Walensee
Der Walensee (rätoromanisch ) ist ein See in den östlichen Voralpen in der Schweiz und liegt in den Kantonen St. Gallen und Glarus. Hauptzufluss und Abfluss des Walensees ist die Linth.
Walensee | ||
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Walensee vom Kerenzerberg gegen Osten | ||
Geographische Lage | Ostschweiz | |
Zuflüsse | Escherkanal (Linth), Seez | |
Abfluss | Linthkanal | |
Inseln | Schnittlauchinsel | |
Orte am Ufer | Weesen, Walenstadt | |
Daten | ||
Koordinaten | 734765 / 220520 | |
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Höhe über Meeresspiegel | 419 m ü. M.[1] | |
Fläche | 24,1 km²[1] | |
Länge | 15,5 km | |
Breite | 2 km | |
Volumen | 2,49 km³ [1] | |
Umfang | 37,084 km[1] | |
Maximale Tiefe | 150 m[1] | |
Mittlere Tiefe | 103 m | |
Einzugsgebiet | 1061 km² | |
Besonderheiten |
BFS-Nr.: 9179 | |
Name
BearbeitenDer Name bedeutet «See der Welschen» (vgl. Walchensee in Bayern), da im Frühmittelalter der Walensee die Sprachgrenze zwischen den im Westen siedelnden Alamannen und den Rätoromanen, den Welschen, im Osten bildete.[2][3]
Geographie
BearbeitenDer See liegt auf 419 m ü. M. und hat eine Oberfläche von 24 km². Seine grösste Tiefe beträgt 151 m. Durch seine besondere Lage (inmitten eines Tals und auf beiden Seiten bis zu 1000 Meter hohe Steilhänge) ist die Wassertemperatur des Walensees um einige Grad kälter als diejenige benachbarter Seen. Er wird im Sommer selten über 20 °C warm. Geprägt wurde das U-Tal durch den Rheingletscher in der Würmeiszeit.[4][5]
Der Hauptzufluss war ursprünglich die Seez. Seit der Linthkorrektion in den Jahren 1807 bis 1811 ist die Glarner Linth durch den Escherkanal der Hauptzufluss. Die Linth tangierte zuvor den Walensee nicht und floss vom Glarnerland aus direkt in Richtung Zürichsee. Die Verbindung zwischen Linth und Walensee wurde durch die Maag hergestellt, die sich bei Ziegelbrücke mit der Linth vereinigte.
Ortschaften am Walensee sind Walenstadt, Mols, Unterterzen, Murg, Mühlehorn und Weesen sowie am Nordufer die Dörfer Betlis und Quinten. Bei Touristen am beliebtesten ist die autofreie Ortschaft Quinten, welche nur per Schiff oder durch eine rund dreistündige Wanderung von Weesen oder Walenstadt zu erreichen ist und ein Mittelmeerklima bietet. Geschützt gegen Norden wachsen auf der Südseite der Churfirsten Hanfpalmen und Feigen. Nördlich befinden sich das auf einer Terrasse hoch über dem See gelegene Amden mit dem Mattstock (1936 m) und die Bergkette der Churfirsten (bis 2306 m). Südlich des Sees liegen die Winter- und Sommer-Tourismusregionen Flumserberg und Kerenzerberg.
Durch die Linthkorrektion sank der Wasserspiegel um 5,5 m. Bei Hochwasser erlangt der See jeweils sein früheres Aussehen.
In der südöstlichen Ecke des Sees, auf dem Gebiet der Gemeinde Quarten, liegt die kleine Schnittlauchinsel.
Fischerei
BearbeitenDer Walensee wird sowohl von Berufsfischern als auch von Sportfischern befischt. Seit 1933 werden Fischfangstatistiken veröffentlicht. Wurden in den 1970er Jahren noch rund 70 Tonnen pro Jahr gefangen, so gingen die Erträge in der Folge stark zurück. 2021 haben die Berufsfischer, drei sind es noch an der Zahl, 4143 kg gefangen, vor allem Felchen, Egli und Rotaugen. Die Sportfischer hatten im gleichen Jahr 1190 kg gefangen, vor allem Egli, Hecht und Forellen.[6]
Verkehr
BearbeitenNach der Eroberung durch die Römer um das Jahr 15 v. Chr. lag der Walensee im Grenzbereich der römischen Provinzen Raetia (Rätien) und Germania superior (Obergermanien). Die römischen vici Centum Prata (Kempraten) und Turicum (Zürich) dienten auf dem Wasserweg Walensee–Zürichsee über die Limmat und den Rhein als Knotenpunkte des Warenverkehrs über die Alpenroute.
Verkehrstechnisch war der Walensee seit der Antike eine grosse Herausforderung, da es dort kaum Ebenen gibt. So trassieren die Bahnstrecke Ziegelbrücke–Chur resp. die ehemalige Südostbahn Sargans–Rapperswil wie auch die Autobahn A3 den Walensee durch Galerien und Tunnels. Bis zur Eröffnung der Walenseestrasse war auf dem Landweg die Passage zwischen der Linthebene und Walenstadt nur über den Kerenzerberg zwischen Mollis und Quarten möglich. Bis in die frühe Neuzeit wurde der Warenverkehr zwischen Zürich und Chur deshalb per Schiff auf dem Walensee befördert. Allerdings war die weitverzweigte Linth mit ihrem immer wieder wechselnden Lauf zwischen Walensee und Zürichsee für die Schiffsleute und ihre Ruderschiffe eine Herausforderung.
