG, S. 1683.</ref> ist bis auf den heutigen Tag üblich und am Beispiel des Sommerkanons erstmals in der Musikgeschichte belegt.
[[Datei:Harmonic pendulum F-Gm Sumer is icumen.PNG|thumb|center|270px|{{Audio|Harmonic pendulum F-Gm Sumer is icumen.MID|Darstellung der Akkordbeziehungen, die sich im Zusammenklang der Kanonstimmen ergeben.}}]]
Die einander nach dem Kanonprinzip [[Imitation (Musik)|imitierenden]] Oberstimmen sind reich an den seinerzeit „modern“ wirkenden klangvollen Intervallen ([[Terz (Musik)|Terzen]] und [[Sexte]]n) und erzeugen auf diese Weise (zumindest für das heutige, durch die Harmonik geprägte Ohr) den Höreindruck einer Komposition in [[Dur]], wobei diese musikalische Auffassung dem Mittelalter noch fremd war. Im Zusammenklang mit den beiden ''pedes'' verstärkt sich der [[Akkord|akkordische]] Eindruck noch, da die Stimmen unablässig zwischen den [[Dreiklang|Dreiklängen]] [[F-Dur]] und [[G-Moll|g-moll]] hin- und herzupendeln scheinen, die der heutige Hörer als Wechsel zwischen [[Tonika]] und [[Subdominante]],<ref>g-Moll ist die [[Subdominantparallele]] in F-Dur.</ref> in späterer Musik eine der grundlegendsten harmonischen Beziehungen, wahrnimmt.<ref>Sanders, Grove, S. 708.</ref>. Obwohl ''Sumer is icumen in'' den melodischen und rhythmischen Duktus anderer Kompositionen der [[Ars antiqua]] (etwa dem [[Graduale]] ''Sederunt principes'' in der berühmten [[Organum]]-Vertonung [[Perotin]]s) aufgreift, geht die vollstimmige Klanglichkeit des Sommerkanons weit über seine bekannten Vorbilder hinaus.


Eine eigentliche ''Mensur'', die ungefähr der modernen [[Takt (Musik)|Taktangabe]] gleichkäme, ist noch nicht vorgezeichnet, da im fraglichen Zeitraum das dreiteilige [[Metrum (Musik)|Metrum]] als Normalfall betrachtet wurde. Das Symbol am Beginn jedes Systems ist ein [[C-Schl%C3%BCssel#C-Schl.C3.BCssel|C-Schlüssel]], der durch seine Position in etwa dem heutigen ''Tenorschlüssel'' entspricht.<ref>Hurry, S. 29.</ref>
===Aufführungsanweisungen===
[[Datei:Sumer is icumen in.png|thumb|center|400px|Kanonmelodie und ''pedes'' in moderner Notation]]<br />


Das nach dem Schlüssel vorgezeichnete [[b (Notenschrift)|„b“]] ist als [[B molle]] zu lesen, weist also auf das [[Hexachord|''hexachordum molle'']] als tonalen Bezugsrahmen des Kanons hin. Das heute ebenso vorgezeichnete [[F-Dur]] ist eine weit spätere musikgeschichtliche Entwicklung, so dass es (dem Höreindruck des modernen Ohrs zum Trotz) ein Anachronismus wäre, den Sommerkanon als „in F-Dur stehend“ zu beschreiben.
Der [[Kopist]] der Handschrift fügte den beiden Texten und den Noten eine recht ausführliche Anweisung bei, die erklärt, wie der Kanon aufzuführen sei. Aus dem schieren Vorhandensein dieser Aufführungsvorschrift wird zum einen auf die Existenz eines – wenn auch heute nicht mehr namentlich bekannten – Komponisten geschlossen<ref>Cahn, MGG, S. 1682.</ref>, zum anderen illustriert die etwas umständliche Formulierung, wie wenig vertraut die Zeitgenossen mit dem Kompositionsprinzip eines Ringkanons gewesen sein dürften.<br />


=== Satztechnik ===
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Notiert sind in MS Harley 978 nur drei Stimmen: Die eigentliche Kanonmelodie und zwei als ''pes'' (Fuß) bezeichnete Begleitstimmen, die durch [[Stimmtausch]] auseinander ableitbar sind. Im Notentext der Kanonmelodie befindet sich über dem Wort ''lhude'' ein in roter Farbe hervorgehobenes Kreuz, das als ''signum congruentiae'' dient, d.&nbsp;h. eine neue Stimme setzt mit dem Kanon dann ein, wenn die vorhergehende diese Stelle erreicht hat. Die „für die Geschichte des Kanons archetypische einstimmige Aufzeichnungsweise“<ref name="MGG">{{MGG2|Verfasser=Peter Cahn|Lemma=Kanon|Band=S4|SpalteVon=1682|SpalteBis=1683|ID=mgg15548}}</ref> ist bis auf den heutigen Tag üblich und am Beispiel des Sommerkanons erstmals in der Musikgeschichte belegt.
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[[Datei:Harmonic pendulum F-Gm Sumer is icumen.PNG|mini|center|270px|{{Audio|Harmonic pendulum F-Gm Sumer is icumen.MID|Darstellung der Akkordbeziehungen, die sich im Zusammenklang der Kanonstimmen ergeben.}}]]
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Die einander nach dem Kanonprinzip [[Imitation (Musik)|imitierenden]] Oberstimmen sind reich an den seinerzeit „modern“ wirkenden klangvollen Intervallen ([[Terz (Musik)|Terzen]] und [[Sexte]]n) und erzeugen auf diese Weise (zumindest für das heutige, durch die Harmonik geprägte Ohr) den Höreindruck einer Komposition in [[Dur]], wobei diese musikalische Auffassung dem Mittelalter noch fremd war. Im Zusammenklang mit den beiden ''pedes'' verstärkt sich der [[Akkord|akkordische]] Eindruck noch, da die Stimmen unablässig zwischen den [[Dreiklang|Dreiklängen]] [[F-Dur]] und [[G-Moll|g-moll]] hin- und herzupendeln scheinen, die der heutige Hörer als Wechsel zwischen [[Tonika]] und [[Subdominante]],<ref>g-Moll ist die [[Subdominantparallele]] in F-Dur.</ref> in späterer Musik eine der grundlegendsten harmonischen Beziehungen, wahrnimmt.<ref name="Sanders" /> Obwohl ''Sumer is icumen in'' den melodischen und rhythmischen Duktus anderer Kompositionen der [[Ars antiqua]] (etwa dem [[Graduale (Gesang)|Graduale]] ''Sederunt principes'' in der berühmten [[Organum]]-Vertonung [[Pérotin]]s) aufgreift, geht die vollstimmige Klanglichkeit des Sommerkanons weit über seine bekannten Vorbilder hinaus.
! Handschriftliches Original !! Transkription || Deutsch

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=== Aufführungsanweisungen ===
[[Datei:Sommerkanon mod Notation.png|mini|center|550px|Kanonmelodie und ''pedes'' in moderner Notation]]

Der [[Kopist]] der Handschrift fügte den beiden Texten und den Noten eine recht ausführliche Anweisung bei, die erklärt, wie der Kanon aufzuführen sei. Aus dem schieren Vorhandensein dieser Aufführungsvorschrift wird zum einen auf die Existenz eines – wenn auch heute nicht mehr namentlich bekannten – Komponisten geschlossen,<ref name="MGG" /> zum anderen illustriert die etwas umständliche Formulierung, wie wenig vertraut die Zeitgenossen mit dem Kompositionsprinzip eines Ringkanons gewesen sein dürften.

