Quelltext der Seite Kabinett Ringstorff I

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{{Infobox Regierung
|Name              = Kabinett Ringstorff I
|Regierung         = [[Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern]]
|Bild              = Harald Ringstorff Jun07.jpg
|Legende           = Harald Ringstorff
|Titel Chef        = [[Ministerpräsident]]
|Chef              = [[Harald Ringstorff]]
|Wahl              = [[Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 1998|1998]]
|Legislaturperiode = 3.
|Beginn            = 1998-11-03
|Ende              = 2002-11-06
|Vorgänger         = [[Kabinett Seite II]]
|Nachfolger        = [[Kabinett Ringstorff II]]
|Koalition         = [[rot-rote Koalition|SPD und PDS]]
|Minister          = 8; ab 09/2000: 9
|Parlament         = [[Landtag von Mecklenburg-Vorpommern|Landtag]]
|Sitze             = 47/71 (66 %) <br/> {{Composition bar/advanced
|divisionname =
|total        = 71
|boxwidth     = 100
|party1       = 27
|partycolor1  =#{{Wahldiagramm/Partei|SPD|dunkel|DE}}
|party2       = 20
|partycolor2  =#{{Wahldiagramm/Partei|PDS|dunkel|DE}}
}}
}}
Das '''Kabinett Ringstorff I''' war die Landesregierung von [[Mecklenburg-Vorpommern]] nach der [[Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 1998|Landtagswahl 1998]]. Sie war die erste [[rot-rote Koalition]] unter Einbeziehung der [[Partei des demokratischen Sozialismus|PDS]] in Deutschland. Ministerpräsident war [[Harald Ringstorff]] ([[SPD]]). Die Regierung amtierte vom 3. November 1998 bis zum 6. November 2002.

== Voraussetzungen ==

In der zweiten [[Legislaturperiode]] von 1994 bis 1998 regierte eine [[große Koalition]] unter Ministerpräsident [[Berndt Seite]] ([[Kabinett Seite II]]). [[Spitzenkandidat]]en für die Landtagswahlen waren Seite für die [[CDU Mecklenburg-Vorpommern|CDU]] und Harald Ringstorff für die [[SPD Mecklenburg-Vorpommern|SPD]].

Die SPD (34,3 %) wurde erstmals stärkste Kraft im [[Landtag Mecklenburg-Vorpommern|Landtag]] vor der CDU (30,2 %) sowie der [[Die Linke Mecklenburg-Vorpommern|PDS]] (24,4 %). Da sowohl die [[FDP Mecklenburg-Vorpommern|FDP]] (1,6 %), als auch [[Bündnis 90/Die Grünen Mecklenburg-Vorpommern|Bündnis 90/Die Grünen]] (2,7 %) sowie die rechtsextremen Parteien ([[DVU]], [[Die Republikaner|Republikaner]] und [[NPD]] erhielten zusammen 4,5 %) deutlich am Einzug in das Landesparlament scheiterten, gab es im Landtag wie schon seit 1994 nur drei Parteien. Die Landtagswahl ergab 27 Sitze für die SPD, 24 für die CDU und 20 für die PDS. Angesichts des Wahlergebnisses war der SPD-[[Spitzenkandidat]] Harald Ringstorff, Landesvorsitzender der SPD seit 1990, Fraktionsvorsitzender 1990 bis 1994 und seit 1996 sowie Minister für Wirtschaft und Angelegenheiten der Europäischen Union von 1994 bis 1996, designierter Ministerpräsident. Die Kräfteverhältnisse erlaubten der SPD sowohl eine Fortsetzung der Koalition mit der CDU, diesmal mit der CDU als Juniorpartner, als auch ein Bündnis mit der PDS.

== Erste rot-rote Landesregierung in Deutschland ==

Das Bündnis aus [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] und [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] stellte die erste [[rot-rote Koalition]] in der Bundesrepublik dar. Zuvor gab es mit dem [[Kabinett Höppner I]] in [[Sachsen-Anhalt]] von 1994 bis 1998 lediglich eine [[rot-grüne Koalition|rot-grüne]] [[Minderheitsregierung]], die von der PDS toleriert wurde (sogenanntes [[Magdeburger Modell]]).