Seit der Errichtung des Linthkanals konnten Güter besser und schneller mit dem Schiff von Walenstadt nach Zürich gefahren werden. Nur zweimal passierte ein Dampfschiff die Kanalstrecke. In der Regel wurden die Güter in der Sust auf Ledischiffe umgeladen, die vom Ufer aus (von Menschen und Tieren, zuletzt auch mit Hilfe von Traktoren) gezogen wurden; das Treideln hiess in der March Recken.[7] Die Eisenbahn machte mit der Zeit den Warentransport auf dem Wasser zwischen Zürich und Walensee überflüssig, die Personenschifffahrt ist jedoch zur beliebten Freizeitbeschäftigung geworden, wie auch die dazugekommene Sportschifffahrt.
1974 wurde in der Linthebene die vierspurige Autobahn A3 eröffnet. Zwischen Weesen und Mühlehorn wurde aus ihr die zweispurige Walenseestrasse. Sie bestand im Wesentlichen aus der Hauptstrasse durch die Dörfer Mühlehorn, Murg, Unterterzen und Mols. Bei Walenstadt begann die Fortsetzung der A3.
Die Hauptstrasse hatte zwar gewöhnliche Verbindungen und Fussgängerstreifen, war aber einem hohen Verkehrsaufkommen ausgesetzt. Der Walensee erhielt durch diesen Engpass einen schweizweiten Ruf als Nadelöhr für den Verkehr, da sich bei hohem Verkehrsaufkommen und den damit verbundenen häufigen schweren Verkehrsunfällen jeweils kilometerlange Staus in der Linthebene bildeten. Jahrelang war die Meldung «Stau am Walensee» in der Ostschweiz so geläufig, dass die Kabarettisten des in den achtziger Jahren populären Trios Eugster dem Walensee den Beinamen Qualensee verliehen. Zur gleichen Zeit wurde die heutige Walenseeautobahn in Arbeitsgemeinschaft verschiedener Bauunternehmungen gebaut. Die Bauleitung übernahm das Bauingenieurbüro Locher & Cie AG in Zürich. 1986 konnte der 5,8 km lange Kerenzertunnel dem Verkehr übergeben werden, womit die A3 entlang des Walensees durchgängig vierspurig wurde.
Der beliebte Fuss- und Wanderweg am nördlichen Ufer des Walensees ist ab Betlis nur den Fussgängern vorbehalten und für Fahrräder gesperrt. Die Wanderung ist wegen der Geländetopografie mit einigen Höhendifferenzen verbunden und gilt teilweise als anspruchsvoll. Sie kann jedoch auch in Quinten unterbrochen werden.
Personenschifffahrt
BearbeitenDrei Kursschiffe des Schiffsbetriebs Walensee verkehren im Sommerhalbjahr zwischen zehn Anlegestellen. Das Schiff Quinten II fasst 260 Passagiere, die Churfirsten 220 und die Seestern 110 Personen. Die Alvier fasst 60 Personen und verkehrt als Personenfähre zwischen Quinten und Murg. Die Gonzen ist ein Kahn oder Ledischiff für den Last- und Warenverkehr am Walensee. Die drei Anlegestellen Betlis, Quinten mit 56 Einwohnern und Au am Nordufer des Sees sind nur mit dem Schiff erreichbar, weswegen die Alvier ganzjährig in Betrieb ist. Der See ist auch im Winter eisfrei. Quinten ist auch der Heimathafen der kleinen Flotte, die Werkstätte und Büros der lokalen Schifffahrtsgesellschaft befinden sich jedoch in Unterterzen.
Das erste Dampfschiff verkehrte 1837. Die Minerva wurde vom Zürichsee auf den Walensee verlegt. Bahn und Strasse führten in den 1860er-Jahren zum Erliegen der Personenschifffahrt. Eine erste Wiederinbetriebnahme zwischen 1900 und 1925 war nicht von langer Dauer. In den 1940er- bis 1960er-Jahren erfolgte ein Neubeginn, zuerst mit kleinen Motorbooten, ab 1954 mit dem Motorschiff Quinten I sowie 1971 mit der Fridolin. Die grosse Wende geschah dank der Unterstützung durch die Tourismusorganisationen ab den 1970er-Jahren. Die Churfirsten wurde 1976, die Seestern 1982 und die Quinten II 1987 in Betrieb genommen. Für den Schifffahrtsbetrieb war 1950–2004 die Quintner Familie Walser prägend; seither zeichnet die Schiffbetrieb Walensee AG verantwortlich.