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! Transkription || Deutsche Übersetzung
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Hanc rotam cantare possunt quatuor socii.<br />
Hanc rotam cantare possunt quatuor socii.<br />
A paucioribus autem qm a tribus ul saltem duobus no debet dici pret eos qui dicut pedem.<br />
A paucioribus autem a tribus saltem duobus debet dici eos qui pedem.<br />
Tacentibus ceteris, unus inchoat cum hiis qui tenent pedem.<br />
Cantt aute sic.<br />
Tacentibz cetis un inchoat cu hiis q tenet pede.<br />
inchoat .<br />
Singuli vero repausent ad pausaciones scriptas, et non alibi, spacio unius longe note.
Et cu uenerit ad pmam notam post cruce inchoat alius, <br />
: ''Pes 1:'' Hoc repetit unus quociens opus est, faciens pausacionem in fine.
& sic de ceteris singli u repausent ad pausacones scptas & n alibi, spacio unius longe note.<br />
:''Pes 1:'' Hoc repetit un quociens op est, faciens pausacionem in fine.
:''Pes :'' Hoc , in fine.
:''Pes 2:'' Hoc dicit ali, pausans in medio & n in fine. S immediate repetes pncipiu.
|
Hanc rotam cantare possunt quatuor socii.<br />
A paucioribus autem quam a tribus vel saltem duobus non debet dici, preter eos qui dicunt pedem.<br /> Canitur autem sic.<br />
Tacentibus ceteris, unus inchoat cum hiis qui tenent pedem.<br />
Et cum venerit ad primam notam post crucem, inchoat alius, et sic de ceteris.<br />
Singuli vero repausent ad pausaciones scriptas, et non alibi, spacio unius longe note.<br />
:''Pes 1:'' Hoc repetit unus quociens opus est, faciens pausacionem in fine.
:''Pes 2:'' Hoc dicit alius, pausans in medio, et non in fine, sed immediate repetens principium.
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Diesen Kanon können vier Gefährten singen.<br />
Diesen Kanon können vier Gefährten singen.<br />
Von weniger als dreien oder zumindest zweien soll es, abgesehen von denen, die den ''pes'' halten, nicht vorgetragen werden.<br />
Von weniger als dreien oder zumindest zweien soll denen, die den ''pes'' halten.<br />
Man singe aber so:<br />
aber :<br />
Während die Übrigen noch schweigen, beginnt einer mit denen, die den ''pes'' halten.<br />
Während die Übrigen schweigen, beginnt einer mit denen, die den ''pes'' halten.<br />
Und wenn er bei der ersten Note nach dem Kreuz ankommt, beginnt der Nächste, und so mit den Übrigen.<br />
Und wenn er bei der ersten Note nach dem Kreuz , beginnt , und so mit den Übrigen.<br />
Die Einzelnen schweigen aber nur bei den Pausenzeichen, und nirgendwo sonst, für die Dauer einer [[Mensuralnotation#Schwarze_Mensuralnotation_.28ca._1230-1430.29|Longa]].<br />
Die Einzelnen bei den Pausenzeichen, und nirgendwo sonst, für die Dauer einer [[Mensuralnotation#.|Longa]].
:''Pes 1:'' Dies wiederhole einer, sooft es nötig ist, und mache die Pause am Ende.
:''Pes 1:'' Dies einer, sooft es nötig ist, und die Pause am Ende.
:''Pes 2:'' Dies singe der andere, wobei er in der Mitte pausiere und nicht am Ende, und dann sofort zum Anfang zurückkehre.
:''Pes 2:'' Dies der andere, wobei er in der Mitte und nicht am Ende, dann sofort Anfang .
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===Vermischung mittelalterlicher Liedformen===
===Vermischung mittelalterlicher Liedformen===
Zumindest hinsichtlich der musikalischen Form, der ''Sumer is icumen in'' angehört, scheint es zunächst keine Zuordnungsprobleme zu geben. Das Manuskript selbst bezieht sich auf ''haec rota'' („dieser [Ring-]Kanon“). Dennoch weist das Stück Merkmale auf, die eher für den Typus des ''[[rondellus]]'' („Rundgesang“) charakteristisch sind. Vereinfachend ausgedrückt, ist der ''rondellus'' durch den simultanen Einsatz der beteiligten Stimmen gekennzeichnet, was im Sommerkanon durch die beiden ''pedes'' und die Kanonmelodie gegeben ist. Letztere wird aber durch den sukzessiven Einsatz der Stimmen zum entscheidenden Kriterium für den Typus ''rota''. Auch Querverbindungen zu anderen Liedformen des Mittelalters werden für den Sommerkanon gelegentlich postuliert, was aber anhand der für das England des 13.&nbsp;Jahrhunderts sehr begrenzten Quellenlage – die hauptsächlich auf die Vernichtung der klösterlichen Handschriftenbestände unter [[Heinrich VIII. (England)|Heinrich VIII.]] zurückzuführen ist<ref>Hugh Baillie, Art. ''Heinrich VIII.'', in: [[Friedrich Blume (Musikwissenschaftler)|Friedrich Blume]] (Hrsg.): ''[[Die Musik in Geschichte und Gegenwart]].'', 1. Auflage, Bd. 6, S. 71, Directmedia, Berlin 2001, ISBN 3-89853-460-X</ref> – kaum abschließend entschieden werden kann.<ref>Cahn, MGG S. 1683.</ref>
Zumindest hinsichtlich der musikalischen Form, der ''Sumer is icumen in'' angehört, scheint es zunächst keine Zuordnungsprobleme zu geben. Das Manuskript selbst bezieht sich auf '' '' ( [Ring-]Kanon“). Dennoch weist das Stück Merkmale auf, die eher für den Typus des ''[[rondellus]]'' () charakteristisch sind. Vereinfachend ausgedrückt, ist der ''rondellus'' durch den simultanen Einsatz der beteiligten Stimmen gekennzeichnet, was im Sommerkanon durch die beiden ''pedes'' und die Kanonmelodie gegeben ist. Letztere wird aber durch den sukzessiven Einsatz der Stimmen zum entscheidenden Kriterium für den Typus ''rota''. Auch Querverbindungen zu anderen Liedformen des Mittelalters werden für den Sommerkanon gelegentlich postuliert, was aber anhand der für das England des 13.&nbsp;Jahrhunderts sehr begrenzten Quellenlage – die hauptsächlich auf die Vernichtung der klösterlichen Handschriftenbestände unter [[Heinrich VIII. (England)|Heinrich VIII.]] zurückzuführen ist<ref>Hugh BaillieHeinrich VIII.|6</ref> – kaum abschließend entschieden werden kann.<ref MGG />


==Text==
==Text==
Das Readinger Manuskript bietet zwei Texte für den Vortrag des Sommerkanons an. Die Praxis, in verschiedenen Stimmen eines polyphon gesetzten Musikstücks inhaltlich ganz verschiedene Texte – durchaus auch in unterschiedlichen Sprachen – zu singen, verbreitete sich in der Musik des späten Mittelalters und vor allem in der Renaissance. Für die „Reading rota“ wird diese Vortragsweise im allgemeinen jedoch noch nicht angenommen<ref>Auszuschließen ist die Möglichkeit des simultanen Vortrags beider Texte jedoch nicht, s. Roscow, S. 194.</ref>.
Das Readinger Manuskript bietet zwei Texte für den Vortrag des Sommerkanons an. Die Praxis, in verschiedenen Stimmen eines polyphon gesetzten Musikstücks inhaltlich ganz verschiedene Texte – durchaus auch in unterschiedlichen Sprachen – zu singen, verbreitete sich in der des späten Mittelalters und vor allem in der Renaissance. Für die „Reading rota“ wird diese Vortragsweise im jedoch noch nicht angenommen<ref>Auszuschließen ist die Möglichkeit des simultanen Vortrags beider Texte jedoch nicht, s. Roscow, S. 194.</ref>


===Das mittelenglische ''Sumer is icumen in''===
===Das mittelenglische ''Sumer is icumen in''===


====Transkription und Übersetzungen====
====Transkription und Übersetzungen====
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!Mittelenglisches Original !! Modernes Englisch || Deutsch
!Mittelenglisches Original !! Modernes Englisch || Deutsch
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<poem>
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:Sumer is icumen in,
:Sumer is icumen in,
:Lhude sing cuccu!
:Lhude sing cuccu!
:Groweþ sed and bloweþ med
:Groweþ sed and bloweþ med
:And springþ þe wde nu,
:And springþ þe wde nu,
:Sing cuccu!
:Sing cuccu!
:Awe bleteþ after lomb,
:Awe bleteþ after lomb,
:Lhouþ after calue cu.
:Lhouþ after calue cu.
:Bulluc sterteþ, bucke uerteþ,
:Bulluc sterteþ, bucke uerteþ,
:Murie sing cuccu!
:Murie sing cuccu!
:Cuccu, cuccu, wel singes þu cuccu;
:Cuccu, cuccu, wel singes þu cuccu;
:Ne swik þu nauer nu.
:Ne swik þu nauer nu.
:''Pes 1:''
:''Pes 1:''
::Sing cuccu nu. Sing cuccu.
::Sing cuccu nu. Sing cuccu.
:''Pes 2:''
:''Pes 2:''
::Sing cuccu. Sing cuccu nu.
::Sing cuccu. Sing cuccu nu.
</poem>
</poem>
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<poem>
:Summer has come,
:Summer has come,
:Loudly sing, cuckoo!
:Loudly sing, cuckoo!
:Seed grows and meadow blows
:Seed grows and meadow blows
:And wood springs now,
:And wood springs now,
:Sing, cuckoo!
:Sing, cuckoo!
:Ewe bleats after lamb,
:Ewe bleats after lamb,
:Cow lows after calf.
:Cow lows after calf.
:Bullock stirs, buck farts,
:Bullock stirs, buck farts,
:Merrily sing, cuckoo!
:Merrily sing, cuckoo!
:Cuckoo, cuckoo, well you sing, cuckoo.
:Cuckoo, cuckoo, well you sing, cuckoo.
:Never stop now
:Never stop now
:''Pes 1:''
:''Pes 1:''
::Sing cuckoo now. Sing, cuckoo.
::Sing cuckoo now. Sing, cuckoo.
:''Pes 2:''
:''Pes 2:''
::Sing cuckoo. Sing cuckoo now.
::Sing cuckoo. Sing cuckoo now.
</poem>
</poem>
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<poem>
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:Der Sommer ist gekommen
:Der Sommer ist gekommen
:Kuckuck, singe laut!
:Kuckuck, singe laut!
:Es wächst die Saat, die Wiese grünt
:Es wächst die Saat, die Wiese grünt
:Und das Gehölz schlägt aus,
:Und das Gehölz schlägt aus,
:Singe, Kuckuck!
:Singe, Kuckuck!
:Das Mutterschaf blökt nach dem Lamm,
: Mutterschaf blökt nach dem Lamm,
:Die Kuh muht nach dem Kalb.
:Die Kuh muht nach dem Kalb.
:Der Ochse rührt sich, der Bock furzt
:Der Ochse rührt sich, der Bock furzt
:Singe froh, Kuckuck!
:Singe froh, Kuckuck!
:Kuckuck, Kuckuck, wie schön singst Du, Kuckuck.
:Kuckuck, Kuckuck, wie schön singst Du, Kuckuck.
:Nun schweige niemals mehr.
:Nun schweige niemals mehr.
:''Pes 1:''
:''Pes 1:''
::Singe nun, Kuckuck. Sing, Kuckuck.
::Singe nun, Kuckuck. Sing, Kuckuck.
:''Pes 2:''
:''Pes 2:''
::Sing, Kuckuck. Singe nun, Kuckuck.
::Sing, Kuckuck. Singe nun, Kuckuck.
</poem>
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====Probleme der Interpretation====
====Probleme der Interpretation====
Der mittelenglische Text des Sommerkanons wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder an den Sprachwandel angepasst. Den meisten modernen Bearbeitungen ist gemeinsam, dass sie die erste Textzeile mit dem leicht archaisierenden, aber nichtsdestoweniger unmittelbar verständlichen „Summer is a-coming in“ wiedergeben. In dieser Form ist der Kanon insbesondere unter musikalischen Laien sehr bekannt. Problematisch ist hierbei, dass das mittelenglische ''sumer'' eine beträchtliche Bedeutungsverschiebung durchgemacht haben müsste, wenn der Text – der heutigen Auffassung entsprechend – als „Frühlingslied“ begriffen wird. Zur Entkräftung dieser Inkonsistenz wird vorgebracht, dass im Mittelalter der 1.&nbsp;Mai als Tag des Sommeranfangs angesetzt wurde, ein Datum, das nach gegenwärtiger Vorstellung noch in den mittel- und westeuropäischen Frühling fällt<ref>Roscow, S. 189.</ref>. Ferner verfälscht „a-coming“ als [[Verlaufsform]] den Sinn des mittelenglischen [[Partizip]]s ''icumen'' („gekommen“).
Der mittelenglische Text des Sommerkanons wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder an den Sprachwandel angepasst. Den meisten modernen Bearbeitungen ist gemeinsam, dass sie die erste Textzeile mit dem leicht archaisierenden, aber nichtsdestoweniger unmittelbar verständlichen „Summer is a-coming in“ wiedergeben. In dieser Form ist der Kanon insbesondere unter musikalischen Laien sehr bekannt. Problematisch ist hierbei, dass das mittelenglische ''sumer'' eine beträchtliche Bedeutungsverschiebung durchgemacht haben müsste, wenn der Text – der heutigen Auffassung entsprechend – als „Frühlingslied“ begriffen wird. Zur Entkräftung dieser Inkonsistenz wird vorgebracht, dass im Mittelalter der 1.&nbsp;Mai als Tag des Sommeranfangs angesetzt wurde, ein Datum, das nach gegenwärtiger Vorstellung noch in den mittel- und westeuropäischen Frühling fällt<ref>Roscow, S. 189.</ref> Ferner verfälscht „a-coming“ als [[Verlaufsform]] den Sinn des mittelenglischen [[Partizip]]s ''icumen'' („gekommen“).