Bei den [[Koalitionsverhandlung]]en konnte die PDS kaum Forderungen durchsetzen.<ref name="Grabow 271" /> Lediglich die Regelanfrage bei der [[BStU|Gauck-Behörde]] für Mitarbeiter des [[Öffentlicher Dienst|öffentlichen Dienstes]] wurde ausgesetzt.<ref name="Grabow 271" /> Die Partei erhielt die drei Ministerien für Arbeit und Bau, Soziales sowie Umwelt. Nach der dritten Landtagswahl kam es somit zur dritten Koalition in Mecklenburg-Vorpommern, nachdem von 1990 bis 1994 eine [[Schwarz-gelbe Koalition|schwarz-gelbe Regierung]] amtiert hatte ([[Kabinett Gomolka]], [[Kabinett Seite I]]).

Die Beteiligung der [[SED]]-Nachfolgepartei PDS rief bundesweit heftige Diskussionen hervor. Kritiker sprachen von einem „Tabubruch“ oder von einem „Sündenfall“, andere von einer „Normalisierung“ im Umgang mit einer demokratisch gewählten Partei, die fast ein Viertel der Stimmen erhielt.<ref name="Grabow 265">Karsten Grabow: ''Das Parteiensystem Mecklenburg-Vorpommerns'', in: ''Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern'', herausgegeben von Uwe Jun, Melanie Haas, Oskar Niedermayer, VS Verlag, Wiesbaden 2008, S. 265. [weitere Literatur zu dieser Debatte ist dort unter Anm. 2 angegeben]</ref> Ringstorff hatte bereits 1994 offen mit der ersten rot-roten Koalition unter seiner Führung geliebäugelt.<ref>Karsten Grabow: ''Das Parteiensystem Mecklenburg-Vorpommerns'', in: ''Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern'', herausgegeben von Uwe Jun, Melanie Haas, Oskar Niedermayer, VS Verlag, Wiesbaden 2008, S. 269.</ref> Ringstorff sah unter strategischen Gesichtspunkten in dem Bündnis nicht zuletzt eine Möglichkeit, die Oppositionspartei PDS durch die Einbindung in die Regierung zu „entzaubern“.<ref name="Grabow 265" /> Bei der Wahl Ringstorffs zum Ministerpräsidenten versagten ihm acht Abgeordnete aus dem eigenen Lager die Stimme.<ref name="Grabow 271">Karsten Grabow: ''Das Parteiensystem Mecklenburg-Vorpommerns'', in: ''Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern'', herausgegeben von Uwe Jun, Melanie Haas, Oskar Niedermayer, VS Verlag, Wiesbaden 2008, S. 271.</ref> Dies wurde als deutliches Indiz für den Widerwillen in Teilen der eigenen Partei gegen die Zusammenarbeit mit der [[Postkommunismus|postkommunistischen]] PDS gewertet.<ref name="Grabow 271" />

Den angekündigten Politikwechsel konnte die PDS auch im Alltag der praktischen Arbeit nicht durchsetzen und blieb weitgehend ein Mehrheitsbeschaffer für die SPD.<ref name="Grabow 271" /> Ihre wirtschaftlichen Ziele erreichte die Koalition nicht. Nach vierjähriger Amtszeit wies Mecklenburg-Vorpommern eine [[Arbeitslosenquote]] von 20 % auf, das [[Bruttoinlandsprodukt]] sank seit 1999 kontinuierlich und die Ansiedlung industrieller Großprojekte wie die Fertigung des [[Airbus]] in [[Rostock]] scheiterten.<ref name="Grabow 272">Karsten Grabow: ''Das Parteiensystem Mecklenburg-Vorpommerns'', in: ''Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern'', herausgegeben von Uwe Jun, Melanie Haas, Oskar Niedermayer, VS Verlag, Wiesbaden 2008, S. 272.</ref> Dennoch war die Regierung, speziell Ministerpräsident Ringstorff mit seiner präsidialen Amtsführung, populär.<ref name="Grabow 272" />

Die SPD-PDS-Regierung wurde bei der [[Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2002|Landtagswahl 2002]] bestätigt und hielt insgesamt acht Jahre. Auch nach der [[Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2006|Landtagswahl 2006]] war eine Fortführung möglich, doch entschied sich die SPD für eine große Koalition.