Schiffländen
BearbeitenSchiffländen der Personenschifffahrt, von Osten nach Westen:
Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Schiffländen: OSM
Name | Seite | Lage | Kt. | ⊙ | Bild | Anmerkungen |
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Walenstadt (See) | Nord | Walenstadt | SG | |
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Mols (See) | Süd | Mols | SG | |
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Unterterzen (See) | Süd | Unterterzen, beim Bahnhof Unterterzen, Talstation Luftseilbahn Flumserberge | SG | |||
Quinten Au | Nord | Quinten | SG | |
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Murg Ost (See) | Süd | Murg | SG | |
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Quinten | Nord | Quinten | SG | |||
Murg West (See) | Süd | Murg | SG | |
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Mühlehorn (See) | Süd | Mühlehorn, beim Bahnhof Mühlehorn | GL | |
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Betlis | Nord | Weesen | SG | |
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Weesen (See) | Nord | Weesen | SG | |
Wassersport
BearbeitenBei Sporttauchern ist der Walensee wegen seines oftmals klaren Wassers beliebt. Weil der Walensee meist um einige Grad kühler als der Boden- oder Zürichsee ist, entwickeln sich die Algen langsamer als in anderen Seen, was zu einer meist besseren Sichtweite unter Wasser führt. Zahlreiche Unterwasser-Felswände erlauben es, schnell in grosse Tiefen abzutauchen, und an einigen Stellen gibt es Schiffswracks zu erkunden. Das bekannteste davon ist das sogenannte «Lediwrack», das zwischen Mols und Walenstadt auf etwa 30 Metern Tiefe liegt.[8] Der vielerorts steilabfallende Seegrund und die kühlen Temperaturen machen den Walensee zu einem für Taucher anspruchsvollen Gewässer, das nur von erfahrenen Tauchern betaucht werden sollte.
Besonders ab Oktober bis Dezember können am Walensee aufgrund der Enge des Tales starke Winde auftreten. Regelmässig können dann erfahrene Starkwindsurfer beobachtet werden.
Kultur
BearbeitenAm Ostufer des Sees befindet sich bei Walenstadt die Walensee-Bühne, auf der seit 2005 im Sommer Musicals aufgeführt werden.
Trivia
Bearbeiten1850 ging im Walensee das Dampfboot Delphin unter.[9]
1951 wurden im Walensee von der Schweizer Armee eine Tonne deutsche MG 42 versenkt. Zwischen 1960 und 1965 wurden weiter 200 kg Munition versenkt, die genauen Versenkungsorte sind nicht bekannt.[10]
Das vollbeladene Kies-Transfer-Schiff Brisi sank im April 2006 innert Sekunden, wobei die ganze Ladung auf den Seeboden kippte. Nach zwei Monaten glückte die Bergung des Schiffes aus etwa 130 Metern Tiefe. Die Kiesladung eines solchen grösseren Ledischiffes beträgt mindestens 300 Tonnen.[11] Ursache waren die offen gebliebenen Revisionsluken, durch die Wasser eines Lecks ungehindert in alle weiteren Schotts eindringen konnte.
Als Franz Liszt 1837 mit seiner Geliebten Gräfin Marie d’Agoult von Genf an den Comersee reiste, nahm er von Weesen nach Walenstadt das Schiff (die Strasse über den Kerenzerberg wurde erst 1848 eröffnet). Dieser Fahrt auf dem Walensee widmete er das Klavierstück «Au lac de Wallenstadt».[12][13]
Bilder
BearbeitenSiehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Jakob Kuratli Hüeblin: Walensee. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Guido Städler: Walensee-Schiffahrt 1837–1987. 150 Jahre «moderne» See- und Schiffahrtsgeschichte. Städler, Walenstadt 1987.
- Guido Städler: Walensee-Schiffahrt, Linth-Schiffahrt. Walensee–Linth–Zürichsee. Sarganserländer Verlag, Mels 1996. 2. Auflage 2012, ISBN 978-3-907926-11-6.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e Seen (Bundesamt für Umwelt BAFU). In: geo.admin.ch. Abgerufen am 19. Januar 2020.
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Band XV, Spalte 1426.
- ↑ Gertrud Walch: Orts- und Flurnamen des Kantons St. Gallen. Bausteine zu einem Glarner Namenbuch. Schaffhausen 1996, S. 266.
- ↑ wanderland.ch ( vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Die Diffluenz des würmeiszeitlichen Rheingletschers bei Sargans ( vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Reto Vincenz: Walensee-Fisch wird zur Rarität: Das zeigt die Fischfangstatistik. In: tagblatt.ch. 23. Juni 2022, abgerufen am 18. Februar 2023.
- ↑ Schifffahrt auf der Linth ( vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Daniel Mate: Mols, Lediwracks. Walensee. In: Tauchplatz Verzeichnis. Swiss Divers, 16. Februar 2010, abgerufen am 30. April 2014.
- ↑ Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 11857, Band 5, S. 665
- ↑ Historische Abklärungen zu Ablagerungen und Munitionsversenkungen, VBS (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)
- ↑ Schweiz Aktuell, Videobeitrag vom 15. Juni 2006 ( vom 4. November 2011 im Internet Archive)
- ↑ Bündner Monatsblatt 1/2020, S. 41
- ↑ Aufnahme mit Francesco Piemontesi