Besonders umstritten ist bis heute die Deutung des Teilsatzes ''bucke uerteþ''. Dabei ist nicht nur unklar, von welchem Tier bei ''bucke'' genau die Rede ist – neben dem naheliegenden [[Ziegen]]bock werden auch [[Reh]]bock oder [[Rothirsch|Hirsch]] vorgeschlagen. Ausgesprochen kontrovers wird vielmehr die Bedeutung des Verbs ''uerteþ'' diskutiert, da die vermeintliche idyllische Schilderung der im Frühling wiederauflebenden Natur inhaltlich wie stilistisch nur schwer vereinbar scheint mit der [[Flatulenz]] eines [[Paarhufer]]-Männchens. Während manche Interpretationen folgern, ''farteth'' sei im Mittelenglischen weniger derb konnotiert gewesen als das moderne englische ''farts'' beziehungsweise das verwandte deutsche ''furzt'', bestreiten andere überhaupt einen Zusammenhang mit dem aus dem [[Altenglisch]]en belegten ''feortan'' und postulieren eine Umdeutung des lateinischen Verbs ''vertere'' (im Sinne von „sich [unruhig] hin- und herbewegen“), so dass die problematische Vokabel letztlich nur ein Synonym des vorangegangenen ''sterteþ'' sei.<ref>Eine umfassende Darstellung der Kontroverse bietet Greentree in ihrem Aufsatz.</ref>
Besonders umstritten ist bis heute die Deutung des Teilsatzes ''bucke uerteþ''. Dabei ist nicht nur unklar, von welchem Tier bei ''bucke'' genau die Rede ist – neben dem naheliegenden [[Ziegen]]bock werden auch [[Reh]]bock oder [[Rothirsch|Hirsch]] vorgeschlagen. Ausgesprochen kontrovers wird vielmehr die Bedeutung des Verbs ''uerteþ'' diskutiert, da die vermeintliche idyllische Schilderung der im Frühling wiederauflebenden Natur inhaltlich wie stilistisch nur schwer vereinbar scheint mit der [[Flatulenz]] eines [[Paarhufer]]-Männchens. Während manche Interpretationen folgern, ''farteth'' sei im Mittelenglischen weniger derb konnotiert gewesen als das moderne englische ''farts'' beziehungsweise das verwandte deutsche ''furzt'', bestreiten andere überhaupt einen Zusammenhang mit dem aus dem [[Altenglisch]]en belegten ''feortan'' und postulieren eine Umdeutung des lateinischen Verbs ''vertere'' (im Sinne von „sich [unruhig] hin- und herbewegen“), so dass die problematische Vokabel letztlich nur ein Synonym des vorangegangenen ''sterteþ'' sei.<ref>Eine umfassende Darstellung der Kontroverse bietet Greentree in ihrem Aufsatz.</ref>


====Literarische Gattung====
====Literarische Gattung====
Die traditionelle Deutung betrachtet den englischen Text als Vertreter des literarischen Genres der ''[[reverdie]]''. Hierbei handelt es sich um einen Gedichttypus, der das Wiederaufleben der Natur im Frühling besingt. Die ''reverdie'' stammt ursprünglich aus Frankreich, erfreute sich aber auch im mittelalterlichen England großer Beliebtheit, wovon der bekannte Beginn des ''General Prologue'' in [[Geoffrey Chaucer]]s ''[[Canterbury Tales]]'' ein spätes Zeugnis ablegt.
Die traditionelle Deutung betrachtet den englischen Text als Vertreter des literarischen Genres der ''[[reverdie]]''. Hierbei handelt es sich um einen Gedichttypus, der das Wiederaufleben der Natur im Frühling besingt. Die ''reverdie'' stammt ursprünglich aus Frankreich, erfreute sich aber auch im mittelalterlichen England großer Beliebtheit, wovon der bekannte Beginn des ''General Prologue'' in [[Geoffrey Chaucer]]s ''[[Canterbury Tales]]'' ein spätes Zeugnis ablegt.


Diese Lesart stellt den [[Idylle|idyllischen]] Aspekt in den Mittelpunkt und hat durch ihre weite Verbreitung dafür gesorgt, dass der Sommerkanon „ein Sinnbild des heiteren alten England“ (''[[Merrie England]]'')<ref>Roscow, S. 193: „''Sumer is icumen in'' [is] … now an icon of ‚Merrie England‘“.</ref> geworden ist. Eine derart geradlinige Auslegung scheint auch durch die Musik bestätigt zu werden, denn der in den folgenden Jahrhunderten entwickelte Typus der [[Pastorale]] arbeitet hinsichtlich [[Tonart]] und [[Metrum (Musik)|Metrum]] mit Gestaltungsmitteln, die bereits in ''Sumer is icumen in'' nachweisbar sind.<ref>Selbst [[Ludwig von Beethoven]]s ''[[6. Sinfonie (Beethoven)|Pastoral-Sinfonie]]'' steht noch in F-Dur.</ref>
Diese Lesart stellt den [[|idyllischen]] Aspekt in den Mittelpunkt und hat durch ihre weite Verbreitung dafür gesorgt, dass der Sommerkanon „ein Sinnbild des heiteren alten England“ ''[[Merrie England]]''<ref>Roscow, S. 193: „''Sumer is icumen in'' [is] … now an icon of ‚Merrie England‘“.</ref> geworden ist. Eine derart geradlinige Auslegung scheint auch durch die Musik bestätigt zu werden, denn der in den folgenden Jahrhunderten entwickelte Typus der [[Pastorale]] arbeitet hinsichtlich [[Tonart]] und [[Metrum (Musik)|Metrum]] mit Gestaltungsmitteln, die bereits in ''Sumer is icumen in'' nachweisbar sind.<ref>Selbst [[Ludwig Beethoven]]s ''[[6. Sinfonie (Beethoven)|Pastoral-Sinfonie]]'' steht noch in F-Dur.</ref>


Gegen diese oberflächlich naheliegende Interpretation sind in jüngerer Vergangenheit zahlreiche Einwände angeführt worden. G. H. Roscow geht so weit, dem englischen Text einen stark ironisch gefärbten, möglicherweise sogar zynischen Umgang mit der bekannten Gattung zu unterstellen: „Es ist der falsche Vogel, die falsche Jahreszeit und die falsche Sprache für eine ''reverdie'', sofern nicht eine ironische Aussage beabsichtigt ist.“<ref>„It is the wrong bird, the wrong season, and the wrong language for a reverdie, unless an ironic meaning is intended.“, Roscow, S. 193.</ref>.
Gegen diese oberflächlich naheliegende Interpretation sind in jüngerer Vergangenheit zahlreiche Einwände angeführt worden. G. H. Roscow geht so weit, dem englischen Text einen stark ironisch gefärbten, möglicherweise sogar zynischen Umgang mit der bekannten Gattung zu unterstellen: „Es ist der falsche Vogel, die falsche Jahreszeit und die falsche Sprache für eine ''reverdie'', sofern nicht eine ironische Aussage beabsichtigt ist.“<ref>„It is the wrong bird, the wrong season, and the wrong language for a reverdie, unless an ironic meaning is intended.“, Roscow, S. 193.</ref>


