und sie mußte über all die Schlafenden weggehen, bis zur Thüre. Behutsam setzte sie immer ihren Fuß in die Zwischenräume, und immer war ihr bang, sie möchte einen aufwecken, allein es geschah zum Glück nicht, und als sie die Thüre erreicht hatte und in dem Wald wieder war, folgte sie den Bändern, denn der Mond schien ganz hell, so lange bis sie wieder nach Haus gelangte.
Ihrem Vater erzählte sie nun alles, was ihr begegnet war, der gab gleich Befehl, ein ganzes Regiment sollte das Schloß umzingeln, sobald der Bräutigam einträfe. Dieses geschah, der Bräutigam kam desselben Tags und fragte gleich: warum sie denn gestern nicht zu ihm gekommen wäre, wie sie doch versprochen gehabt hatte? So sprach sie: ich habe einen so schweren Traum gehabt; mir träumte, ich käme in ein Haus, da saß eine alte Frau vor der Thüre, welche zu mir sprach: wie gut ist es doch für euch, mein Kind, daß ihr jetzt kommt, dieweil niemand zu Haus ist, denn ich muß es euch nur sagen, ich habe da Wasser tragen müssen in einen großen Kessel, da wollen sie euch umbringen, sieden und hernach essen. Und wie sie noch so sprach, kamen die Spitzbuben heim, da sagte die Alte, eh mich jemand merkte, geschwind hinunter in den Keller, versteckt euch hinter das große Faß, kaum aber
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_186.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)