== Liste der Kabinettsmitglieder ==

{| class="wikitable"
! Minister
! Name
! colspan="2"| Partei
! Staatssekretäre
|-
| rowspan="4" | [[Ministerpräsident]]
| rowspan="4" | [[Harald Ringstorff]] || rowspan="4" style="background:#ff0000" | || rowspan="4" | [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] ||[[Otto Ebnet]], SPD (bis 2001)
|-
|[[Frank Tidick]], SPD (ab 2001)<small> ([[Chef der Staatskanzlei]])</small>
|-
|[[Karla Staszak]], SPD <small>(parlamentarische Staatssekretärin, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Landesregierung)</small>
|-
|[[Tilo Braune]], SPD<small> ([[Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund|Bevollmächtigter beim Bund]])</small>
|-
| Stellvertreter des Ministerpräsidenten
| rowspan="3" | [[Helmut Holter]]|| rowspan="3" style="background:#8b1c62" | || rowspan="3" | [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]]
|
|-
| rowspan="2" | Arbeit und Bau|| [[Joachim Wegrad]], PDS (bis 2001)
|-
|[[Klaus Sühl]], PDS (ab 2001)
|-
| [[Ministerium für Inneres und Sport des Landes Mecklenburg-Vorpommern|Inneres]]
| [[Gottfried Timm]] || rowspan="8" style="background:#ff0000" | || SPD || [[Hartmut Bosch]], SPD
|-
| rowspan="2" | [[Justizministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern|Justiz]]
| Harald Ringstorff<br />''bis 19. September 2000'' || rowspan="2" | SPD ||[[Joachim Babendreyer]], SPD (bis 22. Januar 2002)
|-
|[[Erwin Sellering]]<br />''seit 20. September 2000''
|[[Dieter Schubmann-Wagner]], SPD (ab Januar 2002)
|-
| [[Finanzministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern|Finanzen]]
| [[Sigrid Keler]] || SPD || [[Jost Mediger]], SPD
|-
| rowspan="2" | Wirtschaft
| [[Rolf Eggert]]<br />''bis 17. April 2001'' || rowspan="2" | SPD || [[Wilhelm Burke]] (bis 2001)
|-
|[[Otto Ebnet]]<br />''seit 17. April 2001''
|[[Reinhard Meyer (Politiker)|Reinhard Meyer]], SPD (ab 2001)
|-
| rowspan="2" | Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei
| rowspan="2" | [[Till Backhaus]] || rowspan="2" | SPD || [[Frank Tidick]], SPD (bis 2001)
|-
|[[Karl Otto Kreer]], SPD (ab 2001)
|-
| Umwelt
| [[Wolfgang Methling]] || style="background:#8b1c62" | || PDS || [[Dietmar Glitz]]
|-
| [[Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern|Bildung, Wissenschaft und Kultur]]
| [[Peter Kauffold]] || style="background:#ff0000" | || SPD || [[Manfred Hiltner]], SPD
|-
| rowspan="2" | Gesundheit und Soziales
| rowspan="2" | [[Martina Bunge]]|| rowspan="2" style="background:#8b1c62" | || rowspan="2" | PDS || [[Axel Azzola]], SPD (bis 2000)
|-
|[[Fredy Drozd]], PDS (ab 2001)
|}

== Siehe auch ==
* [[Liste der Mitglieder des Landtages Mecklenburg-Vorpommern (3. Wahlperiode)]]

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Landeskabinett (Mecklenburg-Vorpommern)|Ringstorff 1]]
[[Kategorie:Kabinett mit SPD-Beteiligung]]
[[Kategorie:Partei des Demokratischen Sozialismus]]
[[Kategorie:Kabinett mit Beteiligung von Die Linke]]
[[Kategorie:Harald Ringstorff]]

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