Roscow stützt seine Argumentation zunächst auf die Symbolik des [[Kuckuck]]s, der – wofür wiederum Chaucer in seinem ''Parliament of Fowls'' einen Anhaltspunkt bietet – als Brutparasit durchaus negativ konnotiert war; ebenso wurde der Gesang des Vogels keineswegs als fröhlich („merry“) gehört, sondern mit seinem unablässig wiederholten Zweiton-Motiv eher als banal und unschön klingend beschrieben. Hiervon ausgehend entwickelt Roscow seine Deutung des Sommerkanons als derbes Spottlied mit stark sexuellen Untertönen. Unter anderem verweist er dabei auch auf die „[[Kakophonie]] blökender Schafe, muhender Kühe und Winde fahrenlassender Böcke... der Kuckuck müsste in der Tat laut singen, um dagegen anzukommen“<ref>„Amidst the cacophony of ewes bleating, cows lowing, and bucks breaking wind … the cuckoo would need to sing ''lhude'' indeed to be heard above the din.“ Roscow, S. 195.</ref>. Roscow kann sich dabei nicht nur auf den geschriebenen Text berufen: In klingender Musik sind die jeweiligen Satzfetzen, die die verschiedenen Tierlaute schildern, praktisch gleichzeitig zu hören, sobald alle sechs Stimmen im Kanon singen, und der komisch-satirische Effekt dieses Höreindrucks ist kaum von der Hand zu weisen.<ref>Hillier, a.a.O.</ref>
Roscow stützt seine Argumentation zunächst auf die Symbolik des [[Kuckuck]]s, der – wofür wiederum Chaucer in seinem ''Parliament of Fowls'' einen Anhaltspunkt bietet – als Brutparasit durchaus negativ konnotiert war; ebenso wurde der Gesang des Vogels keineswegs als fröhlich („merry“) gehört, sondern mit seinem unablässig wiederholten Zweiton-Motiv eher als banal und unschön klingend beschrieben. Hiervon ausgehend entwickelt Roscow seine Deutung des Sommerkanons als derbes Spottlied mit stark sexuellen Untertönen. Unter anderem verweist er dabei auch auf die „[[Kakophonie]] blökender Schafe, muhender Kühe und Winde fahrenlassender Böcke der Kuckuck müsste in der Tat laut singen, um dagegen anzukommen“<ref>„Amidst the cacophony of ewes bleating, cows lowing, and bucks breaking wind … the cuckoo would need to sing ''lhude'' indeed to be heard above the din.“ Roscow, S. 195.</ref> Roscow kann sich dabei nicht nur auf den geschriebenen Text berufen: In klingender Musik sind die jeweiligen Satzfetzen, die die verschiedenen Tierlaute schildern, praktisch gleichzeitig zu hören, sobald alle sechs Stimmen im Kanon singen, und der komisch-satirische Effekt dieses Höreindrucks ist kaum von der Hand zu weisen.<ref>Hillier ..</ref>


===Das lateinische ''Perspice christicola''===
===Das lateinische ''Perspice christicola''===


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! Mittellateinisches Original || Deutsch
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!Mittellateinisches Original || Deutsch
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:Perspice Christicola
:Perspice
:que dignacio
:que dignacio
:Celicus agricola
:Celicus agricola
:pro uitis vicio
:pro uitis vicio
:Filio non parcens
:Filio non parcens
:exposuit mortis exicio
:exposuit mortis exicio
:Qui captiuos semiuiuos a supplicio
:Qui captiuos semiuiuos
a supplicio
:Vite donat et secum coronat
: et secum coronat
:in celi solio
:in celi solio
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:Erkenne, Christenmensch,
:Erkenne, Christenmensch,
:welche Würdigung!
:welche Würdigung!
:Der himmlische Winzer
:Der himmlische Winzer
: setzt um der Fehler des Weinstocks willen
:setzt seinen Sohn schonungslos
: seinen Sohn schonungslos
:um der Fehler des Weinstocks willen
:dem Tode aus.
: Tode aus.
:Der den Halbtoten durch die eigene Hinrichtung
:Der den
: durch die eigene Hinrichtung das Leben schenkt
:das Leben schenkt und zusammen mit ihm
: und zusammen mit ihm
:auf dem Thron des Himmels krönt.
: auf dem Thron des Himmels krönt.
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Im lateinischen Text erscheint das Wort ''christicola'' abgekürzt in der Form ''χρicola''. Die ersten beiden Buchstaben sind die griechischen [[Chi]] und [[Rho]], aus denen traditionell das [[Christusmonogramm]] zusammengesetzt wird.
Im lateinischen Text erscheint das Wort ''christicola'' abgekürzt in der Form ''χρicola''. Die ersten beiden Buchstaben sind die griechischen [[Chi]] und [[Rho]], aus denen traditionell das [[Christusmonogramm]] zusammengesetzt wird.


Im weiteren Verlauf nimmt der Text Bezug auf die Kreuzigung [[Jesus Christus|Jesu]], und in dieser Anspielung auf das [[Ostern|Osterfest]] wollen einige Musikwissenschaftler<ref>Francis Llewellyn Harrison in MMB, 1963, S. 98.</ref> einen Zusammenhang zur Frühlingsthematik des weltlichen Texts erkennen. Darüber hinaus scheinen die beiden Texte aber inhaltlich und formal weitgehend unabhängig zu sein.
Im weiteren Verlauf nimmt der Text Bezug auf die [[ Jesu]], und in dieser Anspielung auf das [[Ostern|Osterfest]] wollen einige Musikwissenschaftler<ref>Francis Llewellyn Harrison in MMB, 1963, S. 98.</ref> einen Zusammenhang zur Frühlingsthematik des weltlichen Texts erkennen. Darüber hinaus scheinen die beiden Texte aber inhaltlich und formal weitgehend unabhängig zu sein.


Person und Intention des Verfassers bleiben unklar, und Ernest Sanders geht so weit, in ''Perspice christicola'' einen nachträglichen Einfall zu vermuten, der lediglich dazu diene, die Aufnahme des Sommerkanons in die Handschrift religiös zu verbrämen.<ref>„It seems to have been an afterthought […] added in order to make the composition fit for the inclusion in the manuscript.“, Grove, S. 707.</ref> Neben Fragen der mangelhaften sprachlichen und literarischen Qualität des lateinischen Texts führt Sanders zugunsten seiner These ins Feld, dass er keine eigenständigen Worte für die beiden ''pes''-Melodien bietet.<ref>Bei den (vergleichsweise seltenen) Aufführungen des Kanons mit lateinischem Text wird die Pes-Melodie in der Regel mit passenden Worten vorgetragen, im Falle der Einspielung des [[Hilliard Ensemble]]s (siehe Literaturangaben) zum Beispiel der Satz ''Resurrexit Dominus'' („Der Herr ist auferstanden“).</ref>
Person und Intention des Verfassers bleiben unklar, und Ernest Sanders geht so weit, in ''Perspice christicola'' einen nachträglichen Einfall zu vermuten, der lediglich dazu diene, die Aufnahme des Sommerkanons in die Handschrift religiös zu verbrämen.<ref>„It seems to have been an afterthought […] added in order to make the composition fit for the inclusion in the manuscript.“, Grove, S. 707.</ref> Neben Fragen der mangelhaften sprachlichen und literarischen Qualität des lateinischen Texts führt Sanders zugunsten seiner These ins Feld, dass er keine eigenständigen Worte für die beiden ''pes''-Melodien bietet.<ref>Bei den (vergleichsweise seltenen) Aufführungen des Kanons mit lateinischem Text wird die Pes-Melodie in der Regel mit passenden Worten vorgetragen, im Falle der Einspielung des [[Hilliard Ensemble]]s (siehe Literaturangaben) zum Beispiel der Satz ''Resurrexit Dominus'' („Der Herr ist auferstanden“).</ref>


==Rezeption==
==Rezeption==
===Zitat und Parodie===
===Zitat und Parodie===
In seinem Heimatland und darüber hinaus einem großen Teil der englischsprachigen Welt gilt der Sommerkanon trotz seiner „gebildeten“, wenn auch anonymen, Herkunft als [[Volkslied]]. Er wird auch in anderssprachigen Ländern gerne im Englisch- oder Musikunterricht gelehrt und ist mittlerweile weltweit zu dem von Roscow beschriebenen „Sinnbild des ''Merrie England''“ geworden. Das im Laufe des 20. Jahrhunderts stetig wachsende Interesse von Interpreten und Publikum an [[Alte Musik|Alter Musik]] sowie die [[Folk]]-Bewegung der 1960er- und 70er-Jahre haben zu dieser Verbreitung das Ihre beigetragen.
In seinem Heimatland und darüber hinaus einem großen Teil der englischsprachigen Welt gilt der Sommerkanon trotz seiner „gebildeten“, wenn auch anonymen, Herkunft als [[Volkslied]]. Er wird auch in anderssprachigen Ländern gerne im Englisch- oder Musikunterricht gelehrt und ist mittlerweile weltweit zu dem von Roscow beschriebenen „Sinnbild des ''Merrie England''“ geworden. Das im Laufe des 20. Jahrhunderts stetig wachsende Interesse von Interpreten und Publikum an [[Alte Musik|Alter Musik]] sowie die [[Folk]]-Bewegung der 1960er- und 70er-Jahre haben zu dieser Verbreitung das Ihre beigetragen.


Die gängige tradierte Deutung des Stücks als heiter-unbeschwertes Frühlingslied wird dabei allgemein als selbstverständlich betrachtet, die weiter oben geschilderten philologischen und musikwissenschaftlichen Erwägungen spielen also in der Wahrnehmung des breiten Publikums so gut wie keine Rolle. Selbst parodistische Bearbeitungen, wie zum Beispiel die in [[Ezra Pound]]s ''Ancient Music'' (1902), ziehen ihre Schärfe aus dem Kontrast zur vermeintlich unschuldigen Naivität des Originaltexts. Pounds Text beklagt die Unbilden der kalten Jahreszeit:
Die gängige tradierte Deutung des Stücks als heiter-unbeschwertes Frühlingslied wird dabei allgemein als selbstverständlich betrachtet, die weiter oben geschilderten philologischen und musikwissenschaftlichen Erwägungen spielen also in der Wahrnehmung des breiten Publikums so gut wie keine Rolle. Selbst parodistische Bearbeitungen, wie zum Beispiel die in [[Ezra Pound]]s ''Ancient Music'' (1902), ziehen ihre Schärfe aus dem Kontrast zur vermeintlich unschuldigen Naivität des Originaltexts. Pounds Text beklagt die Unbilden der kalten Jahreszeit:


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Winter is icummen in,
Winter is icummen in,
Lhude sing Goddamm.
Lhude sing Goddamm.
Raineth drop and staineth slop,
Raineth drop and staineth slop,
And how the wind doth ramm!
And how the wind doth ramm!
Sing: Goddamm.
Sing: Goddamm.
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[[Benjamin Britten]] zitiert die Melodie der ''Reading rota'' – jedoch ohne den kanonischen Stimmtausch – für die Passage höchster metrischer und instrumentatorischer Komplexität im Finale („London, to thee I do present“) seiner ''Spring Symphony'' op. 44 (1949): „[...] kept in motion by a rousing waltz tune upon which is projected, in a climactic peroration, the famous ''Sumer is icumen in'' cast in duple time, presumably in response to the then recently published but mistaken arguments of a leading medievalist, Manfred Bukofzer, on the basis of his inaccurate re-dating of the Summer Canon.<ref>Brett, ''Spring Symphony'', S.&nbsp;10.</ref>“

Für das [[Musical]] ''Jack in the Country'' verfassten [[Alec Wilder]] und [[Marshall Baner]] den Song ''Summer is a-comin' in'', der in einer Einspielung [[Nat King Cole]]s von 1963 bekannt wurde. Baners Text greift – insbesondere für die Eröffnungsstrophe – auf die mittelalterlichen Verse zurück und entwickelt diese dann zu einer idyllischen Schilderung des Frühsommers weiter, die der Vorstellung des amerikanischen Hörers um die Mitte des 20. Jahrhunderts stärker entgegenkommt. Dagegen findet die Kanonform kein Echo in Wilders Komposition, die sich in den Konventionen der im Broadway-Theater bevorzugten [[Liedform|Songs]] bewegt und auch in ihrer Melodieführung nur sehr entfernt an die bekannte Vorlage erinnert.
Für das [[Musical]] ''Jack in the Country'' verfassten [[Alec Wilder]] und [[Marshall Baner]] den Song ''Summer is a-comin' in'', der in einer Einspielung [[Nat King Cole]]s von 1963 bekannt wurde. Baners Text greift – insbesondere für die Eröffnungsstrophe – auf die mittelalterlichen Verse zurück und entwickelt diese dann zu einer idyllischen Schilderung des Frühsommers weiter, die der Vorstellung des amerikanischen Hörers um die Mitte des 20. Jahrhunderts stärker entgegenkommt. Dagegen findet die Kanonform kein Echo in Wilders Komposition, die sich in den Konventionen der im Broadway-Theater bevorzugten [[Liedform|Songs]] bewegt und auch in ihrer Melodieführung nur sehr entfernt an die bekannte Vorlage erinnert.


Der deutsche Komponist [[Carl Orff]] fertigte 1972 unter dem Titel ''Rota'' eine Bearbeitung des Sommerkanons für [[Knabenchor]] und Instrumentalensemble an. Das Auftragswerk wurde für die Eröffnungsfeier der [[Olympische Sommerspiele 1972|XX. Olympischen Sommerspiele]] verfasst und am 26. August 1972 unter Mitwirkung des [[Tölzer Knabenchor]]s im [[Olympiastadion (München)|Münchener Olympiastadion]] uraufgeführt.
Der deutsche Komponist [[Carl Orff]] fertigte 1972 unter dem Titel ''Rota'' eine Bearbeitung des Sommerkanons für [[Knabenchor]] und Instrumentalensemble an. Das Auftragswerk wurde für die Eröffnungsfeier der [[Olympische Sommerspiele 1972|XX. Olympischen Sommerspiele]] verfasst und am 26. August 1972 unter Mitwirkung des [[Tölzer Knabenchor]]s im [[Olympiastadion München|Münchener Olympiastadion]] uraufgeführt.


===Als Vorläufer späterer musikalischer Entwicklungen===
===Als Vorläufer späterer musikalischer Entwicklungen===
''Sumer is icumen in'' wirkt aufgrund der „launenhaften Glückszufälle der Überlieferung“ wie ein isolierter und singulärer Sonderfall in der Musikgeschichte des ausgehenden Mittelalters. Erst weit im 14.&nbsp;Jahrhundert und später finden sich wieder Kompositionen weltlicher Musik, die auf vergleichbar komplexem Niveau gearbeitet sind und wie der Sommerkanon als „tonale Organismen, sowohl in klanglicher wie in melodischer Hinsicht … bezeichnet werden müssen“<ref>Sanders, a.a.O</ref>. Dennoch wird angenommen, dass dieser Eindruck der ausgesprochen schlechten Quellenlage geschuldet ist und das Stück eher ein starkes Indiz für eine bereits vor seiner Komposition bestehende, hochentwickelte Musikkultur darstellt.<ref>Cahn, a.a.O.</ref><ref>Hillier, a.a.O.</ref>
''Sumer is icumen in'' wirkt aufgrund der „launenhaften Glückszufälle der Überlieferung“ wie ein isolierter und singulärer Sonderfall in der Musikgeschichte des ausgehenden Mittelalters. Erst weit im 14.&nbsp;Jahrhundert und später finden sich wieder Kompositionen weltlicher Musik, die auf vergleichbar komplexem Niveau gearbeitet sind und wie der Sommerkanon als „tonale Organismen, sowohl in klanglicher wie in melodischer Hinsicht … bezeichnet werden müssen“<refSanders /> Dennoch wird angenommen, dass dieser Eindruck der ausgesprochen schlechten Quellenlage geschuldet ist und das Stück eher ein starkes Indiz für eine bereits vor seiner Komposition bestehende, hochentwickelte Musikkultur darstellt.<ref /><refHillier />


==Einzelnachweise==
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* {{MGG2|Verfasser=Peter Cahn|Lemma=Kanon|Band=S4|SpalteVon=1682|SpalteBis=1683|ID=mgg15548}}
<references />
* Rosemary Greentree: ''Anonymous's Cuckoo Song'', in: ''The Explicator'' 61:4, 2003. S. 194&nbsp;ff.
* Paul Hillier: ''The Hilliard Ensemble: Sumer is icumen in. Medieval English songs.'' (Liner Notes), Harmonia Mundi, HMA 195 1154, Arles 2002
* Jamieson Boyd Hurry: ''Sumer is icumen in'', Novello & Co., London 1914 ([https://imslp.org/wiki/Sumer_is_icumen_in_%28Anonymous%29 Digitalisat online]).
* G. H. Roscow: ''„What is sumer is icumen in“?'', in: ''The Review of English Studies'' 50:198, 1999. S. 188&nbsp;ff.
* Ernest H. Sanders: Art. ''Sumer is icumen in''. In: [[Stanley Sadie]] (Hrsg.): ''[[Grove Dictionary of Music and Musicians]]'', Bd. 24, Macmillan, London 2002, ISBN 0-333-60800-3, S. 707&nbsp;f.


==Literatur==
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{{Commonscat|Sumer Is Icumen In}}
*Peter Cahn: Art. ''Kanon'' in [[Ludwig Finscher]]: ''[[Die Musik in Geschichte und Gegenwart]]'', Sachteil Bd. 4, S. 1682f., Bärenreiter/Metzler, Kassel und Stuttgart 1996, ISBN 3-7618-1105-5
* {{ChoralWiki|Sumer_is_icumen_in_(Anonymous)}}
*Rosemary Greentree: ''Anonymous's Cuckoo Song'', in: ''The Explicator'' 61:4, 2003. S. 194 ff.
* {{IMSLP2|id=Sumer is icumen in (Anonymous)|cname=Sumer is icumen in}}
*Paul Hillier: ''The Hilliard Ensemble: Sumer is icumen in. Medieval English songs.'' (Liner Notes), Harmonia Mundi, HMA 195 1154, Arles 2002
* {{YouTube|id=sMCA9nYnLWo|title=Sumer is Icumen in (The Hilliard Ensemble)}}
*G. H. Roscow: ''„What is sumer is icumen in“?'', in: ''The Review of English Studies'' 50:198, 1999. S. 188ff.
* [http://www-personal.umich.edu/~msmiller/sumercanon.html Zur Einstudierung des Kanons mit mehreren Sängern und zur Aussprache des Mittelenglischen]
*Ernest H. Sanders: Art. ''Sumer is icumen in'', in: [[Stanley Sadie]] (Hrsg.): ''[[The New Grove Dictionary of Music and Musicians]]'', Bd. 24, S. 707f., Macmillan, London 2002, ISBN 0-333-60800-3
* [http://www.soton.ac.uk/~wpwt/harl978/sumerms.htm#How%20to%20sing%20karaoke Praktische Unterweisung im Karaoke-Vortrag des Kanons aus der Original-Handschrift]
* {{Grove Music Online|27110|Lisa Colton|Sumer is icumen in}}
* Carl Orff: {{YouTube|id=3uKlDSf-eNQ|title=Rota (Tölzer Knabenchor)}}: Bearbeitung für den ''Gruß der Jugend'' bei den Olympischen Sommerspielen 1972


== Einzelnachweise ==
==Weblinks==
<references />
*[http://www.cpdl.org/wiki/index.php/Sumer_is_Icumen_In_(Anonymous) Freie Notenausgaben im ChoralWiki]
* {{WIMA|idx=Anonymous}}, hier unter anderem auch eine vollständige Partitur des sechsstimmigen Satzes sowie eine Bearbeitung der Transkription M. Bukofzers im 4/4-Takt.
*[http://www.youtube.com/watch?v=-TeNLb_xtE4 Frühe Tonaufnahme des Kanons aus den 1920er-Jahren], die Angaben zur Entstehungszeit und zum Komponisten im Begleittext sind fehlerhaft.
*[http://www.youtube.com/watch?v=GJvF9xucG90 Interpretation des Hilliard Ensemble]
*[http://www-personal.umich.edu/~msmiller/sumercanon.html Zur Einstudierung des Kanons mit mehreren Sängern und zur Aussprache des Mittelenglischen]
*[http://www.soton.ac.uk/~wpwt/harl978/sumerms.htm#How%20to%20sing%20karaoke Praktische Unterweisung im Karaoke-Vortrag des Kanons aus der Original-Handschrift]
[[Kategorie:Musik des Mittelalters]]


{{Exzellent|25. Januar 2010|69740122}}
[[en:Sumer Is Icumen In]]
[[it:Sumer is icumen in]]
[[ko:여름이 오다]]
[[nl:Sumer is icumen in]]
[[simple:Sumer Is Icumen In]]


[[Kategorie:Musik des Mittelalters]]
{{Kandidat}}
[[Kategorie:Literatur (Mittelenglisch)]]
[[Kategorie:Literatur (Mittellatein)]]
[[Kategorie:Handschrift der British Library (London)]]
[[Kategorie:Kanon]]

Aktuelle Version vom 12. Dezember 2023, 17:05 Uhr

Sumer is icumen in (Der Sommer ist gekommen) ist der bekanntere mittelenglische Titel eines Kanons, der von der Forschung allgemein als das älteste in der europäischen Musikgeschichte überlieferte Beispiel dieser mehrstimmigen Kompositionstechnik anerkannt ist. Das um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Stück wurde kurz vor 1300 erstmals schriftlich fixiert; in dieser ersten Handschrift findet sich neben dem weltlichen, volkssprachlichen Text auch ein geistlicher in mittellateinischer Sprache, der mit den Worten Perspice christicola beginnt. Als ältestes bekanntes sechsstimmig gesetztes Musikstück, als Dokument der sich entwickelnden mittelenglischen Sprache im Allgemeinen und der Emanzipation volkssprachlicher, weltlicher Liedtexte neben lateinisch verfassten mit geistlicher Thematik sowie als außerordentlich frühes Beispiel harmonisch aufgefassten Musizierens nimmt der „Sommerkanon“ eine herausgehobene Position in der Musikgeschichte ein.

Überlieferungsgeschichte

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Die „Reading rota“

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Der Kanon erscheint erstmals in einer spätmittelalterlichen Handschrift, die heute als MS Harley 978 in der British Library aufbewahrt wird. Der Codex stammt ursprünglich aus der Bibliothek der Abtei Reading. Da dieses Kloster jedoch kein eigenes Skriptorium unterhielt, wird im Allgemeinen die vergleichsweise nahe gelegene Universitätsstadt Oxford als Entstehungsort angenommen. Auf die Herkunft des Manuskripts bezieht sich auch eine gängige Alternativbezeichnung des Sommerkanons, „Reading rota“. Das lateinische Wort rota (= Rad) wird hier synonym zum englischen round verwendet und bezeichnet die Form des Ringkanons.

MS Harley 978 f.11v stellt den „Sommerkanon“ in einer frühen Form der Mensuralnotation dar. Das Klangbeispiel/? ist sechsstimmig ausgesetzt.

Als erster Besitzer und möglicherweise auch Auftraggeber der Abschrift wird William von Winchester vermutet, einer der drei in MS Harley 978 namentlich erwähnten Mönche der Readinger Abtei, der als Musikliebhaber bekannt war. Im Codex selbst sind Schriften verschiedenen Charakters, jedoch alle religiöser Natur, gesammelt. Sumer is icumen in ist der einzige darin enthaltene weltliche Text und darüber hinaus der einzige in englischer Sprache, während das übrige Material (darunter auch weitere Musikstücke) in Französisch und Latein verfasst ist.

Ruinen der Reading Abbey, Blick vom Dormitorium auf das Kapitelhaus

Die Herstellung der eigentlichen Handschrift wird heute auf die letzten Jahre des 13. Jahrhunderts datiert; bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts nahm man für den Sommerkanon selbst eine Entstehungszeit um 1230 an. Diese Datierung wurde annähernd auch von den ersten systematischen Untersuchungen zu dem Stück gestützt, die auf den später in die USA emigrierten deutschen Musikwissenschaftler Manfred Bukofzer zurückgehen. Bukofzer selbst widerrief seine früheren Einschätzungen jedoch in einem Aufsatz aus dem Jahre 1944 und setzte die Entstehungszeit des Kanons nun weit später an. Heutzutage gelten Bukofzers späte Thesen ihrerseits als weitgehend widerlegt, und die Forschung datiert die Komposition von Sumer is icumen in wieder in die Mitte des 13. Jahrhunderts.[1]

Für die Datierung spielen neben bibliothekskundlichen Erkenntnissen und Methoden auch philologische (etwa in Bezug auf die Entwicklung des Mittelenglischen) und natürlich musikwissenschaftliche (beispielsweise auf die im Manuskript verwendete Mensuralnotation) Erwägungen eine Rolle, die jedoch bis heute kein eindeutiges Resultat gezeitigt haben.

Die Zuschreibung an W. de Wycombe, wie sie in populärwissenschaftlicher Literatur gelegentlich zu finden ist, ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei Wycombe um einen der ganz wenigen namentlich bekannten englischen Komponisten der Epoche handelt. Es gibt jedoch keine allgemein anerkannten Forschungsergebnisse, die einen näheren Bezug des Musikers zum Sommerkanon nahelegen. Musikwissenschaftliche Untersuchungen sprechen ausnahmslos von einer anonymen Komposition, ebenso bleibt ungeklärt, ob die Musik und die beiden Texte von ein und derselben Person verfasst wurden.

Musikalische Charakteristika

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Notation, Metrum und tonale Struktur

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Der Notentext entspricht im Wesentlichen den Konventionen der schwarzen oder „frankonischen“ Mensuralnotation, die sich in der Musik Westeuropas im Lauf des 13. Jahrhunderts als Standard für die Niederschrift zeitgenössischer Kompositionen etablierte. Allerdings sind – was etwas ungewöhnlich ist – die Notenlinien in roter Farbe gezogen, außerdem bestehen die Systeme je aus sechs, in Zeile 6 sogar sieben Linien anstelle der damals bereits üblichen fünf. Da kaum vergleichbare Handschriften aus dem mittelalterlichen England erhalten geblieben sind, ist es jedoch so gut wie nicht möglich, aus diesen Besonderheiten weitergehende Schlüsse herzuleiten.[2]

Eine eigentliche Mensur, die ungefähr der modernen Taktangabe gleichkäme, ist noch nicht vorgezeichnet, da im fraglichen Zeitraum das dreiteilige Metrum als Normalfall betrachtet wurde. Das Symbol am Beginn jedes Systems ist ein C-Schlüssel, der durch seine Position in etwa dem heutigen Tenorschlüssel entspricht.[3]

Das nach dem Schlüssel vorgezeichnete „b“ ist als B molle zu lesen, weist also auf das hexachordum molle als tonalen Bezugsrahmen des Kanons hin. Das heute ebenso vorgezeichnete F-Dur ist eine weit spätere musikgeschichtliche Entwicklung, so dass es (dem Höreindruck des modernen Ohrs zum Trotz) ein Anachronismus wäre, den Sommerkanon als „in F-Dur stehend“ zu beschreiben.

Notiert sind in MS Harley 978 nur drei Stimmen: Die eigentliche Kanonmelodie und zwei als pes (Fuß) bezeichnete Begleitstimmen, die durch Stimmtausch auseinander ableitbar sind. Im Notentext der Kanonmelodie befindet sich über dem Wort lhude ein in roter Farbe hervorgehobenes Kreuz, das als signum congruentiae dient, d. h. eine neue Stimme setzt mit dem Kanon dann ein, wenn die vorhergehende diese Stelle erreicht hat. Die „für die Geschichte des Kanons archetypische einstimmige Aufzeichnungsweise“[4] ist bis auf den heutigen Tag üblich und am Beispiel des Sommerkanons erstmals in der Musikgeschichte belegt.

Darstellung der Akkordbeziehungen, die sich im Zusammenklang der Kanonstimmen ergeben./?

Die einander nach dem Kanonprinzip imitierenden Oberstimmen sind reich an den seinerzeit „modern“ wirkenden klangvollen Intervallen (Terzen und Sexten) und erzeugen auf diese Weise (zumindest für das heutige, durch die Harmonik geprägte Ohr) den Höreindruck einer Komposition in Dur, wobei diese musikalische Auffassung dem Mittelalter noch fremd war. Im Zusammenklang mit den beiden pedes verstärkt sich der akkordische Eindruck noch, da die Stimmen unablässig zwischen den Dreiklängen F-Dur und g-moll hin- und herzupendeln scheinen, die der heutige Hörer als Wechsel zwischen Tonika und Subdominante,[5] in späterer Musik eine der grundlegendsten harmonischen Beziehungen, wahrnimmt.[1] Obwohl Sumer is icumen in den melodischen und rhythmischen Duktus anderer Kompositionen der Ars antiqua (etwa dem Graduale Sederunt principes in der berühmten Organum-Vertonung Pérotins) aufgreift, geht die vollstimmige Klanglichkeit des Sommerkanons weit über seine bekannten Vorbilder hinaus.

Aufführungsanweisungen

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Kanonmelodie und pedes in moderner Notation

Der Kopist der Handschrift fügte den beiden Texten und den Noten eine recht ausführliche Anweisung bei, die erklärt, wie der Kanon aufzuführen sei. Aus dem schieren Vorhandensein dieser Aufführungsvorschrift wird zum einen auf die Existenz eines – wenn auch heute nicht mehr namentlich bekannten – Komponisten geschlossen,[4] zum anderen illustriert die etwas umständliche Formulierung, wie wenig vertraut die Zeitgenossen mit dem Kompositionsprinzip eines Ringkanons gewesen sein dürften.

Transkription Deutsche Übersetzung

Hanc rotam cantare possunt quatuor socii.
A paucioribus autem quam a tribus vel saltem duobus non debet dici, preter eos qui dicunt pedem.
Canitur autem sic.
Tacentibus ceteris, unus inchoat cum hiis qui tenent pedem.
Et cum venerit ad primam notam post crucem, inchoat alius, et sic de ceteris.
Singuli vero repausent ad pausaciones scriptas, et non alibi, spacio unius longe note.

Pes 1: Hoc repetit unus quociens opus est, faciens pausacionem in fine.
Pes 2: Hoc dicit alius, pausans in medio, et non in fine, sed immediate repetens principium.

Diesen Kanon können vier Gefährten singen.
Von weniger als von dreien oder zumindest zweien soll aber er nicht vorgetragen werden, neben denen, die den pes halten.
Es wird aber folgendermaßen gesungen:
Während die Übrigen schweigen, beginnt einer mit denen, die den pes halten.
Und wenn er bei der ersten Note nach dem Kreuz angekommen ist, beginnt ein anderer, und so mit den Übrigen.
Die Einzelnen jedoch pausieren bei den eingeschriebenen Pausenzeichen, und nirgendwo sonst, für die Dauer einer Longa.

Pes 1: Dies wiederholt einer, sooft es nötig ist, und macht die Pause am Ende.
Pes 2: Dies singt der andere, wobei er in der Mitte pausiert und nicht am Ende, sondern dann sofort den Anfang wiederholt.

Vermischung mittelalterlicher Liedformen

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Zumindest hinsichtlich der musikalischen Form, der Sumer is icumen in angehört, scheint es zunächst keine Zuordnungsprobleme zu geben. Das Manuskript selbst bezieht sich auf hanc rotam („diesen [Ring-]Kanon“). Dennoch weist das Stück Merkmale auf, die eher für den Typus des rondellus („Rundgesang“) charakteristisch sind. Vereinfachend ausgedrückt, ist der rondellus durch den simultanen Einsatz der beteiligten Stimmen gekennzeichnet, was im Sommerkanon durch die beiden pedes und die Kanonmelodie gegeben ist. Letztere wird aber durch den sukzessiven Einsatz der Stimmen zum entscheidenden Kriterium für den Typus rota. Auch Querverbindungen zu anderen Liedformen des Mittelalters werden für den Sommerkanon gelegentlich postuliert, was aber anhand der für das England des 13. Jahrhunderts sehr begrenzten Quellenlage – die hauptsächlich auf die Vernichtung der klösterlichen Handschriftenbestände unter Heinrich VIII. zurückzuführen ist[6] – kaum abschließend entschieden werden kann.[4]

Das Readinger Manuskript bietet zwei Texte für den Vortrag des Sommerkanons an. Die Praxis, in verschiedenen Stimmen eines polyphon gesetzten Musikstücks inhaltlich ganz verschiedene Texte – durchaus auch in unterschiedlichen Sprachen – zu singen, verbreitete sich in der Motette des späten Mittelalters und vor allem in der Renaissance. Für die „Reading rota“ wird diese Vortragsweise im Allgemeinen jedoch noch nicht angenommen.[7]

Das mittelenglische Sumer is icumen in

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Transkription und Übersetzungen

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Mittelenglisches Original Modernes Englisch Deutsch

Sumer is icumen in,
Lhude sing cuccu!
Groweþ sed and bloweþ med
And springþ þe wde nu,
Sing cuccu!
Awe bleteþ after lomb,
Lhouþ after calue cu.
Bulluc sterteþ, bucke uerteþ,
Murie sing cuccu!
Cuccu, cuccu, wel singes þu cuccu;
Ne swik þu nauer nu.
Pes 1:
Sing cuccu nu. Sing cuccu.
Pes 2:
Sing cuccu. Sing cuccu nu.

Summer has come,
Loudly sing, cuckoo!
Seed grows and meadow blows
And wood springs now,
Sing, cuckoo!
Ewe bleats after lamb,
Cow lows after calf.
Bullock stirs, buck farts,
Merrily sing, cuckoo!
Cuckoo, cuckoo, well you sing, cuckoo.
Never stop now
Pes 1:
Sing cuckoo now. Sing, cuckoo.
Pes 2:
Sing cuckoo. Sing cuckoo now.

Der Sommer ist gekommen
Kuckuck, singe laut!
Es wächst die Saat, die Wiese grünt
Und das Gehölz schlägt aus,
Singe, Kuckuck!
Die Aue [das Mutterschaf] blökt nach dem Lamm,
Die Kuh muht nach dem Kalb.
Der Ochse rührt sich, der Bock furzt
Singe froh, Kuckuck!
Kuckuck, Kuckuck, wie schön singst Du, Kuckuck.
Nun schweige niemals mehr.
Pes 1:
Singe nun, Kuckuck. Sing, Kuckuck.
Pes 2:
Sing, Kuckuck. Singe nun, Kuckuck.

Probleme der Interpretation

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Der mittelenglische Text des Sommerkanons wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder an den Sprachwandel angepasst. Den meisten modernen Bearbeitungen ist gemeinsam, dass sie die erste Textzeile mit dem leicht archaisierenden, aber nichtsdestoweniger unmittelbar verständlichen „Summer is a-coming in“ wiedergeben. In dieser Form ist der Kanon insbesondere unter musikalischen Laien sehr bekannt. Problematisch ist hierbei, dass das mittelenglische sumer eine beträchtliche Bedeutungsverschiebung durchgemacht haben müsste, wenn der Text – der heutigen Auffassung entsprechend – als „Frühlingslied“ begriffen wird. Zur Entkräftung dieser Inkonsistenz wird vorgebracht, dass im Mittelalter der 1. Mai als Tag des Sommeranfangs angesetzt wurde, ein Datum, das nach gegenwärtiger Vorstellung noch in den mittel- und westeuropäischen Frühling fällt.[8] Ferner verfälscht „a-coming“ als Verlaufsform den Sinn des mittelenglischen Partizips icumen („gekommen“).

Besonders umstritten ist bis heute die Deutung des Teilsatzes bucke uerteþ. Dabei ist nicht nur unklar, von welchem Tier bei bucke genau die Rede ist – neben dem naheliegenden Ziegenbock werden auch Rehbock oder Hirsch vorgeschlagen. Ausgesprochen kontrovers wird vielmehr die Bedeutung des Verbs uerteþ diskutiert, da die vermeintliche idyllische Schilderung der im Frühling wiederauflebenden Natur inhaltlich wie stilistisch nur schwer vereinbar scheint mit der Flatulenz eines Paarhufer-Männchens. Während manche Interpretationen folgern, farteth sei im Mittelenglischen weniger derb konnotiert gewesen als das moderne englische farts beziehungsweise das verwandte deutsche furzt, bestreiten andere überhaupt einen Zusammenhang mit dem aus dem Altenglischen belegten feortan und postulieren eine Umdeutung des lateinischen Verbs vertere (im Sinne von „sich [unruhig] hin- und herbewegen“), so dass die problematische Vokabel letztlich nur ein Synonym des vorangegangenen sterteþ sei.[9]

Literarische Gattung

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Die traditionelle Deutung betrachtet den englischen Text als Vertreter des literarischen Genres der reverdie. Hierbei handelt es sich um einen Gedichttypus, der das Wiederaufleben der Natur im Frühling besingt. Die reverdie stammt ursprünglich aus Frankreich, erfreute sich aber auch im mittelalterlichen England großer Beliebtheit, wovon der bekannte Beginn des General Prologue in Geoffrey Chaucers Canterbury Tales ein spätes Zeugnis ablegt.

Diese Lesart stellt den idyllischen Aspekt in den Mittelpunkt und hat durch ihre weite Verbreitung dafür gesorgt, dass der Sommerkanon „ein Sinnbild des heiteren alten England“ (Merrie England)[10] geworden ist. Eine derart geradlinige Auslegung scheint auch durch die Musik bestätigt zu werden, denn der in den folgenden Jahrhunderten entwickelte Typus der Pastorale arbeitet hinsichtlich Tonart und Metrum mit Gestaltungsmitteln, die bereits in Sumer is icumen in nachweisbar sind.[11]

Gegen diese oberflächlich naheliegende Interpretation sind in jüngerer Vergangenheit zahlreiche Einwände angeführt worden. G. H. Roscow geht so weit, dem englischen Text einen stark ironisch gefärbten, möglicherweise sogar zynischen Umgang mit der bekannten Gattung zu unterstellen: „Es ist der falsche Vogel, die falsche Jahreszeit und die falsche Sprache für eine reverdie, sofern nicht eine ironische Aussage beabsichtigt ist.“[12]

Roscow stützt seine Argumentation zunächst auf die Symbolik des Kuckucks, der – wofür wiederum Chaucer in seinem Parliament of Fowls einen Anhaltspunkt bietet – als Brutparasit durchaus negativ konnotiert war; ebenso wurde der Gesang des Vogels keineswegs als fröhlich („merry“) gehört, sondern mit seinem unablässig wiederholten Zweiton-Motiv eher als banal und unschön klingend beschrieben. Hiervon ausgehend entwickelt Roscow seine Deutung des Sommerkanons als derbes Spottlied mit stark sexuellen Untertönen. Unter anderem verweist er dabei auch auf die „Kakophonie blökender Schafe, muhender Kühe und Winde fahrenlassender Böcke … der Kuckuck müsste in der Tat laut singen, um dagegen anzukommen“.[13] Roscow kann sich dabei nicht nur auf den geschriebenen Text berufen: In klingender Musik sind die jeweiligen Satzfetzen, die die verschiedenen Tierlaute schildern, praktisch gleichzeitig zu hören, sobald alle sechs Stimmen im Kanon singen, und der komisch-satirische Effekt dieses Höreindrucks ist kaum von der Hand zu weisen.[14]

Das lateinische Perspice christicola

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Mittellateinisches Original Deutsch

Perspice christicola
que dignacio
Celicus agricola
pro uitis vicio
Filio non parcens
exposuit mortis exicio
Qui captiuos semiuiuos
a supplicio vite donat
et secum coronat
in celi solio

Erkenne, Christenmensch,
welche Würdigung!
Der himmlische Winzer
setzt um der Fehler des Weinstocks willen
seinen Sohn schonungslos
der Vernichtung im Tode aus.
Der den halbtoten Gefangenen
durch die eigene Hinrichtung das Leben schenkt
und zusammen mit ihm
auf dem Thron des Himmels krönt.


Im lateinischen Text erscheint das Wort christicola abgekürzt in der Form χρicola. Die ersten beiden Buchstaben sind die griechischen Chi und Rho, aus denen traditionell das Christusmonogramm zusammengesetzt wird.

Im weiteren Verlauf nimmt der Text Bezug auf die Kreuzigung Jesu, und in dieser Anspielung auf das Osterfest wollen einige Musikwissenschaftler[15] einen Zusammenhang zur Frühlingsthematik des weltlichen Texts erkennen. Darüber hinaus scheinen die beiden Texte aber inhaltlich und formal weitgehend unabhängig zu sein. Insbesondere fällt auf, dass Perspice christicola häufig nicht mit dem trochäischen Versmaß von Sumer is icumen in beziehungsweise dem entsprechenden rhythmischen Modell der Kanonmelodie (lang-kurz, Longa-Brevis) übereinstimmt.

Person und Intention des Verfassers bleiben unklar, und Ernest Sanders geht, in diesem Punkt früheren Interpreten folgend,[16] so weit, in Perspice christicola einen nachträglichen Einfall zu vermuten, der lediglich dazu diene, die Aufnahme des Sommerkanons in die Handschrift religiös zu verbrämen.[17] Neben Fragen der mangelhaften sprachlichen und literarischen Qualität des lateinischen Texts führt Sanders zugunsten seiner These ins Feld, dass er keine eigenständigen Worte für die beiden pes-Melodien bietet.[18]

Zitat und Parodie

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In seinem Heimatland und darüber hinaus einem großen Teil der englischsprachigen Welt gilt der Sommerkanon trotz seiner „gebildeten“, wenn auch anonymen, Herkunft als Volkslied. Er wird auch in anderssprachigen Ländern gerne im Englisch- oder Musikunterricht gelehrt und ist mittlerweile weltweit zu dem von Roscow beschriebenen „Sinnbild des Merrie England“ geworden. Das im Laufe des 20. Jahrhunderts stetig wachsende Interesse von Interpreten und Publikum an Alter Musik sowie die Folk-Bewegung der 1960er- und 70er-Jahre haben zu dieser Verbreitung das Ihre beigetragen.

Die gängige tradierte Deutung des Stücks als heiter-unbeschwertes Frühlingslied wird dabei allgemein als selbstverständlich betrachtet, die weiter oben geschilderten philologischen und musikwissenschaftlichen Erwägungen spielen also in der Wahrnehmung des breiten Publikums so gut wie keine Rolle. Selbst parodistische Bearbeitungen, wie zum Beispiel die in Ezra Pounds Ancient Music (1902), ziehen ihre Schärfe aus dem Kontrast zur vermeintlich unschuldigen Naivität des Originaltexts. Pounds Text beklagt die Unbilden der kalten Jahreszeit:

Winter is icummen in,
Lhude sing Goddamm.
Raineth drop and staineth slop,
And how the wind doth ramm!
Sing: Goddamm.

Winter ist gekommen nun,
Sing laut „Gottverdammt!“.
Regnet Tropfen, schmutzet Matsch,
Und wie der Wind bläst klamm!
Sing: „Verdammt!“.

Benjamin Britten zitiert die Melodie der Reading rota – jedoch ohne den kanonischen Stimmtausch – für die Passage höchster metrischer und instrumentatorischer Komplexität im Finale („London, to thee I do present“) seiner Spring Symphony op. 44 (1949): „[...] kept in motion by a rousing waltz tune upon which is projected, in a climactic peroration, the famous Sumer is icumen in cast in duple time, presumably in response to the then recently published but mistaken arguments of a leading medievalist, Manfred Bukofzer, on the basis of his inaccurate re-dating of the Summer Canon.[19]

Für das Musical Jack in the Country verfassten Alec Wilder und Marshall Baner den Song Summer is a-comin' in, der in einer Einspielung Nat King Coles von 1963 bekannt wurde. Baners Text greift – insbesondere für die Eröffnungsstrophe – auf die mittelalterlichen Verse zurück und entwickelt diese dann zu einer idyllischen Schilderung des Frühsommers weiter, die der Vorstellung des amerikanischen Hörers um die Mitte des 20. Jahrhunderts stärker entgegenkommt. Dagegen findet die Kanonform kein Echo in Wilders Komposition, die sich in den Konventionen der im Broadway-Theater bevorzugten Songs bewegt und auch in ihrer Melodieführung nur sehr entfernt an die bekannte Vorlage erinnert.

Der deutsche Komponist Carl Orff fertigte 1972 unter dem Titel Rota eine Bearbeitung des Sommerkanons für Knabenchor und Instrumentalensemble an. Das Auftragswerk wurde für die Eröffnungsfeier der XX. Olympischen Sommerspiele verfasst und am 26. August 1972 unter Mitwirkung des Tölzer Knabenchors im Münchener Olympiastadion uraufgeführt.

Als Vorläufer späterer musikalischer Entwicklungen

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Sumer is icumen in wirkt aufgrund der „launenhaften Glückszufälle der Überlieferung“ wie ein isolierter und singulärer Sonderfall in der Musikgeschichte des ausgehenden Mittelalters. Erst weit im 14. Jahrhundert und später finden sich wieder Kompositionen weltlicher Musik, die auf vergleichbar komplexem Niveau gearbeitet sind und wie der Sommerkanon als „tonale Organismen, sowohl in klanglicher wie in melodischer Hinsicht … bezeichnet werden müssen“.[1] Dennoch wird angenommen, dass dieser Eindruck der ausgesprochen schlechten Quellenlage geschuldet ist und das Stück eher ein starkes Indiz für eine bereits vor seiner Komposition bestehende, hochentwickelte Musikkultur darstellt.[4][14]

  • Peter Cahn: Kanon. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 4 (Hanau – Kartäuser). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1996, ISBN 3-7618-1105-5, Sp. 1682–1683 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • Rosemary Greentree: Anonymous's Cuckoo Song, in: The Explicator 61:4, 2003. S. 194 ff.
  • Paul Hillier: The Hilliard Ensemble: Sumer is icumen in. Medieval English songs. (Liner Notes), Harmonia Mundi, HMA 195 1154, Arles 2002
  • Jamieson Boyd Hurry: Sumer is icumen in, Novello & Co., London 1914 (Digitalisat online).
  • G. H. Roscow: „What is sumer is icumen in“?, in: The Review of English Studies 50:198, 1999. S. 188 ff.
  • Ernest H. Sanders: Art. Sumer is icumen in. In: Stanley Sadie (Hrsg.): Grove Dictionary of Music and Musicians, Bd. 24, Macmillan, London 2002, ISBN 0-333-60800-3, S. 707 f.
Commons: Sumer Is Icumen In – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Sanders, Grove S. 708.
  2. Hurry, S. 25.
  3. Hurry, S. 29.
  4. a b c d Peter Cahn: Kanon. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 4 (Hanau – Kartäuser). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1996, ISBN 3-7618-1105-5, Sp. 1682–1683 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  5. g-Moll ist die Subdominantparallele in F-Dur.
  6. Hugh Baillie: Heinrich VIII.. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 6 (Head – Jenny). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1957, DNB 550439609, Sp. 70–73 (= Digitale Bibliothek Band 60, S. 33194–33200)
  7. Auszuschließen ist die Möglichkeit des simultanen Vortrags beider Texte jedoch nicht, s. Roscow, S. 194.
  8. Roscow, S. 189.
  9. Eine umfassende Darstellung der Kontroverse bietet Greentree in ihrem Aufsatz.
  10. Roscow, S. 193: „Sumer is icumen in [is] … now an icon of ‚Merrie England‘“.
  11. Selbst Ludwig van Beethovens Pastoral-Sinfonie steht noch in F-Dur.
  12. „It is the wrong bird, the wrong season, and the wrong language for a reverdie, unless an ironic meaning is intended.“, Roscow, S. 193.
  13. „Amidst the cacophony of ewes bleating, cows lowing, and bucks breaking wind … the cuckoo would need to sing lhude indeed to be heard above the din.“ Roscow, S. 195.
  14. a b Paul Hillier: The Hilliard Ensemble: Sumer is icumen in. Medieval English songs. (Liner Notes), Harmonia Mundi, HMA 195 1154, Arles 2002
  15. Francis Llewellyn Harrison in MMB, 1963, S. 98.
  16. Hurry, S. 13
  17. „It seems to have been an afterthought […] added in order to make the composition fit for the inclusion in the manuscript.“ Sanders, Grove, S. 707.
  18. Bei den (vergleichsweise seltenen) Aufführungen des Kanons mit lateinischem Text wird die Pes-Melodie in der Regel mit passenden Worten vorgetragen, im Falle der Einspielung des Hilliard Ensembles (siehe Literaturangaben) zum Beispiel der Satz Resurrexit Dominus („Der Herr ist auferstanden“).
  19. Brett, Spring Symphony, S. 10.